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Nettolohnoptimierung: Definition, Möglichkeiten, Vor- & Nachteile (+ Beispiele)
- Definition: Was ist Nettolohnoptimierung?
- Übersicht: Welche Möglichkeiten der Nettolohnoptimierung gibt es?
- Was sind Beispiele für eine Nettolohnoptimierung?
- Was sind die Vorteile der Nettolohnoptimierung?
- Was sind die Nachteile der Nettolohnoptimierung?
- Was müssen Arbeitgeber bei der Nettolohnoptimierung beachten?
Definition: Was ist Nettolohnoptimierung?
Bei der Nettolohnoptimierung handelt es sich um ein Werkzeug der Entgeltoptimierung für Unternehmen, um Lohnkosten zu senken. Unternehmen haben damit die Möglichkeit, ihren Mitarbeitern mit bestimmten Lohnbausteinen wie beispielsweise Sachbezügen oder Arbeitsgeräten steuerfreie Zuwendungen anzubieten und somit den Arbeitslohn zu steigern. Arbeitgeber können auf diese Weise Lohnkosten sparen und gleichzeitig die Mitarbeiterbindung auch ohne Gehaltserhöhung durch zusätzliche finanzielle Anreize stärken.
Übersicht: Welche Möglichkeiten der Nettolohnoptimierung gibt es?
Um die Nettolohnoptimierung umzusetzen, bieten Arbeitgeber ihren Angestellten Möglichkeiten der Entgeltoptimierung an, auf die keine oder nur eine pauschale Besteuerung entfällt. Diese Lohnbausteine sind in der Regel Sachleistungen, die z.B. über den Arbeitsvertrag oder auch tarifvertraglich vereinbart werden.
Möglichkeiten für Arbeitgeber, eine Nettolohnoptimierung zu erzielen, sind zum Beispiel:
- Sachbezüge anstelle von Barlohn: Hierzu gehören zum Beispiel Firmen-E-Bikes, die aktuell noch von der Steuer befreit sind.
- Nutzung der 50-Euro-Freigrenze für Sachbezug: Arbeitgeber können ihren Angestellten jeden Monat Sachwerte bis zu einem Gesamtwert von 50 Euro schenken. Eine Ausnahme bilden Gutscheine oder Geschenkkarten.
- Nutzung von Arbeitsgeräten: Wenn Arbeitgeber ihren Angestellten z.B. Computer oder Smartphones stellen, kann dies zur Nettolohnoptimierung genutzt werden.
- Firmenrabatte in Form von Angeboten oder Vergünstigungen für Mitarbeiter.
- Bereitstellen von Essensmarken oder Restaurantschecks: Diese Zuwendungen können Arbeitnehmer steuerfrei erhalten.
Was sind Beispiele für eine Nettolohnoptimierung?
Eine gezielte Nettolohnoptimierung bietet Arbeitgebern zahlreiche Möglichkeiten, ihren Mitarbeitern attraktive steuerfreie oder steuerbegünstigte Zuwendungen zukommen zu lassen. Hier sind einige Beispiele, wie sich der Nettolohn durch clevere Umwandlungen und Zuschüsse effektiv erhöhen lässt:
- Jobticket
- Zuschüsse für Fitnessstudio
- Fahrtkostenzuschuss oder Tankgutscheine
- Erholungsbeihilfe
Beispiel 1: Jobticket
Das Jobticket ist eine beliebte Sachzuwendung von Arbeitgebern, die ihren Angestellten zusätzlich zum eigentlichen Gehalt gewährt wird. Der Arbeitgeber schließt dafür einen Vertrag mit den Verkehrsunternehmen ab. Mitarbeiter erhalten dann jeden Monat ein Ticket, mit welchem sie den ÖPNV für die Fahrt zur Arbeit nutzen können.
Hat das Ticket einen Wert von 70 Euro monatlich, haben Angestellte in diesem Unternehmen pro Jahr einen steuerfreien finanziellen Mehrwert von 840 Euro.
Beispiel 2: Zuschüsse für Fitnessstudio
Im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsfürsorge können Arbeitgeber ihren Angestellten pro Jahr Sachleistungen bis zu 500 Euro pro Jahr steuerfrei zur Verfügung stellen. Das können z.B. Zuschüsse für den Besuch im Fitnessstudio sein.
