Ein Kalender mit mehreren angekreuzten Tagen steht neben einem Stuhl und einem Sonnenschirm. Diese Piktogramme sollen unbezahlten Urlaub darstellen.

Unbezahlter Urlaub: Anspruch, Antrag, Folgen für Entgelt & Versicherung

Unbezahlter Urlaub kommt vor allem dann in Betracht, wenn der gesetzliche Erholungsurlaub nicht ausreicht - beispielsweise, wenn ein geschätzter Mitarbeiter seine kranken Eltern im Ausland versorgen und betreuen muss und der eigentliche Urlaub bereits verplant oder genommen ist. In diesem Fall steht der Arbeitgeber vor einigen Fragen: Muss er unbezahltem Urlaub zustimmen? Gibt es einen gesetzlichen Anspruch seitens des Mitarbeiters? Und welche Konsequenzen hat unbezahlter Urlaub auf die Sozialversicherung und das Entgelt? Diese und weitere Fragen werden in diesem Artikel thematisiert.
Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze zum unbezahlten Urlaub

  • Definition: Unbezahlter Urlaub kann als eine genehmigte Freistellung von der Arbeit ohne Entgeltfortzahlung definiert werden.
  • Rechtsgrundlage: Es gibt keinen allgemeinen gesetzlichen Anspruch auf Freistellung durch unbezahlten Urlaub.
  • Dauer: Die Länge des unbezahlten Urlaubs ist frei zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer verhandelbar.
  • Entgelt: Während des unbezahlten Urlaubs wird kein Gehalt gezahlt.
  • Kündigungsschutz: Der Kündigungsschutz kann während des unbezahlten Urlaubs eingeschränkt sein.
  • Sozialversicherung: Arbeitnehmer müssen selbst für den Arbeitnehmeranteil der Kranken- und Sozialversicherungen aufkommen, wenn der unbezahlte Urlaub länger als 30 Tage dauert.

Was ist unbezahlter Urlaub?

Unbezahlter Urlaub ist eine Freistellung von der Arbeit ohne Lohnfortzahlung. Er kann aus verschiedenen Gründen als Sonderurlaub gewährt werden. Typische Anlässe für unbezahlten Urlaub liegen im privaten Bereich. Auch für Weiterbildungen oder wichtige familiäre Verpflichtungen können Arbeitnehmer unbezahlten Urlaub beantragen.

Da es sich grundsätzlich um eine freiwillige Vereinbarung zwischen Unternehmen und Arbeitnehmer handelt, erfordert die Gewährung von unbezahltem Urlaub eine offene Kommunikation über die Beweggründe.

Haben Arbeitnehmer Anspruch auf unbezahlten Urlaub?

Generell gibt es in Deutschland keinen gesetzlichen Anspruch auf Sonderurlaub. Arbeitnehmer sind bei unbezahltem Urlaub auf das Wohlwollen und die Zustimmung ihres Arbeitgebers angewiesen.

Ausnahmen: Wann muss ich unbezahlten Urlaub genehmigen?

Arbeitgeber ist allerdings verpflichtet, unbezahlten Urlaub zu genehmigen, wenn bestimmte Ausnahmesituationen vorliegen:

  • Notsituationen wie Hochwasser, Brand oder andere Naturkatastrophen.
  • Promotion eines Mitarbeiters oder Freiraum für Ehrenämter.
  • Bei einem Unfall kann eine Freistellung von bis zu zehn Arbeitstagen gewährt werden.
  • Mitarbeitern, die ein pflegebedürftiges Familienmitglied betreuen, steht einmalig eine Pflegezeit von bis zu sechs Monaten zu, sofern das Unternehmen mindestens 15 Mitarbeitende beschäftigt.
  • Eltern minderjähriger Kinder haben Anspruch auf bis zu zehn Tage unbezahlten Urlaub, wobei dieser Anspruch bei mehreren Kindern oder für alleinerziehende Elternteile erhöht werden kann. Die Lohnlücke für die unbezahlten Tage wird durch das Kinderkrankengeld der gesetzlichen Krankenkassen ausgeglichen.
  • Darüber hinaus besteht bei unheilbar kranken Kindern ein Anspruch auf unbegrenzten unbezahlten Urlaub.

