Die Kraft magischer Wörter: Mit positiven Formulierungen setzen Sie Energie frei

Benutzen Sie häufig Wörter wie ABER, MÜSSEN, NICHT oder FEHLER? Das erschwert Ihnen das Leben. Formulieren Sie positiv! Wie, das lesen Sie hier!
Inhaltsverzeichnis

Die alltägliche Wortwahl beeinflusst das Miteinander-Reden und auch das eigene Wohlbefinden. Häufig genutzte Wörter wie ABER, MÜSSEN, NICHT oder FEHLER erschweren Ihnen das Leben, denn damit bleiben Sie in Ihren Aussagen auf halber Strecke stehen.

Diese Wörter tragen wenig dazu bei, uns selbst wahrzunehmen, und verhindern so, dass die eigenen, nicht immer offenkundigen Bedürfnisse tatsächlich befriedigt werden. Optimieren Sie daher Ihre Wortwahl!

Ihre Sprache beeinflusst Sie: Achten Sie auf die heimliche Kraft der Wörter

Ein Beispiel

A: „Es tut mir leid, aber ich muss Ihnen jetzt endlich einmal sagen, wie sehr ich mich über Ihre ständigen Verzögerungen ärgere. Nie halten Sie ein, was Sie versprechen, und ich muss dann sehen, wie ich es zeitlich hinkriege.“

B: „Ich kann ja verstehen, dass Sie darüber verärgert sind, aber es war wirklich nicht meine Schuld. Ich musste dringend etwas erledigen, was ich gerade erst auf den Tisch bekommen hatte und nicht zu verschieben war.“

A: „Aber dann hätten Sie Bescheid geben müssen.“

B: „Ich weiß, das war ein Fehler. Aber ich nahm wirklich an, dass ich die neue Aufgabe rasch bearbeiten könnte, und glaubte, noch genügend Zeit zu haben, den Bericht zu schaffen.“

Ein ganz alltäglicher Dialog, wie er jederzeit und überall stattfinden kann und wie Sie ihn sicherlich auch kennen – unabhängig davon, welche der beiden Rollen Ihnen zukommt. Wahrscheinlich ist allerdings, dass Sie nicht bemerken, wie sehr die alltäglichen Wörter und vertrauten Sätze einen negativen Einfluss auf Ihr Leben und Erleben haben.

Wörter sind nicht allein eine Aneinanderreihung von Buchstaben mit einer festgelegten Bedeutung. Sie sind vielschichtig und oft auch irreführend. Wörter besitzen eine heimliche Kraft. Und so mancher alltägliche Ausdruck verschleiert Ihr wahres Anliegen und macht Ihnen damit das Leben unnötig schwer.

Dahinter steckt weder das Unvermögen, sich auszudrücken, noch der Unwille, eigene Bedürfnisse klar und deutlich mitzuteilen. Vielmehr blieben die Auswirkungen mancher Wörter bisher unaufgedeckt.

Spüren Sie mal Ihren Worten nach

Lesen Sie sich am besten das obige Gesprächs-Beispiel einmal laut vor. Achten Sie dabei auf:

  • Ihre Gefühle. Wie fühlt sich dieses Gespräch an? Macht es Spaß, es laut vorzutragen? Fühlen Sie sich danach klarer und gestärkt? Oder entsteht eher Unbehagen?
  • Ihre Gedanken. Fragen Sie sich, warum so „herumgeeiert“ wird? Sind Sie erstaunt darüber, dass es kein wirkliches Ergebnis gibt?
  • die Bewertung der Worte. Welche Wörter verlieren an Bedeutung? Welche Aussage ist im Grunde sinnlos? Was wird abgeschwächt? Was gestärkt? Gibt es Wörter, die Macht und Verantwortung abgeben?

Spüren Sie darüber hinaus solchen Sätzen nach, die Sie tagtäglich gebrauchen. Sprechen Sie die folgenden Aussagen am besten wieder laut aus, und lassen Sie sie einen Moment lang nachklingen:

  • Ich muss …
  • Ich hätte gerne mehr Zeit …
  • Ich will nicht … Ich kann nicht … Es ist nicht zu schaffen …
  • Sie haben Recht, aber …
  • Ich nehme mir die Zeit …

Was haben Sie dabei empfunden? War es ein Gefühl der Fülle, der Zuversicht und Stärke? Oder eher ein Gefühl des Sich-etwas-Abverlangens, der Pflicht, des Gegen-sich-selbst-Agierens, des Widerwillens? Riefen diese Aussagen vielleicht ein Gefühl der bevorstehenden Anstrengung hervor, als wäre das, was Sie zu tun gedenken, eine Mühsal?

