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Bewerbung bewerten: Kriterien zur Auswertung der Bewerbungsunterlagen

Spätestens nach dem Bewerbungsschluss geht es darum, die Bewerbungsunterlagen zu bewerten. Eine wesentliche Rolle bei der Personalbeschaffung spielt dabei nicht nur die fachliche Eignung der Bewerber, sondern auch die Form und der Inhalt der Bewerbung. In diesem Artikel lesen Sie, worauf Sie achten sollten, wenn Sie Bewerbungsunterlagen bewerten.
Inhaltsverzeichnis

Welche Kriterien werden zur Bewertung der Bewerbungsunterlagen herangezogen?

Bei der Bewertung von Bewerbungsunterlagen ziehen Arbeitgeber eine Reihe von Kriterien heran, um die Eignung eines Bewerbers für eine ausgeschriebene Position zu prüfen. Hierbei wird zwischen formalen und inhaltlichen Kriterien unterschieden.

Formale KriterienInhaltliche Kriterien
Vollständigkeit der UnterlagenBerufserfahrung und Werdegang
Korrekte FormatierungFachliche Qualifikationen
FehlerfreiheitMotivation und Anpassung an die Stelle
Angemessener Stil und SpracheSoft Skills und persönliche Stärken
Korrekte AdressierungErfolge und besondere Leistungen
Chronologische Übersicht im LebenslaufPassung zur Unternehmenskultur
Angemessene Dateiformate und GrößeErklärung von Lücken oder Wechseln
Professionelles Bewerbungsfoto (optional)Referenzen und Arbeitszeugnisse
Einheitlichkeit in der GestaltungSelbstpräsentation und Struktur
Länge der Bewerbung

Welche formalen Kriterien werden bei Bewerbungen beurteilt?

Bei der Auswertung von Bewerbungsunterlagen spielen formale Kriterien eine entscheidende Rolle. Sie sorgen dafür, dass die Bewerbung als professionell und sorgfältig wahrgenommen wird und vermitteln einen ersten Eindruck von der Arbeitsweise des Bewerbers.

Wie bei so vielen anderen Dingen zählt auch bei Bewerbungen der erste Eindruck. Ein Blatt Papier, das zerknittert ist oder womöglich Flecken aufweist, ist ein No-Go. Zudem deutet es nicht gerade auf Sorgfalt und eine ernst gemeinte Vorstellung des Bewerbers hin. Denn: Saubere und ordentliche Unterlagen sind Bewerbungsbasics. Doch die Form betrifft nicht nur Dinge, die auf den ersten Blick erkennbar sind. Spätestens beim Durchlesen sollten Sie auch auf die nachfolgenden formalen Kriterien zur Beurteilung achten:

1. Vollständigkeit der Unterlagen

Eine professionelle Bewerbung umfasst in der Regel ein Anschreiben, einen Lebenslauf sowie Zeugnisse und Zertifikate. Fehlen wichtige Dokumente, hinterlässt dies einen unvollständigen Eindruck und kann den Bewerbungsprozess negativ beeinflussen.

Wichtig: Ein Deckblatt und ein Motivationsschreiben sind nicht unbedingt erforderlich – außer Sie haben dies explizit gefordert.

2. Korrekte Formatierung

Die Formatierung der Unterlagen sollte einheitlich und übersichtlich sein. Dazu gehören:

  • Einheitliche Schriftart und Schriftgröße: Ein professionelles Erscheinungsbild wird durch konsistente Schriftarten und -größen in allen Dokumenten unterstützt.
  • Struktur und Lesbarkeit: Überschriften, Absätze und Zwischenüberschriften sorgen für eine klare Struktur und erleichtern das Lesen.

3. Fehlerfreiheit

Bewerbungsunterlagen müssen frei von Rechtschreib- und Grammatikfehlern sein. Fehlerhafte Texte hinterlassen den Eindruck von Nachlässigkeit und können Zweifel an der Sorgfalt und Detailgenauigkeit des Bewerbers aufkommen lassen.

4. Angemessener Stil und Sprache

Der sprachliche Stil der Bewerbung sollte professionell und klar sein. Allzu lockere Formulierungen sind ebenso unpassend wie unnötig formelle oder gestelzte Phrasen. Eine präzise und höfliche Ausdrucksweise hinterlässt einen positiven Eindruck.

