Unfallbericht schreiben

Unfallbericht schreiben: Inhalte, Form + Muster und Tipps

Jeder Unfall ist eine Schocksituation für alle Beteiligten. Der Unfallhergang muss trotzdem lückenlos dokumentiert werden. Wenn Sie den erforderlichen Unfallbericht schreiben, muss dieser alle relevanten Daten beinhalten und stets in kurzen Sätzen sachlich formuliert werden.
Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Unfallbericht?

Ein Unfallbericht ist ein schriftliches Dokument, das detaillierte Informationen über den Hergang eines Unfalls festhält. Er dient dazu, die Umstände, Beteiligten und Folgen des Unfalls zu erfassen, um diese für Versicherungsansprüche, rechtliche Schritte oder interne Untersuchungen zu dokumentieren.

Wann muss ein Unfallbericht verfasst werden?

Da ein Unfallbericht das grundlegende Dokument der Unfallanzeige darstellt, ist ein Unfallbericht in jedem Fall bei einem meldepflichtigen Arbeitsunfall zu schreiben. Die Meldepflicht eines Arbeitsunfalls kommt zum Tragen, wenn der Unfallbeteiligte so stark verletzt wurde, dass eine Krankmeldung länger als drei Tage andauert. In diesem Fall ist der Arbeitgeber verpflichtet, den Arbeitsunfall der Berufsgenossenschaft und parallel der Unfallkasse zu melden. Dies erfolgt mit einer Unfallanzeige, die ebenfalls einen detaillierten Unfallbericht enthält.

Wichtig: Bei jedem Arbeitsunfall – auch ohne eine mehr als 3-tägige Arbeitsunfähigkeit – besteht eine Dokumentationspflicht. Demnach ist ein Unfallbericht auch anzufertigen, wenn keine Pflicht zur Meldung per Unfallanzeige besteht.

Was ist ein Arbeitsunfall?

Bevor geklärt werden kann, wie Sie einen guten Unfallbericht schreiben und was inhaltlich hinein gehört, muss der Begriff „Arbeitsunfall“ zunächst definiert werden: Ein Unfall innerhalb der alltäglichen Tätigkeiten wird in vielen Fällen als Arbeitsunfall behandelt. Auch ehrenamtliche Mitarbeiter, die an einem derartigen Unfall beteiligt sind, werden berücksichtigt. Wichtig zu wissen ist auch, dass die Unfallversicherung Unfälle bei der Pflege eines Familienmitgliedes in der eigenen Wohnung als Arbeitsunfall dazurechnet. Nicht nur der Unfall in der Schule, sondern auch in der Kita gehört in diesen Bereich.

Typische Beispiele für Arbeitsunfälle sind Stromschläge, Verletzungen durch den Betrieb von Maschinen im Arbeitsbereich. Herabfallende Teile gehören ebenfalls zu den häufigen Unfallursachen. Ein Arbeitsunfall liegt auch dann vor, wenn der Mitarbeiter aufgrund von übermäßigem Stress oder psychischer Belastung eine Ohnmacht oder einen Herzanfall erleidet.

Unfallbericht schreiben: Welche Inhalte gehören hinein?

Ein Unfallbericht sollte stets detailliert den Unfallhergang beschreiben und alle beteiligten Personen auflisten. Zugleich muss sachlich dargestellt werden, wann und an welchem Einsatzort der Unfall geschah.

Folgende Inhalte erlauben eine umfassende Dokumentation des Vorfall und eine präzise Analyse:

  1. Angaben zur betroffenen Person: Name, Geburtsdatum, Position im Unternehmen und gegebenenfalls Beschäftigungsdauer der verletzten Person.
  2. Unfalldatum und -zeit: Das genaue Datum und die Uhrzeit des Unfalls.
  3. Unfallort: Genaue Beschreibung des Unfallortes, zum Beispiel Produktionshalle, Büro oder Baustelle.
  4. Unfallhergang: Detaillierte Schilderung des Ablaufs, wie es zu dem Unfall gekommen ist. Dabei sollten alle relevanten Tätigkeiten, Maschinen oder Werkzeuge beschrieben werden, die am Unfall beteiligt waren.
  5. Art der Verletzung: Beschreibung der erlittenen Verletzungen, einschließlich der betroffenen Körperteile und des Schweregrads.
  6. Offenlegung von Sachschäden: Im Fall eines Sachschadens, sind diese zu offenzulegen. Auch Fotos können hier dienlich sein.
  7. Erste Maßnahmen: Angaben darüber, welche Sofortmaßnahmen ergriffen wurden, wie Erste Hilfe, Alarmierung des Rettungsdienstes oder Abtransport ins Krankenhaus.
  8. Zeugen: Namentlich Nennung von Personen, die den Unfall beobachtet haben und möglicherweise weitere Informationen zum Hergang geben können.
  9. Berichtsersteller und Datum: Unterschrift desjenigen, der den Bericht verfasst hat, sowie das Erstellungsdatum.