Mehr Selbstbewusstsein durch bewusste Wortwahl: 10 Wörter, die Beachtung verdienen

Unser Bewusstsein bestimmt unser Sein, das auch nach außen getragen werden will. Kommunikation ist dafür das Mittel, und die Wörter sind das Werkzeug. Die folgenden Wörter sind eine erste Auswahl, damit zukünftig das Selbst ein bewussteres Vehikel hat. Mit der Zeit und zunehmender Sensibilisierung gegenüber Ihrer Wortwahl werden sicherlich noch manche Ausdrücke und Redewendungen hinzukommen.

Richten Sie Ihr Augenmerk dabei grundsätzlich auf folgende Aspekte:

  • Bringt mich dieser Ausdruck jetzt weiter?
  • Drückt er wirklich aus, was ich will?
  • Widerspricht er meinen anderen Worten?
  • Fördert er das eigene Bewusstsein? Erhöht er mein Selbstbewusstsein?
  • Stärkt er meine innere Kraft? Kommuniziere ich damit meine Stärke?
  • Erhöht bzw. unterstützt er mein Wohlbefinden?

1. Statt „ABER“ einfach einen Punkt machen

Das Wort ABER ist von „besonderer Qualität“, denn es löscht auf magische Weise alles aus, was davor geäußert wurde – als wären das nur leere Worthülsen gewesen mit der Aufgabe, dem zweiten Teil des Satzes die Schärfe zu nehmen. Zumeist steht die Aussage nach dem ABER tatsächlich im krassen Widerspruch zu der vor dem ABER:

„Sie haben vollkommen Recht, aber der Pegasus 2050 hat so viele Vorteile, dass der Preis im Grunde ein Schnäppchen ist.“

„Natürlich möchte ich meinem Kollegen Schmidt unter die Arme greifen, aber auf meinem Schreibtisch türmt sich die Arbeit. Ich weiß kaum, wie ich das alles bewältigen soll.“

Überlegen Sie einmal:

  • Welchem Teil der Beispielsätze haben Sie mehr Aufmerksamkeit geschenkt – dem vor oder nach dem ABER?
  • Welcher Teil verrät eher das Empfinden und Anliegen der sprechenden Person? Welcher bestimmt das Fühlen und Denken?
  • Auf welchen Teil wird der Gesprächspartner wohl am ehesten reagieren?

Heißt das nun, der erste Teil des Satzes ist unnütz und entspricht gar der Unwahrheit? Sollte er zukünftig weggelassen werden? Nein. Vielmehr gilt es, diese Worte einmal bewusst wahrzunehmen – um so zu überprüfen, ob sie eigentlich stimmen. Verzichten Sie deshalb auf die ABER-Nachsätze. Sagen Sie: „Sie haben vollkommen Recht.“ Und: „Natürlich möchte ich meinem Kollegen Schmidt unter die Arme greifen.“

Wie wirkt die Aussage ohne ABER?

Wie fühlt sich das an? Wahrscheinlich kommt sofort die erste ABER-Welle, und das Empfinden stellt sich ein, dass da etwas fehlt, nämlich der Nachsatz. Halten Sie diesen Druck einen Moment länger aus. Setzen Sie auch in Gedanken nach dem Vor-Satz einen Punkt, und lassen Sie ihn auf sich wirken. Denn: Sie stimmen dem Kunden doch zu und möchten dem Kollegen unter die Arme greifen, oder?!

In manchen Fällen werden Sie überrascht feststellen, dass Ihre Antwort Nein lautet. Der Vor-Satz war „nur“ eine Einleitung, er entspricht aber nicht der Wahrheit. Gut. Punktum. Kein Grund, sich schlecht zu fühlen: Sparen Sie sich zukünftig nur diese „Floskel“. Stehen Sie gleich zu Ihren Bedürfnissen.

In vielen Fällen werden Sie jedoch feststellen: Der Vor-Satz ist korrekt. Was geschieht dann mit den Worten danach? Sollen sie unter den Tisch fallen? Schließlich lag bisher auf ihnen die Betonung, sie entsprachen also mehr Ihrer Wahrnehmung. Andersherum gefragt: Was wollten Sie mit dem Widerspruch erreichen? Wahrscheinlich wollten Sie Ihre Bedürfnisse „besser verpacken“. Das gelingt Ihnen auch ohne ABER!

