42-Stunden-Woche: Effektivitätsboost oder Work-Life-Balance Killer?
Was versteht man unter der 42-Stunden-Woche?
Das Konzept der 42-Stunden-Woche besagt, dass die reguläre Wochenarbeitszeit in Deutschland von aktuell durchschnittlich 34,7 Stunden (Quelle: Eurostat) auf 42 Stunden pro Woche erhöht werden soll. Die Befürworter dieser Idee versprechen sich von einer Erhöhung der Wochenarbeitszeit eine Steigerung der Produktivität und ein Abebben des Fachkräftemangels in verschiedenen Branchen. Sie argumentierten, dass es durch den demografischen Wandel notwendig sein, längere Arbeitszeiten in Kauf zu nehmen.
Wäre eine 42-Stunden-Woche rechtlich überhaupt zulässig?
Das Arbeitszeitgesetz (ArbZG) in Deutschland regelt, wie lange Arbeitnehmer pro Tag oder in einer Kalenderwoche in Deutschland einer Arbeit nachgehen dürfen. Im § 3 ArbZG wird die Höchstarbeitszeit für Arbeitnehmer wie folgt definiert:
- “Die werktägliche Arbeitszeit der Arbeitnehmer darf acht Stunden nicht überschreiten.”
- “Sie kann auf bis zu zehn Stunden nur verlängert werden, wenn innerhalb von sechs Kalendermonaten oder innerhalb von 24 Wochen im Durchschnitt acht Stunden werktäglich nicht überschritten werden.”
Aktuell wäre eine 42-Stunden-Woche aus arbeitsrechtlicher Sichtweise nicht zulässig. Vor einer Einführung einer Arbeitszeit von 42 Stunden pro Woche müsste das Arbeitszeitgesetz novelliert und angepasst werden.
Argumente dafür: Was spricht für die 42-Stunden-Woche?
Verschiedene Akteure aus der Wirtschaft und der Politik haben sich in letzter Zeit für die Einführung einer 42-Stunden-Woche ausgesprochen. Sie plädieren dafür, länger zu arbeiten, um dem Fachkräftemangel in Deutschland zu begegnen:
Siegfried Russwurm, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), äußerte im Juni 2022 “große Sympathie für eine optionale Erhöhung der Wochenarbeitszeit” auf 42 Stunden. Er sah darin eine leichter umsetzbare Lösung als eine Anhebung des Renteneintrittsalters auf 70 Jahre. (Quelle: Wirtschaftswoche 01.08.2022)
Der frühere SPD-Chef Sigmar Gabriel unterstützte Russwurms Vorstoß und fragte: “Wollen wir Menschen nicht lieber wieder mehr verdienen lassen, indem wir etwas länger arbeiten?” Er argumentierte, mit Zuwanderung allein lasse sich das Fachkräfteproblem nicht lösen. (Quelle: Der Spiegel 24.07.2022)
FDP-Chef Christian Lindner forderte im Juni 2022 ebenfalls “mehr Überstunden”, da Deutschland in einer “fragilen Lage” sei. Im Jahr 2024 argumentierte der Bundesfinanzminister: „Andere Länder arbeiten mehr als wir.“ (Quelle: ZDF Heute 18.04.2024).
Die Verfechter einer 42-Stunden-Woche sehen in diesem Arbeitszeitmodell vor allem die folgenden Vorteile:
- Steigerung der Produktivität: Studien lassen vermuten, dass eine moderate Erhöhung der Arbeitszeit von 2 oder mehr Stunden pro Woche unter bestimmten Bedingungen zu einer Steigerung der Gesamtproduktivität führen kann. Dies gilt im Besonderen, wenn die Steigerung der Arbeitszeit mit effizienten Arbeitsmethoden und genügend Erholungsphasen kombiniert wird.
- Wirtschaftswachstum: Eine Erhöhung der wöchentlichen Arbeitszeit kann das Wirtschaftswachstum ankurbeln, indem sie die Gesamtarbeitsleistung erhöht.
- Flexibilität in Arbeitsmodellen: Die Einführung einer 42-Stunden-Woche könnte Unternehmen auch dazu anregen, flexiblere Arbeitsmodelle zu entwickeln, die individuell auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter zugeschnitten sind.
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- Vertragsstrafen
- Arbeitsort
Argumente dagegen: Was sind die Nachteile einer 42-Stunden-Woche?
Vor allem die Gewerkschaften in Deutschland sind gegen die Einführung einer 42-Stunden-Woche. Der ehemalige Vorsitzende der Gewerkschaft Verdi, Frank Bsirske, hielt die Einführung einer 42-Stunden-Woche bereits im Jahr 2004 für “blanken Unsinn” und das “Falscheste, das man in der gegenwärtigen Situation tun muss.“
Die Gegner der 42-Stunden-Woche führen vor allem die folgenden Argumente an:
- Verschlechterung der Work-Life-Balance: Die Ausweitung der Arbeitswoche auf 42 Stunden könnte die Work-Life-Balance vieler Arbeitnehmer negativ beeinflussen, da sie weniger Zeit für Familie, Freizeitaktivitäten und Erholung hätten.
- Erhöhtes Risiko für Burn-out und gesundheitliche Probleme: Längere Arbeitszeiten sind in vielen Fällen mit einem erhöhten Risiko für stressbedingte Krankheiten, einschließlich Burn-out-Syndrom, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychischen Gesundheitsproblemen verbunden.
- Mögliche Produktivitätseinbußen: Während eine längere Arbeitswoche kurzfristig zu einem Anstieg der Produktion führen kann, deuten einige Studien darauf hin, dass die Produktivität pro Stunde mit zunehmender Arbeitsdauer sinken könnte.
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Wie wahrscheinlich ist eine 42-Stunden-Woche?
Angesichts der breiten Ablehnung in der Bevölkerung und dem zunehmenden Interesse an flexibleren Arbeitszeitmodellen wie der Vier-Tage-Woche scheint die Einführung einer 42-Stunden-Woche in Deutschland unwahrscheinlich. Die Zukunft der Arbeit fokussiert sich vor allem auf eine höhere Flexibilität, eine bessere Work-Life-Balance sowie auf die Nutzung von Technologie zur Effizienzsteigerung. Eine einfache Erhöhung der Arbeitsstunden findet aktuell keinen breiten Konsens.