Familienangehörige als Minijobber anstellen: die Voraussetzungen
- Darf man Familienangehörige als Minijobber anstellen?
- Welche Vorteile birgt die Beschäftigung von Familienangehörigen als Minijobber?
- Welche Voraussetzungen gelten für die rechtssichere Anstellung von Familienangehörigen als Minijobber?
- Welche Risiken birgt die Beschäftigung von Familienangehörigen als Minijobber?
- Was sind die Folgen bei fehlender Anerkennung durch das Finanzamt?
- Arbeitsverträge mit Familienangehörigen – worauf achten?
- Exkurs: Familienangehörige im Privathaushalt anstellen – worauf ist zu achten?
Darf man Familienangehörige als Minijobber anstellen?
Minijobs sind bei Arbeitgeber und Arbeitnehmer weiterhin begehrt. Die geringfügige Beschäftigung erfreut sich großer Beliebtheit, da sie zwar einen gesetzlichen Höchstbetrag (seit 1.1.2024: 538 Euro) nicht übersteigen darf, sich aber gerade deswegen als unkompliziertes und steuergünstiges Arbeitsmodell entpuppt. Während man als Privatperson Minijobber einstellen kann, sind daneben auch Familienangehörige im eigenen Unternehmen für einen Minijob rechtlich zugelassen. Unter bestimmten Voraussetzungen ist dies sogar im Privathaushalt erlaubt.
Kommen in Privathaushalten eher Tätigkeiten wie z. B. Putzen, Einkaufen oder die Gartenarbeit infrage, dürfen Ehegatten und Kinder in einem „privaten“ Unternehmen sämtliche, anfallende Arbeiten übernehmen. Eine gesetzliche Grundlage stellt § 1364 BGB dar. Danach ist es beiden Ehegatten gestattet, erwerbstätig zu sein (§ 1364 Abs. 2 S. 1 BGB).
Weiter heißt es in § 1364 Abs. 2 S. 2 BGB, dass bei Ausübung (und Wahl) der Erwerbstätigkeit auf die Belange des anderen Ehegatten und der Familie die gebotene Rücksicht zu nehmen ist. Demzufolge darf der Ehegatte grundsätzlich auch als Minijobber angestellt – und ihm vom Arbeitgeber ein Gehalt bis zu 538 Euro monatlich ausgezahlt werden.
Zu beachten sind beim familiären Minijob-Arbeitsmodell verschiedene Formerfordernisse, wie der Abschluss eines sogenannten Ehegattenarbeitsvertrages. Gleiches gilt, natürlich, wenn der Sohn oder die Tochter auf 538-Euro-Basis ins elterliche Unternehmen aufgenommen werden soll.
Welche Vorteile birgt die Beschäftigung von Familienangehörigen als Minijobber?
Nach den vordergründigen Vorteilen einer familiären Beschäftigung auf Basis einer geringfügigen Beschäftigung muss man nicht lange forschen. Während man sich eine womöglich langwierige Mitarbeitersuche erspart, ist das Arbeitsverhältnis von größter Vertrautheit geprägt. Die Arbeitsplatzumgebung ist gewohntes Umfeld, im Zweifel sind Arbeitsabläufe bereits bekannt und mitunter einstudiert. Neben diesen eher „privaten“ Vorteilen kommen monetäre, insbesondere steuerliche Vorzüge ins Spiel, wenn Familienangehörige als Minijobber beschäftigt werden.
Steuerliche Vorteile von Familienangehörigen als Minijobber
Aus steuerlicher Sicht wirken sich Minijobs des Ehegatten oder des eigenen Kindes im Unternehmen vorteilhaft aus, da der Unternehmensgewinn durch die Gehaltsauszahlung gesenkt werden kann. Denn das Minijob-Gehalt kann der andere Ehegatte in der Gestalt des Arbeitgebers als Betriebsausgabe deklarieren. Wird die Steuerlast auf diese Art unter die 24.500-Euro-Grenze gemindert, fällt beispielsweise keine Gewerbesteuer an.
Weitere steuerliche Vorteile und damit Einsparungen gewinnt man dadurch, dass das Minijob-Gehalt etwa in der Einkommensteuererklärung keiner Versteuerung unterliegt.
