Midijob: Definition, Berechnung der Beiträge, Vor- & Nachteile
- Was ist ein Midijob?
- Wie hoch ist die Midijob-Grenze 2023?
- Was ist der Unterschied zwischen Midijob und Minijob?
- Sind Midijobber sozialversicherungspflichtig?
- Welche Abgaben müssen beim Midijob bezahlt werden?
- Wie werden die Abgaben beim Midijob berechnet?
- Beispiel-Rechnung für die Abgaben vom Midijob
- Wie wird ein Midijob angemeldet?
- Wie viele Stunden darf ein Midijobber arbeiten?
- Wie viel Urlaubsanspruch haben Midijobber?
- Haben Midijobber Anspruch auf Rente?
- Haben Midijobber Anspruch auf Entgeltfortzahlung?
- Welche Kündigungsfristen gelten für Midijobber?
- Was sind die Vorteile von Midijobs für Arbeitgeber und Arbeitnehmer?
- Was sind die Nachteile von Midijobs für Arbeitgeber und Arbeitnehmer?
Was ist ein Midijob?
Bei einem Midijob sind Sie bei einem Arbeitgeber nicht nur kurzfristig beschäftigt, wie es beispielsweise bei einem Minijob der Fall ist. Damit ein Midijob ein Midijob sein kann, muss der Verdienst des Arbeitnehmers in einer bestimmten Spanne liegen. Der Unterschied zu einer normalen Teilzeit– oder Vollzeitbeschäftigung liegt unter anderem in der unterschiedlichen Behandlung in Bezug auf die Sozialversicherung. Midijobber bezahlen in der Regel geringere Sozialversicherungsbeiträge.
Der Duden definiert einen Midijob zusammenfassend wie folgt: „Der Midijob ist ein Beschäftigungsverhältnis mit teilweise verringerten Sozialabgaben, bei dem das monatliche Entgelt eine bestimmte Summe nicht übersteigt, jedoch höher als beim Minijob ist.“
Ein anderer Begriff für diese Beschäftigungsart ist „Übergangsbereich“, da bei entsprechendem Arbeitsentgelt weniger Steuern und Sozialversicherungsbeiträge fällig werden. Dieser Übergangsbereich wurde früher Gleitzone genannt – alle Begriffe, Midjob, Übergangsbereich und Gleitzone – beschreiben dieselbe Art der Beschäftigung.
Wie hoch ist die Midijob-Grenze 2023?
Mit Wirkung ab 1. Januar 2023 wurde die Midijob-Grenze deutlich angehoben. Der Verdienst muss jetzt zwischen 520,01 Euro und 2.000 Euro liegen. Darunter handelt es sich um einen Minijob, darüber um eine „normal“ sozialversicherungspflichtige Beschäftigung.
Die Obergrenze des Übergangsbereiches lag bis Oktober 2022 bei 1.300 Euro, bevor sie auf 1.600 Euro und zum Jahreswechsel schließlich auf 2.000 Euro angehoben wurde. Durch diese deutliche Erhöhung wurde der Midijobber für viele Arbeitnehmer interessant(er).
Was ist der Unterschied zwischen Midijob und Minijob?
Viele Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben vom Minijob gehört und viele Betriebe beschäftigen Angestellte in diesem Verhältnis. Der Midijob ist hingegen im Personalmanagement deutlich unbekannter. Minijobber verdienen in der Regel weniger als Midijobber, müssen allerdings keine Abgaben zahlen. So fallen bei Minijobbern beispielsweise pauschal zwei Prozent Lohnsteuer an, die der Arbeitgeber bezahlt. Bei Midijobbern hängen die Abgaben hingegen von der Steuerklasse des Arbeitnehmers ab.
Gleichzeitig profitieren Minijobber im Vergleich zu Midijobbern nicht vom vollen Schutz der Sozialversicherung. In der folgenden Tabelle finden Sie die wichtigsten Unterschiede zwischen Midijob und Minijob.
Merkmal | Midijob-Regelungen | Minijob-Regelungen |
Lohn / Gehalt / Bezahlung | Zwischen 520 und 2.000 Euro im Monat | Maximal 520 Euro pro Monat |
Versicherung | Alle Sozialversicherungen werden fällig | Rentenbeiträge werden fällig, Befreiung ist jedoch möglich |
Steuern | „Normale“ Versteuerung | Keine Steuern |
Netto / Brutto | Abgaben werden fällig | Keine Abgaben, brutto entspricht netto |
Für welchen Arbeitsvertrag sich beide Parteien entscheiden, ist nicht gänzlich frei wählbar – hauptsächlich ist diese Entscheidung an die Höhe des Gehalts geknüpft. Für Arbeitnehmer lohnt sich bei einem Arbeitsentgelt (brutto) zwischen 520 und 2.000 Euro ein Arbeitsverhältnis im Midijob im Vergleich zum regulären Beschäftigungsverhältnis.
