Schlussformel im Arbeitszeugnis – Noten & Muster
Was ist eine Schlussformel im Arbeitszeugnis?
Die Schlussformel in einem Arbeitszeugnis ist eine wichtige Abschlussnote, die das Arbeitsverhältnis zusammenfasst und dem Mitarbeiter gute Wünsche für die Zukunft mit auf den Weg gibt.
In deutschen Arbeitszeugnissen ist es im Allgemeinen üblich, die Beurteilung mit einem:
- Grund für das Ausscheiden
- Einem Dank für geleistete Dienste
- Dem Bedauern über das Ausscheiden und
- Mit guten Wünschen für die Zukunft zu beenden.
Eine typische Schlussformel in einem Arbeitszeugnis könnte lauten:
„Herr Mustermann verlässt unser Unternehmen auf eigenen Wunsch. Wir bedauern sein Ausscheiden sehr und danken ihm für stets sehr gute Leistungen. Auf seinem weiteren Berufs- und Lebensweg wünschen wir Herrn Mustermann alles Gute und weiterhin viel Erfolg.
Ist eine Schlussformel verpflichtend?
In einem aktuellen und wegweisen Urteil des Bundesarbeitsgerichts vom 25.01.2022 (9 AZR 146/21) wurde klargestellt, dass Arbeitnehmer keinen Anspruch auf eine Dankes- oder Wunschformel im Arbeitszeugnis haben. Im Streitfall ging es um die Forderung eines Arbeitnehmers nach einer bestimmten Formulierung in seinem Arbeitszeugnis, die vom Arbeitgeber abgelehnt wurde. Das Gericht vertrat die Auffassung, dass der Arbeitgeber zwar wahrheitsgemäße und eindeutige Zeugnisse ausstellen muss, aber nicht verpflichtet ist, sich genau an die vom Arbeitnehmer geforderte Formulierung zu halten.
Dieses Urteil ist insofern von Bedeutung, als es einen Präzedenzfall für Arbeitgeber und Arbeitnehmer in Deutschland schafft und die Pflichten des Arbeitgebers bei der Ausstellung von Arbeitszeugnissen klarstellt. Es unterstreicht, dass der Arbeitgeber die Pflicht hat, die Richtigkeit und Fairness des Zeugnisses zu gewährleisten. Gleichzeitig wird dem Arbeitgeber ein Ermessensspielraum bei der Formulierung des Zeugnisses zugestanden. Der Arbeitnehmer hat zusammenfassend keinen Anspruch auf eine Schlussformulierung, da sie nicht verpflichtend ist.
Worauf lässt eine fehlende Schlussformel schließen?
Fehlt eine Schlussformel im Zeugnis oder sind Teile der Schlussformel nicht vorhanden oder irritierend als Zeugniscode formuliert, interpretieren dies Personaler und Führungskräfte in der Regel als negativ. Sie vermuten in diesem Fall eine mögliche unfreiwillige Kündigung oder einen Konflikt zwischen dem Arbeitgeber und dem Arbeitnehmer. Da der Schlusssatz den letzten Eindruck beim Lesen eines Zeugnisses prägt, verstärkt ein professioneller und wertschätzender Schlusssatz den positiven Eindruck. Im Umkehrschluss führt eine fehlende Schlussformel dazu, das gesamte Arbeitszeugnis zu hinterfragen.
Welche Bestandteile umfasst die Schlussformel?
Eine professionell aufbereitete und vollständige Schlussformel in einem deutschen Arbeitszeugnis hat den Anspruch auf diese vier Komponenten:
- Grund des Ausscheidens: In diesem Abschnitt wird der Grund für das Ausscheiden des Mitarbeiters aus dem Unternehmen erläutert. Dies kann beispielsweise ein freiwilliger Weggang, betriebsbedingte Gründe oder das Ende eines befristeten Vertrags sein
- Bedauern: Hier drückt der Arbeitgeber sein Bedauern über das Ausscheiden des Mitarbeiters aus. Dies kann in verschiedenen Formulierungen ausgedrückt werden, um die Wertschätzung für die geleistete Arbeit zu betonen.
- Dank für die Zusammenarbeit: In diesem Teil des Zeugnisses wird dem Mitarbeiter für die während seiner Tätigkeit im Unternehmen geleistete Arbeit gedankt. Es wird Anerkennung für die Zusammenarbeit und die erbrachten Leistungen ausgesprochen.
- Gute Wünsche: Zum Abschluss der Schlussformel werden dem Mitarbeiter gute Wünsche für seine berufliche Zukunft und sein persönliches Leben übermittelt. Dies kann Erfolg, Gesundheit und persönliches Wohlergehen einschließen.
Um Ihnen zu zeigen, wie Sie die Schlussformel mit diesen vier Bestandteilen formulieren, habe ich Ihnen in der folgenden Tabelle vier Beispiele zusammengestellt.
