Lieferbedingungen: Beispiele und Arten der Incoterms

Lieferbedingungen: Beispiele und Arten der Incoterms

Im Rahmen eines Kaufvertrags werden sie als Allgemeine Geschäftsbedingungen vereinbart: die Vertrags- bzw. Lieferbedingungen - auch Incoterms genannt. Damit werden die Pflichten zwischen Verkäufer und Käufer bezüglich einer Lieferung geregelt. Welche Lieferbedingungen gibt es und was gilt, wenn keine Incoterms vereinbart wurden?
Inhaltsverzeichnis

Was sind Lieferbedingungen?

Lieferbedingungen beinhalten die Bedingungen, unter denen eine verkaufte Ware geliefert wird. Dafür schließen Verkäufer und Kunden bzw. Käufer einen Vertrag ab, in dem die genauen Lieferkosten, Lieferzeiten und der Versand- und Lieferweg der Ware festgelegt sind.

Was sind Incoterms?

Die Vertrags- bzw. Lieferbedingungen sind auch unter dem Begriff Incoterms geläufig. Dies ist die englische Abkürzung für „International Commercial Terms“, zu Deutsch „Internationale Handelsklauseln“ oder „INCO-Bedingungen“.

Was beinhalten Lieferbedingungen?

Mit den Lieferbedingungen kann zusätzlich zum „Wann“ und „Wo“ der Lieferung auch der Preis der Lieferung bestimmt werden. In der Regel beinhaltet dies auch die Kosten für die Verpackung und die Versicherungsleistung für den Liefergegenstand. Auch der Leistungsort ist meist in den Lieferbedingungen festgehalten. Damit ist der Ort gemeint, an dem die Leistungen bzw. die Lieferung als erbracht anzusehen ist. Zudem werden darin neben Bestimmungen zur Lieferung alle, die Zahlungen betreffenden Inhalte benannt (Frist und Art der Zahlung).

Was sind die Funktionen der Incoterms?

Die Incoterms enthalten vordefinierte und international gültige Lieferungs- und Vetragsregeln, mit der Funktion, Probleme bei der internationalen Warenwirtschaft durch vorformulierte Klauseln bereits im Keim zu ersticken. Dies kann gerade in der internationalen Logistik enorm wichtig sein.

Daher umfassen diese Lieferklauseln sämtliche Aufgaben, Risiken sowie Bestimmungen zu Kosten, Zahlungen und natürlich der Lieferung, die beim internationalen Warenverkehr aufkommen. Sie können in Hauptfunktionen und Nebenfunktionen unterteilt werden.

Was sind die Hauptfunktionen der Incoterms?

Zu den Hauptfunktionen der Incoterms gehören folgende:

HauptfunktionenErläuterungen
KostenverteilungWer übernimmt welche Kosten?
PflichtenverteilungWer trägt welche Verpflichtungen auf welche Wegstrecke?
GefahrenübergangWer trägt zu welcher Zeit das Risiko?
Hauptfunktionen von Incoterms

Was sind die Nebenfunktionen der Lieferbedingungen?

Neben den Hauptfunktionen der Incoterms haben Lieferbedingungen ebenfalls wichtige Nebenfunktionen:

NebenfunktionenErläuterungen
WarendokumenteWer beschafft die benötigten Warenpapiere bzw. -dokumente?
ZollWer kümmert sich um die Zollabfertigung?
TransportdokumenteWer kümmert sich um die Beschaffung der Transportdokumente?
VersandversicherungWer versichert die Lieferung in welchen Teilabschnitten?
InformationenWann und zu welcher Zeit informieren sich die Vertragspartner gegenseitig (z.B. Auftragsbestätigung)? Was ist der Informationsinhalt?
WarenprüfungWer übernimmt die Prüfung des Liefergegenstandes auf mögliche Mängel, beziehungsweise auf eine korrekte Auftragsabwicklung?
VerpackungWer bestimmt die Art der Verpackung?
Nebenfunktionen von Incoterms
Infografik zu den Incoterms der Lieferbedingungen.

Wie werden die Incoterms eingeteilt? 