Sind Midijobber sozialversicherungspflichtig?
Als Midijobber müssen Sie nicht die vollen Sozialversicherungsbeiträge bezahlen. Dennoch sind Arbeitnehmer im Übergangsbereich in vollem Umfang kranken-, rente-, pflege- und arbeitslosenversichert. Die Beitragshöhe (Beitragssatz) variiert je nach Höhe des Arbeitsentgelts.
Der fällige Beitragssatz für Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung & Co. liegt für einen Arbeitnehmer je nach Höhe seines Entgelts zwischen 11 und 21 Prozent. Ein Arbeitgeber zahlt etwa einen Betrag von 19,875 Prozent für Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung und mehr.
Welche Abgaben müssen beim Midijob bezahlt werden?
Für Midijobber werden sowohl Sozialabgaben als auch Abgaben zur Lohnsteuer fällig. Für die Lohnsteuer gelten keine Besonderheiten. Das bedeutet aus Arbeitnehmersicht im Übergangsbereich: Ausschlaggebend für die Höhe der anfallenden Einkommensteuer ist die Höhe des zu versteuernden Einkommens. Auch die Steuerklasse ist ausschlaggebend, wie viel netto vom brutto übrig bleibt. Wer allerdings in Steuerklasse 1-4 eingeordnet ist und den Midijob als primäre Tätigkeit ausübt, zahlt in diesen Steuerklassen keine Lohnsteuer.
Wie werden die Abgaben beim Midijob berechnet?
Um zu berechnen, wie viele Sozialabgaben bei einem Midijob fällig werden, wird der „Faktor F“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BAMS) benötigt. Dieser liegt seit Oktober 2022 bei 0,6922.
Für jeden Versicherungszweig wird die Beitragslast gesondert berechnet, Arbeitnehmer haben im Vergleich zu einer normalen Beschäftigung einen Vorteil und zahlen verglichen damit weniger Sozialversicherungsbeiträge. Zur Berechnung sind drei Schritte notwendig:
- Berechnung des Gesamtbeitrags
- Berechnung des Arbeitnehmer-Beitraganteils
- Berechnung des Arbeitgeber-Beitraganteils
Beispiel-Rechnung für die Abgaben vom Midijob
Zur besseren Veranschaulichung finden Sie nachfolgend zu jedem Schritt ein Rechenbeispiel. Wir gehen von einem Arbeitgeber aus, der in seinem Midijob 950 Euro verdient.
Berechnung des Gesamtbeitrags
Für die Berechnung des Gesamtbeitrags greifen wir auf Formel 1 zurück und setzen Faktor F und die 950 Euro Arbeitsentgeld ein.
Formel 1: 0,6922 * 520 + [(2000/(2000-520)] – [520/(2000-520)] * 0,6922) * (950-520) = 836,45
Verkürzte Formel 1: 1,1081459459 × 950 − 216,2918918918 = 836,45
Im Beispiel liegt der Gesamtbeitrag bei einem Entgelt von 950 Euro demnach bei 836,45 Euro.
Berechnung des Arbeitnehmeranteils
Für die Ermittlung des Arbeitnehmeranteils benötigen Sie die Formel 2 und setzen erneut das Arbeitsentgelt von 950 ein.
Formel 2: (2000/(2000-520)) * (950-520) = 581,08
Verkürzte Formel 2: 1,3513513513 * Bruttoarbeitsentgelt – 702,7027027027 = 581,08
In unserem Beispiel ergibt die Berechnung anhand des Arbeitsentgelts einen Arbeitnehmer-Beitragsanteil von 581,08 Euro.
Berechnung des Arbeitgeber-Beitraganteils
Für den Arbeitgeber-Beitragsanteil benötigen Sie – im Gegensatz zum Arbeitgeberanteil – keine weitere, komplizierte Formel. Sie ziehen den Arbeitnehmer-Beitragsanteil vom Gesamtbeitrag ab:
Formel 3: 836,45 Euro – 581,08 Euro = 255,37 Euro
Der Arbeitgeberanteil beträgt demnach 255,37 Euro.
