Infografik zur Nutzung von Robot Recruiting im Unternehmen.

Robot Recruiting: Chancen, Risiken und Anwendung

Robot Recruiting soll die Personalbeschaffung künftig revolutionieren. Anstatt umfassender und zeitintensiver Auswahlverfahren könnten Roboter, Algorithmen und Künstliche Intelligenz (KI) einen maßgeblichen Beitrag zum Recruiting-Prozess leisten. In diesem Artikel lesen Sie, was aktuell unter Robot Recruiting verstanden wird, welche Vor- und Nachteile es bietet und wie Mitarbeiter der Personalabteilung davon profitieren können.
Inhaltsverzeichnis

Robot Recruiting: Was ist das eigentlich?

Robot Recruiting bezeichnet den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI), Automatisierung und Algorithmen im Rekrutierungsprozess. Es handelt sich um den technologischen Fortschritt in der Personalbeschaffung, bei dem digitale Tools und „Robots“ (Softwareprogramme) verschiedene Aufgaben im Recruiting übernehmen. Dazu gehören beispielsweise die Beurteilung von Bewerben, die Auswahl von passenden Kandidaten und das Abgleich von Bewerberprofil mit einem Stellenprofil.

Durch Robot Recruiting wird der Rekrutierungsprozess automatisiert und zunehmend digitalisiert, wodurch die Suche und Auswahl von Kandidaten effizienter, schneller und objektiver erfolgen kann.

Doch auf welcher Technik basiert eine solche Software eigentlich?

Worauf basiert Robot Recruiting?

Robot Recruiting basiert auf dem Einsatz von Technologien wie künstlicher Intelligenz (KI), Machine Learning und Big Data, um den Rekrutierungsprozess effizienter, schneller und objektiver zu gestalten. Die folgenden Kernbereiche bilden unter anderem die Grundlage für Robot Recruiting:

Künstliche Intelligenz (KI)

Künstliche Intelligenz (KI) hat das Potenzial, den Rekrutierungsprozess maßgeblich zu verändern und effizienter zu gestalten. Von der Kandidatensuche bis zur Auswahl des passenden Bewerbers kann KI in vielen Bereichen unterstützen, um Zeit, Kosten und Ressourcen zu sparen. Man findet die KI in Chatbots, bei Matching-Algorithmen und bei KI-gestützten Screening-Programmen.

Zugrundeliegende Teilbereiche von Künstlicher Intelligenz sind:

  • Machine Learning (ML) ist eine Form der KI, bei der Algorithmen aus Erfahrungen und Daten lernen und ihre Leistungsfähigkeit im Laufe der Zeit verbessern. Im Recruiting-Kontext bedeutet dies, dass die Software sich an vergangene Suchergebnisse, erfolgreiche Einstellungen und Rückmeldungen anpasst, um die Auswahl der Kandidaten ständig zu optimieren.
  • Natural Language Processing (NLP) ist ein Bereich der KI, der sich auf die Interaktion zwischen Computern und menschlicher Sprache konzentriert. Im Robot Recruiting wird NLP eingesetzt, um Bewerbungen, Lebensläufe und Anschreiben zu analysieren und zu verstehen.

Big Data und Datenanalyse

Die Verarbeitung und Analyse großer Datenmengen (Big Data) ist ein weiterer Grundpfeiler von Robot Recruiting. Daten über Bewerber, die von Karrierenetzwerken, sozialen Medien oder früheren Bewerbungsprozessen stammen, werden genutzt, um bessere Entscheidungen zu treffen. Durch Datenanalyse können Systeme relevante Informationen extrahieren und Muster erkennen, die auf traditionelle Weise nicht sichtbar wären, etwa Qualifikationen, die auf den Erfolg in einer bestimmten Position hindeuten.

Predictive Analytics

Predictive Analytics nutzt historische Daten und statistische Algorithmen, um Vorhersagen zu treffen. Im Kontext von Robot Recruiting bedeutet dies, dass Systeme potenzielle zukünftige Entwicklungen prognostizieren können, etwa welche Bewerber die besten Erfolgsaussichten in einer bestimmten Position haben. Dies hilft dabei, Einstellungsentscheidungen zu treffen, die langfristig zum Erfolg des Unternehmens beitragen.

In welchen Bereichen wird Robot Recruiting angewendet?