5. Korrekte Adressierung

Das Anschreiben muss korrekt adressiert sein. Dazu gehört der Name des Ansprechpartners im Unternehmen sowie die richtige Firmenbezeichnung. Fehler in der Adressierung wirken unpersönlich und unprofessionell.

6. Chronologische Übersicht im Lebenslauf

Ein gut strukturierter Lebenslauf sollte entweder in antichronologischer oder chronologischer Reihenfolge die beruflichen Stationen auflisten. Lücken oder Unstimmigkeiten in der Darstellung sollten vermieden oder plausibel erklärt werden.

7. Angemessene Dateiformate und Größe

Bei der elektronischen Übermittlung von Bewerbungsunterlagen ist darauf zu achten, dass die Dateien in einem gängigen Format wie PDF vorliegen. Die Dateigröße sollte zudem nicht zu groß sein, um technische Probleme beim Empfänger zu vermeiden.

8. Professionelles Bewerbungsfoto (optional)

In Ländern, in denen ein Bewerbungsfoto üblich ist, sollte das Bild professionell aufgenommen sein und einen freundlichen, kompetenten Eindruck vermitteln. Selfies oder Freizeitfotos sind unangebracht.

Wichtig: Sie dürfen von den Bewerbern nicht ausdrücklich verlangen, ein Bewerbungsbild beizulegen. Der Hintergrund: Es könnte der Eindruck entstehen, die sich daraus ergebenden Informationen zu Aussehen, Alter, ethnischer Herkunft und Geschlecht seien ein Einstellungskriterium. Das ist nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) verboten.

9. Einheitlichkeit in der Gestaltung

Sowohl das Anschreiben als auch der Lebenslauf und andere Dokumente sollten visuell aufeinander abgestimmt sein. Einheitliche Gestaltungselemente wie Farben, Schriftarten oder das Layout verleihen der Bewerbung ein professionelles Gesamtbild.

10. Länge der Bewerbung

Die Bewerbung sollte nicht unnötig ausschweifend sein. Ein prägnantes Anschreiben und ein übersichtlicher Lebenslauf mit den wichtigsten Informationen reichen aus. Zu lange Bewerbungen wirken unstrukturiert und können den Leser überfordern.

Natürlich sollten Sie den Umfang und die Ausgestaltung der Bewerbung immer im Verhältnis zur ausgeschriebenen Stelle sehen. Eine Bewerbung für eine Position als Aushilfe im Verkauf auf Minijob-Basis wird wahrscheinlich weniger ausführlich sein als eine Bewerbung für eine Stelle als SAP-Consultant.

Welche inhaltlichen Kriterien werden bei der Bewerbung bewertet?

Die inhaltlichen Kriterien bei der Auswertung von Bewerbungsunterlagen sind entscheidend, um die Qualifikation, Motivation und Passung eines Bewerbers zur ausgeschriebenen Position zu beurteilen. Diese Kriterien helfen, über die fachliche Eignung und die potenzielle Leistungsfähigkeit des Bewerbers eine fundierte Einschätzung zu treffen. Zu den wichtigsten inhaltlichen Kriterien gehören:

1. Berufserfahrung und Werdegang

Der berufliche Werdegang des Bewerbers wird dahingehend bewertet, ob seine bisherige Berufserfahrung zur ausgeschriebenen Stelle passt.

  • Relevanz der Positionen: Sind die vorherigen Jobs und Aufgabenfelder mit der ausgeschriebenen Position vergleichbar oder bringen sie wertvolle Zusatzqualifikationen?
  • Karriereentwicklung: Eine klare berufliche Entwicklung, die nachvollziehbare Karriereschritte zeigt, wird positiv bewertet.

2. Fachliche Qualifikationen

Es wird geprüft, ob der Bewerber über die fachlichen Fähigkeiten und Kenntnisse verfügt, die für die Stelle erforderlich sind.

  • Abschlüsse und Weiterbildungen: Passen die erworbenen Abschlüsse und Zertifikate zu den Anforderungen der Stelle?
  • Spezifische Kompetenzen: Besitzt der Bewerber spezielle Fähigkeiten (z. B. IT-Kenntnisse, Sprachkenntnisse), die für die Position relevant sind?

3. Motivation und Anpassung an die Stelle

Im Anschreiben sollte deutlich werden, warum sich der Bewerber für genau diese Stelle bewirbt.