Ein Beispiel

„Sie haben vollkommen Recht. Der Preis ist im Vergleich zu anderen Herstellern hoch. Nur hat der Pegasus 2050 standardmäßig Funktionen, die Sie bei den anderen Herstellern als Extras gesondert bezahlen müssen. Das wird dann sogar teurer. Lassen Sie mich einige Beispiele aufführen …“

2. Vom „FEHLER“ zu „Mir fehlte …“

Fehler gehören zum Alltag – und dennoch rufen sie prompt Gefühle der Scham, Schuld und ein schlechtes Gewissen hervor. Da ist es kaum verwunderlich, dass Fehler ungern zugegeben werden – und dann eher zähneknirschend, als etwas Ärgerliches, Peinliches, gar Unnötiges. Ein Fehler heißt dann: „Ich habe etwas falsch gemacht und versagt.“

Doch das eigene Versagen liegt weniger im Fehler an sich, sondern in der Tatsache, dass der Fehler nicht genauer hinterfragt wird. Schließlich beinhaltet jeder Fehler wichtige Informationen, die der eigenen Weiterentwicklung dienen. Damit das gelingt, brauchen Sie sich nur bewusst zu machen, was Sie unbewusst dazu veranlasste, diesen Fehler zu machen:

  • Was genau hätte Sie davor bewahrt, diesen Fehler zu begehen?
  • Was hilft Ihnen, was sollten Sie tun, anders planen, bearbeiten etc., um diesen Fehler in Zukunft nicht zu wiederholen?

Äußern Sie diese Erkenntnisse. Teilen Sie sich und Ihrer Umgebung mit, was fehlte.

Statt „Mir ist bei der Bearbeitung des Berichts ein Fehler unterlaufen“ sagen Sie: „Bei der Bearbeitung des Berichts lagen mir Zahlen vor, die sich als unkorrekt herausgestellt haben. Mir fehlten die neuen Daten des Alpha-Teams. Ich werde morgen die korrekten Neuberechnungen vorstellen.“

Mit einer solchen Aussage wird schlagartig deutlich, was wirklich fehlte: Die Zusammenarbeit zwischen den Teams sollte sich bessern. Bei der üblichen „Standardaussage“ wäre dies unentdeckt geblieben – und der Fehler hätte sich wiederholt.

3. Streichen Sie „MEHR“

Das Wörtchen MEHR sagt aus, dass das, was Sie haben, Ihnen nicht ausreicht und Sie sich einen Zuwachs wünschen („Ich wünsche mir mehr Zeit für mich“ oder „Ich will mich in den Besprechungen mehr durchsetzen“). Das MEHR suggeriert damit also, dass Sie die Fähigkeit oder Ressource, deren Zuwachs Sie wünschen, schon haben. Ist es aber nicht eher so, dass Sie gerade keine Zeit für sich haben oder in den Besprechungen Ihre Vorschläge unbeachtet blieben? Wie soll etwas ver-MEHR-t werden, das nicht ist?!

Das heißt: In Momenten der MEHR-Wünsche sind Sie kaum mit den Fähigkeiten und Ressourcen in Kontakt, auf die Sie sich beziehen: Sie „träumen“ nur davon. Sie rufen sich Erinnerungen und vage Vorstellungen ins Gedächtnis. Doch ob Sie eine Fähigkeit haben oder nicht, hängt nicht von der Quantität – dem Wieviel – ab, sondern von der Qualität. Streichen Sie deshalb das MEHR aus Ihrem Wortschatz.

  • Statt „Ich wünsche mir mehr Zeit für mich“ heißt es nun: „Ich wünsche mir Zeit für mich.“
  • Statt „Ich will mich in Besprechungen mehr durchsetzen“ sagen Sie: „Ich will mich in Besprechungen durchsetzen.“

Bemerken Sie den Unterschied? Ihr Bedürfnis wird konkret. Das so oft in MEHR-Aussagen verborgene Gefühl der Unerreichbarkeit des aktuellen Wunsches hat sich aufgelöst – und damit auch die eigene Passivität. Sie können (erste) Schritte unternehmen. Sie können Ihr Bedürfnis ernst nehmen. Sie können sich überlegen, wie Sie es erreichen, sich beispielsweise in der Besprechung durchzusetzen. Sie werden mit dieser Aussage aktiv.