In folgenden Bereichen und Anwendungen ist Robot Recruiting zu finden:

  • CV-Parsing: Hier werden Lebensläufe automatisch ausgewertet. Dadurch wird eine Datenbank aller Bewerber erstellt, aus der bestimmte Bewerber nach verschiedenen Gesichtspunkten gefiltert und ausgewählt werden können. So können beispielsweise besonders ehrgeizige Bewerber automatisch angezeigt werden.
  • Stellenanzeigen: Mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) können Stellenanzeigen eines Unternehmens so optimiert werden, dass Bewerber sie auch sehen und problemlos darauf zugreifen können. Bei diesem Vorgehen werden bereits vorhandene Stellenanzeigen analysiert. Dadurch können den Recruitern passende Keywords, Jobportale oder Kategorien vorgeschlagen werden.
  • Matching: Beim Matching wird nach passenden Kandidaten für eine Stelle gesucht. Dabei werden aus einer Datenbank verschiedene, geeignete Kandidaten vorgeschlagen, anhand von Anforderungsprofilen oder Stellenanzeigen. Den Bewerbern werden somit nur relevante Stellenanzeigen vorgeschlagen und die Unternehmen können Sich die passenden Kandidaten aussuchen.
  • Chatbots für Bewerberkommunikation: Dank Chatbots können Unternehmen rund um die Uhr Kontakt zu den Bewerbern aufnehmen. Dabei können die Chatbots auf Nachrichten der Bewerber reagieren und beispielsweise Fragen selbst beantworten oder weitere Tipps für Stellenangebote liefern.

Welche Rolle spielen Chatbots in der Personalbeschaffung?

Neben den oben genannten Matching-Algorithmen haben Unternehmen ebenfalls die Option, Chatbots einzusetzen. Sie eröffnen weitreichende Möglichkeiten, beispielsweise im Rahmen des Employer Brandings. Bewerber haben so die Option, gezielt Fragen über die Firma und die Firmenleitsätze zu stellen – und erhalten umgehend Antwort. Ein echter Vorteil, um bei Interessierten durch blitzschnelle Reaktion ein positives Bild zu hinterlassen.

Zugleich sind Chatbots auch beim Recruiting dienlich, und zwar auf verschiedene Art und Weise:

  • Der Chatbot führt ein initiales Bewerbungsgespräch, in welchem er die grundlegenden Fähigkeiten des Bewerbers abfragt.
  • Der Bot leitet einen Kandidaten durch den Bewerbungsprozess. Der Vorteil: Das Ganze geschieht interaktiv, zugleich kann die Software die Daten entsprechend aufbereiten und dem Recruiter strukturiert zur Verfügung stellen.

Risiken beim Robot-Recruiting

Bei der Anwendung von Algorithmen und Künstlicher Intelligenz kann es neben einer Vereinfachung der Arbeit auch zu einigen Problemen führen. Algorithmen erlernen selbstständig Zusammenhänge, weshalb unklar ist, wie die Algorithmen zu den Ergebnissen gelangen, die sie weitergeben. Zudem spielt die Qualität der Daten, die der Algorithmus bekommt, eine Rolle. Wenn die Daten bereits in eine gewisse Tendenz gehen (beispielsweise bezüglich des Geschlechtes der zuletzt eingestellten Personen), kann es zu Problemen führen weil es zum Beispiel diskriminierende Algorithmen hervorruft.

Weitere Risiken beim Robot-Recruiting:

  • Fehlende menschliche Intuition und Empathie: KI kann zwar Daten analysieren, aber nicht die emotionale Intelligenz und das Bauchgefühl eines menschlichen Recruiters ersetzen. Bei wichtigen Aspekten wie kultureller Passung oder Soft Skills ist das menschliche Urteil oft entscheidend.
  • Akzeptanz und Vertrauen bei Bewerbern: Nicht jeder Bewerber ist sofort offen für Robot Recruiting und die Verwendung von KI im Bewerbungsprozess. Transparente Kommunikation über den Einsatz solcher Technologien und deren Vorteile kann das Vertrauen der Kandidaten stärken.
  • Datenschutz: Die Verarbeitung von großen Datenmengen stellt Anforderungen an den Datenschutz. Unternehmen müssen sicherstellen, dass Bewerberdaten gemäß den geltenden Datenschutzbestimmungen (z. B. DSGVO) verarbeitet und geschützt werden.

Tipp: Bezüglich des Datenschutzes sollten Sie jeden Einsatz von Robot Recruiting gesondert betrachten und prüfen. Neben den immer geltenden Datenschutzbestimmungen gibt es sehr enge Vorschriften, wenn es um die Daten von Bewerbern oder Mitarbeitern des Unternehmens geht.

Vorteile: So profitieren Unternehmen vom Robot Recruiting

Unabhängig von der aktuellen kontroversen Diskussion sollte man die Vorteile von HR-Algorithmen nicht außer Acht lassen. Einer der größten Vorteile von Robot Recruiting ist die Automatisierung vieler zeitraubender Aufgaben. Die Vorauswahl von Bewerbungen, die Koordination von Interviews und die Kommunikation mit Kandidaten lassen sich mit KI-gestützten Tools schneller und effizienter abwickeln. Dies verkürzt die „Time-to-Hire“ und ermöglicht es Unternehmen, sich schneller für einen Kandidaten zu entscheiden. Ein weiterer Pluspunkt: Durch die Automatisierung von Routineaufgaben kann der personelle und damit finanzielle Aufwand für das Recruiting gesenkt werden.