Die Incoterms werden in zwei Arten unterteilt: 

  • Nach der Transportart
  • Nach der Abwicklung

Hinsichtlich der Transportart werden die internationalen Lieferbedingungen nochmals unterteilt: 

Einteilung der Incoterms nach der Art des Transports

Klauseln für jede TransportartKlauseln für den See- und Binnenschiffstransport
EXWFAS
FCAFOB
CPTCFR
CIPCIF
DAP
DPU
DDP
Incoterms eingeteilt nach Transportart

Bezüglich der Art der Abwicklung gibt es sogar vier Unterklauseln:

Einteilung der Incoterms nach Art der Abwicklung

Incoterms nach AbwicklungsartZugehörige IncotermsErläuterung
Klauseln der Gruppe EEXWDies ist die einzige Abholklausel unter den Lieferbedingungen, bei der die Kosten und Risiken nach Warenabholung an einem vereinbarten Ort auf den Kunden übergehen.
Klauseln der Gruppe F FCA

FAS

FOB
Bei diesen drei Absendeklauseln trägt der Verkäufer keine Kosten und Risiken (Verlust, Beschädigung etc.) für den Haupttransport. Diese werden mit der Warenübergabe an den Frachtführer automatisch auf den Käufer übertragen.
Klauseln der Gruppe CCPT

CIP

CFR

CIF
Bei diesen vier Klauseln trägt der Verkäufer sämtliche Kosten des Haupttransportes selbst. Lediglich die Gefahr des Haupttransports geht mit Übergabe des Liefergegenstandes an den Frachtführer auf den Käufer über.
Klauseln der Gruppe DDAP

DPU

DDP
Hierbei handelt es sich nicht um Absende-, sondern um Ankunftsklauseln. Sind diese Lieferbedingungen vereinbart, trägt der Verkäufer alle Kosten und Risiken bis zur Ankunft des Liefergegenstandes am Bestimmungsort.
Incoterms nach Art der Abwicklung

Die wichtigsten Lieferbedingungen im Überblick

Damit Sie die wichtigsten Lieferbedingungen sowie deren Bedeutung kennen, haben wir diese in den folgenden Tabellen aufgeschlüsselt.

Lieferbedingungen für alle Arten des Transports

Lieferbedingung für den TransportBezeichnungBedeutung der Incoterms für den Käufer und Verkäufer
EXW

Ex Works = ab Werk benannter OrtDer Verkäufer muss die Ware weder verladen noch für die Ausfuhr frei machen. Der Kunde muss der Liefergegenstand selbst an einem benannten Ort (z.B. Werk, Fabrik, Lager usw.) abholen.
FCA

Free Carrier = frei Frachtführer benannter OrtDer Verkäufer muss den Liefergegenstand durch einen Frachtführer oder eine andere vom Kunden bestimmte Person an einen bestimmten Ort liefern. Wichtig ist, dass die Stelle innerhalb des benannten Lieferortes möglichst genau benannt ist. Denn ab dort gehen sämtliche Risiken auf den Kunden/Käufer über.

Je nach Fall ist der Verkäufer bei FCA verpflichtet, das Gut für die Ausfuhr freizumachen.
CPT Carriage paid to = Frachtfrei benannter BestimmungsortHier liefert der Verkäufer die Ware dem Frachtführer oder einer vom Verkäufer ernannten Person an einem speziellen Ort. Der Verkäufer muss zudem einen Beförderungsvertrag abschließen. Er trägt alle für die Lieferung der Ware anfallenden Frachtkosten.
CIP Carriage and Insurance paid to = Frachtfrei versichert benannter BestimmungsortDer Verkäufer liefert die Ware dem Frachtführer oder einer anderen vom Verkäufer erklärten Person an einem bestimmten Ort. Des Weiteren muss er einen Beförderungsvertrag unterzeichnen und alle Frachtkosten tragen.

Der Verkäufer muss zudem eine Transportversicherung mit umfänglichem Deckungsschutz (Institute Cargo Clause A) vorweisen.
DAP Delivered At Place = geliefert benannter BestimmungsortDer Verkäufer liefert die Ware aus, sobald sie verfügbar ist. Er trägt alle Risiken, die mit der Beförderung zum jeweiligen Ort entstehen können.
DPU Delivered at Place unloaded = geliefert benannter Bestimmungsort entladenDer Verkäufer trägt nicht nur alle Kosten und Gefahren bei der Lieferung der Güter bis zum Bestimmungsort. Auch die Entladung und die damit anfallenden Kosten und Gefahren sind enthalten. Außerdem muss er die Ware zur Ausfuhr freimachen. Der Besteller trägt die Einfuhrabgaben.
DDP Delivered, Duty paid = geliefert verzollt benannter BestimmungsortDie Leistung ist erbracht, wenn er die freigemachten Güter des Bestellers auf dem ankommenden Transportmittel fertig zur Entladung am vereinbarten Ort bereitstellt. Alle Kosten sowie Risiken, die mit der Beförderung bis zum Bestimmungsort entstehen können, obliegen dem Verkäufer. Er muss den Liefergegenstand für die Ausfuhr und für die Einfuhr freimachen. Auch muss er Zoll- und Export-Abgaben tragen und alle Zollaspekte klären.