4. Von „Ich MUSS“ zu „Ich will“

Kein anderes Wort hat solchen Einfluss auf das eigene Leben wie MÜSSEN. Zum einen, weil es so häufig benutzt wird, und zum anderen, weil es Ihr Erleben entscheidend prägt. MÜSSEN drückt Sie im wahrsten Sinne des Wortes nieder, es übt einen unbewussten Druck auf Sie aus. Dieser Druck fördert nicht, sondern fordert nur, und da er verständlicherweise Widerstand in Ihnen erzeugt, bremst er auch gleichzeitig Ihr Tun und Ihre Energie.

Schlimm genug, dass Sie damit Ihr Leben als beschwerlicher empfinden, als es tatsächlich ist. Noch schlimmer jedoch ist die Tatsache, dass Sie sich dabei als hilflose Marionette empfinden, deren Fäden ein anderer in der Hand hat. Spüren Sie selbst einmal diesem Wort nach: MÜSSEN ruft sofort Bilder und Gefühle wach von gezwungen, genötigt oder gedrängt werden. Dieses Empfinden und diese Bilder rauben Ihrem Handeln allerdings jede Authentizität. Und der Glaube, dass andere über Sie bestimmen, wird mit jedem „Ich muss“ neu belebt und verstärkt. Überlegen Sie einmal, wofür MÜSSEN eigentlich steht:

Es sagt aus,

  • dass Sie die Verantwortung für sich selbst und das, was Sie gerade tun, abgegeben haben,
  • dass die Entscheidung für das, was Sie gerade tun, nicht Sie selbst getroffen haben, sondern jemand anders,
  • dass Sie auf andere hören, selbst wenn diese Personen nicht da sind (oder nichts gesagt haben),
  • dass Sie anderen mehr Raum geben als sich selbst,
  • dass Sie an überholten Glaubenssätzen festhalten,
  • dass Sie tief im Inneren überzeugt sind, nur unter Druck handlungsfähig zu sein.

Machen Sie ab heute eigenverantwortliche und selbstbestimmte Aussagen – streichen Sie „Ich muss“ aus Ihrem Vokabular! Sagen Sie stattdessen „Ich will“ oder „Ich möchte“.

Erstellen Sie am besten gleich eine Liste Ihrer geläufigsten MUSS-Sätze:

  • Ich MUSS meinen Kollegen stets zuhören.
  • Ich MUSS freundlich zu den Kunden sein. Ich MUSS …

Ändern Sie jetzt Ihre Aussagen:

  • Ich WILL meinen Kollegen stets zuhören.
  • Ich WILL freundlich zu den Kunden sein.
  • Ich WILL …

Genießen Sie den gewonnenen Freiraum – beanspruchen Sie ihn für sich! Drücken Sie in Ihren Aussagen Ihre Verantwortung für sich selbst aus. Und seien Sie nicht zu überrascht, wenn Ihre Umgebung entsprechend positiv reagiert.

5. Hinter dem „NICHT“ das Ziel erblicken

Verneinungen jeglicher Art wie „Ich kann, darf, brauche, wünsche, will (etc.) NICHT …“ tragen wenig dazu bei, dass Sie von Ihren Mitmenschen wirklich verstanden werden. Denn Sie teilen lediglich mit, was Sie ablehnen. Was Sie tatsächlich wollen, kann Ihr Gesprächspartner bestenfalls erahnen.

Aussagen wie „Ich will nicht, dass Sie mich unterbrechen“ lassen zwar die Schlussfolgerung zu, dass Ihr Gesprächspartner Sie ausreden lassen soll. Doch was wünschen Sie sich bei Sätzen wie „Die Anfälle meines Vorgesetzten sollen mich nicht länger fertig machen“?

Das Dilemma, das für Sie entsteht, liegt weniger in der verneinenden Aussage. Oftmals sind solche Aussagen unentbehrlich. Sie helfen Ihnen dabei herauszufinden, was in Ihrer gegenwärtigen Situation noch nicht oder nicht mehr mit Ihnen übereinstimmt. Diese Erkenntnis – also was Sie nicht wollen oder nicht sind – ist jedoch erst der halbe Weg. Sie verharren an diesem Punkt, ohne sich selbst zu verdeutlichen, was Sie wirklich wollen.