KI und Machine Learning nutzen große Datenmengen, um Muster und Zusammenhänge zu erkennen. Dies führt zu einer objektiveren Auswahl von Bewerbern. Der Grund: Die Systeme treffen auf Basis von Qualifikationen und Kompetenzen Entscheidungen, ohne von Vorurteilen oder persönlichen Präferenzen beeinflusst zu sein. Durch die datenbasierte Entscheidung lassen sich Kandidaten finden, die besser zur Stelle passen.

Mit Chatbots und automatisierten Antworten können Bewerber rund um die Uhr Fragen stellen und schnelle Rückmeldungen erhalten. Das verbessert das Bewerbererlebnis und steigert die Zufriedenheit der Kandidaten, da sie sich gut betreut fühlen und jederzeit über den Status ihrer Bewerbung informiert sind.

Zusammengefasst birgt Robot Recruiting demnach die folgenden Vorteile:

  • Effizienz und Zeitersparnisse
  • Verbesserte Kandidatenauswahl
  • Verbesserte Candidate Experience
  • Kosteneinsparungen
  • Datenbasierte Entscheidungsfindung

Ersetzen Algorithmus und Künstliche Intelligenz bald Personaler?

Bei den weitreichenden Möglichkeiten, die mit KI und Algorithmen, die obendrein auch noch selbstlernend sind, einhergehen, kommt folgende Frage auf: Wird die neue Technologie sukzessive HR-Verantwortliche ersetzen? Hier gehen die Meinungen von Experten auseinander. Während Technologie-Affine prognostizieren, dass Maschinen schon bald komplette Arbeitsschritte wahrnehmen können, werden auch Gegenstimmen laut. Künstliche Intelligenz könne zwar viel, jedoch die menschliche nicht ersetzen.

Wir gehen davon aus: Robot Recruiting ersetzt nicht das menschliche Recruiting, sondern unterstützt und ergänzt es durch Effizienz und Datenanalysen. Der menschliche Faktor bleibt entscheidend, insbesondere bei der Beurteilung von Soft Skills, der kulturellen Passung und der Pflege persönlicher Beziehungen. Ein optimaler Rekrutierungsprozess kombiniert daher die Stärken von Robot Recruiting und menschlicher Expertise.

Fazit: Robot Recruiting als Ergänzung in der HR-Abteilung

Aus der Sicht der Personalabteilung lassen sich Recruiting-Softwares und Algorithmen als Chance einstufen, Arbeitsprozesse deutlich zu entschlacken. Der aktuelle technische Stand ist jedoch noch nicht so weit, dass man der vollautomatisierten Personalbeschaffung zu 100 Prozent vertrauen kann.

Es ergibt aber durchaus Sinn, HR-Programme ergänzend einzusetzen. Selbstverständlich kommt es auch auf Art und Umfang der Stelle an. Während Recruiter gerade bei Fach- und Führungspositionen genau hinschauen müssen, was die Bewerber mitbringen, bieten weniger spezifische Positionen die Möglichkeit, Robot-Recruiting zu testen.

Trotzdem müssen Unternehmen auch die Sicht der Bewerber einnehmen. Nicht jeder Kandidat wird hocherfreut sein, das erste Vorstellungsgespräch via Chat mit einem Roboter zu führen. Kurzum: Auch die Akzeptanz potenzieller neuer Mitarbeiter ist beim Einsatz von HR-Algorithmen wichtig. Hier bleibt abzuwarten, wie sich der Bewerbermarkt und das Arrangement mit neuen technischen Möglichkeiten entwickeln – sowohl in der Personalabteilung als auch unter den Kandidaten.

FAQ: Fragen und Antworten zu Robot Recruiting

Mithilfe von Software und daraus entstehenden Algorithmen werden Unternehmen und Personaler zusammengebracht: Das Unternehmen veröffentlicht eine Stellenanzeige und der Jobsuchende sucht nach vakanten Positionen.
Zum einen kann mit Chatbots gearbeitet werden, die eigenständig im Kontakt zu den Bewerbern stehen und weiterhelfen können. Zum anderen wird Robot Recruiting für die automatisierte Auswertung von Lebensläufen oder Optimierung von Stellenanzeigen genutzt werden. Außerdem kann Robot Recruiting dabei helfen, passende Kandidaten für eine Stelle zu finden.
Durch die Automatisierung des Rekrutierungsprozesses ist Robot Recruiting eine starke Arbeitserleichterung, da dieser Prozess sonst sehr zeitintensiv ist. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Software nach einem rein faktenbasierten System arbeitet und nicht auf Menschliches achtet.
Die selbstständige Weiterentwicklung des Alogrithmus kann zum Selbstläufer werden und gewisse Tendenzen bei der Personalauswahl hervorrufen. Ein weiterer Nachteil ist, dass Algorithmen kein Transferwissen haben und anwenden können. Dadurch können geeignete Kandidaten beispielsweise aufgrund eines Rechtschreibfehlers aussortiert werden, die durch das menschliche Auswahlverfahren eines Recruiters aber ausgewählt worden wären.