Bestellerkredit als Exportfinanzierung: Wann, wie und wo Sie den Kredit erhalten
Was ist der Bestellerkredit?
Der Bestellerkredit wird alternativ ebenfalls häufiger als gebundener Finanzkredit bezeichnet. Das resultiert daraus, dass die Vergabe dieses Kredites stets an ein spezielles Exportgeschäft gebunden ist. Genutzt werden Bestellerkredite vor allem für mittel- bis langfristige Finanzierungen von Maschinen sowie Anlagen, aber auch größere Warenmengen. Zur Verfügung gestellt werden Bestellerkredite als gebundene Kredite dem Käufer durch ein Kreditinstitut, also dem Importeur.
Der Sinn und Zweck des Bestellerkredites besteht darin, dass der Käufer seine Zahlungsverpflichtung gegenüber dem Exporteur (Lieferanten) begleichen kann. Dazu findet meistens ein Abdecken der Bestellerkredite durch die Hermes Kreditversicherung AG und oft ebenso durch eine Zahlungsgarantie eines Kreditinstitutes statt. Eingesetzt wird der Bestellerkredit nahezu ausschließlich im Bereich Exportgeschäfte. Dabei stammt der dem Importeur eingeräumte Finanzkredit in der Regel von einem inländischen Kreditinstitut.
Worin unterscheidet sich der Bestellerkredit von herkömmlichen Krediten?
Im Vergleich zu einem sonstigen Kredit an einen Exporteur bekommt dieser durch den Bestellerkredit eine Garantie, dass der Importeur dazu in der Lage ist, die empfangenen Waren zu finanzieren, also seiner Zahlungsverpflichtung gegenüber dem Exporteur nachzukommen.
Wie läuft der Bestellerkredit ab?
Der Ablauf eines Bestellerkredites klingt zwar mitunter auf den ersten Blick etwas kompliziert, ist allerdings bei näherer Betrachtung transparent und gut nachvollziehbar. Es gibt bei einem Bestellerkredit drei Hauptbeteiligte, nämlich:
- Exporteur
- Importeur
- Banken
Neben diesen Akteuren können zusätzlich Kreditversicherungen einbezogen werden, insbesondere von der Hermes Kreditversicherung AG. Dabei handelt es sich um ein staatliches Versicherungsunternehmen, durch welches zum Beispiel die Forderungen gegenüber dem Käufer abgedeckt werden können.
Grundlage für den Ablauf der Bestellerkredite ist, dass der Kredit stets dem Importeur, also dem Käufer der Waren, gewährt wird. Daraus resultiert, dass die Haftung des Exporteurs auf den entsprechenden Eigenanteil (Selbstbehalt) begrenzt ist.
Der eigentliche Ablauf gestaltet sich beim Bestellerkredit, der übrigens vom Lieferantenkredit abzugrenzen ist, wie folgt:
- Exporteur (Verkäufer) schließt mit dem Käufer (Importeur) einen Kaufvertrag ab.
- Innerhalb des Kaufvertrages wird vereinbart, dass die Forderung durch einen Bestellerkredit abgedeckt werden soll.
- Bank aus dem Inland gewährt dem Kunden (Importeur) den Bestellerkredit.
- Absicherung der Forderung des Exporteurs durch Kreditversicherung.
- Tilgung des Kredites durch Importeur
Was sind die Voraussetzungen für einen Bestellerkredit?
Es gibt einige Voraussetzungen, die mit dem Bereitstellen der Bestellerkredite seitens der Bank an den Importeur verbunden sind. So erfolgt die Bereitstellung des Kredites unter den folgenden Bedingungen:
- Es existiert ein zu finanzierendes Exportgeschäft
- Importeur ist ein Unternehmen aus dem Ausland
- Tilgung des Kredites durch Importeur
- Ausreichende Bonität des Kreditnehmers
- Optional: Bestimmtes Kontingent an zu finanzierenden Exportgeschäften
Welche Vorteile beinhaltet ein Bestellerkredit?
Es gibt einige Vorteile, die mit einem Bestellerkredit für den Importeur, aber auf dem Exporteur, verbunden sind. Vorteile können somit sowohl der Besteller als auch der Verkäufer nutzen, nämlich insbesondere die folgenden:
- Entlastung der Bilanz des Exporteurs
- Liquidität des Importeurs wird geschont
- Exportlieferung als Sichtgeschäft aufgrund sofortiger Auszahlung
- Kunde kann günstige Zwangslage in EU nutzen
- Exporteur hat keinen Aufwand mit Kreditverhandlungen
- Verbesserte Situation bei Vertragsverhandlungen
- Bank trägt wirtschaftliche Risiken sowie Länderrisiken
Der Importeur als Besteller profitiert somit insbesondere von einer verbesserten Liquidität, da ein Kredit zur Verfügung gestellt. Zudem hat er eine stärkere Wettbewerbssituation, weil er eben gegenüber dem Exporteur damit werben kann, dass dessen Forderungen großenteils durch die Kreditversicherung abgedeckt sind.
Zudem ist es möglich, eine eventuell in der EU günstige Zinslage auszunutzen. Vorteilhaft für den Exporteur ist darüber hinaus, dass er keinen Aufwand mit den Kreditverhandlungen hat.
Worin unterscheiden sich Bestellerkredit und Lieferantenkredit?
Es gibt eine wichtige Unterscheidung zwischen Bestellerkredit und Lieferantenkredit, da diese Kredite manchmal miteinander verwechseln oder gleichgesetzt werden.
Ein wesentlicher Unterschied besteht darin, dass es bei einem Lieferantenkredit keine Bank gibt, die eingeschaltet wird. Stattdessen stellt ausschließlich der Lieferant dem Käufer ein Zahlungsziel zur Verfügung.
Demgegenüber sind es beim Bestellerkredit Banken, die einen Kredit an den Importeur als Kunden vergeben.
Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass die Lieferantenkredite schnell und unbürokratisch gewährt werden.
Beim Bestellerkredit dauert es hingegen teilweise Monate, bis dieser genehmigt und bearbeitet wurde.
Rein begrifflich ist der Lieferantenkredit ein Handelskredit, während der Bestellerkredit ein gebundener Finanzkredit ist.
Wo erhält man Bestellerkredite?
Wenn ein Besteller gerne einen Kredit zur Finanzierung von Exportgeschäften haben möchte, gibt es mehrere Ansprechpartner und Anlaufstellen. Das sind in erster Linie:
- Hausbanken
- Ausfuhrkreditgesellschaft (AKA)
- KfW-Bank
Die Hausbanken spielen entsprechend eine wesentliche Rolle beim Bestellerkredit, allerdings ebenfalls die AKA sowie die KfW. Manche Banken in Deutschland sind dazu bereit, Bestellerkredite bereits ab einen Darlehensbetrag in Höhe von 500.000 Euro sowie einer Laufzeit von drei Jahren zur Verfügung zu stellen. Diese dienen meistens sowohl zur Finanzierung deutscher als auch internationaler Exporte.