Der Trugschluss, dass mit der Verneinung alles gesagt sei, ist verständlich – nicht zuletzt dank der jahrelangen Sozialisation, durch die wahrscheinlich auch Ihnen als Kind ständig Verneinungen wie „Mach dies nicht …“, „Du sollst nicht …“, „Kannst du nicht …“, „Hast du schon wieder nicht …“ antrainiert wurden.

Die Verneinung wurde zur Hauptaussage erkoren, statt sie als Ausgangspunkt zu verstehen. Gehen Sie deshalb den nächsten Schritt: Teilen Sie ohne Verneinung mit, was Sie wollen. Sagen Sie also, wo Sie hinwollen, statt wovon Sie wegwollen!

Zur Unterstützung fragen Sie sich:

  • Was strebe ich jetzt an?
  • Was stelle ich mir in dieser Situation als befriedigendes Ergebnis vor?
  • Was möchte ich erreichen?
  • Was soll geschehen und getan werden?
  • Was ist mein Ziel?

Statt „Die cholerischen Anfälle meines Vorgesetzten sollen mich nicht länger fertigmachen“ heißt es nun: „Die cholerischen Anfälle meines Vorgesetzten sind heiße Luftblasen, und ich übernehme in solchen Momenten die Verantwortung für mein Wohlbefinden.“

Statt „Ich will jetzt nicht mit Ihnen darüber sprechen“ heißt es nun: „Lassen Sie uns beide dieses Thema heute Nachmittag bereden. Passt es Ihnen um 15 Uhr?“

Achten Sie ruhig darauf, wie Sie sich bei den Umformulierungen fühlen. Rasch stellt sich dabei ein Gefühl der Stärke, Klarheit und Selbstachtung ein.

Und natürlich dürfen Sie auch weiterhin „Nicht“- Aussagen treffen. Achten Sie nur bei Aussagen, die Sie persönlich betreffen, darauf, dass Sie sich und den anderen auch verdeutlichen, was Sie wollen.

6. Von „Schuldgefühlen“ zu „Was blieb ich mir schuldig?“

Es gibt viele alltagliche Situationen, die Schuldgefuhle hervorrufen: Sie haben eine Zusage nicht eingehalten, eine Verabredung abgesagt, einem Meeting nicht beigewohnt oder ubermasig heftig reagiert, als Ihnen Ihr Kollege die zugesagten Daten unvollstandig geliefert hat. Das nagt an Ihrem Gewissen.

Die beiden typischen Reaktionen sind nun:

  • Sie fühlen sich dem anderen gegenüber schuldig und entschuldigen sich für Ihr Verhalten. Oder:
  • Sie spüren weiterhin Wut und Zorn auf den anderen und geben ihm die Schuld an der gesamten Situation, inklusive Ihrer Missstimmung.

Das heißt: Die Schuld wird zugeteilt. Man gibt sie entweder sich selbst oder dem Gegenspieler. Gleichzeitig richtet sich die Aufmerksamkeit auf den anderen – auch in Momenten, in denen Sie sich selbst schuldig fühlen und sich die Schuld geben. Denn Sie fühlen sich ja nicht gegenüber sich selbst schuldig, sondern gegenüber Ihrem Mitmenschen.

Und das ist eigentlich schade. Schließlich sind Sie auf ein eigenes Defizit gestoßen und steuern mit den Schuldgefühlen gegen. Intuitiv haben Sie somit richtig gehandelt: Sie merken, dass Sie jemandem etwas schulden. Nur schieben Sie die falsche Person in den Mittelpunkt: den anderen statt sich selbst.

Gleichzeitig wird dadurch auch das eigene Schuldgefühl missverstanden. Ihr Schuldgefühl möchte Ihnen namlich aufzeigen, woran es Ihnen in dieser Situation mangelte, was Sie sich selbst schuldig geblieben sind und wie Sie Verantwortung übernehmen können. Das ist entscheidend.

Eine ausgesprochene Entschuldigung gegenüber dem anderen Beteiligten (die Sie zur Entspannung der Lage auch zukünftig nach eigener Einschätzung äußern dürfen) behebt diesen Mangel und dieses Defizit nicht, sondern stellt nur das „Verhältnis zwischen den Parteien“ wieder her.

