Mitarbeiterbindung: Maßnahmen, Säulen, Ebenen und Vorteile
- Zusammenfassung: Das Wichtigste zur Mitarbeiterbindung in Kürze
- Was versteht man unter Mitarbeiterbindung?
- Warum ist Mitarbeiterbindung für Unternehmen wichtig?
- Was sind die 6 Säulen der Mitarbeiterbindung?
- Studie Mitarbeiterbindung: Was wünschen sich Mitarbeiter heutzutage vom Arbeitgeber?
- Wann eignet sich welche Mitarbeiterbindungsmaßnahme?
- Wie lässt sich die Mitarbeiterbindung messen?
- Exkurs: Was ist die selektive Mitarbeiterbindung?
- FAQ zur Mitarbeiterbindung
Dieser Artikel erklärt Ihnen, welche Ebenen der Mitarbeiterbindung existieren, auf welchen sechs Säulen sie basiert und welche Maßnahmen vom Arbeitgeber ergriffen werden können, um die Bindung zu steigern. Zugleich verraten wir Ihnen, wann welche Mitarbeiterbindungsmaßnahme eingesetzt werden sollte – und was Mitarbeiter sich aktuell wirklich von Ihrem Arbeitgeber wünschen.
Was versteht man unter Mitarbeiterbindung?
Unter dem Begriff Mitarbeiterbindung versteht man die Gesamtheit aller Maßnahmen und Strategien, die ein Unternehmen einsetzt, um seine Mitarbeiter langfristig an das Unternehmen zu binden und deren Kündigungsbereitschaft zu minimieren.
Ziel der Mitarbeiterbindung ist es, ein positives Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sich Mitarbeiter wohlfühlen, motiviert sind und ihre individuellen Karriereziele mit den Unternehmenszielen in Einklang bringen können. Dies umfasst Aspekte wie berufliche Entwicklungsmöglichkeiten, faire Vergütung, eine ausgewogene Work-Life-Balance, eine starke Unternehmenskultur und die Wertschätzung der Mitarbeiter.
Eine effektive Mitarbeiterbindung trägt dazu bei, die Fluktuation zu senken, das Know-how im Unternehmen zu bewahren und die Produktivität sowie die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu steigern.
Warum ist Mitarbeiterbindung für Unternehmen wichtig?
Mitarbeiterbindung ist für Unternehmen von zentraler Bedeutung, weil sie direkt die Stabilität, Produktivität und das langfristige Wachstum eines Unternehmens beeinflusst. Denn: Je weniger Personalwechsel in einem Unternehmen passieren, desto effizienter können Unternehmen arbeiten. Neue Mitarbeiter zu rekrutieren ist teuer und zeitaufwändig, zum Teil bleiben Stellen unbesetzt, wodurch Engpässe entstehen und die Belastung für die verbliebenen Kollegen wächst, was für Unzufriedenheit sorgen kann.
Eine starke Mitarbeiterbindung reduziert die Fluktuationsrate, was nicht nur die hohen Kosten für Rekrutierung und Einarbeitung neuer Mitarbeiter senkt, sondern auch wertvolles Know-how und Erfahrung im Unternehmen erhält. Zudem stärkt eine hohe Mitarbeiterbindung das Arbeitgeberimage, was wiederum die Anziehungskraft auf qualifizierte Talente erhöht und das Unternehmen langfristig erfolgreich macht.
Was sind die 6 Säulen der Mitarbeiterbindung?
Die Mitarbeiterbindung basiert auf insgesamt 6 Säulen. Jede einzelne dieser Säule trägt zur Mitarbeiterzufriedenheit und Loyalität gegenüber dem Unternehmen bei. Die sechs Säulen der Mitarbeiterbindung lauten:
- Arbeitsumfeld und Arbeitsorganisation
- Personalentwicklung und Karrierechancen
- Gesundheit-, Sport- und Freizeitangebote
- Employer Branding
- Unternehmenskultur und Betriebskommunikation
- Vorteile, Benefits und andere Vorzüge
Lassen Sie uns einen gemeinsamen Blick auf die einzelnen Säulen und die Maßnahmen werfen, die Sie gezielt einsetzen können, um eine hohe Mitarbeiterbindung zu erzielen.
Arbeitsumfeld und Arbeitsorganisation
Ein ansprechendes Arbeitsumfeld und eine durchdachte Arbeitsorganisation sind essenziell für die Zufriedenheit und Produktivität der Mitarbeiter. Wer sich in dem Unternehmen wohlfühlt, wird eben dieses Unternehmen nur ungern verlassen wollen. Wer Mitarbeiter also langfristig ans Unternehmen binden möchte, sollte definitiv darauf achten, dass sich die Beschäftigten an ihrem Arbeitsplatz wohlfühlen.