Was gehört nicht in den Unfallbericht?

In einen Unfallbericht bei einem Arbeitsunfall gehören keine persönlichen Meinungen, Schuldzuweisungen oder Spekulationen. Der Bericht sollte sachlich und objektiv sein, um den Vorfall präzise zu dokumentieren. Auch unrelevante Informationen oder emotionale Bewertungen haben keinen Platz, da sie die Klarheit und den Fokus des Berichts beeinträchtigen können. Unverifizierte Annahmen über den Unfallhergang oder die Beteiligten sollten vermieden werden, da sie die Integrität der Unfalluntersuchung gefährden könnten. Sollten Personen verletzt sein, ist es nicht die Aufgabe des Berichtschreibers, Diagnosen zu stellen oder langwierige Schäden zu erläutern.

Kurzum: In den Unfallbericht ist nur die tatsächliche Begebenheit mit Beweisfotos oder Skizzen zu erläutern. Es wird nochmals darauf hingewiesen: kurze und sachliche Darstellung ohne Emotionen.

Tipp: Der Einfachheit halber einfach die W-Fragen wie eine Checkliste abarbeiten, sodass die zuständigen Behörden nur die relevanten Daten vorliegen haben.

5 Tipps zum Formulieren des Unfallberichtes

Um einen Arbeitsunfall zu dokumentieren gibt es keine allgemeingültigen Formulare. So muss der Unfallhergang mit eigenen Worten geschildert werden. Der Unfallbericht muss dabei lückenlos, sachlich und präzise verfasst sein, da er unter Umständen als Beweisstück in Gerichtsverfahren und auf jeden Fall zur Klärung der anstehenden Kosten genutzt wird. Der Arbeitgeber sollte also auf den sachlichen Inhalt, sowie auf belegbare Fakten achten.

Folgende Tipps helfen beim Verfassen des Unfallberichtes nach einem Arbeitsunfall:

  1. Vollständigkeit der Informationen: Stellen Sie sicher, dass alle relevanten Details wie Datum, Uhrzeit, Unfallort, beteiligte Personen und die genaue Abfolge der Ereignisse vollständig und genau erfasst werden. Berücksichtigen Sie am besten die W-Fragen, um eine lückenlose Dokumentation sicherzustellen.
  2. Präzise Formulierungen: Verwenden Sie klare und präzise Sprache, um Missverständnisse zu vermeiden. Achten Sie darauf, dass Ihre Beschreibung des Vorfalls für Außenstehende nachvollziehbar ist.
  3. Chronologische Darstellung: Schildern Sie den Ablauf des Unfalls in der Reihenfolge, in der die Ereignisse stattgefunden haben, um den Vorfall verständlich und logisch darzustellen.
  4. Zeugenangaben: Nennen Sie alle Personen, die den Unfall beobachtet haben, und geben Sie deren Aussagen im Bericht wieder. Zeugenberichte können wertvolle zusätzliche Perspektiven liefern. Sämtliche Zeugen müssen vom Arbeitgeber zudem namentlich und mit Wohnadresse aufgeführt werden, damit die betreffenden Mitarbeiter bei etwaigen Unklarheiten und Rückfragen erneut befragt werden können.
  5. Zeitnahe Erstellung des Umfallberichtes: Wenn eine Person bei einem Arbeitsunfall verletzt wurde, muss der entsprechende Unfallbericht zeitnah geschrieben werden. Ärztliche Gutachten und Krankenhausberichte werden zu gegebener Zeit den Unfallbericht vervollständigen.

Form: Wie muss der Unfallbericht aussehen?

Ein Unfallbericht sollte klar strukturiert und formal korrekt aufgebaut sein, um eine übersichtliche und präzise Dokumentation des Vorfalls zu gewährleisten. Folgende Gliederung könnte sich für den Aufbau des Unfallberichtes eignen:

  • Überschrift: Der Bericht sollte mit einer klaren und prägnanten Überschrift beginnen, z. B. „Unfallbericht: Arbeitsunfall vom [Datum].“
  • Einleitung: Zu Beginn sollten die Grunddaten wie Datum, Uhrzeit und Ort des Unfalls angegeben werden.
  • Unfallhergang: Detaillierte Beschreibung des Vorfalls – einschließlich der Verletzungen und getroffenen Sofortmaßnahmen.
  • Beteiligte Personen: Angaben zur verletzten Person und eventuellen Zeugen.
  • Unterschrift und Datum: Am Ende des Berichts sollten der Name, die Unterschrift des Berichtserstellers und das Datum der Erstellung stehen.

