Beitragsbild. Links ist der Schriftzug "Rückspannung. Gefahr erkennen und Maßnahmen zum Schutz implementieren" zu lesen. Rechts ist ein Bild abgebildet, das ein gelbes Warndreieck mit einem schwarzen Blitz zeigt.

Was ist Rückspannung? Erklärung und Vorsichtsmaßnahmen

Arbeiten Sie mit elektrischen Anlagen? Rückspannungen sind eine oft unterschätzte Gefahr, die zu Schäden und Unfällen führen kann. In diesem Beitrag erfahren Sie, was Rückspannungen sind, welche Risiken sie bergen und wie Sie sich mit einfachen, aber effektiven Maßnahmen davor schützen können.
Inhaltsverzeichnis

Erklärung: Was ist Rückspannung?

Rückspannungen sind ein unterschätztes Risiko in elektrischen Anlagen, das zu schweren Unfällen führen kann. Trotz der Existenz klarer Sicherheitsvorschriften werden die 5 Sicherheitsregeln der Elektrotechnik oft nicht konsequent umgesetzt. Rückspannungen treten auf, wenn elektrische Energie, meist durch induktive Effekte, unerwartet in freigeschaltete Leitungen eingespeist wird.

Was sind die 5 Sicherheitsregeln der Elektrotechnik?

Um Unfälle bei Arbeiten an elektrischen Anlagen zu verhindern, sind folgende Schritte unerlässlich:

  1. Freischalten
  2. Gegen Wiedereinschalten sichern
  3. Spannungsfreiheit feststellen
  4. Erden und kurzschließen
  5. Benachbarte, unter Spannung stehende Teile abdecken oder abschranken

Achtung: Besonders der vierte Punkt wird oft vernachlässigt. Dabei ist die richtige Reihenfolge entscheidend: Erden Sie zuerst und schließen Sie dann kurz. Eine klare Kennzeichnung auf Hinweisschildern kann hier zusätzliche Sicherheit bieten.

Was sind Gefahren durch Rückspannungen und verzögerte Effekte?

Rückspannungen können bereits bei Spannungen unter 50 V gefährlich werden, da ein plötzlicher Kontakt zu Schreckreaktionen und Verletzungen führen kann.

Besonders tückisch sind verzögerte Rückspannungen, die auftreten können, nachdem die Spannungsfreiheit bereits festgestellt wurde. Verzögerte Rückspannungen entstehen unter anderem:

  • bei nachlaufenden Motoren, die durch Lasten erneut in Bewegung geraten und als Generator fungieren
  • bei Induktionen durch benachbarte, stromführende Leitungen

In solchen Fällen kann selbst das Erden und Kurzschließen gefährlich sein, da ein Lichtbogen entstehen kann, wenn sich die Spannung kurz vor dem Vorgang aufbaut.

Maßnahmen zum Schutz vor Rückspannungen

Um sich vor Rückspannungen schützen zu können, haben wir Ihnen vier Sicherheitsmaßnahmen zusammengestellt:

1. Maßnahme: Bereiche mit potenziellen Rückspannungen identifizieren

Ermitteln Sie in Ihrer Anlage alle Quellen, die Rückspannungen oder Fremdspannungen erzeugen können. Rückspannungen treten in der Regel auf, wenn sich Spannungsquellen innerhalb eines freigeschalteten Leitungsbereichs befinden. Potenzielle Quellen sind unter anderem:

  • Motoren, die nachlaufen oder durch eine fremde träge Masse ihren Bewegungsablauf aufrechterhalten
  • hohe Kapazitäten (Kondensatorbänke)
  • hohe Induktivitäten (große Transformatoren)
  • Induktion durch stromführende benachbarte Leitungen oder Anlagenteile
  • chemische Prozesse
  • unterbrechungsfreie Stromversorgungen (USV)
  • Notstromaggregate
  • Photovoltaikanlagen
  • Schaltungselemente, die über eine Fremdspeisung versorgt werden (müssen)

Nutzen Sie hierfür Ihre Anlagendokumentation, um den Weg der potenziellen Rückspannung zu verfolgen.

Rückspannung vs. Fremdspannung

Bei den ersten fünf Fällen handelt es sich tatsächlich um Rückspannungen, während die letzten vier Fälle auf Fremdspannungen zurückzuführen sind. Die Unterscheidung zwischen Rückspannungen und Fremdspannungen ist von großer Bedeutung.

Rückspannungen bauen sich allmählich ab und können durch Erden und Kurzschließen sicher neutralisiert werden. Fremdspannungen hingegen erfordern eine andere Herangehensweise: Das Erden und Kurzschließen ist hier nicht zulässig. Stattdessen müssen die betroffenen Leitungen so abgedeckt oder abgeschrankt werden, dass ein versehentliches Berühren ausgeschlossen wird.

2. Maßnahme: Kennzeichnung der betroffenen Bereiche

Markieren Sie Leitungen, in denen Rückspannungen oder Fremdspannungen auftreten können, mit passenden Etiketten, die es fertig Handel zu kaufen gibt. Diese Kennzeichnungen sollten auch in der Anlagendokumentation eingetragen werden. So vermeiden Sie Verwechslungen und stellen sicher, dass nur geeignete Schutzmaßnahmen angewendet werden.

3. Maßnahme: Fest installierte Spannungsmelder

Die Gefahr von verzögerten Rückspannungen lässt sich am effektivsten durch den Einsatz fest installierter Spannungsmelder kontrollieren. Diese Geräte überwachen kontinuierlich die Leitungen und zeigen zuverlässig an, ob Spannungsfreiheit vorliegt. Erst wenn keine Spannung mehr vorhanden ist, können die Leitungen sicher geerdet und kurzgeschlossen werden. Auf diese Weise wird eine mögliche Rückspannung gefahrlos in Richtung Erde abgeleitet.

4. Maßnahme: Feste Kurzschluss- und Erdungssysteme

Wenn Arbeiten an Leitungen mit Rückspannungen regelmäßig erforderlich sind, ist der Einbau fest installierter Kurzschluss- und Erdungssysteme sinnvoll. Diese Systeme sorgen dafür, dass beim Abschalten der Hauptversorgung automatisch ein Schütz aktiviert wird, das im inaktiven Zustand die Außenleiter der betreffenden Leitung kurzschließt und gleichzeitig mit Erde verbindet.

Fazit: Rückspannungen – Wie Sie die drohende Gefahr beherrschen

Rückspannungen stellen eine ernste Gefahr dar, die durch konsequente Einhaltung der Sicherheitsregeln und den Einsatz moderner Schutzsysteme kontrolliert werden kann. Identifizieren Sie gefährdete Bereiche, markieren Sie diese eindeutig und nutzen Sie technische Hilfsmittel wie Spannungsmelder und feste Erdungssysteme. So gewährleisten Sie ein Höchstmaß an Sicherheit und schützen Sich vor vermeidbaren Unfällen.