Schlussformel-Beispiele | Schlussformel mit Note 1 | Schlussformel mit Note 2 | Schlussformel mit Note 3 | Schlussformel mit Note 4 |
---|---|---|---|---|
Grund des Ausscheidens | Nach Ablauf der befristeten Beschäftigungszeit verlässt uns Frau Schulze zum 31.12.2023 | Herr Meier verlässt unser Unternehmen zum 31.12.2023 auf eigenen Wunsch. | Herr Müller verlässt das Unternehmen aus betriebsbedingten Gründen. | Herr Schmidt verlässt unser Unternehmen zum 31.12.2023 im gegenseitigen Einverständnis. |
Bedauern | Wir bedauern es sehr, Frau Schulze als äußerst engagierte und erfolgreiche Mitarbeiterin zu verlieren. | Wir bedauern diese Entscheidung sehr | Wir bedauern es, Herrn Müller zu verlieren | / |
Dank für die Zusammenarbeit | Wir bedanken uns für die stets hervorragenden Leistungen. | und danken Herrn Meier für die stets gute Zusammenarbeit. | und bedanken uns für die gute Zusammenarbeit. | Für die Mitarbeit von Herrn Schmidt bedanken wir uns. |
Gute Wünsche | Wir wünschen Frau Schulze für die Zukunft weiterhin viel Erfolg und persönlich alles Gute. | Für die Zukunft wünschen wir Herrn Meier weiterhin sowohl beruflich wie privat viel Erfolg und alles Gute. | Weiterhin wünschen wir Herrn Müller viel Erfolg und persönlich alles Gute. | Wir wünschen ihm für die Zukunft alles Gute, besonders Gesundheit. (ausreichend) |
Benotung | Sehr gut | Gut | Befriedigend | Ausreichend |
Die Tabelle verdeutlich, dass insbesondere die Begriffe „stets“ in Kombination mit Superlativen auf gute bis sehr gute Schulnoten hinweisen. Wer dem ausscheidenden Mitarbeiter eine sehr gute Benotung geben möchte, sollte zusätzlich darauf achten, beschreibende Adjektive und eine zusammenfassende positive Bewertung mit in die Schlussformel aufzunehmen.
Was macht eine gute bis sehr gute Schlussformel aus?
Eine gute bis sehr gute Schlussformel in einem Arbeitszeugnis verfügt über das Adverb „stets“ und einen Superlativ (die stets sehr gute Zusammenarbeit). Darüber hinaus sind die Formulierungen bei sehr guten Abschlussformeln äußerst wertschätzend und individuell. Entscheidend ist ebenfalls, dass alle vier Komponenten in der Schlussformel enthalten sind. Fehlt beispielsweise das Bedauern über das Ausscheiden des Mitarbeiters, ist klar ersichtlich, dass dieser Angestellte nicht dem besten Eindruck im Unternehmen hinterlassen hat.
Vollständige Muster für Schlussformeln nach Schulnoten
Der Arbeitnehmer Herr Thomas Schulz verlässt sein aktuelles Unternehmen, um sich in einer anderen Position fachlich und persönlich weiterzuentwickeln. Abhängig von seinen Leistungen, seiner sozialen Kompetenz und seinem Ansehen im Unternehmen erhält Herr Schulze die folgende Schlussformel im Arbeitszeugnis:
Benotung | Muster für Schlussformel |
---|---|
Sehr gut | Herr Schulz verlässt uns auf eigenen Wunsch zum 31.12.2023. Der Abschied von Herrn Schulz fällt uns sehr schwer, da wir einen stets sympathischen und erfolgreichen Mitarbeiter verlieren. Wir bedanken uns bei Herrn Schulz für die stets hervorragenden Leistungen. Sowohl beruflich als auch privat wünschen wir Herrn Schulz weiterhin viel Erfolg und alles Gute. |
Gut | Herr Schulz verlässt unser Unternehmen zum 31.12.2023. Wir bedauern diese Entscheidung sehr. Wir danken Herrn Schulz für die stets gute Mitarbeit. Wir wünschen für die Zukunft weiterhin Erfolg und persönlich alles Gute. |
Befriedigend | Herr Schulz verlässt uns auf eigenen Wunsch zum 31.12.2023. Wir bedauern es, Herrn Schulz als Mitarbeiter zu verlieren. Für die gute Zusammenarbeit bedanken wir uns. Weiterhin wünschen wir Herrn Schulz viel Erfolg und persönlich alles Gute. |
Ausreichend | Herr Schulz verlässt uns auf eigenen Wunsch zum 31.12.2023. Für seine Mitarbeit bedanken wir uns. Wir wünschen Herrn Schulz persönlich alles Gute und für die berufliche Zukunft weiterhin viel Erfolg. |
Mangelhaft | Keine Schlussformel |
Ungenügend | Keine Schlussformel |
Nach der aktuellen Rechtsprechung muss ein Arbeitszeugnis im Mindestfall mit der Schulnote befriedigend erstellt werden. Wünscht der Arbeitnehmer ein besseres Arbeitszeugnis oder eine bessere Abschlussformel, muss er den Nachweis erbringen, dass seine Leistungen im Arbeitsverhältnis als sehr gut oder gut bewertet wurden.
Umgekehrt muss ein Arbeitgeber bei einem Abschlusszeugnis mit einer schlechteren Note als befriedigend bei einer Klage vor dem Arbeitsgericht den Nachweis erbringen, dass das Verhalten oder die Arbeitsleistung tatsächlich ausreichend, mangelhaft oder ungenügend waren.