Die Schuld bleibt somit weiterhin unbezahlt. Denn Sie haben noch immer nicht geklärt, was Sie daran hinderte, die Situation auch ohne Schuld(-gefühle) zu bewältigen und zu lösen. Es fehlt der Schritt zur bewussten Erkenntnis, was Sie hätten besser bzw. anders machen können.

Sich also bewusst die Schuld zu geben heißt im Klartext, sich das zu geben, was man sich selbst in der jeweiligen Situation schuldig geblieben ist. Jetzt rücken Sie selbst, Ihre Bedürfnisse und Fähigkeiten in den Vordergrund.

Fragen Sie sich zukünftig:

  • Welche Schuld habe ich mir aufgeladen? Was schulde ich mir?
  • Was bin ich mir dabei schuldig geblieben?
  • Wann und wie habe ich Verantwortung abgegeben bzw. nicht wahrgenommen?
  • Welche Erkenntnis hilft mir dabei, diese Erfahrung zu entschuldigen und sie nicht umsonst erlebt zu haben?
  • Was sollte ich tun bzw. unterlassen, damit ich mir beim nächsten Mal keine Schuld auflade?

Vielleicht haben Sie sich eine bessere Zeiteinteilung geschuldet, um die Zusage einhalten zu können. Vielleicht schulden Sie sich die bewusste Erkenntnis, dass Sie nicht für das Wohlbefinden des anderen verantwortlich sind, wenn Sie die Verabredung absagen.

Vielleicht schulden Sie sich das Erkennen unterschwelliger Ängste, Ihrer Karriere zu schaden, wenn Sie dem Meeting fernbleiben. Oder vielleicht entdecken Sie, dass Sie es sich schulden, zu Gefühlen wie Wut und Unmut zu stehen. Warum sollten Sie immer „lieb und freundlich“ zu Ihrem Kollegen sein, wenn er es auch nicht ist: Er lässt Sie ja hängen.

7. Von „SICH SORGEN MACHEN“ zu „Ich sorge dafür“

Wer sich Sorgen macht, löst keine Probleme, sondern spielt im Kopf mit ihnen – und vertieft sie. Statt für einen positiven Ausgang zu sorgen, werden Visionen einer Zukunft gewebt, der es unbedingt aus dem Weg zu gehen gilt. Die Visionen sind Schreckensszenarien, und natürlich könnten sie eintreten – in 99 Prozent der Fälle tun sie das jedoch nicht.

Wenn Sie sich Sorgen machen, verbarrikadieren Sie sich also hinter einer Mauer von Sorgen machenden negativen Gedanken mit dem Ziel, „geschützt und sicher zu sein“. Nur hat dieser „Schutz“ seine Folgen: Angst, gepaart mit Unsicherheit und dem Unvermögen zu handeln. Ihre selbst erschaffenen Trugbilder führen Sie in die Irre.

Unnötigerweise. Schließlich wollten Sie damit nur für Ihr Bedürfnis nach Sicherheit und Schutz SORGE TRAGEN. Und genau dies sollten Sie bewusst tun. Fällen Sie für sich die Entscheidung, aktiv Sorge zu tragen, also dafür zu sorgen, dass es Ihnen in der Situation gutgeht, dass Sie gesund bleiben (statt sich Sorgen um Krankheit zu machen) oder was immer Ihr Anliegen ist. So können Sie handeln, planen und erste Schritte unternehmen, statt sich mit Horrorvisionen den Alltag zu vergiften.

So heißt es ab heute: Statt „Ich mache mir Sorgen um meinen Arbeitsplatz. In der Firma kursieren Gerüchte, dass meine Abteilung aufgelöst und allen gekündigt wird“ sagen Sie: „Ich trage Sorge dafür/Ich sorge dafür, dass ich in diesem Fall Klarheit erhalte. Gleich morgen spreche ich mit meinem Chef über dieses Gerücht.“

8. Das „VERSUCHEN“ sein lassen – tun Sie es!

Etwas zu VERSUCHEN ist reine Zeitverschwendung. Überlegen Sie einmal, wie oft Sie versucht haben, etwas zu tun oder zu lassen: „Ich versuche, den Kunden Schmidt heute noch anzurufen“ oder „Ich will versuchen, die Änderungen dem Team sofort mitzuteilen“ oder „Ich versuche abzunehmen.“ Und wie sah das Ergebnis Ihres Versuchs aus? Es war keine Zeit, den Kunden anzurufen, die Änderungen wurden zurückgehalten, und die Diät wurde nach drei Tagen wieder abgebrochen – doch VERSUCHT haben Sie es ja immerhin …

