Infografik zum Thema Dual Career im Beruf.

Dual Career als Arbeitgeber fördern – Chancen und Maßnahmen

Paare, die gleichberechtigt Karriere machen wollen, werden in Deutschland immer noch mit Schwierigkeiten konfrontiert. Besonders bei Paaren mit Kindern stecken Frauen oftmals karrieremäßig zurück. Dabei ermöglicht Dual Career nicht nur Vorteile für Familien. Unternehmen profitieren ebenfalls davon, Doppelkarrierepaare zu unterstützen.
Inhaltsverzeichnis

Was bedeutet Dual Career?

Der Begriff Dual Career bezeichnet die Situation, in der beide Partner einer Beziehung berufstätig sind und gleichzeitig eine Karriere verfolgen. Im Unterschied zu traditionellen Rollenverteilungen, bei denen oft nur ein Partner Karriere macht und der andere die familiären Verpflichtungen übernimmt, verfolgen Dual-Career-Paare eine gleichberechtigte Lebensplanung, in der die berufliche Entwicklung beider Partner im Vordergrund steht.

Dieser Trend ist in modernen Gesellschaften immer häufiger zu beobachten, insbesondere bei hochqualifizierten Fachkräften und Führungskräften. Unternehmen, die sich als attraktive Arbeitgeber positionieren wollen, sollten daher Strategien entwickeln, um Dual-Career-Paare zu unterstützen.

Umsetzung durch Dual Career-Services an Hochschulen

Ein gutes Beispiel für die Umsetzung und Etablierung der Dual Career sind Hochschulen, Universitäten und Forschungseinrichtungen. Dort existieren schon seit mehreren Jahren sogenannte Dual Career-Services für Dozenten sowie Dozentinnen, die eine neue Professur an der Hochschule annehmen.

Diese unterstützen die neuen Professoren sowie Professorinnen und deren Partner oder Partnerinnen mit ihrem Dual Career-Netzwerk bei der Eingliederung am neuen Wohnort. Durch Beratungen und Coachings wird den Neuberufenen aus einer anderen Stadt oder dem Ausland der Start erleichtert.

Bei der Integration der Familie der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in das neue Umfeld bietet der Service ebenfalls Hilfestellungen an. Je nach Hochschule unterscheiden sich die bereitgestellten Angebote. Diese reichen von der Unterstützung bei der Wohnungs- und Stellensuche und dem Bewerbungsprozess des Partners bis hin zur Hilfe bei der Wahl der passenden Schule oder der Vermittlung einer Kinderbetreuung.

Warum sollten Arbeitgeber Dual Career fördern?

Die Förderung von Dual Career bietet Unternehmen eine große Chance, sich als moderner und attraktiver Arbeitgeber zu positionieren, hochqualifizierte Talente zu gewinnen und langfristig zu binden. Durch Dual-Career-Programme, flexible Arbeitsmodelle, familienfreundliche Leistungen und individuelle Karriereberatung können Unternehmen dazu beitragen, die Karriereentwicklung beider Partner in einer Beziehung zu unterstützen. Damit wird nicht nur die Zufriedenheit und Produktivität der Mitarbeiter gesteigert, sondern auch die eigene Arbeitgebermarke gestärkt.

Vorteile für Unternehmen, die Dual Career fördern

Gewinnung und Bindung von Fachkräften: Dual-Career-Paare sind häufig hochqualifiziert und in Führungspositionen tätig. Durch gezielte Unterstützung dieser Paare können Unternehmen ihre Chancen erhöhen, Top-Talente zu gewinnen und langfristig zu halten. Die Bereitschaft, auf die Bedürfnisse beider Partner einzugehen, signalisiert potenziellen Bewerbern, dass das Unternehmen familienfreundlich und mitarbeiterorientiert ist.

Stärkung des Employer Brandings: Eine Dual-Career-Förderung macht das Unternehmen als Arbeitgeber attraktiver und stärkt die Positionierung am Markt. Unternehmen, die familienfreundliche Leistungen und flexible Arbeitsbedingungen anbieten, gelten als modern, innovativ und nachhaltig. Dies stärkt das Employer Branding und erleichtert die Rekrutierung qualifizierter Mitarbeiter.

Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit und -produktivität: Mitarbeiter, die in ihrer Dual-Career-Situation unterstützt werden, sind in der Regel zufriedener und motivierter. Dies erhöht die Bindung ans Unternehmen und steigert gleichzeitig die Produktivität, da die Mitarbeiter weniger Stress in der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben empfinden.

