MINT-Berufe: Ausbildung und Aussichten
Was sind MINT-Berufe?
Bei dem Begriff MINT handelt es sich um ein Akronym, das sich aus den Anfangsbuchstaben bestimmter Bereiche zusammensetzt:
- Mathematik
- Informatik
- Natur- und Ingenieurwissenschaften
- Technik
Obwohl sich die Vielzahl der zugehörigen Berufsgruppen thematisch nicht unbedingt überschneidet, charakterisieren sich MINT-Berufe vor allem durch ähnliche Bildungsgrundlagen. Denn sowohl eine Ausbildung als auch ein Studium im MINT-Bereich setzen in der Regel gute Schulnoten in den Fächern Mathematik, Naturwissenschaften wie Chemie und Physik oder Informatik voraus.
Und auch eine weitere Parallele zeichnet die sogenannten MINT-Berufe aus: Viele Unternehmen sind händeringend auf der Suche nach Fachkräften mit einer adäquaten Ausbildung.
Welche MINT-Berufe gibt es?
Der Begriff MINT-Berufe fasst eine Vielzahl an Berufsbildern zusammen, die sich in der Regel durch einen technisch-naturwissenschaftlichen Hintergrund auszeichnen. Doch auch Tätigkeiten in den Bereichen Informatik und Mathematik gehören dazu. Ob Elektrotechnik, Chemie-Branche, Pharmazie oder Medizin – sie alle gehören zum Spektrum der MINT-Berufe und bilden einen wichtigen Sektor des Arbeitsmarktes, beispielsweise mit Berufsbildern wie:
- Fachinformatiker
- Softwareentwickler
- Ingenieur
- Biologielaborant und Physiklaborant
- Pharmazeutisch-Technischer Assistent (PTA)
Einen großen Schwerpunkt bilden außerdem die Techniker und Mechaniker, die beispielsweise mit folgenden Studien- und Ausbildungsberufen punkten:
- Elektrotechniker
- Mechatroniker
- Zerspanungsmechaniker
- Metallbauer
- Industriemechaniker
Die Liste der MINT-Berufe ließe sich noch lange fortsetzen – schließlich sind sowohl die Studiengänge als auch die Ausbildungsberufe in den MINT-Fächern sehr vielfältig und haben unterschiedliche Kernpunkte. Dennoch haben fast alle MINT-Berufe eines gemeinsam: Qualifizierten Arbeitnehmern blühen rosige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt. Denn sowohl die Gehälter als auch die Nachfrage nach gut ausgebildeten Fachkräften steigen seit Jahren in fast allen Sektoren stetig an.
Wie sind die Aussichten für Arbeitgeber und Bewerber bei MINT-Berufen?
Auf dem Arbeitsmarkt sind Fachkräfte aus dem MINT-Sektor heute ein rares Gut. Der MINT-Herbstreport 2021, ein regelmäßig erscheinendes Gutachten des Instituts der Deutschen Wirtschaft, stellte fest, dass in diesem Jahr mindestens 273.900 offene Stellen in MINT-Berufen wegen fehlender Bewerber oder Qualifikationen nicht besetzt werden konnten. Der Fachkräftemangel ist also gerade in diesem Sektor besonders spürbar.
Welche MINT-Berufe sind vom Fachkräftemangel betroffen?
Gerade in den oben erwähnten technischen Berufen, aber auch in der Informatik oder Mathematik gelten ausgebildete Fachkräfte als begehrt. Durch die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt sind vor allem die IT-Branche sowie die Industrie händeringend auf der Suche nach Mitarbeitern mit einer fundierten Ausbildung. Bewerber mit einer zusätzlichen Weiterbildung, wie beispielweise einem Meister- oder Techniker-Abschluss, verfügen über wichtige Fähigkeiten und sind bei den Arbeitgebern deshalb besonders gefragt.
Und auch der akademische Sektor hat mittlerweile zu kämpfen, denn die Entwicklungen der vergangenen Jahre stellen die Wirtschaft vor neue Herausforderungen. Vor allem in Forschung und Industrie, aber auch im medizinischen Bereich stieg deshalb auch der Bedarf an hochqualifizierten Arbeitskräften aus dem MINT-Sektor in den letzten zehn Jahren um mehr als 30 %. Besonders gefragt sind dabei Ingenieure und IT-Spezialisten, aber auch Forscher in Medizin und Naturwissenschaften.
Wie steht es um die Nachwuchskräfte im MINT-Sektor?
Zusätzlich verstärkt der demographische Wandel diese Tendenz: Denn mit dem Renteneintritt der geburtenstarken Jahrgänge der 50er- und 60er-Jahre steigt die Zahl an offenen Stellen rapide. Wegen des fehlenden Nachwuchses bleiben diese Arbeitsplätze oft unbesetzt. Auf dem Arbeitsmarkt ist deshalb bereits der „War for Talents“ ausgerufen worden, der viele Arbeitgeber vor neue Herausforderungen stellt.
Die entstandenen Lerndefizite bei Schülern während der Corona-Pandemie und die laufenden Umstrukturierungsmaßnahmen in zahlreichen naturwissenschaftlichen und technischen Studienfächern schüren die Auswirkungen dieser Entwicklung weiter: So lag die Abbruch- und Wechselquote in den MINT-Fächern an deutschen Hochschulen bereits im Jahr 2021 bei 52,5 %. Zudem wurden 25 % der Ausbildungsverträge vor dem Abschluss aufgelöst. Doch wie lässt sich den hohen Abbruchquoten effektiv entgegenwirken?