So kann Ihnen niemand einen Vorwurf machen, auch Sie selbst nicht. Allerdings programmieren Sie sich mit solchen Aussagen zum Scheitern. Denn der VERSUCH lenkt Ihre Aufmerksamkeit und Energie nicht auf die Aktivität, sondern auf den VERSUCH als vermeintliche Tat. Sie geben sich weder den Startschuss noch das Unterlassungssignal: Mit VERSUCHEN treffen Sie keine Entscheidung, Sie sagen weder Ja noch Nein. Streichen Sie das Wort VERSUCHEN aus Ihrem Vokabular!

  • Statt „Ich versuche, den Kunden Schmidt heute Nachmittag anzurufen“ sagen Sie: „Ich rufe heute Nachmittag den Kunden Schmidt an.“
  • Statt „Ich will versuchen, die Änderungen dem Team sofort mitzuteilen“ sagen Sie: „Ich teile die Änderungen dem Team sofort mit.“
  • Statt „Ich versuche abzunehmen“ sagen Sie: „Ich nehme ab und mache dafür eine Diät.“

So wird aus einem vagen Selbst-Appell eine klare Zusage. Und mit einem Mal können Sie sich auch bewusst fragen: „Will ich das wirklich tun?“ So mancher VERSUCH ist unrealistisch, und erst jetzt stellen Sie fest, dass Sie eigentlich kein Interesse oder keine Zeit haben, ihn in die Tat umzusetzen. Dann lassen Sie es, teilen es mit und widmen sich den Aktivitäten, die Ihre volle Unterstützung finden.

9. Von „ZEIT NEHMEN“ zu „Zeit geben“

Wenn Sie sich ZEIT NEHMEN, ist das immer problematisch, weil das Wort NEHMEN Ihr Gefühl für Ihre Zeit begrenzt. So entsteht der Eindruck, dass Sie sich selbst Ihre Zeit rauben und wegnehmen. Der Begriff NEHMEN frisst Ihre Zeit und füttert gleichzeitig den Glauben, keine Zeit zu haben.

Sobald Sie sich ZEIT NEHMEN, wird dieses Glaubensmuster aktiviert – und sofort wird auf der unbewussten Ebene dagegengearbeitet. Das geht bis zum Boykott Ihres Versuchs, sich Zeit zu NEHMEN, indem Sie Unruhe oder Unbehagen spüren, sich nicht konzentrieren können, Ihnen tausend andere dringende Aufgaben in den Sinn kommen … bis Sie dann von der geplanten Aktivität ablassen.

Ersetzen Sie deshalb das Wort NEHMEN durch das Wort GEBEN, denn das ruft positive Assoziationen und Reaktionen hervor: Mit GEBEN spüren Sie die Fülle, werden an Geschenke erinnert und reichen sich selbst etwas, nämlich Zeit.

  • Statt „Ich sollte mir wirklich die Zeit nehmen, jeden Tag eine halbe Stunde Sport zu treiben“ sagen Sie: „Ich gebe mir die Zeit, jeden Tag eine halbe Stunde Sport zu treiben.“
  • Statt „Ich nehme mir jetzt die Zeit, mich kurz zu entspannen“ sagen Sie: „Ich gebe mir jetzt die Zeit, mich kurz zu entspannen.“
  • Statt „Ich nehme mir die Zeit, diesen Bericht in Ruhe fertigzustellen“ sagen Sie: „Ich gebe mir die Zeit, diesen Bericht in Ruhe fertigzustellen.“

Spüren Sie diesen unterschiedlichen Aussagen einmal bewusst nach. Nutzen Sie diesen Unterschied, um Tätigkeiten, Vorhaben und auch Treffen mit Personen auf den Zahn zu fühlen. „Nimmt/Raubt mir Kollege Schmidt mit seinem Smalltalk auf dem Gang die Zeit, oder gebe ich hier für etwas Zeit, was mir von Nutzen sein wird?“ Es fällt Ihnen dann garantiert leichter, auch gezielter zu Zeitfressern Nein zu sagen.