Folgende Maßnahmen können herangezogen werden, um ein gutes Arbeitsumfeld zu schaffen:
- Ergonomische Arbeitsplätze
- Kostenfreie Verpflegung wie eine Betriebskantine oder Gratis-Getränke
- Betriebskindergarten
- Flexible Arbeitszeitmodelle (wie Homeoffice, Teilzeitmodelle, Remote Work, Telearbeit)
- Optimierung von Arbeitsprozessen
- Bereitstellung einer modernen technischen Infrastruktur
- Betriebsveranstaltungen
- Gutes Betriebsklima
Personalentwicklung und Karrierechancen
Mitarbeiter möchten sich weiterentwickeln und ihre Karriereziele erreichen. Wer über Jahre das Gefühl hat, nicht vom Fleck zu kommen und nicht gefördert zu werden, schaut sich früher oder später nach einem neuen Job um. Wenn Mitarbeiter hingegen das Gefühl haben, dass ihre berufliche Entwicklung im Unternehmen gefördert wird, steigt ihre Motivation und ihre Bindung an das Unternehmen. Setzen Sie daher ebenfalls auf Personalentwicklungsmaßnahmen wie:
- Individuelle Weiterbildungsprogramme
- Fortbildungsbudget
- Aufstiegschancen
- Aussicht auf Beförderungen
- Mentoring-Programme
- Coaching-Angebote
- Förderung von internen Wechseln
Gesundheit-, Sport- und Freizeitangebote
Wenn Arbeitgeber um das Wohlergehen ihrer Mitarbeiter besorgt sind, hat das einen positiven Effekt. Betriebliche Impfangebote wurden zuletzt während der Corona-Pandemie gut angenommen und auch die jährliche Grippeschutzimpfung wird in vielen Firmen angeboten. Weitere Gesundheitsleistungen und Sportangebote, die die Mitarbeiterbindung stärken können, sind:
- Betriebliche Gesundheitsförderung
- Sportangebote
- Stressmanagement-Workshops
- Rückengymnastik
- Grippeschutzimpfungen
- Resilienz-Workshops
- Freizeitaktivitäten für Pausen (Sportkurse im Haus) oder nach der Arbeit durch Betriebsausflüge
Employer Branding
Employer Branding ist mehr als nur ein Schlagwort – es meint das Etablieren einer Arbeitgebermarke durch verschiedene Maßnahmen, die positiv auf das Image einzahlen. Arbeitgeberimage spielt eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, ob potenzielle neue Mitarbeiter sich in einer Firma bewerben und auch ob sie in einer Firma bleiben.
Folgende Maßnahmen sind für ein erfolgreiches Employer Branding relevant:
- Positives Unternehmensimage
- Mitarbeiter-Testimonials
- Eigene professionelle Unternehmenswebsite
- Regelmäßig bespielte Social-Media-Profile
- Präsenz auf Jobmessen und Karriereveranstaltungen
- Regelmäßige Newsletter
- Bewertungsportale für Arbeitgeber
- Soziale Verantwortung
- Hochschulkooperationen
Unternehmenskultur und Betriebskommunikation
Eine positive Unternehmenskultur, die auf Vertrauen, Respekt und Offenheit basiert, ist entscheidend für die Mitarbeiterbindung. Eine solche Kultur fördert das Miteinander und sorgt dafür, dass sich Mitarbeiter mit dem Unternehmen identifizieren. Ebenso wichtig ist eine offene und transparente Betriebskommunikation, die sicherstellt, dass Mitarbeiter gut informiert sind und sich gehört fühlen. Dies stärkt das Vertrauen und das Engagement der Mitarbeiter.
Folgende Maßnahmen sind essenziell für eine gute Unternehmenskultur:
- Transparente und offene Kommunikation
- Feedback-Kultur
- Fehlerkultur
- Team-Workshops
- Wertschätzung von Erfolgen
Auch eine transparente, offene und respektvolle Kommunikation trägt dazu bei, dass Mitarbeiter sich in einem Unternehmen gut aufgehoben fühlen. Besonders hervorzuheben ist hierbei das von Carl Rogers eingeführte aktive Zuhören: Wer seine Mitarbeiter ausreden lässt, zeigt echtes Interesse und hat die Möglichkeit, den Beschäftigten richtig zu verstehen und Probleme präventiv aus dem Weg zu räumen.