Beispiel 3: Fahrtkostenzuschuss oder Tankgutscheine
Arbeitgeber können ihren Mitarbeitern 30 Cent für monatlich 15 Tage steuerfrei und sozialversicherungsfrei als Fahrtkostenzuschuss bezahlen. Ebenfalls können Arbeitnehmer mithilfe der 50 Euro Regelung einen Tankgutschein ausstellen lassen.
Beispiel 4: Erholungsbeihilfe
Die sogenannte Erholungsbeihilfe stellt eine freiwillige Zahlung des Arbeitgebers an seine Mitarbeiter dar. Erholungsbeihilfen können beispielsweise für Urlaube oder Aufenthalte in der Kur genutzt werden. Dafür können mindestens 156 Euro bei einem deutlich ermäßigtem Steuersatz gezahlt werden.
Was sind die Vorteile der Nettolohnoptimierung?
Die Nettolohnoptimierung ist eine clevere Lösung, um Gehalt ohne hohe Abzüge attraktiver zu gestalten. Durch diese Form der Entgeltoptimierung profitieren daher sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer:
Was sind die Vorteile von Nettolohnoptimierungen für Arbeitgeber?
Wenn Arbeitgeber Löhne erhöhen, besteht der finanzielle Mehraufwand nicht nur in der reinen Gehaltserhöhung, denn auch die Abgaben steigen mit einem höheren Nettolohn. Auch der Arbeitnehmer muss durch die Lohnerhöhung mehr Steuern bezahlen. Die Nettolohnoptimierung bietet Unternehmen ein Mittel zur Entgeltoptimierung, um ihren Mitarbeitern dennoch Zuwendungen zu ermöglichen, für die nur pauschal oder keine Steuern bezahlt werden müssen und die unter Umständen auch sozialversicherungsfrei sind.
Durch die Nettolohnoptimierung sparen Unternehmen somit Lohnkosten. Gleichzeitig können Arbeitgeber dadurch die Mitarbeitermotivation stärken und Mitarbeiter stärker an das Unternehmen binden. Finanzielle Anreize über die Nettolohnoptimierung lassen sich zudem in das Employer Branding einbauen, um sich als attraktiver Arbeitgeber für Bewerber zu präsentieren.
Was sind die Vorteile von Nettolohnoptimierungen für Arbeitnehmer?
Weil Arbeitgeber bei Gehaltserhöhungen durch die Sozialabgaben deutlich mehr Geld ausgeben müssen, fällt die Erhöhung des Nettolohns für Arbeitnehmer oft geringer aus als gedacht. Denn auf das höhere Gehalt müssen entsprechend ebenfalls Lohnsteuer und Sozialabgaben bezahlt werden. So kann es u.a. vorkommen, dass von der eigentlichen Gehaltserhöhung nach Abzug aller Abgaben am Ende weniger als die Hälfe auf dem Konto landet.
Mit der Nettolohnoptimierung können Arbeitnehmer schließlich ebenfalls profitieren, denn sie erhalten zusätzliche Leistungen vom Arbeitgeber, die ihre Steuerlast nicht erhöhen.
Was müssen Arbeitgeber bei der Nettolohnoptimierung beachten?
Seit dem 1.1.2020 wird die sogenannte Zusätzlichkeitsvoraussetzung im Einkommensteuergesetz (EStG) geregelt. Demnach ist die Entgeltoptimierung in Form von Sachbezügen oder Zuschüssen durch den Arbeitgeber nur zusätzlich zum ohnehin geschuldeten Arbeitslohn möglich.
Darüber hinaus
- darf die Leistung nicht auf den Anspruch des Arbeitslohns angerechnet werden.
- darf der Anspruch des Arbeitnehmers auf Lohn nicht zugunsten der Zusatzleistung verringert werden.
- darf die Zuwendung nicht auf künftige Lohnerhöhungen „angerechnet“ werden.
- der Lohn nicht automatisch erhöht werden, wenn die zusätzliche Leistung wegfällt.
Das EStG sieht diese steuerlichen Regelung unabhängig von tarifvertraglichen Regelungen vor. Eine Nettolohnoptimierung kann zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber über einen Arbeitsvertrag, Betriebsvereinbarungen oder tarifvertraglich geregelt werden. Arbeitgeber müssen dabei beachten, dass die Zuwendungen immer zusätzlich zum vereinbarten Bruttolohn erfolgen und nicht Teile davon ersetzen. Die Nettolohnoptimierung ist darüber hinaus auch bei Angestellten im öffentlichen Dienst möglich.