10. Statt „SICH VERLASSEN“ lieber zu sich stehen

Wie oft haben Sie sich schon auf jemanden verlassen, nur um anschließend enttäuscht zu werden? Ihre Aussage „Ich verlasse mich darauf, dass du pünktlich bist“ oder „Ich verlasse mich auf Ihre Verschwiegenheit“ gab Ihnen das Gefühl, alles getan zu haben, damit der andere auch in Ihrem Sinne handelt. Nur unterlagen Sie dabei der doppeldeutigen Wirkung dieses Wortes. Denn sobald Sie sich auf jemanden VERLASSEN, verlassen Sie sich selbst. Und das teilen Sie auch ganz offen mit: ICH VERLASSE MICH.

Leider springen diese Worte Ihnen nicht vehement ins Bewusstsein, da dieses zu sehr damit beschäftigt ist, sich auf den nachfolgenden Satzteil („dass du pünktlich bist“, „auf Ihre Verschwiegenheit“) zu konzentrieren. Sie wenden sich also von sich selbst ab und lassen andere für sich machen. Wundert es Sie noch, dass der andere Sie dann vielleicht auch verlässt und unpünktlich ist bzw. Ihr Geheimnis preisgibt?

Verlassen Sie sich also nicht länger auf andere, sondern machen Sie sich bewusst, was Sie in diesem Augenblick wollen:

  • „Ich verlasse mich darauf, dass du pünktlich bist.“ – Was Sie in diesem Augenblick erreichen möchten, ist, dass Sie nicht zu warten brauchen. Teilen Sie dies klipp und klar mit: „Ich werde pünktlich um 15 Uhr da sein und höchstens zehn Minuten auf dich warten.“
  • „Ich verlasse mich auf Ihre Verschwiegenheit.“ – Sie möchten, dass der andere schweigt und nichts preisgibt. Halten Sie sich selbst daran. „Diese Frage kann ich Ihnen im Moment nicht beantworten. Warten Sie bis zum Meeting nächste Woche.“

Sicherlich wird es zunächst etwas Überwindung kosten, ganz allein zu sich selbst zu stehen. Doch das ist es wert. Denn in Ihrem Leben ändert sich nur etwas, wenn Sie selbst es ändern – beispielsweise Ihr Denken und Sprechen.

So gelingt Ihnen eine bewusste Wortwahl: 3 Umsetzungs-Tipps

1. Geben Sie sich Zeit: Gehen Sie kleine Schritte

Gehen Sie das Projekt „Bewusstes Sprechen“ langsam an. Wählen Sie zunächst nur einen einzigen Ausdruck, der Sie besonders anspricht oder der Ihnen am meisten zu schaffen macht. Überlegen Sie sich hierzu einige Ihrer typischen Aussagen, und erneuern Sie diese entsprechend den Änderungsvorschlägen.

Schreiben Sie die Veränderung auf eine Karteikarte, die Sie auf Ihren Schreibtisch griffbereit ablegen. So werden Sie kontinuierlich daran erinnert. Nach zwei bis drei Wochen oder sobald die neue Redewendung sitzt, nehmen Sie ein weiteres Wort hinzu.

2. Finden Sie heraus, was Ihnen die alten Wörter bedeuten

Achten Sie auf Ihre Gedanken und Gefühle. Obwohl die Änderung in der Redewendung minimal ist, ist ihre Wirkung groß. In manchen Momenten überkommt Sie vielleicht der Gedanke „Das kann ich jetzt nicht sagen“. Zwingen Sie sich dann nicht, sondern bleiben Sie einfach in Ihrem alten Muster.

Überlegen Sie sich jedoch, sobald Sie dafür eine ruhige Minute haben, warum es Ihnen schwerfiel. Welche Ängste, Unsicherheiten oder auch innere Erwartungshaltung, dass der andere beispielsweise wütend reagieren könnte, haben Sie abgehalten? Nutzen Sie diese Erkenntnisse, um eine Strategie zu entwickeln, die Ihnen dann erlaubt, die neue Redewendung gefahrlos anzuwenden.

3. Genießen Sie die Veränderung

Achten Sie gleichzeitig natürlich auf Gefühle und Gedanken der Stärke, des Sich-gut-Fühlens, der Zuversicht, der Klarheit. Wie hat sich Ihr Umgang mit sich selbst verändert? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht, seitdem Sie sich anders ausdrücken? Sind Sie auf weitere Wörter und Redewendungen gestoßen, die Sie eher schwächen, klein machen und bremsen?

Gratulation! Nutzen Sie Ihre gewonnene Sensibilität für weitere Wörter-Entdeckungsreisen. Es lohnt sich!