Beispiel zur Errechnung des Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeitrages zur Rentenversicherung
Um auf dieser Rechnung basierend beispielsweise den Beitrag zur Rentenversicherung zu berechnen, ziehen Sie den entsprechenden Beitragssatz heran. Dieser liegt bei 18,6 Prozent und wird bei einem normalen Beschäftigungsverhältnis gleichermaßen von beiden Parteien zu jeweils 9,3 Prozent getragen.
Bei einem Midijob ergibt sich nun die beschriebene Erleichterung für den Arbeitnehmer. Die drei erforderlichen Berechnungsschritte im Überblick:
Berechnung des Gesamtbeitrages zur Rentenversicherung:
- Gesamtabgaben * Rentenversicherungsbeitragshöhe = Gesamtbeitrag zur Rentenversicherung
- 836,45 * 18,6 % = 155,58 Euro
Berechnung des Arbeitnehmer-Beitragsanteils zur Rentenversicherung:
- Gesamter Arbeitnehmer-Beitragsanteil * anteilige Beitragshöhe zur Rentenversicherung = Arbeitnehmer-Anteil an Rentenversicherung
- 581,08 * 9,3 % = 54,04 Euro
Berechnung des Arbeitgeber-Beitragsanteils zur Rentenversicherung:
- Gesamtbeitrag zur Rentenversicherung – Arbeitnehmer-Anteil an Rentenversicherung = Arbeitgeber-Anteil an Rentenversicherung
- 155,58 Euro – 54,04 = 101,54 Euro
Der Arbeitnehmer zahlt in diesem Beispiel nur 54,04 Euro in die Rentenversicherung ein, der Arbeitgeber übernimmt den Rest in Höhe von 101,54 Euro.
Wie wird ein Midijob angemeldet?
Minijobber werden vom Arbeitgeber bei der Minijob-Zentrale angemeldet. Die Abwicklung ist verhältnismäßig einfach. Ein Midijob hingegen muss regulär bei allen Sozialversicherungen angemeldet werden.
Wie viele Stunden darf ein Midijobber arbeiten?
Die maximale Anzahl an Arbeitsstunden für einen Midijobber trägt acht Stunden pro Tag. Das regelt das Arbeitszeitschutzgesetz (ArbZG). Da der aktuell gültige Mindestlohn bei zwölf Euro liegt und das maximale Monatsentgelt 2.000 Euro nicht überschreiten darf, lässt sich so die maximale Stundenanzahl errechnen,
Diese liegt entsprechend dieser Rechnung bei 166,66 Stunden. Wer mehr als den Mindestlohn verdient, kann weniger Stunden maximal arbeiten. Bei 15 Euro Stundenlohn sind es beispielsweise maximal 133,33 Stunden.
Wie viel Urlaubsanspruch haben Midijobber?
Der Anspruch auf Urlaub ist für Midijobber gleich geregelt wie für jede andere Teilzeitkraft – diese wiederum haben den gleichen Urlaubsanspruch wie Vollzeitkräfte. Ausschlaggebend ist die Anzahl der Tage, an denen pro Woche gearbeitet wird.
Ein Beispiel zum besseren Verständnis: Wer im Midijob fünf Tage die Woche – wie jede andere, vergleichbare Vollzeitkraft – arbeitet, dem steht der gleiche Urlaub wie jedem Vollzeitbeschäftigten zu. Wird hingegen nur beispielsweise an drei Wochentagen gearbeitet, beträgt der Anspruch 60 Prozent (3/5). Haben Vollzeitkräfte zum Beispiel 30 Tage Urlaub, wären es im fiktiven Fall für den Midijobber 30 Tage * 60 Prozent, also 18 Tage.
Der grundlegende Urlaubsanspruch entspringt dem Mindestanspruch, der gesetzlich geregelt ist. Dieser sieht folgende Anzahl an Urlaubstagen mindestens vor:
- 16 Urlaubstage bei einer 4-Tage-Woche,
- 20 Urlaubstage bei einer 5-Tage-Woche,
- 24 Urlaubstage bei einer 6-Tage-Woche.
Haben Midijobber Anspruch auf Rente?
Midijobber sind bezogen auf die Rentenansprüche Vollzeitkräften gleichgestellt, erhalten also alle Leistungen gleichermaßen – auch beispielsweise die Erwerbsminderungsrente. Diese Regelungen gelten, obwohl Midijobber weniger Beiträge einzahlen.