Muster für einen Unfallbericht

Vorgedruckte Formulare gibt es nicht für diesen Bereich, jedoch können Musterberichte hilfreich bei der ERstellung des eigenen Unfallberichtes sein. Orientieren Sie sich daher gern an dem folgenden Muster-Beispiel eines Unfallberichtes für einen fiktiven Arbeitsunfall:

Muster Unfallbericht: Arbeitsunfall vom 15. August 2024

1. Unfallbeteiligte Person:

  • Name: Max Mustermann
  • Geburtsdatum: 12. März 1985
  • Position: Maschinenführer, Produktionsabteilung
  • Beschäftigungsdauer: 5 Jahre

2. Unfallzeitpunkt und -ort:

  • Datum: 15. August 2024
  • Uhrzeit: 10:30 Uhr
  • Ort: Produktionshalle 2, an der Stanzmaschine

3. Unfallhergang:

Am 15. August 2024 um 10:30 Uhr führte Herr Mustermann Wartungsarbeiten an der Stanzmaschine durch. Während er eine blockierte Metallplatte manuell entfernte, geriet seine linke Hand in den Arbeitsbereich der Maschine. Obwohl die Maschine zuvor ordnungsgemäß abgeschaltet wurde, kam es durch einen technischen Defekt zu einem unkontrollierten Auslösen des Stanzvorgangs. Dabei erlitt Herr Mustermann eine Quetschverletzung an der linken Hand.

4. Art der Verletzung:

Herr Mustermann zog sich eine Quetschung der linken Hand zu, bei der mehrere Finger betroffen sind. Es wurden sofort Erste-Hilfe-Maßnahmen eingeleitet, und Herr Mustermann wurde umgehend in die Notaufnahme des nächstgelegenen Krankenhauses gebracht.

5. Erste Maßnahmen:

  • Sofortige Abschaltung der Stanzmaschine durch einen Kollegen.
  • Erste Hilfe durch den Ersthelfer vor Ort (Kühlung und Druckverband).
  • Alarmierung des Rettungsdienstes um 10:35 Uhr.
  • Transport ins Krankenhaus durch den Rettungsdienst um 10:45 Uhr.

6. Zeugen:

  • Anna Schmidt, Produktionsmitarbeiterin, war während des Unfalls anwesend und hat die sofortige Abschaltung der Maschine vorgenommen.
  • Peter Müller, Wartungstechniker, beobachtete den Vorfall und unterstützte bei der Ersten Hilfe.

9. Berichtsersteller:

  • Name:
  • Position: Produktionsleiter
  • Datum: 15. August 2024
  • Unterschrift: [Unterschrift]

Wer muss den Unfallbericht schreiben?

Der Arbeitsunfall muss vom betroffenen Mitarbeiter beschrieben werden oder von einem anderen Mitarbeiter, falls der Verletzte nicht in der Lage ist, selbst tätig zu werden.

Sollten weitere Beteiligte am Unfall beteiligt sein, ist es natürlich die perfekte Lösung, wenn alle Unfallbeteiligten gemeinsam den Unfallbericht schreiben.

Tipp: Der Arbeitgeber sollte unbedingt den Unfallbericht in Zusammenarbeit mit den Beteiligten verfassen.

Bis wann muss der Unfallbericht eingereicht werden?

Der Arbeitgeber muss den Unfallbericht in einer Zeitspanne von drei Tagen nach dem Unfalltag an die zuständigen Stellen, wie die Berufsgenossenschaft, weiterleiten. Der Vorfall ist dabei mit einer Unfallanzeige zu melden, welche den Unfallbericht beinhaltet.

Wichtig: Bei Unfällen mit einer Vielzahl von Personen (Massenunfall) muss die Meldung umgehend der Berufsgenossenschaft vorgelegt werden.

Wohin muss der Unfallbericht geschickt werden?

Der Unfallbericht muss von einem Bevollmächtigten oder dem Arbeitgeber per Unfallanzeige an die Berufsgenossenschaft (Unfallversicherungsträger) geschickt werden.

Wer muss den Unfallbericht unterschreiben?

In der Regel müssen die Beteiligten den Bericht gemeinsam unterschreiben, in der Praxis sieht dies jedoch anders aus, denn jeder Zeuge hat etwas anderes bemerkt oder sich auf ein anderes Detail konzentriert.

Ein Tipp: Niemals eine Unterschrift unter einem Unfallbericht abgeben, wenn der Unterschreibende nicht mit den Angaben im Bericht einverstanden ist. Eine Unterschrift ist bindend, daher ist es nicht ratsam, im Schockzustand das Protokoll oder den Bericht zu unterschreiben, wenn der Inhalt nicht transparent und wahrheitsgetreu erscheint.

Wie lange muss der Unfallbericht aufbewahrt werden?

Die Aufbewahrungsfrist beträgt mindestens acht Jahre für Unfallversicherungsunterlagen, wozu auch der Unfallbericht gehört. Demnach ist der Unfallbericht mindestens 8 Jahre lang im Betrieb aufzubewahren.