Vorteile, Benefits und andere Vorzüge
Neben dem Gehalt bieten viele Unternehmen zusätzliche Vorteile und Benefits, die zur Mitarbeiterbindung beitragen. Dazu gehören unter anderem:
- eine betriebliche Altersvorsorge
- Gesundheits- und Wellnessprogramme
- flexible Arbeitszeiten
- Mitarbeitervergünstigungen (z.B. im Fitnessstudio oder bei Urban Sports Club)
- hohe Urlaubstageanzahl
- Rabatte auf Unternehmensprodukte
- Zuschüsse zu Fahrtkosten
Solche Vorzüge zeigen den Mitarbeitern, dass ihr Arbeitgeber ihre Bedürfnisse ernst nimmt und bereit ist, in ihr Wohlbefinden zu investieren, was ihre Zufriedenheit und Loyalität steigert.
Studie Mitarbeiterbindung: Was wünschen sich Mitarbeiter heutzutage vom Arbeitgeber?
Welche Benefits sich Mitarbeiter aktuell wirklich bei ihrem Arbeitgeber wünschen, zeigt der „Benefits Factor 2023“-Report. Dieser basiert auf einer Studie, die von dem HR-Technologie-Unternehmen Benify durchgeführt wurde. Die Studie zeigt, dass die wichtigsten Benefits für Mitarbeiter im Jahr 2023 die folgenden Arbeitgeberleistungen waren:
- Altersvorsorge,
- Work-Life-Balance,
- Gesundheitsvorsorge und
- flexible Arbeitszeiten.
Allerdings fließen in diese Werte Unternehmen aus den verschiedensten Ländern ein. Wird lediglich Deutschland betrachtet, zeigen sich die folgenden Benefits als relevanteste:
- Flexible Arbeitszeiten
- Altersvorsorge
- Kompetenzentwicklung
Interessant: Deutschland ist das einzige Land, bei dem Weiterentwicklungsmöglichkeiten als eine der Top 3 Benefits genannt werden.
Unternehmen, die Ihre Mitarbeiter langfristig binden möchten, könnten demnach folgende Maßnahmen ergreifen:
- Einführung von flexiblen Arbeitszeitmodellen wie beispielsweise Teilzeit, Gleitzeit, Telearbeit und Remote Work
- Eine mehr als durchschnittliche Anzahl an Urlaubstagen
- Anbieten einer betrieblichen Altersvorsorge inklusive finanzieller Zuschüsse
- Bereitstellung eines Weiterbildungsbudget oder interner Schulungen, Workshops und Fortbildungen
Wann eignet sich welche Mitarbeiterbindungsmaßnahme?
Nicht jede Maßnahme der Mitarbeiterbindung wird denselben Erfolg in unterschiedlichen Unternehmen bringen. Denn ob die Mitarbeiterbindung durch die Maßnahmen optimiert werden kann, hängt stark von den spezifischen Bedürfnissen des Unternehmens, seiner Branche, der Unternehmensgröße und der demografischen Zusammensetzung der Belegschaft ab.
Demnach ist es als Arbeitgeber wichtig, die Mitarbeiterbindungsmaßnahmen einzuleiten, die der Belegschaft wirklich am Herzen liegen. Wann sich welche Mitarbeiterbindungsmaßnahme eignet, zeigt die folgende Tabelle an Beispielen auf:
Frage: | Die passende Maßnahme zur Mitarbeiterbindung |
---|---|
Ihr Unternehmen zählt zu den dynamischen Branchen, wo Work-Life-Balance und Flexibilität großgeschrieben wird? | Flexible Arbeitsmodelle |
In Ihrem Unternehmen ist kontinuierliches Lernen und Entwicklung entscheidend? | Angebote zur Weiterbildung, interne Fortbildungsprogramme sowie Weiterbildungsbudget |
Ihre Mitarbeiter sind bei der Arbeit einem hohen Stresslevel ausgesetzt oder sogar körperlicher Belastung? | Betriebliche Gesundheitsförderung und Wellnessangebote |
Ihre Mitarbeiter müssen eng miteinander zusammenarbeiten und zugleich besonders kreativ und innovativ sein? | Starke Unternehmenskultur, offene und wertschätzende Kommunikation, Teambuilding-Maßnahmen, Aufstiegschancen |
Ihre Belegschaft setzt sich aus vielen Familienvätern und -müttern zusammen? | Familienfreundliche Maßnahmen wie interne Kinderbetreuung oder zusätzliche Pflegetage bei Krankheit |
Ihr Unternehmen steht in einem starken Wettbewerb und Sie suchen händeringend nach Talenten? | Employer Branding, CSR-Initiativen |
Wie lässt sich die Mitarbeiterbindung messen?
