Unfallursachen am Arbeitsplatz – die häufigsten Ursachen von Arbeitsunfällen
Die häufigsten Unfallursachen für Arbeitsunfälle in Deutschland
Es ist zielführend, die häufigsten Unfallursachen für Arbeitsunfälle in Deutschland zu kennen und daraus zu lernen. Die Berufsgenossenschaften veröffentlichen regelmäßig Statistiken, die ausweisen, welche Unfallschwerpunkte bei Arbeitsunfällen eingegrenzt werden können.
Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) erstellt regelmäßig Online-Publikationen und Übersichten, aus denen sich explizit ablesen lässt, wie hoch die Inzidenz von Arbeitsunfällen in Deutschland ist und was die häufigsten Unfallursachen sind.
Häufige Unfallursachen je nach Tätigkeit am Arbeitsplatz
Nach der Statistik des Arbeitsunfallgeschehens von 2022 liegen den meldepflichtigen Arbeitsunfällen insbesondere folgende Ursachen bei der Betrachtung der Tätigkeit zugrunde:
Die häufigsten Unfallursachen nach Tätigkeit des Betroffenen | Prozent an Gesamtheit der meldepflichtigen Arbeitsunfälle | Beispiele |
---|---|---|
Arbeitsunfall aus der Bewegung heraus. Abkürzung: SRS = Stolpern, Rutschen oder Stürzen | 30,70 Prozent | Stolpern über ungesicherte Baustoffe auf dem Boden, Geräte oder Maschinen Ausrutschen auf nassem oder glattem Boden, zum Beispiel bei der Arbeit mit einem Hochdruckreiniger Sturz auf der Treppe oder einer Baustelle |
Arbeiten mit manuellen oder motormanuellen Handwerkzeugen | 16,70 Prozent | Arbeitsunfall an der Drehmaschine, bei dem eine Hand verletzt wird Unfall an einer Bandsäge, durch die ein Finger abgetrennt wird Unfall mit einem Cuttermesser mit erheblicher Schnittverletzung der Hand Arbeitsunfall mit einer Fräsmaschine aufgrund fehlerhaftem Tragens der persönlichen PSA |
Manuelle Handhabung von Gegenständen und Werkzeug | 17,10 Prozent | Unzureichendes Verstauen von schweren Materialien, die in der Folge herunterfallen und Menschen erschlagen Unprofessioneller Umgang beim Öffnen von Kisten oder Transportverpackungen Mangel an Erfahrung bei bestimmten Tätigkeitsbereichen. |
Transportieren eines Gegenstandes in der Horizontalen, Vertikalen oder einer Last (Transport von Hand) | 11,70 Prozent | Falsches Transportieren oder Heben von schweren Gegenständen oder Baumaterialien Einsatz einer falschen Hebetechnik |
Arbeit an der Maschine (Überwachung, Bedienung, Start oder Stillsetzung) | 5,70 Prozent | Entfernung eines blockierten Gegenstandes aus einer nicht abgeschalteten Maschine Korrektur eines falsch positionierten Stoffes in der Maschine |
Häufige Unfallursachen in Bezug auf Arbeitsmittel
Es kann bei der Analyse des Arbeitsunfalls nicht nur die Tätigkeit selbst betrachtet werden, sondern auch das Arbeitsmittel. An folgenden Gegenständen wurden Arbeitsunfälle registiert:
Arbeitsmittel/Gegenstand | Anteil an meldepflichtigen Arbeitsunfällen | Beispiele |
---|---|---|
Bauliche Anlagen | 30,90 Prozent | Treppen, Leitern, Gerüste oder Boden |
Bestandteile und Erzeugnisse von Maschinen | 19,10 Prozent | Maschinenbauteile oder -Werkzeuge sowie Splitter oder Späne als Erzeugnisse |
Systeme zum Transport oder zur Lagerung | 12,10 Prozent | Unfälle mit Hubwagen oder Stapler |
Handwerkzeuge, die manuelle verwendet werden | 8,70 Prozent | Manuelle Sägen, Hammer oder Schraubwerkzeug |
Maschinen | 4,7 Prozent | Maschinen, die zur Gewinnung von Rohstoffen oder zum Graben verwendet werden, aber auch produzierende Maschinen |
Kraftfahrzeuge wie LKWs oder PKWs | 3,3 Prozent | |
Handwerkzeuge, die von einem Motor getrieben werden | 3 Prozent | Bohrmaschinen, Kreissägen oder Schleifgeräte |
Unfallursachen im Büro
Anhand der Liste der typischen Bürounfälle ist nachvollziehbar, dass vor allem Stolper-. Rutsch- und Sturzunfälle, die zu den häufigsten Arbeitsunfällen führen, im Unternehmen im Besonderen betrachtet werden sollten.