Abweichende Vereinbarungen über unbezahlten Urlaub können auch in Tarifverträgen, Betriebsvereinbarungen oder individuellen Arbeitsverträgen festgelegt sein.

Besteht bei Tarifverträgen Anspruch auf unbezahlten Urlaub?

Der § 28 des Tarifvertrages für den Öffentlichen Dienst (TVöD) enthält eine Klausel zum unbezahlten Urlaub. Im Tarifvertrag ist festgelegt, dass ein „wichtiger Grund“ als Bedingung für einen Anspruch vorliegen muss.

Wie lange darf der unbezahlte Urlaub dauern?

Die Dauer des unbezahlten Urlaubs ist grundsätzlich Verhandlungssache zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Es gibt keine gesetzliche Begrenzung, sodass die Vertragspartner Arbeitnehmer und Arbeitgeber individuell festlegen können, wie lange die Freistellung dauern soll.

Häufig wird unbezahlter Urlaub für einige Wochen oder Monate gewährt. Typische Beispiele sind Sabbaticals, Weiterbildungen oder die Pflege von Angehörigen.

Dauert der unbezahlte Urlaub länger als einen Monat, muss der Arbeitnehmer sich bei den Sozialversicherungen abmelden und selbst für den Versicherungsschutz sorgen. Nimmt der Arbeitnehmer ein ganzes Kalenderjahr unbezahlten Urlaub, erlischt der Anspruch auf bezahlten Erholungsurlaub für dieses Jahr.

Wie erfolgt die Berechnung des Entgelts bei unbezahltem Urlaub?

Während des Sonderurlaubs ruhen die gegenseitigen Hauptleistungspflichten beider Vertragsparteien. Da der Arbeitnehmer seine Arbeitspflicht nicht wahrnimmt, pausiert die Entgeltpflicht des Arbeitgebers ebenfalls. Das im Arbeitsvertrag garantierte Gehalt wird für die Tage des unbezahlten Urlaubs anteilig gekürzt.

Beispiel-Rechnung: Kürzung des Monatsgehalt wegen unbezahlten Urlaub

Ein Mitarbeiter erhält ein Monatsgehalt von 3.000 Euro. Ihm wurden im Monat Juli 2024 20 Tage unbezahlter Urlaub gewährt. Der Monat hat 30 Kalendertage.

Die Berechnung des Entgelts erfolgt nach folgendem Schema:

3.000 Euro / 30 Tage x 10 Tage (bezahlt) = 1.000 €

Der Arbeitnehmer erhält für den Monat mit 20 Tagen unbezahltem Urlaub 1.000 Euro Gehalt.

Wichtig: Die Abrechnung erfolgt im regulären Lohnabrechnungszeitraum. Dies gilt selbst dann, wenn der unbezahlte Urlaub über einen Monat andauert. Für die Berechnung des gesetzlichen Mindesturlaubs bleiben Zeiten des unbezahlten Urlaubs unberücksichtigt.

Ist eine Kündigung während des unbezahlten Urlaubs möglich?

Eine ordentliche Kündigung während des unbezahlten Urlaubs ist grundsätzlich möglich. Dies liegt daran, dass das Arbeitsverhältnis trotz unbezahltem Urlaub fortbesteht. Aus diesem Grund kann es gekündigt werden.

Damit der Arbeitnehmer bei einer Kündigung nicht benachteiligt wird, sollte die Kündigungsfrist erst am Tag des vereinbarten Wiederbeginns der Arbeit beginnen. Dies ist wichtig, damit der gekündigte Arbeitnehmer die Zeit der Kündigungsfrist nutzen kann, um eine neue Position zu suchen. Eine Kündigung während des unbezahlten Urlaubs wäre missbräuchlich, da der Arbeitnehmer während des unbezahlten Urlaubs keine Kenntnis von der Kündigung bekommen kann.

Wer zahlt die Kranken- und Sozialversicherung bei einem unbezahlten Urlaub?