Wie kann der Arbeitgeber Doppelkarrieren unterstützen? 7 Maßnahmen

Durch einige Maßnahmen ist es Unternehmen möglich, ihre Attraktivität für Paare, die Doppelkarrieren anstreben, zu steigern. Bestimmte Rahmenbedingungen erleichtern es beiden Ehepartnern, ihre berufliche Karriere zu verfolgen, ohne auf ein Familienleben verzichten zu müssen.

1. Flexible Arbeitsmodelle

Dual Career Paare sind auf flexible Arbeitszeitmodelle angewiesen, die ihren individuellen Anforderungen gerecht werden, so dass sie die familiären und beruflichen Aufgaben gleichermaßen gut bedienen können.

  • Räumen Unternehmen ihren Mitarbeitern mehr zeitliche Flexibilität ein, profitieren beide Seiten. Den Arbeitnehmern ist es möglich, spontan auf private Anforderungen zu reagieren. Die selbstbestimmte Arbeitszeiteinteilung führt außerdem dazu, dass die Mitarbeiter motivierter sind und bessere Ergebnisse für ihren Arbeitgeber erzielen.
  • Das ortsunabhängige Arbeiten, zum Beispiel im Homeoffice, ermöglicht den Mitarbeitern auf die Bedürfnisse ihrer Familie zu reagieren. Durch moderne Kommunikationsmittel sind sie trotzdem in der Lage, ihre beruflichen Aufgaben zu erfüllen. Die Bereitstellung von Mobiltelefonen und Laptops ermöglicht es den Mitarbeitern, sämtliche Aufgaben ohne Präsenz am eigentlichen Arbeitsort zu erledigen. Anstatt Vorortmeetings können Videokonferenzen zum Einsatz kommen. Das erhält die Produktivität aufrecht.
  • Innovative Arbeitszeitmodelle können Dual Careers begünstigen. Jobsharing oder 50/50 Modelle bei denen sich zwei Partner eine Vollzeitstelle teilen, eignen sich besonders für Doppelkarrierepaare. Verschiedene betriebsinterne oder externe Plattformen helfen bei der Suche nach Jobsharing-Partnern.

2. Kinderbetreuungsangebote

Fehlende Kinderbetreuungsplätze erschweren die langfristige Existenz von Doppelkarrierepaaren. Durch einige Angebote kann eine familienfreundliche Unternehmenskultur geschaffen werden, die wiederum Dual Careers begünstigt.

  • Betriebseigene Betreuungsangebote
  • Rahmenverträge mit regionalen Kindertagesstätten aushandeln, um den Eltern bei der Rückkehr in das Berufsleben einen Kindertagesplatz zu garantieren.
  • Die Bezuschussung von Kinderbetreuungskosten erleichtert die Suche nach einem Kindergartenplatz.
  • Eine Ferienbetreuung ermöglicht Müttern und Vätern während der Schulferien zu arbeiten.
  • Eine kurzfristige Kinderbetreuung für Notfälle bereitstellen, um bei Engpässen oder Krankheitsfällen auf ad-hoc Lösungen zurückgreifen zu können.
  • Ein Kinderbetreuungsnetzwerk innerhalb des Betriebs sowie mit externen Netzwerken etablieren, so dass Eltern auf Ausnahmefälle einigermaßen flexibel reagieren können.

3. Dual Career Förderung

Spezielle Programme, die die Perspektiven der Doppelkarrierepaare unterstützen, ergänzen die bisher genannten Methoden. Diese sollten transparent und erfolgsorientiert sein.

Mentoringprogramme empfehlen sich zur gezielten Förderung von Dual Careers. Führungskräfte können auch dann geschult werden, wenn diese durch Elternzeit oder Familienbetreuung nicht aktiv am Berufsalltag teilnehmen. Diese Programme stellen durch Coachings und organisierte Gespräche sicher, dass der Bezug zum Arbeitgeber nicht verloren geht und erleichtern den Wiedereinstieg. Einige deutsche Unternehmen bieten bereits solche Programme an:

  • Deutsche Telekom „Stay in contacT“
  • BASF „Career+“
  • TÜV Rheinland „TAFF“
  • Lufthansa Group „GoAhead“

Auch Formate von Dual Career-Paaren für Dual Career-Paare sind eine Option. Hier können erfahrene Paare ihr Wissen und ihre Erfahrungen weitergeben und mit Rat bei Fragen und Problemen zur Seite stehen.