Konkret beziehen sich diese Bürounfälle auf
- Stolper- und Sturzunfälle im Büro, zum Beispiel durch das Stolpern über ein ungesichertes Kabel, einen Sturz von der Treppe oder durch verstellte Verkehrswege.
- Rutsch- und Sturzunfälle durch einen frisch gewischten und somit nassen Boden.
- Zusammenstöße mit Kollegen, zum Beispiel an uneinsehbaren Gängen oder beim Tragen von schweren Gegenständen.
- Schnitt- Kratz und Schürfverletzungen bei der Arbeit mit Scheren, Cuttern, Schneidemaschinen oder anderen Bürogeräten.
- Anschlagen und Anstoßen, zum Beispiel an einer Büroschublade oder einem Bürocontainer.
- Umfallen von Gegenständen: Sind Regale nicht korrekt befestigt oder lösen sich Bilder oder ein in der Wand befestigter Bildschirm, kann dies einen schwerwiegenden Arbeitsunfall nach sich ziehen.
- Arbeitsunfälle mit technischen Geräten, beispielsweise durch einen Stromschlag oder die Explosion eines Bildschirms.
- Belastungen und Ausfälle durch zu schweres Heben, langes Sitzen oder andere Überlastungen.
- Unfälle durch Einatmen oder die Berührung mit Giftstoffen. Typisch sind Verätzungen durch Reinigungsmittel, ein Säureunfall oder allergische Reaktionen durch einen ausgetauschten Bodenbelag.
Stolperfallen am Arbeitsplatz verhindern
Fallen offensichtliche Stolperfallen auf, müssen diese umgehend entschärft werden. Darüber hinaus sollte bei einer Veränderung des Raumkonzeptes zu jeder Zeit die Vermeidung von Unfällen priorisiert werden.
Dies schließt ein:
- Büromöbel mit ausreichend Platz aufzustellen,
- Eine ausreichende Beleuchtung im Office sicherzustellen,
- Rutschfeste Bodenbeläge zu verbauen und schwer erkennbare Glastüren zu kennzeichnen,
- Fluchtwege auszuschildern und nicht zu blockieren,
- Einen Sicherheitsbeauftragten pro Abteilung zu benennen, der im Falle eines Arbeitsunfalls erste Hilfe leisten oder Hilfe anfordern kann.
Unfallfolgen und Handlungsempfehlungen für Unternehmen
Die Folgen eines Arbeitsunfalls im Unternehmen haben eine hohe Bandbreite. Sie können harmlos oder schwerwiegend und für Menschen lebensbedrohend sein. Es kann zu den unterschiedlichsten gesundheitlichen Einschränkungen kommen. Unternehmen, die sich im Vorfeld auf Arbeitsunfälle und mögliche Verletzungen vorbereiten, können im Notfall schneller und effektiver handeln.