  • Bezug zur Position: Geht der Bewerber konkret auf die Anforderungen der Position ein und erklärt, warum er gut dafür geeignet ist?
  • Motivation für das Unternehmen: Wird deutlich, warum der Bewerber gerade in diesem Unternehmen arbeiten möchte und wie seine Werte und Ziele mit der Firmenkultur übereinstimmen?

4. Soft Skills und persönliche Stärken

Neben den fachlichen Qualifikationen werden auch die sozialen und persönlichen Kompetenzen bewertet.

  • Teamfähigkeit, Kommunikationsstärke: Zeigt der Lebenslauf oder das Anschreiben Beispiele, wo diese Fähigkeiten unter Beweis gestellt wurden?
  • Führungsqualitäten: Falls relevant, wird geprüft, ob der Bewerber Führungserfahrung oder Leadership-Potenzial mitbringt.

5. Erfolge und besondere Leistungen

Arbeitgeber achten auf besondere Erfolge oder Projekte, die der Bewerber in der Vergangenheit realisiert hat.

  • Ergebnisse und Kennzahlen: Werden im Lebenslauf konkrete Ergebnisse oder Projekte genannt, die den Mehrwert des Bewerbers verdeutlichen (z. B. Umsatzsteigerungen, erfolgreiche Projekte)?
  • Außergewöhnliche Leistungen: Besondere Erfolge, Auszeichnungen oder innovative Ideen sind ein Pluspunkt und zeigen Eigeninitiative.

6. Passung zur Unternehmenskultur

Die Passung zur Unternehmenskultur spielt eine immer größere Rolle. Unternehmen achten darauf, ob die Werte, Arbeitsweise und Persönlichkeit des Bewerbers zur Firmenphilosophie passen.

  • Persönliche Interessen: Angaben zu Hobbys oder ehrenamtlichem Engagement können Aufschluss über die Persönlichkeit des Bewerbers geben.
  • Werte und Ziele: Im Anschreiben wird oft bewertet, ob der Bewerber durch seine Ziele und Überzeugungen in das Unternehmen passt.

7. Erklärung von Lücken oder Wechseln im Lebenslauf

Ungewöhnliche Jobwechsel oder Lücken im Lebenslauf sollten nachvollziehbar erklärt werden.

  • Lücken nachvollziehbar: Ist der Grund für eine berufliche Auszeit (z. B. Weiterbildung, Elternzeit) klar und nachvollziehbar?
  • Jobwechsel begründet: Mehrere Wechsel in kurzer Zeit sollten erklärt werden, um Zweifel an der Beständigkeit des Bewerbers auszuräumen.

8. Referenzen und Arbeitszeugnisse

Arbeitszeugnisse und Referenzen aus früheren Positionen geben Hinweise auf die Arbeitsweise und den Erfolg des Bewerbers.

  • Positive Beurteilungen: Zeugnisse und Referenzen sollten positiv formuliert und aussagekräftig sein.
  • Leistungsnachweise: Sind Zeugnisse vorhanden, die die beschriebenen Erfolge und Fähigkeiten untermauern?

9. Selbstpräsentation und Struktur

Die Art und Weise, wie der Bewerber seine Erfahrungen und Fähigkeiten präsentiert, ist ein wichtiger Faktor.

  • Klarheit und Prägnanz: Die Informationen sollten klar und logisch strukturiert sein, ohne unnötige Füllsätze.
  • Relevante Informationen: Der Fokus sollte auf den Informationen liegen, die für die Position wichtig sind.

Anschreiben bewerten: Worauf als Recruiter achten?

Die Herausforderung beim der Erstellung der Bewerbungsunterlagen ist das Anschreiben – so lautet das Credo bei fast allen Bewerbern. Denn: Das Bewerbungsanschreiben muss auf nur einer Seite den Kandidaten und seine Kompetenzen vorstellen. Gleichzeitig muss es perfekt auf die vakante Stelle und das Unternehmen ausgerichtet sein. Zudem sollte das Anschreiben verdeutlichen, wieso sich ein Kandidat für eine bestimmte Stelle bewirbt und was seine Motivation ist.

Wer in der Personalabteilung tätig ist und auf der anderen Seite steht, prüft alle oben genannten Anforderungen beim Auswerten der Bewerbungsunterlagen kritisch.

