Unfallanalyse durchführen

Unfallanalyse erstellen – in 5 Schritten

Arbeitsunfälle stellen nicht nur eine Gefahr für die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter dar, sondern können auch erhebliche wirtschaftliche Folgen für Unternehmen nach sich ziehen. Eine sorgfältige und systematische Unfallanalyse ist daher unverzichtbar, um die Ursachen von Unfällen zu verstehen und gezielte Maßnahmen zur Verhütung zukünftiger Vorfälle zu ergreifen. In diesem Artikel beleuchten wir die Bedeutung der Unfallanalyse bei Arbeitsunfällen und erklären Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie eine Unfallanalyse durchführen.
Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Unfallanalyse?

Eine Unfallanalyse ein systematischer Prozess, bei dem die Ursachen und Umstände eines Arbeitsunfalls gründlich untersucht werden. Ziel dieser Analyse ist es, herauszufinden, wie und warum der Unfall passiert ist. Auf Basis dieser Erkenntnisse werden Empfehlungen zur Verbesserung der Arbeitssicherheit formuliert, wie beispielsweise technische Anpassungen, Schulungen oder Änderungen in den Arbeitsabläufen.

Letztlich dient die Unfallanalyse dazu, aus Fehlern zu lernen, bekannte Unfallursachen durch gezielte Präventionsmaßnahmen einzudämmen und somit ähnliche Arbeitsunfälle zu vermeiden. Eine Unfallanalyse kann demnach die Sicherheit am Arbeitsplatz nachhaltig erhöhen.

Was ist das Ziel einer Unfallanalyse im Betrieb?

Das Ziel einer Unfallanalyse ist es die Identifikation der Ursachen und Faktoren, die zu dem Arbeitsunfall im Betrieb geführt haben. Darunter fallen unter anderem:

  • eindeutiges Fehlverhalten,
  • menschliches Versagen,
  • offensichtliche Stolperfallen oder
  • technische Probleme

Durch die Offenlegung der Unfallursachen können anschließend gezielte Maßnahmen entwickelt werden, um ähnliche Vorfälle in der Zukunft zu verhindern und die Arbeitssicherheit dauerhaft zu verbessern.

Warum ist eine Unfallanalyse für Unternehmen wichtig?

Eine Unfallanalyse ist für Unternehmen entscheidend, um Gefährdungen am Arbeitsplatz zu reduzieren und ähnliche Arbeitsunfälle zukünftig zu werden. Dadurch können Unternehmen die Sicherheit am Arbeitsplatz erheblich verbessern. Langfristig trägt sie dazu bei, die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter zu schützen, betriebliche Ausfallzeiten zu reduzieren und das allgemeine Sicherheitsbewusstsein im Unternehmen zu stärken.

Infografik: Unfallanalyse erstellen
Infografik: Unfallanalyse erstellen

5-Schritte-Anleitung: Wie erstelle ich eine Unfallanalyse?

Eine Unfallanalyse besteht nach einem Leitfaden der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) vor allem auf den folgenden Komponenten:

  1. Schritt: Inaugenscheinnahme und Sammeln von Fakten am Unfallort.
  2. Schritt: Unfallgespräch mit dem verunfallten Mitarbeiter sowie mit allen am Unfall Beteiligten.
  3. Schritt: Beschreibung des Unfallgeschehens in Tabellen und Ereignisbausteinen.
  4. Schritt: Ursachensuche durch das Stellen von W-Fragen
  5. Schritt: Zum Schluss der Unfallanalyse sollten Maßnahmen für den individuellen Arbeitsschutz und die Arbeitssicherheit im Unternehmen konkretisiert werden.

1. Schritt: Inaugenscheinnahme und Sammeln von Fakten am Unfallort

Im ersten Schritt geht es darum, den Unfallort unmittelbar nach dem Vorfall sorgfältig zu untersuchen. Dabei werden alle relevanten Fakten und Informationen gesammelt, wie zum Beispiel die Position der beteiligten Personen, der Zustand von Maschinen und Geräten sowie potenzielle Gefahrenquellen. Ziel ist es, ein klares Bild von den physischen Umständen des Unfalls zu gewinnen, um später die Unfallursachen besser nachvollziehen zu können. Fotos, Skizzen und schriftliche Notizen sind hilfreiche Mittel, um den Unfallort detailliert zu dokumentieren.

