Eine Infografik über Training on the Job mit einem Piktogramm mehrerer Menschen in verschiedenen Berufen.

Training on the Job: Methoden, Vorteile & Voraussetzungen

Praxisfernes, theoretisches Wissen lässt sich nicht immer einfach im beruflichen Alltag umsetzen. Learning by doing, also Training on the Job hingegen ist eine Maßnahme, die Wissen direkt vor Ort vermittelt und den Lernfaktor in der Praxis im Vordergrund betrachtet. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, warum sich Training on the Job lohnt, für wen es sich eignet und wie Sie die richtige Methode für Vorteile im Unternehmen einsetzen können. Von der Ausbildung bis hin zum langjährigen Mitarbeiter ist leaning by doing geeignet und dem rein theoretischen Vermitteln von Wissen vorzuziehen.
Inhaltsverzeichnis

Definition: Was bedeutet Training on the Job?

Training on the Job ist eine praxisnahe Methode der Mitarbeiterentwicklung, bei der das Lernen direkt am Arbeitsplatz stattfindet. Im Gegensatz zu traditionellen Schulungen in einem Seminarraum erwerben die Mitarbeiter ihre Kenntnisse und Fähigkeiten durch praktische Erfahrung während der Ausführung ihrer täglichen Aufgaben.

Es geht darum, die Theorie gezielt mit der Praxis zu verbinden und die Wissensvermittlung durch Handlung am Arbeitsplatz durchzuführen. Während Theorie grau und praxisfern ist, erweist sich das Training on the Job als hilfreiche Methode, um Erlerntes direkt in der Anwendung zu vertiefen und die vermittelten Prozesse umsetzen zu können. Jedes Training ist in der Praxis mit einem gezielten Feedback und der Kontrolle verbunden.

Tipp: Auf dieser Basis können Sie ausschließen, dass Ihre Mitarbeiter zwar „wissen“, aber nicht oder nur teilweise „können“. Durch Training on the Job senken Sie Fehlerrisiken in der Firma nachhaltig und schulen Mitarbeiter in der Praxis für die Praxis.

Merkmale von Training on the Job

Training on the Job zeichnet sich durch folgende Merkmale aus:

  • Praktisches Lernen: Training on the Job legt den Fokus auf das unmittelbare Lernen durch praktische Anwendung. Mitarbeiter erlernen neue Fähigkeiten und Verfahren, indem sie diese direkt in ihrer Arbeitsumgebung ausprobieren und anwenden.
  • Kontinuierliche Begleitung: In der Regel wird der Lernprozess durch einen Mentor, Kollegen oder Vorgesetzten begleitet, der dem Mitarbeiter bei Fragen zur Seite steht, Feedback gibt und ihn bei der Weiterentwicklung unterstützt.
  • Individuell angepasst: Da das Training direkt am Arbeitsplatz stattfindet, kann es gezielt auf die spezifischen Anforderungen und Herausforderungen der jeweiligen Position und des Unternehmens abgestimmt werden. Dies ermöglicht eine maßgeschneiderte Schulung, die direkt relevant für die täglichen Aufgaben des Mitarbeiters ist.
  • Sofortige Anwendung: Das Gelernte kann sofort in die Praxis umgesetzt werden, was die Effektivität des Trainings erhöht. Mitarbeiter sehen den direkten Nutzen ihrer neu erworbenen Fähigkeiten, was die Motivation und den Lernprozess fördert.
  • Flexibilität: Training on the Job ist flexibel und kann in den Arbeitsalltag integriert werden, ohne dass längere Abwesenheiten für externe Schulungen notwendig sind. Dies ermöglicht es, das Training in kleinen, leicht umsetzbaren Schritten durchzuführen.

Verschiedene „Training on the Job“-Methoden im Überblick

In vielen Unternehmen werden Auszubildende nach Training on the Job-Methoden ausgebildet. Durch das Arbeiten in anderen Bereichen werden so über einen längeren Zeitraum diverse Kompetenzen vermittelt. Im festen Berufsalltag lassen sich die Wissensvermittlung durch folgende Trainingsmethoden umsetzen:

Arbeitsplatzwechsel

Durch einen Arbeitsplatzwechsel für eine bestimmte Zeit erhält der Mitarbeiter Einblicke in eine anderes, vorzugsweise für Ihn relevantes Aufgabenfeld.