Direkt auf den ersten Blick fällt auf, ob ein Anschreiben individuell auf eine Stelle zugeschnitten wurde. Ein Standardanschreiben, das für zahlreiche Bewerbungen genutzt wird, ist nicht aussagekräftig. Es deutet auch darauf hin, dass sich der Bewerber nicht die Zeit genommen hat, eine Individualbewerbung vorzubereiten – ein Zeichen für mangelndes Interesse?

Verwendet der Bewerber nur aussagelose Floskeln, die sich eins zu eins auch auf Bewerbungen für andere Firmen übertragen lassen oder hat sich der Bewerber bei der Formulierung ernsthafte Gedanken über Ihr Unternehmen gemacht? Diese Frage sollten Sie im Hinterkopf behalten, wenn Sie ein Bewerbungsanschreiben durchlesen.

Danach geht es darum, das fachliche Know-how eines Bewerbers nachzuvollziehen. Im besten Fall stellt der Kandidat bereits alle wesentlichen Fähigkeiten, die für das Ausüben der vakanten Stelle notwendig sind, im Anschreiben vor. Bewerten Sie das Anschreiben deshalb unter folgenden Gesichtspunkten:

  • Entsprechen die Qualifikationen des Bewerbers den Anforderungen?
  • Hat der Kandidat Aus- und Weiterbildungen absolviert?
  • Welche Berufserfahrung bringt der Bewerber mit?

Außerdem sollten Sie als Adressat des Bewerbungsschreibens auch erkennen, dass der Bewerber in seinem Anschreiben nicht nur seine Sachkenntnisse herausarbeitet. Persönliche Eigenschaften, die zur ausgeschriebenen Position passen, sind in einem guten Bewerbungsanschreiben ebenso zu nennen wie die bereits erworbene Arbeitserfahrung oder Berufszertifikate.

Schlussendlich gehen diese Fragen mit dem nächsten Schritt einher: Bewerbungsunterlagen bewerten Sie, indem Sie das Anschreiben mit dem Lebenslauf abgleichen.

Lebenslauf prüfen: Wie bewerten Sie den Lebenslauf richtig?

Nicht nur das Bewerbungsanschreiben muss zur ausgeschriebenen Position passen, auch der Lebenslauf sollte abgestimmt sein. Für eine Führungsposition im Industrieunternehmen ist es nicht notwendig, dass der der Kandidat Erfahrung im Einzelhandel hat.

Kurzum: Ist die Vita voll von unerheblichen bzw. ungefilterten Informationen, lässt dies den Eindruck entstehen, dass der Bewerber nicht priorisieren kann. Auch möglich: Der Kandidat schickt ein und denselben Lebenslauf standardmäßig an verschiedene Unternehmen.

Danach gilt es, sich die einzelnen Stationen des Curriculum Vitae näher anzusehen: Prüfen Sie zunächst, ob es etwaige Lücken im Lebenslauf gibt. Wenn ja, gibt es dafür eine plausible Erklärung oder handelt es sich dabei schlicht und ergreifend um Auslassungen?

Danach sollten Sie auch die folgenden Punkte bewerten:

  • Regelmäßige Weiterbildungsmaßnahmen: Sie erfahren durch den Lebenslauf wohl nicht wie hoch das Leistungsniveau des Kandidaten ist, Sie können aber dennoch herausfinden, wie zielstrebig und engagiert er seine Karriere bisher verfolgt hat. Indem der Bewerber nämlich regelmäßig an Fortbildungsmaßnahmen teilgenommen hat, zeigt er seine Lernbereitschaft – ein wichtiger Hinweis für Sie.
  • Belege: Wichtig im Zusammenhang mit dem ersten Punkt ist auch, dass der Kandidat seine beruflichen Qualifikationen belegen kann – beispielsweise durch entsprechende Zertifikate oder Abschlusszeugnisse.
  • Lücken: Gibt es viele Lücken im beruflichen Werdegang des Bewerbers oder sind beispielsweise nur Jahresangaben vorhanden? Dann muss das dem Kandidaten nicht unbedingt negativ ausgelegt werden. Dennoch lohnt es sich hier, im Bewerbungsgespräch nachzuhaken.
  • Entwicklung: Hat der Bewerber eine Entwicklung in seinem beruflichen Werdegang durchlaufen? Das heißt: Ist bei den bisherigen Stellen eine Steigerung bezüglich der Kompetenz und Verantwortung zu erkennen?