2. Schritt: Unfallgespräch mit dem verunfallten Mitarbeiter sowie mit allen am Unfall Beteiligten

Im zweiten Schritt werden Gespräche mit dem verunfallten Mitarbeiter und allen Zeugen oder Beteiligten geführt. Diese Gespräche dienen dazu, verschiedene Perspektiven des Unfallgeschehens zu erfassen und eventuelle Missverständnisse auszuräumen. Es ist wichtig, dass die Befragungen in einer offenen und nicht wertenden Atmosphäre stattfinden, um ehrliche und vollständige Aussagen zu erhalten. Die gewonnenen Informationen ergänzen die bei der Inaugenscheinnahme gesammelten Fakten und helfen, den Hergang des Unfalls besser zu verstehen.

3. Schritt: Beschreibung des Unfallgeschehens in Tabellen und Ereignisbausteinen

Im dritten Schritt wird der Unfall systematisch beschrieben, häufig mithilfe von Tabellen und Ereignisbausteinen. Diese methodische Darstellung ermöglicht eine klare und strukturierte Darstellung des Unfallhergangs, wodurch Zusammenhänge und Abfolgen besser erkennbar werden. Tabellen können beispielsweise Zeitpunkte, beteiligte Personen und deren Handlungen sowie die Auswirkungen dieser Handlungen aufzeigen. Ereignisbausteine helfen dabei, den Unfall in einzelne, verständliche Abschnitte zu unterteilen.

4. Schritt: Ursachensuche durch das Stellen von W-Fragen

Der vierte Schritt konzentriert sich auf die Ursachensuche. Hierbei werden W-Fragen gestellt, die helfen, die tieferliegenden Gründe für den Unfall zu ermitteln:

  • Warum konnte der Unfall geschehen? Diese Frage zielt darauf ab, die zugrunde liegenden Umstände und Bedingungen zu identifizieren, die den Unfall ermöglicht haben.
  • Wer hat Schuld am Unfallgeschehen? Hier wird analysiert, ob und inwieweit menschliches Verhalten oder organisatorische Mängel eine Rolle gespielt haben.
  • Wie hätte der Unfall vermieden werden können? Diese Frage hilft, Präventionsmaßnahmen zu identifizieren, die in Zukunft ähnliche Unfälle verhindern könnten.

Die Antworten auf diese Fragen liefern wertvolle Erkenntnisse für die Verbesserung der Arbeitssicherheit.

5. Schritt: Ableitung und Implementierung von Schutzmaßnahmen

Im letzten Schritt der Unfallanalyse geht um die Ableitung von konkreten Maßnahmen zur Unfallvermeidung. Diese Schutzmaßnahmen können technischer, organisatorischer oder personeller Natur sein. Sie zielen darauf ab, die identifizierten Unfallursachen gezielt zu beheben.

Folgende Schutzmaßnahmen könnten in Betracht kommen:

  • Technische Maßnahmen wie Schutzeinrichtungen (Not-Aus-Schalter oder Lichtschranken) oder automatische Abschaltungssysteme bei Maschinen
  • Organisatorische Schutzmaßnahmen wie die Bereitstellung von Arbeitsanweisungen und Erhöhung des Personaleinsatzes (zur Verringerung des Zeitdruckes)
  • Schulungs- und Qualifizierungsmaßnahmen wie beispielsweise Sicherheitsunterweisungen und Erste-Hilfe-Kurse
  • Persönliche Schutzmaßnahmen wie zum Beispiel die Bereitstellung einer persönlichen Schutzausrüstung (PSA)
  • Bauliche Maßnahmen wie die Verbesserung der Sichtverhältnisse oder die Optimierung von innerbetrieblichen Verkehrswegen