Leider lässt sich die Mitarbeiterbindung nicht exakt bestimmen. Allerdings können damit zusammenhängende Faktoren qualitativ und quantitativ gemessen werden, wie beispielsweise:
- die Mitarbeitermotivation,
- das Mitarbeiterengagement,
- die Mitarbeiterzufriedenheit sowie
- die Fluktuationsrate.
All diese Faktoren geben ebenfalls Aufschluss über das Ausmaß der Mitarbeiterbindung in ihrem Unternehmen. Doch wie erfolgt die Messung? Folgende Messmethoden werden in der Praxis angewandt:
- Mitarbeiterbefragungen: Regelmäßige Umfragen bieten Einblicke in die Zufriedenheit, Motivation und das Engagement der Belegschaft. Fragen zu Themen wie Arbeitsumfeld, Führung, Karrierechancen und Work-Life-Balance können Aufschluss darüber geben, wie gut sich die Mitarbeiter im Unternehmen aufgehoben fühlen.
- Stay-Gespräche: Im Gegensatz zu Exit-Gesprächen werden Stay-Gespräche mit bestehenden Mitarbeitern geführt, um zu erfahren, was sie im Unternehmen hält und welche Wünsche oder Verbesserungsvorschläge sie haben. Diese proaktive Herangehensweise hilft, potenzielle Abwanderungsgründe frühzeitig zu erkennen und anzugehen.
- Quantitative Analysen: Hierbei werden Kennzahlen herangezogen und zueinander ins Verhältnis gesetzt, um die Mitarbeiterbindung messen zu können. Als Kennzahlen werden in der Regel die Fluktuationsrate, die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit, die Anzahl interner Beförderungen oder auch die Teilnahme an freiwilligen Programmen sowie die Nutzung der Benefits.
Exkurs: Was ist die selektive Mitarbeiterbindung?
Selektive Mitarbeiterbindung ist eine strategische Methode, bei der Unternehmen gezielt bestimmte Mitarbeitergruppen oder Schlüsselpersonen binden wollen. Diese Schlüsselpersonen sind für den langfristigen Erfolg des Unternehmens besonders wichtig und werden daher bei der Mitarbeiterbindung bevorzugt behandelt.
Das heißt: Anstatt allgemeine Maßnahmen für alle Mitarbeiter anzuwenden, konzentriert sich die selektive Mitarbeiterbindung darauf, gezielt auf die Bedürfnisse und Erwartungen von Leistungsträgern, Fachkräften oder Führungspersonen einzugehen.
Durch individuelle Anreize wie maßgeschneiderte Entwicklungsprogramme, spezielle Karrierechancen, flexible Arbeitsmodelle oder exklusive finanzielle Benefits wird sichergestellt, dass diese Mitarbeiter motiviert und langfristig an das Unternehmen gebunden bleiben.
Was sind die Vor- und Nachteile einer selektiven Mitarbeiterbindung?
Zwar hat die selektive Mitarbeiterbindung einige entscheidende Vorteile. Doch bevor Sie diese umsetzen, gilt es, auch die Nachteile zu kennen.
Vorteile einer selektiven Mitarbeiterbindung | Nachteile einer selektiven Mitarbeiterbindung |
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Unternehmen können ihre Ressourcen auf Mitarbeiter konzentrieren, die für den Erfolg besonders wichtig sind. | Es kann das Gefühl entstehen, dass nicht alle Mitarbeiter gleich wertgeschätzt werden. |
Schlüsselmitarbeiter werden durch maßgeschneiderte Anreize besser an das Unternehmen gebunden. | Unternehmen könnten zu stark von wenigen Schlüsselpersonen abhängig werden. |
Durch die gezielte Förderung von Top-Talenten wird die Gesamtleistung des Unternehmens verbessert. | Dies könnte zu einer Kultur führen, in der sich nicht geförderte Mitarbeiter ausgeschlossen fühlen. |
Unternehmen können sich durch die Bindung von Spezialisten und Fachkräften von der Konkurrenz abheben. | Die Implementierung selektiver Bindungsstrategien erfordert sorgfältige Planung und kann zeitaufwändig sein. |
Wichtige Positionen bleiben stabil besetzt, was Kontinuität gewährleistet. | Mitarbeiter, die nicht gezielt gefördert werden, könnten demotiviert werden. |
FAQ zur Mitarbeiterbindung
Sie haben noch Fragen? Dann werfen Sie jetzt einen Blick in unser FAQ, bei dem die häufigsten Fragen rund um die Mitarbeiterbindung noch einmal beantwortet werden.