Unfallfolgen | Handlungsempfehlung |
Quetschungen, Prellungen und Blutergüsse | Kühlen und Hochlagern. |
Schürfwunden und Schürfverletzungen | Erstversorgung mit Pflaster oder Wundmaterial. |
Knochenfrakturen oder Zerrungen, Dehnungen und Risse von Bändern | Geeignete Personenaufnahmemittel, zum Beispiel eine Trage im Betrieb vorhalten. Therapieliegen im Erste-Hilfe-Raum bereithalten. Notarzt zur Erstversorgung rufen. |
Gehirnerschütterungen | Lagerung des Patienten auf einer Therapieliege. Rufen eines Notarztes zur Erstversorgung. |
Bandscheibenvorfälle | Der Grad der Verletzung des Rückens kann ohne medizinische Kenntnisse nicht eingeschätzt werden. Patienten in eine für ihn angenehme Ruhelage bringen und Notarzt rufen. |
Offene Blutungen | Blutungen umgehend stillen. Erstversorgung mit Wundmaterial und Rufen des Notarztes. |
Vorgehen nach einem Arbeitsunfall
Nach einem Arbeitsunfall sind einige Maßnahmen zu ergreifen. Dazu gehören unter anderem:
- Erste Hilfe Maßnahmen und Notruf
- Meldung des Arbeitsunfalls bei der Berufsgenossenschaft
- Absicherung der Unfallstelle
- Analyse des Arbeitsunfalls und der zugrundeliegenden Unfallursachen
- Optimierung oder Einführung neuer Schutzmaßnahmen zur Prävention
Erste-Hilfe-Maßnahmen und Absetzung des Notrufes
Der erste und wichtigste Schritt nach einem Arbeitsunfall ist die unverzügliche Leistung von Erster Hilfe. Dabei müssen die Ersthelfer vor Ort schnell und kompetent handeln, um weitere Schäden zu vermeiden und das Leben des Verletzten zu sichern. Je nach Schwere des Unfalls kann dies von der Wundversorgung über die Stabilisierung bis hin zur Wiederbelebung reichen. Gleichzeitig sollte ein Notruf abgesetzt werden, um professionelle medizinische Hilfe so schnell wie möglich zu erhalten.
Arbeitsunfall melden
Jeder Arbeitsunfall, der zu einer Arbeitsunfähigkeit von mehr als drei Tagen führt, muss der zuständigen Berufsgenossenschaft gemeldet werden – und zwar durch eine Unfallanzeige. Diese Meldung ist gesetzlich vorgeschrieben und dient nicht nur der Dokumentation, sondern auch der Einleitung von Rehabilitationsmaßnahmen sowie der Klärung etwaiger Versicherungsansprüche.
Der Unfallbericht muss umfassend und fristgerecht erstellt und eingereicht werden, um den Fall korrekt zu bearbeiten. Bei schweren Unfällen ist es zielführend, den Unfallhergang in Fotos festzuhalten, um den Unfallhergang im Nachhinein kompetenter untersuchen zu können.
Sucht der Mitarbeiter bei einer leichten Verletzung nach dem Arbeitsunfall einen Arzt auf, muss dieser persönlich angeben, dass es sich um einen Arbeitsunfall handelte, damit die Unfallanzeige der Berufsgenossenschaft erstellt werden kann.
Absicherung der Unfallstelle
Um weitere Unfälle zu vermeiden, muss die Unfallstelle sofort gesichert werden. Dies bedeutet, dass potenzielle Gefahrenquellen wie defekte Maschinen abgeschaltet oder gesperrt werden und der betroffene Bereich für den Zutritt durch Unbefugte gesperrt wird.
Eine erkennbare Gefahren- und Unfallstelle sollte nach dem Arbeitsunfall abgesperrt oder mit einem Warnhinweis versehen werden. Dies ist zum Beispiel bei einem Säureunfall oder bei einem Sturz bei rutschigem Boden sinnvoll, damit weitere Arbeitsunfälle vermieden werden.
Analyse des Arbeitsunfalls und der Unfallursachen
Egal, ob die Unfallursache auf sicherheitswidrigem Verhalten des Menschen oder einer Fehlfunktion einer Maschine beruht: Jeder Arbeitsunfall im Betrieb sollte umfassend beleuchtet werden, um Vorsorge- und Schutzkonzepte zu entwickeln oder zu spezifizieren. Ziel dieser Unfallanalyse ist es, die genauen Ursachen des Unfalls zu ermitteln. Dazu werden die Arbeitsbedingungen, das Verhalten der Beteiligten und eventuelle technische Mängel untersucht.
Einführung von Präventionsmaßnahmen
Auf Basis der Unfallanalyse müssen konkrete Maßnahmen ergriffen werden, um zukünftige Unfälle zu verhindern. Dies kann die Optimierung bestehender Sicherheitsvorkehrungen oder die Einführung neuer Schutzmaßnahmen umfassen. Dazu gehören unter anderem technische Verbesserungen, Schulungen für Mitarbeiter oder die Anpassung von Arbeitsprozessen. Dienstanweisungen für die Mitarbeiter und das Ausweiten von Unfallverhütungsvorschriften können in der Folge erneute Arbeitsunfälle verhindern und die Sicherheit am Arbeitsplatz steigern.