In der akademischen Welt sowie in der Wissenschaft ist es gang und gäbe, neue Mitarbeiter und deren Familien durch das Anbieten von Dual Career Services zu unterstützen. In der freien Wirtschaft richten immer mehr Unternehmen solche Services ein, um die Bereitschaft ihrer Angestellten für internationale Mobilität zu fördern.

4. Neue Unternehmenskultur schaffen, die Dual Careers unterstützt

Von Führungskräften wird eine hohe Leistungsbereitschaft erwartet. In den meisten Unternehmen wird dies mit maximaler Präsenz am Arbeitsort und einem sehr hohen Arbeitspensum gleichgesetzt. Diese Vorstellungen sind aber nicht mit denen der Dual Career-Paare vereinbar und gleichzeitig generell als nicht mehr zeitgemäß einzuordnen. Die unternehmerische Organisation sollte daher durch einige Neuerungen angepasst werden.

5. Sensibilisierung für Dual Career-Couples vorantreiben

Egal wie viele Programme und Maßnahmen ein Unternehmen bereitstellt, um die Dual Careers zu unterstützen, wenn der Vorgesetzte diese Ansätze nicht fördert, bleiben sie meist wirkungslos. Im Idealfall leben die Geschäftsleiter selbst die Doppelkarriere vor. Wenn nicht, gibt es verschiedene Möglichkeiten mit speziellem Coaching die Sensibilität für dieses Thema herbeizuführen. Dies muss in die Unternehmenskultur eingebracht werden und die Kosten müssen ebenfalls festgelegt werden.

6. Beurteilungssystem an neue Modelle passen

Dass Dual Career-Paare ihre Arbeitszeit nach Bedarf einteilen und sich selbst organisieren, muss bei der Beurteilung berücksichtigt werden. Ausschlaggebend ist nicht mehr der Ort oder die Zeit an dem die Aufgabe bearbeitet wird, sondern lediglich das Ergebnis. Dies sollte im besten Fall zu einem leistungsorientierten Arbeitsmodell führen. Die effiziente Ergebnisorientierung sollte bei leistungsstarken Mitarbeitern, die dadurch große Erfolge erzielen, in den Lohnabrechnungen positiv bedacht werden.

7. Geben und Nehmen als Grundsatz bei Dual Careers

Die Flexibilität, die Doppelkarrierepaare für sich beanspruchen und von ihrem Arbeitgeber einfordern, darf nicht mit der Erwartung einhergehen, dass die Mitarbeiter rund und die Uhr verfügbar sind. Allerdings ist es in Ausnahmesituationen selbstverständlich, dass Arbeit übernommen oder nachgearbeitet wird. Dieses Geben und Nehmen sollte von allen Beteiligten gelebt werden. Das trägt zur Verbesserung der Unternehmenskultur bei.

Hindernisse bei der Umsetzung von Dual Career

Obwohl die gesetzlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für Doppelkarrierepaare in den letzten Jahren deutlich optimiert wurden, ist der Handlungsbedarf weiterhin groß. Bei Themen wie Kinderbetreuung oder der Besteuerung in Verbindung mit dem Ehegattensplitting gibt es viele Missstände, die verbessert werden müssen. Der Wertewandel der Gesellschaft geht weiterhin zögerlich voran und viele Personen lösen sich nur langsam von einem traditionellen Rollenverständnis, das den Mann als Ernährer der Familie sieht. Diese Orientierung ist nach wie vor auch in der Politik und der Wirtschaft zu spüren.

Durch Dual Career Maßnahmen den Weg zur Chancengleichheit lancieren

Es wird deutlich, dass die Dual Career-Förderung eine Reihe von Möglichkeiten und Vorteilen mit sich bringt. Die klassische Rollenverteilung wird nach und nach aufgehoben und ebnet den Weg zur optimierten Chancengerechtigkeit der Geschlechter. Denn durch Doppelkarrierepaare herrscht ein allmählich ausgeglichenes Verhältnis zwischen Männern und Frauen im Berufsleben.

Außerdem steigt die gesellschaftliche Akzeptanz gegenüber individuellen Lebensentwürfen. Dual Career ist nicht nur für das eigene Privatleben ein Gewinn, sondern auch für den Weg zur Chancengleichheit in der Erwerbswelt und in der Gesellschaft. Die Unternehmen sollten daher ihre Möglichkeiten ausschöpfen und den Weg für Dual Career freimachen. Denn alle Beteiligten dieses Lebens- und Erwerbsmodells können davon profitieren.