Mit dieser Klausel übernimmt der Verkäufer alle Verpflichtungen (Maximalverpflichtung).
Die wichtigsten Lieferbedingungen für alle Arten des Transports erklärt

Lieferbedingungen für den Schiffstransport

Lieferbedingung für den Transport per SchiffBezeichnungBedeutung der Incoterms für den Käufer und Verkäufer
FAS Free alongside Ship = frei Längsseite Schiff benannter VerschiffungshafenDie Leistung ist erbracht, wenn die Güter längsseits vom Schiff des Bestellers im Verschiffungshafen bereitgestellt sind. Das Risiko des Verlustes oder der Beschädigung geht ab diesem Punkt an den Besteller über, der ab da auch alle Kosten übernehmen muss.
FOB Free on Board = frei an Bord benannter VerschiffungshafenWare wird an Bord des vom Käufer bestimmten Schiffs im Verschiffungshafen geliefert. Die Gefahr des Verlustes oder der Beschädigung geht an den Kunden, wenn der Liefergegenstand an Bord dessen Schiffes ist. Genauso trägt der Besteller ab dann alle Kosten. 
CFR Cost and Freight = Kosten und Fracht benannter BestimmungshafenDie Lieferung erfolgt an Bord eines Schiffs. Damit gehen auch wieder alle Risiken auf den Kunden über. Der Verkäufer muss den Beförderungsvertrag abschließen und die Frachtkosten bis zum Bestimmungsort tragen. Mit den Klauseln CFR oder CIF, kommt der Anbieter seiner Pflicht nach, sobald er die Güter übergibt.
CIF Cost, Insurance and Freight = Kosten, Versicherung und Fracht benannter BestimmungshafenDie Lieferung der Güter erfolgt stets an Bord des entsprechenden Schiffs. Das Verlustrisiko oder die Gefahr der Beschädigung wird übertragen, sobald die Güter an Bord sind. Der Verkäufer muss wieder einen Beförderungsvertrag unterzeichnen und auch die Frachtkosten bis zum Bestimmungshafen tragen, ebenso wie die eigenen Kosten einer Transportversicherung mit einer sogenannten Mindestversicherungsdeckung (Institut Cargo Clause C).
Incoterms für den Schifftransport erklärt

Was gilt, wenn keine Vertrags-/ Lieferbedingungen vereinbart worden sind? 

Wurden keine Lieferbedingungen vereinbart, gilt die gesetzliche Regelung: Warenschulden sind somit stets Holschulden. Demnach müsste der Kunde die Ware beim Verkäufer abholen (Lieferung ab Werk). Möchte dieser den Liefergegenstand zugesendet haben, muss er alle Versand- und Verpackungsgebühren tragen. Die Versandkosten können aber auch vom Verkäufer übernommen werden.

Wer gibt Incoterms heraus?

Die Internationale Handelskammer (ICC) in Paris ist für die Veröffentlichung der Incoterms seit 1936 verantwortlich. Diese gelten für rund 100 Länder. Die letzte Anpassung erfolgte am 1. Januar 2020.

Was ist bei der Anwendung der Incoterms zu beachten? 

Bei der Anwendung der Incoterms sollten Sie folgende Hinweise beachten:  

Die geeignete Klausel

  • Die gewählten Lieferbedingungen sollten mit der von den Partnern angestrebten Pflichtenverteilung übereinstimmen. 
  • Die Klausel muss zum gewählten Transportmittel (z. B. Schiff) passen. 
  • Die Inhalte können individuell geändert und in einem eigens verfassten Vertrag, gemäß den eigenen Ansprüchen, festgehalten werden. Dieser muss aber eindeutig und unmissverständlich formuliert sein. 

Die gewählte Klausel muss im Vertrag vermerkt werden

  • Die Lieferbedingungen müssen explizit im Kaufvertrag genannt werden, damit diese als gültig betrachtet werden können.
  • Ebenfalls muss die jeweilige Version der Incoterms benannt werden, z.B. “Incoterms 2020”.

Bestimmungsort genau benennen 

  • Damit die Vereinbarungen ihren Zweck erfüllen können, muss der Bestimmungsort benannt werden (genaue Adresse des Werks, des Spediteurs, des Kunden etc.).

Lieferbedingungen stellen keinen vollständigen Kaufvertrag dar 

  • Die Vereinbarungen regeln lediglich die Primärpflichten des Kaufvertrages. Damit wird das Kaufrecht zwar erweitert, aber nicht ersetzt. Regeln, die von den Lieferbedingungen nicht betroffen sind (z.B. Eigentumsvorbehalt oder Vertragsbruch) werden durch den Kaufvertrag oder durch das zugrunde liegende Vertragsrecht geregelt. 
  • Die Incoterms begründen keine Pflichten oder Rechte gegenüber Dritten.