Shadowing

Beim Shadowing begleitet ein Mitarbeiter einen erfahrenen Kollegen oder Vorgesetzten bei dessen Arbeit, um Einblicke in die Aufgaben und Arbeitsweisen zu gewinnen. Dieses Prinzip kann jedoch ausgeweitet werden, indem der Mitarbeiter nach einer gewissen Zeit selbst die zu erledigenden Aufgaben übernimmt.

Die Shadowing-Methode, auch Arbeitsplatzbegleitung genannt, ist besonders nützlich, um komplexe Abläufe und Entscheidungsketten zu verstehen.

Job Rotation – eine innovative Methode

Job Rotation steht für einen Arbeitsplatzringtausch, durch den jeder Mitarbeiter alle Abteilungen des Unternehmens durchläuft und es in ihrer Funktion vollständig kennenlernt. Langeweile, Unterforderung und stupides Arbeiten sind durch Training on the Job vermeidbar. Das wiederum bringt mit sich, dass die Mitarbeiter mehr Freude am Arbeiten haben und motivierter sind.

Tipp: Erhöhen Sie die Anforderungen langsam und prüfen, ob der jeweilige Mitarbeiter seine neuen Aufgaben in einer anderen Abteilung gerne und ohne Angst meistert.

Job Enlargement – eine Training on the Job Variante

Beim Job Enlagerment erhält ein Arbeitnehmer auf seiner Hierarchieebene zusätzliche Aufgaben. Diese Methode ist sehr interessant, muss aber auch genau geplant und geprüft werden. Training on the Job darf nicht überfordern und zu mentalem Stress führen. Zusätzlich können Coachings und Gruppenprojekte zur Wissenserweiterung hilfreich sein.

Job Enrichement – mehr Verantwortung

Job Enrichment erweitert die Aufgabenbereiche eines Mitarbeiters, indem ihm komplexere, verantwortungsvollere und abwechslungsreichere Aufgaben übertragen werden. Dies kann beispielsweise durch die Einführung neuer Entscheidungsbefugnisse, die Übernahme von Führungsaufgaben oder die Einbindung in strategische Planungsprozesse geschehen. Job Enrichment fördert die berufliche Entwicklung und steigert die Motivation, da Mitarbeiter mehr Einfluss auf ihre Arbeit und die Ergebnisse haben.

Training on the Job Projektgruppen

Dieses System eignet sich vor allem für die Einführung von Training on the Job. Hier können mehrere Mitarbeiter zeitgleich in einer Abteilung neue Kompetenzen erlangen. Nach einer Einführung durch einen erfahrenen Mitarbeiter, üben die Teilnehmer die verschiedenen Aufgaben in der Abteilung aus.

Training on the job Methoden
Infografik: Methoden von „Training on the Job“

Vorteile von „Training on the Job“: Warum lohnt sich learning by doing?

Als Unternehmer profitiert man durch Vorteile, die sich aus dem breit gefächerten Wissens- und Kenntnisspektrum im stetigen learning by doing ergeben. Je mehr Kompetenzen ein einzelner Mitarbeiter erlernt, desto besser kann er sich im Unternehmen verwirklichen. Zusätzlich wird er sich insgesamt wohler an seinem Arbeitsplatz fühlen. Training on the Job ist eine Win-Win Situation, die Arbeitgebern und Arbeitnehmern gleichermaßen Vorteile bringt:

Direkte Anwendbarkeit: Einer der größten Vorteile von Training on the Job ist, dass das Gelernte sofort in die Praxis umgesetzt wird. Mitarbeiter können neue Fähigkeiten direkt in ihrer Arbeitsumgebung ausprobieren und vertiefen, was die Effizienz und den Lerneffekt maximiert.

Praxisnähe: Das Training findet im realen Arbeitskontext statt, sodass Mitarbeiter genau die Fähigkeiten erlernen, die für ihre täglichen Aufgaben erforderlich sind. Dies fördert ein tiefes Verständnis für die praktischen Herausforderungen und Anforderungen ihrer Rolle.