Steuer- und abgabenfreie Gehaltsextras als Vorteil
Ein weiterer Vorteil für alle Beteiligten ist in den sogenannten Gehaltsextras zu sehen, wenn dem Minijobber Zuwendungen gemacht werden, die anstelle einer klassischen Gehaltserhöhung vergeben werden. So sind sowohl das Gehalt der geringfügigen Beschäftigung als auch die Extras für den Partner oder das angestellte Kind gänzlich steuer- und abgabenfrei. Für das Unternehmen besteht zusätzlich die Möglichkeit, diese Kosten als Betriebsausgaben steuerlich absetzen zu können.
Hierzu zählen etwa folgende Extras:
- Laptop
- Smartphone/Handy
- Tankgutschein bzw. Gutschein für Fitnessstudio (max. 50 Euro)
- Kindergarten-Zuschuss
Zu Lasten des Arbeitgebers kommen zwar noch pauschale Abgaben an die Krankenkasse bzw. die Bundesknappschaft hinzu – dies allerdings nur dann, wenn der Partner nicht privat krankenversichert ist.
Der Arbeitgeber muss für seine geringfügig Beschäftigten pauschalierte Beiträge zur Kranken- und Rentenversicherung in Höhe von 13 Prozent (KV) bzw. 15 Prozent (RV) des Entgelts bezahlen. Dagegen fallen für die Arbeitslosen- und Pflegeversicherung keine weiteren Beiträge an.
Steuerliche Absetzung der Fahrkosten beider Ehegatten
Dagegen können die entstandenen Fahrtkosten gleich für beide(!) Ehegatten steuerlich abgesetzt werden. Für die ersten 20 Kilometer gilt eine Entfernungspauschale von 30 ct pro km, ab dem 21. Kilometer dann 38 ct pro km.
Welche Voraussetzungen gelten für die rechtssichere Anstellung von Familienangehörigen als Minijobber?
Rechtssicher erfolgt die Anstellung von Familienmitgliedern, wenn das Finanzamt die geringfügige Beschäftigung insgesamt als sachgemäß einstuft. Denn die Finanzverwaltung richtet ihren Fokus gern auf die exakte Gestaltung des Arbeitsverhältnisses. Insbesondere wird geprüft, ob ein offiziell gezahltes Minijob-Gehalt tatsächlich aufgrund einer Arbeitsleistung erfolgt, oder ob gezahlte Entgelte mehr „privat“ veranlasst sind.
Demzufolge kommt es bei der jährlichen Steuerprüfung entscheidend auf die vom Arbeitgeber eingereichten Unterlagen an. Diese sind zugleich Basis, um dem geforderten Fremdvergleich des Finanzamtes entsprechen zu können.
Welche Voraussetzungen für den erfolgreichen Fremdvergleich erfüllt werden müssen, zeigt die folgende Checkliste.
Doch schauen wir uns die einzelnen Bedingungen näher an:
Gültiger Arbeitsvertrag zwischen Arbeitgeber und Familienangehörigen
Auch zwischen Ehegatten ist das Formerfordernis eines rechtswirksamen Arbeitsvertrages erforderlich. Grundsätzlich muss ein Arbeitsvertrag zwar nicht schriftlich abgeschlossen werden, ein solches Dokument erleichtert jedoch die Überprüfung durch das Finanzamt.
Im Arbeitsvertrag sollte neben weiteren Vertragsinhalten wie z.B. Vergütung, Urlaubsansprüche, Kündigungsfristen auch die Leistungsbeschreibung selbst genau formuliert sein.
Dokumentation der erbrachten Leistung
Die vom Ehegatten geleisteten Arbeitsstunden sollten zu Beweiszwecken festgehalten werden. So kann das Finanzamt genauer nachverfolgen, zu welchen Zeiten bzw. an welchen Tagen und vor allem wie viele Stunden insgesamt der geringfügig beschäftigte Familienangehörige gearbeitet hat.
Angemessene Vergütung
Schlussendlich gilt es, beim eigentlichen Fremdvergleich des Finanzamtes die Lohnzahlung den anderen, nicht verwandten Angestellten anzupassen. Maßstab einer angepassten Bezahlung ist demnach ein Arbeitsvertrag, der in der Praxis auch bei Fremden angewandt würde. Erst, wenn z. B. die Arbeitsleistung des Ehegatten nicht über Gebühr vergütet wird, kann sie – und das komplette Arbeitsverhältnis – von der Finanzverwaltung anerkannt werden. Arbeitet etwa die Ehefrau in der Buchhaltung des Unternehmens muss der Lohn branchen- bzw. fremdüblich ausfallen.