Bei Sonderurlaub sind Arbeitnehmer bis zu einem Monat weiterhin in der Kranken- und Sozialversicherung abgesichert, ohne dass Beiträge gezahlt werden müssen. Nach Ablauf der Monatsgrenze erlischt der Versicherungsschutz automatisch. Ab diesem Zeitpunkt müssen sich Arbeitnehmer im unbezahlten Urlaub selbst kranken- und sozialversichern und die hälftigen Kosten für den Arbeitnehmeranteil tragen.

Konkret gilt:

  • In der Krankenversicherung bleibt die Mitgliedschaft im ersten Monat des unbezahlten Urlaubs erhalten. Nach einem Monat muss sich der Arbeitnehmer selbst krankenversichern.
  • In der Sozialversicherung (Renten-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung) sind Arbeitnehmer ebenfalls bis zu einem Monat weiterhin abgesichert. Danach erlischt der Versicherungsschutz und der Arbeitnehmer muss die Beiträge selbst übernehmen.
  • Es ist nicht möglich, den Versicherungsschutz durch zwischenzeitlichen bezahlten Urlaub von einem oder mehreren Tagen zu verlängern.

Exkurs: Wie beantragen Arbeitnehmer unbezahlten Urlaub?

Arbeitnehmer sollten vor dem Antrag auf unbezahlten Urlaub ein offenes Gespräch mit dem direkten Vorgesetzten führen. In diesem Dialog sollten die konkreten Gründe für den Bedarf an unbezahltem Urlaub erläutert werden.

Arbeitnehmer sollten verstehen, wenn der Arbeitgeber Bedenken hat, den unbezahlten Urlaub zu genehmigen. Vor allem in Zeiten eines voranschreitenden Fachkräftemangels kann es aus Arbeitgebersicht schwierig sein, einen Mitarbeiter für einige Tage oder mehrere Wochen zu entbehren. In der Regel können gute Kompromisse gefunden werden.

Im zweiten Schritt sollte ein schriftlicher Antrag auf unbezahlten Urlaub gestellt werden. Es sollte sowohl der gewünschte Zeitraum sowie der Grund für den Urlaub genannt werden.

Muster Beantragung unbezahlter Urlaub

Name und Anschrift des Arbeitnehmers

Mannheim, 23.06.

Betreff: Unbezahlter Urlaub

Sehr geehrter Herr Mustermann,

wie bereits persönlich besprochen, beantrage ich hiermit unbezahlten Urlaub vom 01.07. bis zum 14.07. Der Grund für diesen Antrag ist die Pflege meiner erkrankten Eltern in Italien.

Ich würde mich freuen, wenn Sie meinem Antrag zustimmen.

Mit freundlichen Grüßen

Unterschrift des Arbeitnehmers

FAQ zum unbezahlten Urlaub

Sie haben noch weitere Fragen rund um den unbezahlten Urlaub? Dann werfen Sie doch einen Blick in das nachfolgende FAQ.

Das Bundesurlaubsgesetz regelt ausschließlich den bezahlten Urlaubsanspruch. Auf unbezahlten Urlaub oder Sonderurlaub geht der Gesetzgeber nicht ein. Daraus ergibt sich, dass Arbeitnehmer keinen Rechtsanspruch darauf haben, dass der Arbeitgeber unbezahlten Urlaub genehmigt. In einigen Ausnahmefällen (Erkrankung der Kinder, Pflege) besteht gleichzeitig ein Anspruch auf unbezahlten Urlaub.
Unbezahlter Urlaub wird nicht von den gesetzlichen oder arbeitsvertraglich zugesicherten Urlaubstagen für Erholungsurlaub abgezogen.
Da keine Gehaltszahlung für die freien Tage erfolgt, scheint unbezahlter Urlaub auf den ersten Blick für den Arbeitgeber kostenneutral zu sein. Indirekte Kosten wie Organisations- und Verwaltungskosten können jedoch ebenso anfallen, wie Kosten für die Vertretung des Angestellten.
Arbeitgeber dürfen Mitarbeiter nicht gegen deren Willen in unbezahlten Urlaub schicken. Ein solches Vorgehen wäre rechtlich unzulässig und könnten als Zwangsmaßnahme betrachtet werden.
Während des unbezahlten Urlaubs entfällt die Gehaltszahlung vollständig. Nach der Rückkehr zur Arbeit wird das vertraglich vereinbarte Gehalt wieder gezahlt.