Kosten- und Zeiteffizienz: Training on the Job vermeidet die zusätzlichen Kosten und den Zeitaufwand, die bei externen Schulungen entstehen. Mitarbeiter müssen nicht für längere Zeit vom Arbeitsplatz abwesend sein, was die Produktivität des Unternehmens aufrechterhält.

Förderung von Teamarbeit: Da das Training oft durch Kollegen oder Vorgesetzte begleitet wird, stärkt es den Teamgeist und die Zusammenarbeit. Es entsteht eine Kultur des Wissensaustauschs, bei der erfahrene Mitarbeiter ihre Kenntnisse weitergeben und so das gesamte Team profitieren lässt.

Flexibilität: Training on the Job kann nahtlos in den Arbeitsalltag integriert werden. Es ist flexibel und ermöglicht es den Mitarbeitern, in ihrem eigenen Tempo zu lernen, ohne den normalen Betriebsablauf zu stören.

Individuelle Anpassung: Da das Training direkt am Arbeitsplatz stattfindet, kann es auf die spezifischen Bedürfnisse und Anforderungen des einzelnen Mitarbeiters zugeschnitten werden. Dies sorgt für eine zielgerichtete und effektive Weiterentwicklung.

Was sind die Nachteile und Risiken beim Training on the Job?

Nachteilig kann sein, dass ein neuer Mitarbeiter sprichwörtlich ins „kalte Wasser geworfen“ und einen Praxisschock erleben wird. Weitere Nachteile von Training on the job:

Mangel an Struktur: Im Vergleich zu formalen Schulungen kann Training on the Job weniger strukturiert sein. Dies kann dazu führen, dass bestimmte Lerninhalte nicht systematisch vermittelt werden und wichtige Aspekte übersehen werden.

Abhängigkeit von Mentoren: Die Qualität des Trainings hängt stark von der Kompetenz und dem Engagement des Mentors oder Trainers ab. Wenn der Mentor nicht ausreichend geschult oder motiviert ist, kann dies die Effektivität des Trainings beeinträchtigen.

Ablenkungen am Arbeitsplatz: Da das Training in einer realen Arbeitsumgebung stattfindet, kann es durch alltägliche Arbeitsunterbrechungen und Ablenkungen beeinträchtigt werden. Dies kann den Lernprozess verlangsamen und die Konzentration des Mitarbeiters stören.

Begrenzte theoretische Tiefe: Training on the Job konzentriert sich stark auf die Praxis und kann dazu führen, dass theoretische Konzepte oder Hintergrundwissen, die für ein tieferes Verständnis notwendig sind, nicht ausreichend behandelt werden.

Uneinheitlichkeit in der Wissensvermittlung: Da das Training oft individuell und informell durchgeführt wird, kann es zu Unterschieden in der Wissensvermittlung kommen. Dies kann dazu führen, dass Mitarbeiter unterschiedliche Niveaus an Fähigkeiten und Wissen erlangen, was sich auf die Konsistenz und Qualität der Arbeit auswirken kann.

Überlastung des Mitarbeiters: Wenn das Training parallel zu den regulären Arbeitsaufgaben stattfindet, besteht die Gefahr, dass der Mitarbeiter überlastet wird. Dies kann zu Stress führen und die Effektivität des Lernprozesses verringern.

Sie können die Nachteile ausschließen, in dem Sie verschiedene Varianten beim Training on the Job einsetzen und zur direkten Einarbeitung in der Praxis theoretische Hilfestellungen geben. Beherzigen Sie die Wünsche Ihrer Mitarbeiter und achten darauf, dass sich kein Zwang und Druck aufbauen.

Training on the Job in der Ausbildung

Das duale Bildungssystem trennt strikt Theorie und Praxis. Ist ein Azubi in der Berufsschule hervorragend, muss er diese Leistung noch lange nicht in der Praxis erbringen. Durch die Übertragung verantwortungsvoller Aufgaben wird er Azubi im Unternehmen einbezogen und erhält die Chance, sein erlerntes Wissen in der Praxis zu vertiefen und Denk- oder Umsetzungsfehler zu vermeiden.