Nicht schädlich ist hingegen eine (zu) geringe Vergütung. Der Fremdvergleich umfasst neben dem Lohn insbesondere auch Regelungen zu Arbeitszeit bzw. Arbeitsumfang.
Wichtig: Die Beschäftigung der eigenen Kinder als Minijobber ist ab dem 15. Lebensjahr möglich.
In jedem Fall findet ein obligatorisches Statusfeststellungsverfahren statt. Dies erfolgt bei der Deutschen Rentenversicherung, deren sogenannte Clearingstelle prüft, ob es sich tatsächlich um ein (geringfügiges) Beschäftigungsverhältnis handelt. Im Anschluss daran wird der Sozialversicherungsstatus festgelegt.
Bereits im Vorfeld des Arbeitsverhältnisses muss für den Familienangehörigen wie für jeden anderen Minijobber die Anmeldung bei der Minijob-Zentrale erfolgen.
Welche Risiken birgt die Beschäftigung von Familienangehörigen als Minijobber?
In Anbetracht der steuerlichen Vorteile, die mit der Beschäftigung von Familienangehörigen als Minijobber im eigenen Betrieb einhergehen, ist es verständlich, dass das Finanzamt solche Arbeitsverhältnisse besonders gründlich prüft. Wer Familienangehörige beschäftigen möchte, muss also damit rechnen, dass die Voraussetzungen dafür kritisch geprüft werden.
Was sind die Folgen bei fehlender Anerkennung durch das Finanzamt?
Auch wenn es sich beim Minijob im eigenen Unternehmen für das Familienmitglied um ein legales Arbeitsmodell handelt, sollten die strengen Anforderungen an eine derartige Konstellation unbedingt beachtet werden. Denn bei Nichtbefolgen steht gleich das gesamte Konstrukt auf dem Spiel und dem Minijob droht das Aus.
Daher sollte der Arbeitgeber das Finanzamt von einer rechtswirksamen, geringfügigen Beschäftigung überzeugen, indem er die vertragsgemäße Arbeitsleistung nachweist. Im anderen Fall würde das Arbeitsverhältnis nicht gestattet bzw. anerkannt werden. Dies würde bedeuten, dass das gezahlte Gehalt bis zu einer jährlichen Gesamtsumme in Höhe von 6.456 Euro eben nicht mehr als Betriebsausgaben steuerlich abgesetzt werden kann.
Geringe Abweichungen im Beschäftigungsverhältnis wie z. B. Unregelmäßigkeiten bei der Lohnzahlung (z. B. Barzahlungen) sorgen allerdings nicht gleich für das Ende des Minijobs. Um dem Arbeitsmodell „Familienangehörige als Minijobber“ die Anerkennung verweigern zu können, bedarf es gröberer Mängel.
Arbeitsverträge mit Familienangehörigen – worauf achten?
Bei Arbeitsverträgen mit Angehörigen schauen die Prüfer der Finanzämter immer genauer hin. Um dem Verdacht des reinen Steuersparmodells vorzubeugen sollten Sie daher nicht nur die Arbeitszeiten exakt dokumentieren und ihrem Verwandten gegebenenfalls einen eigenen Arbeitsplatz zur Verfügung stellen. Vor allem die Aufsetzung eines ordentlichen Vertrages, der die tatsächliche Beschäftigung belegt, ist entscheidend. Folgende Punkte sollte der Arbeitsertrag mit ihrem Familienangehörigen stets regeln:
- Probezeit: Es liegen bereits Gerichtsentscheidungen vor, wonach Ehegatten-Arbeitsverträge ohne Probezeit steuerlich nicht anerkannt werden. Begründung der Finanzrichter: In der betrieblichen Praxis ist es sonst eben auch üblich, in unbefristeten Arbeitsverträgen eine Probezeit zu vereinbaren. Eine Probezeit von 3 bis zu 6 Monaten ist die Regel.