Haben Midijobber Anspruch auf Entgeltfortzahlung?
Wie Vollzeit- und Teilzeitkräfte haben auch Midijobber Anspruch auf Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall, bei Schwangerschaft und Mutterschaft. Werden Sie als Midijobber beispielsweise krank, erhalten Sie sechs Wochen lang weiterhin Ihr Gehalt.
Danach endet die Entgeltfortzahlung, dann greift das Krankengeld. Auch das erhalten Midijobber, da sie sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind.
Welche Kündigungsfristen gelten für Midijobber?
Wer in einem Midijob beschäftigt ist, hat die gleichen Kündigungsfristen und Kündigungsrechte wie Teilzeit- oder Vollzeitbeschäftigte. So ist beispielsweise eine fristlose Kündigung durch den Arbeitgeber nur unter Angabe wichtiger Gründe möglich. Jedwede Kündigung muss schriftlich erfolgen.
Was sind die Vorteile von Midijobs für Arbeitgeber und Arbeitnehmer?
Ein Midijob bringt für beide Seiten – sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer – zahlreiche Vorteile mit sich.
Was sind die Vorteile eines Midijobs für Arbeitnehmer?
Vorteile für Arbeitnehmer, die einen Midijob ausüben und entsprechend angestellt sind:
- Rentenanspruch: Obwohl sie relativ weniger Beiträge einzahlen, erhalten Midijobber den vollen Rentenanspruch.
- Steuer: Midijobber zahlen nur unter bestimmten Voraussetzungen Steuern. Primär ist entscheidend, ob dieser im Nebenerwerb oder als Haupttätigkeit ausgeübt wird. Wer einen Midijob als Haupttätigkeit ausübt, zahlt kaum Steuern. Doch auch die jeweilige Steuerklasse entscheidet darüber, ob und in welcher Höhe Steuern anfallen. Personen, die beispielsweise in die Steuerklasse 1-4 fallen und dessen Midijob zugleich die Hauptbeschäftigung darstellt, muss keine Lohnsteuer abführen.
- Pflege- und Krankenversicherung: Ähnlich wie beim Rentenanspruch erhalten Midijobber die volle Pflege- und Krankenversicherung – obwohl sie weniger Beiträge einzahlen.
- Arbeitslosenversicherung: Wer als Midijobber mindestens zwölf Monate beschäftigt ist, erhält Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung – so beispielsweise Arbeitslosengeld 1 (ALG 1).
- Midijob und Minijob: Zusätzlich zu ihrem Midijob können Midijobber auch Minijobber werden. Ein Minijob ist dann möglich, wenn er als Nebentätigkeit zum Midijob (Haupttätigkeit) ausgeübt wird.
Was sind die Vorteile eines Midjobs für Arbeitgeber?
Wer sich als Arbeitgeber dafür entscheidet, Midijobber einzustellen, profitiert vor allem von einem Aspekt – den Abgaben.
Im Vergleich zu Minijobbern, wo Arbeitgeber die vollen Beiträge zur Sozialversicherung übernehmen, gestaltet sich die Situation bei Midijobbern anders. In diesem Fall teilen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer die Zahlungen.
Was sind die Nachteile von Midijobs für Arbeitgeber und Arbeitnehmer?
Neben den Vorteilen bringt eine Midijob-Beschäftigung für beide Seiten auch einige wenige Nachteile mit sich.
Was sind die Nachteile eines Midijobs für Arbeitnehmer?
Für Arbeitnehmer, die im Übergangsbereich beschäftigt sind, ergeben sich folgende beiden Nachteile:
- Abgaben: Durch die Abgabenpflicht (Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträge) bleibt verglichen mit einem Minijob weniger netto vom brutto. Die Abgaben sind allerdings weniger hoch als bei einer „normalen“ Beschäftigung – was wiederum vorteilhaft ist.
- Keine Steuererleichterung im Nebenerwerb: Wer einen Midijob „nebenher“ ausübt, profitiert nicht von den geringeren Sozialabgaben.
Was sind die Nachteile eines Midijobs für Arbeitgeber?
Für Arbeitgeber liegt der größte Nachteil eines Midijobs im höheren Aufwand mit den Lohnnebenkosten, verglichen mit einem Minijob. Bei einem Midijob ist der Verwaltungsaufwand durch die Anmeldungen bei diversen Versicherungen deutlich größer.