Tipp: Bei Azubis sollte das Training on the Job mit einem erfahrenen Mitarbeiter durchgeführt werden. Die Verantwortungssteigerung erhöht sich nach Lehrjahr, so dass Azubis im zweiten und dritten Ausbildungsjahr auch allein arbeiten und die von Ihnen übertragenen Aufgaben mit anschließender Kontrolle durch learning by doing übernehmen können.

Für wen eignet sich „Training on the Job?

Durch die Bandbreite an Trainingsmöglichkeiten und Varianten eignet sich das Training on the Job für alle Mitarbeiter. Training on the Job-Methoden eignen sich allerdings besonders für:

  • neue Mitarbeiter,
  • Berufseinsteiger,
  • Mitarbeiter in neuen Rollen,
  • Fachkräfte in dynamischen Branchen und
  • praxisorientierte Lernende.

Auch Teams, die eng zusammenarbeiten, sowie erfahrene Mitarbeiter mit Mentorenpotenzial profitieren von dieser Methode. Durch die direkte Anwendung und den praxisnahen Lernansatz ermöglicht Training on the Job eine effektive und flexible Weiterbildung, die sich nahtlos in den Arbeitsalltag integrieren lässt.

Was sind die Voraussetzungen für Training on the Job?

Um Training on the Job im Unternehmen einzuführen, sind Empathie, Engagement und soziale Kompetenz nötig. Nur wer sich in seine Mitarbeiter einfühlen kann, wird richtig entscheiden und learning by doing interessant, umsetzbar und stressfrei für die Teilnehmer implementieren.

Ehe Sie diese Methode in Ihrer Firma einführen, lernen Sie beim eigenen Handeln und finden heraus, was Ihre Belegschaft wünscht und ob diese Form der Veränderung positiv aufgenommen wird. Alle Vorteile basieren darauf, dass Sie das Projekt richtig starten und dass die Teilnehmer von der Aufgabenerweiterung / Veränderung überzeugt sind.

Tipp: Stellen Sie kleine Projektgruppen zusammen und probieren es aus. Um Training on the Job zu praktizieren, teilen Sie neue Aufgaben zu, bieten abteilungsübergreifende Workshops an und erstellen Projekte, die für den einzelnen Mitarbeiter bereichsfremd oder verantwortungserweiternd sind.

FAQ: Antworten auf die häufigsten Fragen zum Training on the Job

Unter Training on the Job wird – wie der Name bereits verrät – das Lernen am Arbeitsplatz verstanden. Die Vermittlung des Wissens sowie das Training bestimmter Fähigkeiten erfolgt also nicht theoretisch, sondern praktisch am Arbeitsplatz gemäß dem Learning by Doing.
In der Regel wird der Lernende beim Training on the Job von einem Trainer (oftmals ein erfahrener Mitarbeiter) angeleitet, der den Lernenden in die Arbeitsaufgaben einführt, bestimmte Tätigkeiten vorführt und demonstriert sowie sein Wissen auf praktische Art und Weise vermittelt. Währenddessen arbeitet der Lernende aktiv mit und übernimmt zunehmend mehr Verantwortung. Letztlich wird der Lernende nicht nur theoretisch wissen, wie die Arbeitsabläufe funktionieren, sondern wird diese bereits praktisch ausüben können.
Es gibt viele verschiedene Formen vom Training on the Job. Zu den bekanntesten und bewährtesten Methoden gehören: der Arbeitsplatzwechsel, das Shadowing, die Job Rotation und das Job Enlargement.
Durch das Training on the Job bekommt der Auszubildende, Trainee oder der neue Mitarbeiter nicht nur theoretisches Wissen vermittelt. Vielmehr wird der Lernende praktisch ausgebildet und kann im Folgenden direkt im Betrieb eingesetzt werden. Zugleich arbeitet der Lernende während des Trainings eng mit den Kollegen und Führungskräften zusammen, sodass offene Fragen unmittelbar geklärt werden können. Darüber hinaus können betriebsinterne Besonderheiten und Anforderungen direkt kommuniziert und an den Lernenden herangetragen werden.
Training on the Job bietet nicht nur Vorteile. Aufgrund der praktischen Lernweise können theoretische Wissenslücken bei dem Lernenden entstehen. Darüber hinaus wird Learning by Doing oft als große Herausforderung betrachtet, die vor allem junge Nachwuchskräfte überfordern kann.