- Tätigkeitsbereich: Die genaue Bezeichnung des Tätigkeitsbereichs und der Arbeitsbedingungen ist unerlässlich, um die Angemessenheit der Vergütung festzustellen und dem Finanzamt nachweisen zu können. Beispiel: Übernimmt Ihr Ehepartner die Buchhaltung, kann hierfür auch „nur“ eine Vergütung vereinbart werden, die üblicherweise an ein(e) Buchhalter(in) gezahlt wird. Ist Ihr mitarbeitender Ehepartner dagegen zusätzlich auch für den Verkauf zuständig, sollte dieses im Arbeitsvertrag ausdrücklich festgehalten werden. Denn diese zusätzlichen Pflichten und Befugnisse rechtfertigen ein entsprechend höheres Gehalt.
- Arbeitszeit: Allgemeine Formulierungen, wie Mitarbeit „nach Bedarf“ oder „nach Kräften“ sollten vermieden werden. Bedenken Sie, dass sich auf solche allgemein gehaltenen Regelungen kaum ein fremder Arbeitnehmer einlassen würde. Achtung: Nicht erforderlich ist, dass Ihr mitarbeitender Ehegatte ganztägig im Unternehmen arbeiten muss. Ein Arbeitsvertrag liegt auch dann vor, wenn lediglich eine Mitarbeit von einigen Stunden in der Woche vereinbart ist.
- Gehalt: Zum unverzichtbaren Inhalt des Arbeitsvertrags gehört eine klare Regelung über Höhe und Zahlungsweise des Gehalts. Dieser Vertragspunkt ist für die steuerliche Anerkennung des Ehegatten-Arbeitsverhältnisses von größter Bedeutung. Bedenken Sie außerdem, dass die Höhe des Gehalts auch für die Abführung der Lohnsteuer und die Sozialversicherungspflicht wichtig ist. Das Gehalt muss in seinen einzelnen Bestandteilen und in seiner Gesamtheit dem Grunde und der Höhe nach betrieblich veranlasst sein und noch im Rahmen dessen liegen, was ein Dritter erhalten würde.
- Lohnsteuer und Sozialversicherung: Soweit Sozialversicherungspflicht besteht, müssen Sie Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträge einbehalten und abführen. Damit Sie die Lohnsteuer berechnen können, müssen Sie sich von Ihrem mitarbeitenden Ehegatten eine Lohnsteuerkarte aushändigen lassen.
- Urlaub: Alle Arbeitnehmer haben einen unabdingbaren Anspruch auf Gewährung eines bezahlten Erholungsurlaubs. Das gilt auch für mitarbeitende Ehegatten – oder ihre Kinder. Der jährliche Mindesturlaub beträgt 24 Werktage. Die Vereinbarung eines längeren Jahresurlaubs ist die Regel.
Exkurs: Familienangehörige im Privathaushalt anstellen – worauf ist zu achten?
Das Einstellen von Familienmitgliedern im Privathaushalt ist sehr beliebt und in der Praxis ein oft angewandtes Modell. Allerdings kann ein Familienangehöriger wie z. B. das eigene Kind oder die Mutter lediglich unter bestimmten Bedingungen Arbeiten im Privathaushalt als Minijob ausüben.
Die wesentliche zu erfüllende Voraussetzung: die betreffenden Personen (Minijobber) dürfen nicht im gleichen Haushalt wohnen.
Kinder, die diese Bedingung erfüllen und ihren Eltern etwa bei der Gartenarbeit helfen, können demzufolge ein rechtssicheres und steuerlich anzuerkennendes Beschäftigungsverhältnis eingehen.
Auch hier ist zusätzliche Voraussetzung, dass ein (Stunden-)Lohn vereinbart wurde, der dem Fremdvergleich standhält und dass diese Vergütung auch regelmäßig ausgezahlt bzw. überwiesen wird.
Als Familienangehörige in diesem Sinne gelten im Übrigen:
- Ehepartner bzw. eingetragene Lebenspartner
- Eltern
- Großeltern
- Kinder
- Enkelkinder
- Geschwister
Gleiches gilt für die Pflege von Familienangehörigen: Auch hier ist das Vorhandensein von zwei verschiedenen Wohnsitzen entscheidend, ob eine Anstellung auf Minijob-Basis möglich und anerkannt wird. So liegt z. B. bei pflegenden Kindern, die noch im Elternhaus wohnen und deren Eltern Unterhalt zahlen, kein Beschäftigungsverhältnis vor.
Handelt es sich um eine regelmäßige Tätigkeit mit genau definierten Arbeitszeiten inklusive einer vereinbarten Lohnzahlung, besteht sogar die Verpflichtung, den Minijob ordnungsgemäß anzumelden.