Ausbildung in MINT-Berufen: Wie lässt sich dem Fachkräftemangel begegnen?
Die MINT-Sparte bietet sehr unterschiedliche Berufsmöglichkeiten und umfasst verschiedene Themengebiete. Für viele Stellen legt die Ausbildung die fachliche Basis. Um keine falschen Erwartungen zu wecken und einen Ausbildungsabbruch zu provozieren, sollten Ausbildungsbetriebe den Schwerpunkt der Berufsausbildung idealerweise bereits in der Stellenanzeige klar herausstellen.
Die Ausbildung als Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung lässt sich beispielsweise in der IT-Abteilung eines großen Unternehmens und ebenfalls bei einem Softwareentwickler machen. Auch wenn das Berufsbild dasselbe ist, wird es dennoch unterschiedliche Tätigkeitsschwerpunkte geben.
Auch bei dualen Studiengängen sollten die Ziele und Perspektiven für die Nachwuchskräfte klar erkennbar sein. Schnuppertage oder Praktika geben den jungen Bewerbern dabei im Vorfeld die Möglichkeit, sich bereits mit dem Beruf vertraut zu machen und ihre Zukunft bewusster zu planen.
Welche Rolle spielen Frauen in MINT-Berufen?
Die Frauenquote ist gering: Nur etwa 15 % der Arbeitnehmer in MINT-Berufen sind weiblich. Obwohl die Statistiken in den letzten Jahren vor allem in den Naturwissenschaften und in den MINT-Studiengängen steigende Zahlen verbuchen, bleibt der Anteil der Frauen in den technischen Berufen wie dem Ingenieurswesen und in der IT weiterhin gering. Angesichts des Fachkräftemangels gilt es, diesen Umstand dringend zu ändern. Gerade diese Berufsfelder bieten durch die zunehmende Digitalisierung und die Herausforderungen des Klimawandels ein besonders hohes wirtschaftliches Potenzial.
Warum ist der Frauenanteil im MINT-Sektor so gering?
Trotz des steigenden Anteils an Frauen in MINT-Berufen scheitert der erste Zugang bei vielen Mädchen bereits in der Kindheit: Denn sowohl die Naturwissenschaften als auch technische Berufe gelten in der Gesellschaft noch immer als traditionell männliche Domänen. Noch im Jahr 2018 zeigte sich im IQB-Bildungstrend, dass Schülerinnen ihre Fähigkeiten in den Bereichen Mathematik, Physik und Chemie häufig deutlich schlechter einschätzen als die männlichen Schüler – im Kompetenztest jedoch nur minimal geringere Punktzahlen erreichten.
Zudem bestehen im späteren Arbeitsalltag die meisten Berufe im MINT-Sektor aus hochbezahlten aber auch anspruchsvollen Vollzeitstellen, die eine Vereinbarung von Familie und Beruf für viele Frauen erschweren. Und auch die sogenannte Gender Pay Gap ist in den MINT-Berufen weiterhin präsent: Noch immer verdienen Frauen in naturwissenschaftlichen und technischen Berufen jährlich im Schnitt etwa 10.000 Euro weniger als Männer.
Gegen den Fachkräftemangel – was Arbeitgeber tun können
Die Einbindung von Frauen im MINT-Bereich erfordert vor allem einen gesellschaftlichen Wandel und die Überwindung klassischer Rollenklischees. Erste Initiativen wie der Girls‘ Day, in denen sich Unternehmen und Schulen in gemeinsamen Projekten engagieren, zeigen bereits Wirkung – sind aber durchaus noch ausbaufähig. Arbeitgeber könnten hier mit gezielten Maßnahmen wie Events und Praktika oder einem cleveren Hochschulmarketing effektiv Chancen nutzen, um den weiblichen Nachwuchs zu begeistern.
Weitere Anreize sind durchaus möglich: Mit flexibleren Arbeitszeitmodellen oder Jobsharing lassen sich auch in den MINT-Berufen familienfreundliche Arbeitsbedingungen schaffen. Und auch die Anpassung der Löhne ist eine Maßnahme, die sich am Ende für Arbeitgeber auszahlt. Denn Unternehmen, die sich hier als Vorreiter etablieren, stärken mit diesem Employer Branding auf Dauer nicht nur ihr eigenes Renommee, sondern profitieren langfristig auch von einem höheren Zulauf an qualifizierten Bewerbern.
Fazit zu MINT-Berufen
Die MINT-Berufe stellen sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber ein großes Potenzial dar. Eine Ausbildung in diesem Bereich bietet nicht nur viele Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt – auch die Gehälter sind für Bewerber oft verlockend. Zudem sind die Einstiegshürden überschaubar, denn nicht alle MINT-Berufe erfordern einen Master-Abschluss: Viele Tätigkeiten lassen sich auch als Ausbildungsberuf erlernen und später auf Wunsch mit einem Techniker- oder Hochschulabschluss weiter vertiefen. So bietet die MINT-Sparte bei genauerem Hinsehen für fast jeden Geschmack einen passenden Beruf.
Trotz dieser rosigen Aussichten herrscht auf dem Arbeitsmarkt akuter Fachkräftemangel. Arbeitgeber tun deshalb gut daran, den Nachwuchs mit gezielten Maßnahmen zu fördern. Vor allem Frauen bilden in einigen MINT-Bereichen einen häufig unterschätzten Faktor, den es sich zu erschließen lohnt. So sichern Unternehmen nicht nur ihre eigene Zukunft, sondern treiben auch den notwendigen Wandel in der Gesellschaft weiter voran.