Kündigung zurückziehen: Wie? Schritt-für-Schritt-Anleitung
Kann man eine Kündigung zurückziehen?
Die Rücknahme oder das Zurückziehen einer Kündigung des Arbeitsverhältnisses ist ein komplexes arbeitsrechtliches Unterfangen. Es hängt stark von den individuellen Umständen der Kündigung ab, ob diese zurückgenommen werden kann. War ein handfester Streit der Auslöser der Kündigung und wurden die Anschuldigungen persönlich, ist es in der Regel für beide Seiten schwieriger, die Angelegenheit zu vergessen, als bei einer Diskussion um fachliche Themen.
Abseits vom Auslöser der Kündigung spielt es eine entscheidende Rolle, ob die Kündigung schriftlich oder mündlich erfolgt ist.
Kann ich eine mündliche Kündigung zurückziehen?
Eine mündliche Kündigung durch den Mitarbeiter hat keine unmittelbaren rechtlichen Konsequenzen. Das Arbeitsverhältnis bleibt bestehen. Der Arbeitgeber sollte den kündigenden Mitarbeiter in diesem Fall auf die Formvorschrift des BGB hinweisen und darauf bestehen, dass die Kündigung schriftlich erfolgen muss, um wirksam zu sein.
Kann ich eine schriftliche Kündigung zurückziehen?
Eine schriftliche Kündigung ist nach § 623 BGB grundsätzlich verbindlich. Sie kann nicht einseitig zurückgenommen werden. Das Arbeitsverhältnis endet zu dem im Kündigungsschreiben genannten Termin.
Möchte der Arbeitgeber die Kündigung rückgängig machen, muss er um eine Rücknahme der Kündigung bitten. Diese Zustimmung des Arbeitnehmers ist jedoch freiwillig und kann verweigert werden.
Wichtig: Eine schriftliche Kündigung des Arbeitsverhältnisses per Mail ist nicht rechtskräftig.
Anleitung: Wie zieht man als Arbeitgeber eine Kündigung erfolgreich zurück?
Die Rücknahme einer schriftlichen Kündigung durch den Arbeitgeber kann kompliziert sein. Die folgenden drei Schritte sind entscheidend, um eine Kündigungsrücknahme professionell und wertschätzend zu gestalten.
Schritt 1: Zustimmung des Arbeitnehmers einholen
Der erste und wichtigste Schritt besteht darin, die Zustimmung des Arbeitnehmers zur Rücknahme der Kündigung einzuholen. In der Regel ist ein offenes, strukturiertes und wertschätzendes persönliches Gespräch der beste Weg, um mit dem Mitarbeiter in Kontakt zu kommen.
Mit Empathie gelingt es, den Standpunkt des anderen zu verstehen, ohne diesem in jedem inhaltlichen Punkt Recht zu geben. In vielen Fällen verlaufen klärende Gespräche emotional. Sie helfen wie ein reinigendes Gewitter, angestauten Frust, Ärger und Probleme auszusprechen und einen Neustart zu wagen.
Der Arbeitgeber sollte den Arbeitnehmer über die Gründe für die Rücknahme der Kündigung informieren und ihn davon überzeugen, dass es im besten Interesse beider Parteien ist, die Kündigung aufzuheben.
Schritt 2: Neue schriftliche Vereinbarung treffen
Falls der Arbeitnehmer der Rücknahme der Kündigung zustimmt, sollte eine schriftliche Vereinbarung getroffen werden, die die Rücknahme der Kündigung dokumentiert. Das Agreement sollte von beiden Parteien unterschrieben werden. Das Schriftstück sollte klarstellen, dass die ursprüngliche Kündigung hinfällig ist und das Arbeitsverhältnis zu den gleichen oder neu besprochenen Konditionen fortgesetzt wird.
Schritt 3: Kommunikation und Dokumentation
Es ist entscheidend, alle Kommunikationsschritte sorgfältig zu dokumentieren. Dies umfasst jede Mail, Briefe und Notizen von Gesprächen der Vertragspartner. Eine gründliche Dokumentation kann zu einem späteren Zeitpunkt bei einer Kündigungsschutzklage als Beweis vor Gericht dienen, falls es zu rechtlichen Auseinandersetzungen kommt.
Wie lange kann eine Kündigung zurückgenommen werden?
Eine Kündigung kann grundsätzlich bis zu ihrem Wirksamwerden zurückgenommen werden.
Eine Kündigung wird aus arbeitsrechtlicher Sicht wirksam, sobald sie dem Kündigungsempfänger zugegangen ist. Der Zeitpunkt des Zugangs ist entscheidend für den Beginn der Kündigungsfrist.
Die Frist für die Rücknahme hängt außerdem davon ab, ob es sich um eine ordentliche oder außerordentliche (fristlose) Kündigung handelt.
Kündigung zurückziehen: Ordentliche Kündigung mit Kündigungsfrist
Die Kündigung kann bis zum Ablauf der Kündigungsfrist zurückgenommen werden. Geht der Widerruf vor oder gleichzeitig mit der Kündigung ein, ist er nach § 130 BGB automatisch wirksam.
Der § 130 BGB erklärt eindeutig:
„Eine Willenserklärung, die einem anderen gegenüber abzugeben ist, wird, wenn sie in dessen Abwesenheit abgegeben wird, in dem Zeitpunkt wirksam, in welchem sie ihm zugeht. Sie wird nicht wirksam, wenn dem anderen vorher oder gleichzeitig ein Widerruf zugeht.
Geht der Widerruf nach Zugang der Kündigung ein, muss der andere Vertragspartner dem Widerruf zustimmen.
Welche Optionen haben Arbeitgeber, wenn ein Arbeitnehmer eine Kündigung zurückziehen möchte?
Sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer können den Widerruf der Kündigung anstreben. Möchte ein Arbeitnehmer die schriftliche Kündigung rückgängig machen, sollten Arbeitgeber sorgfältig prüfen, ob es wirklich sinnvoll und ratsam ist, den Arbeitnehmer weiterhin zu beschäftigen.
Der Arbeitgeber ist bei einer arbeitnehmerseitigen Kündigung grundsätzlich in der besseren Position. Er kann objektiv und anhand von Fakten entscheiden, ob er der Rücknahme der Kündigung zustimmt oder nicht. Er kann die Rücknahme akzeptieren und das Arbeitsverhältnis fortsetzen oder ablehnen und auf der Kündigung bestehen.