Sehen Sie außerdem nach, ob die Ausführungen im Anschreiben und ggf. im Motivationsschreiben mit dem Lebenslauf übereinstimmen. Gibt es hier Abweichungen, ist dies ein weiteres Indiz für die mangelnde Sorgfalt des Bewerbers. Erwägen Sie, ob der Kandidat Auslassungen vielleicht bewusst eingebaut hat oder ob es sich „nur“ um Nachlässigkeit handelt.

Zusammen mit dem Anschreiben lassen sich aus dem Lebenslauf somit wichtige Erkenntnisse ziehen. Die Frage, ob der Bewerber überhaupt die Qualifikation und Sachkenntnis besitzt, um die ausgeschriebene Stelle optimal zu besetzen, lässt sich dadurch beantworten. Aber: Wie gut er seine bisherigen Positionen ausgefüllt hat, können Sie durch Anschreiben und Lebenslauf nicht in Erfahrung bringen. Hierbei helfen Ihnen die Arbeitszeugnisse weiter.

Arbeitszeugnisse aus Bewerbungsunterlagen bewerten: Was beachten?

Bewerbungsunterlagen bewerten – das beinhaltet nicht nur die Analyse von Anschreiben und Lebenslauf, sondern auch von Arbeitszeugnissen. Hierbei handelt es sich wohl um den interessantesten Part der Bewerbungsunterlagen. Sie erfahren darin nicht nur, welche Aufgaben ein Bewerber in einem anderen Unternehmen innehatte, sondern auch wie seine Arbeitsleistung zu bewerten war.

Hierbei sollten Sie sich jedoch zwei Dinge vor Augen halten:

  1. Zeugnisse sind nicht immer vom ehemaligen Arbeitgeber selbst verfasst. Einige Unternehmen bitten Ihre Mitarbeiter, die eigenen Arbeitszeugnisse anzufertigen. Schlussendlich müssen zwar die Personalabteilung und der Abteilungsleiter bzw. Chef das Zeugnis mit der Unterschrift bestätigen, trotz allem entspringt ein Arbeitszeugnis nicht immer der Feder des Betriebs selbst.
  2. Auch wenn alle Arbeitnehmer den Anspruch auf ein wohlwollendes Arbeitszeugnis haben, kann es sein, dass sich verschlüsselte Hinweise auf mangelnde Kooperation oder sonstige Probleme in einer früheren Position ergeben haben. Hier ist es die Aufgabe des HR-Managers, kritisch zu lesen, zu hinterfragen und ggf. selbst eine Einschätzung abzugeben. Sind Zeugniscodes ein verschlüsselter Hinweis, basierend auf der Wahrheit? Oder ging das Arbeitsverhältnis aufgrund von Differenzen auseinander?

Enthält das Zeugnis bei der Bewertung der Leistung oder des Verhaltens beispielsweise verstärkende Adverbien wie „sehr“ oder „vollsten“ oder „außerordentlich“ ist das ein gutes Zeichen. Wird die Leistung oder das Verhalten hingegen überhaupt nicht kommentiert, ist davon auszugehen, dass diese nicht befriedigend waren.

Unter welchen Gesichtspunkten Zeugnisse aus Bewerbungsunterlagen bewerten?

Auch die Arbeitszeugnisse, die der Bewerbung beigelegt wurden, können unter formalen und inhaltlichen Kriterien analysiert werden. Folgende Fragen helfen Ihnen, sich ein umfassendes Bild über ein potenzielles neues Teammitglied zu machen:

  • Sind der Bewerbung alle Arbeitszeugnisse beigefügt? Wurde vielleicht ein Zeugnis eines Arbeitgebers ausgespart? Wenn ja, sollten Sie herausfinden, weshalb das der Fall ist.
  • Wie lautet die fachliche Beurteilung des ehemaligen Mitarbeiters?
  • Wie fällt die persönliche Beurteilung aus?

Hier sollten Sie in jedem Fall unter Berücksichtigung der oben genannten Zeugniscodes genauer hinsehen. Wenn die Referenz Wiedersprüche aufzeigt, spricht dies für eine Absage. Immer mehr Bewerber geben mittlerweile auch Kontaktpersonen an, bei welcher Referenzen erfragt werden können – ein Trend, der vor allem aus den anglofonen Ländern auch zunehmend in unsere Gefilde kommt.