Beitragsbild. Links ist der Schriftzug "Crowdworking. Definition & Einsatzfelder, Vorteile & Nachteile" zu lesen. Rechts ist ein Piktogramm abgebildet, das eine Gruppe an Personen in Form einer schematischen Darstellung darstellt.

Crowdworking: Vorteile und Nachteile der neuen Arbeitsform

Crowdworking gilt als neue Möglichkeit, um bestimmte Aufgaben und Aufträge gezielt auszulagern. Doch welches Potenzial bietet diese neue Arbeitsform – vor allem seit der Corona-Pandemie – und welche Rolle spielen dabei spezielle Plattformen im Internet? In diesem Artikel lesen Sie, was Crowdworking ist, wodurch es sich auszeichnet und wie Unternehmen davon profitieren können. Doch zugleich sind dem Crowdworking-Prinzip auch Grenzen gesetzt, die der vorliegende Beitrag ebenfalls beleuchtet.
Inhaltsverzeichnis

Definition: Was ist Crowdworking?

Der Begriff „Crowdworking“, manchmal auch „Crowdsourcing“ genannt, setzt er sich doch aus zwei bekannten englischen Worten zusammen: Crowd (zu Deutsch: Menge, Masse) und Working (zu Deutsch: arbeiten). Es handelt sich bei diesem Modell also um die Arbeit der Menge bzw. Masse. Was zunächst abstrakt klingt, ist schnell erklärt.

Insbesondere im digitalen Umfeld bietet es sich an, bestimmte Aufgaben oder Aufträge auszulagern. Dinge, die früher noch die klassischen Freelancer übernahmen, werden einem Pool an Menschen, der sogenannten Crowd, zur Auswahl angeboten. Die Menge – ein Konglomerat an vielen Crowdworkern – hat die Möglichkeit, ohne festes Arbeitsverhältnis bestimmte ausgeschriebene Aufgaben anzunehmen und auszuführen. Die einzelnen Tätigkeiten und ihr Aufwand weichen im Crowdsourcing stark voneinander ab, wie diese Beispiele zeigen:

  • Geodaten sammeln: Crowdworker, die national oder sogar international entsprechende Daten sammeln, tragen dazu bei, zeitnah eine umfassende Datenbasis zu erarbeiten.
  • Preisvergleiche anstellen: Selbiges gilt für Preisvergleiche. Wenn viele Crowdworker Preise vergleichen, entsteht ein breit gefächertes Bild.
  • Tests durchführen: Egal, ob Software- oder App-Testing – auch im Internet ist Crowdworking beliebt.

Die Aufträge können also von ausführlicherer Projektarbeit bis hin zu kleineren Arbeiten, sogenannten Mikrojobs, reichen. Diese Ausschreibungen für solche Aufgaben werden meistens über spezielle Internet-Plattformen an die Öffentlichkeit herangetragen. Interessierte Menschen haben die Möglichkeit, sich auf Projekte zu „bewerben“ oder direkt mit der Arbeit zu beginnen, ohne ein festes Arbeitsverhältnis mit dem Unternehmen eingehen zu müssen.

Welchen Einfluss hatte die Corona-Pandemie auf die neue Arbeitsform des Crowdworking?

Crowdworking ist eine neue Form der Arbeit, die alternative Arbeitsmodelle – auch New Work genannt – beinhaltet und vor allem während der Corona-Pandemie zugenommen hat. Geht eine EU-Erhebung aus dem Jahr 2018 noch davon aus, dass circa 2,7 Millionen Menschen in Deutschland mindestens die Hälfe ihrer Einnahmen als Crowdworker verdienen, soll während der Corona-Krise die Nachfrage nach Crowdsourcing-Aufträgen um etwa 40 Prozent gestiegen sein. Ein häufiger Grund ist der Job-Verlust durch Corona.

Eigenes Zeitmanagement und die Möglichkeit, sich in einer Nebentätigkeit in Form einer Projektarbeit etwas dazu zu verdienen, lockt die Menschen an. Ein großer Teil der Tätigkeiten können zudem im eigenen Zuhause verrichtet werden. Für die Unternehmen bietet die Beschäftigung von Crowdworkern, manchmal auch Clickworker genannt, ebenfalls Vorteile in der Corona-Krise. Diese können schnell und flexibel Aufträge erfüllen, ohne dass Betriebe ihnen einen Platz zum Arbeiten bieten müssen.

Neue Form der Arbeit: Wo ist Crowdworking anzufinden?

Beim Crowdworking wird zwischen zwei Arten unterschieden: Der Onsite- und Online-Arbeit. Bei der Onsite-Arbeit gehen die Crowdworker ihrer Tätigkeit vor Ort nach – das können zum Beispiel Babysitter, Essensauslieferer oder Reinigungskräfte sein. Die Online-Arbeit beinhaltet dagegen Aufträge, die mithilfe des Internets bearbeitet werden können. Vor allem Programmierer, Übersetzer oder Grafiker sind hier gefragt.

Crowdworking kommt vor allem in den folgenden fünf Bereichen zur Anwendung:

  • Mediendienstleister,
  • Informations- und Kommunikationstechnik,
  • Maschinenbau,
  • sonstiges verarbeitendes Gewerbe,
  • Chemie und Pharma.

Crowdworker: Ersetzt die Crowd bald schon Freelancer?

Was zeichnet nun den typischen Crowdworker aus? Ein wesentlicher Aspekt ist der Verdienst, der meistens auf Honorarbasis ausgezahlt wird. Je nach Auftrag lässt sich in aller Regel mit einem Crowdworking-Projekt keine Million verdienen. Aus diesem Grund werden Crowdworker auch Microtasker oder Clickworker genannt. Und nicht selten sind sie Menschen, die von einer kleinen Nebentätigkeit profitieren, diese aber nicht zwangsläufig brauchen, um damit ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Dennoch sind diese meist gut gebildet und mehrheitlich zwischen 25 und 45 Jahre alt.

Anders als in einem Kollegium läuft das Arbeiten der Crowd ohne Kontakt zu den anderen Crowdworkern ab. Das bedeutet, dass jeder Microtasker für sich selbst arbeitet – und das ohne räumlich oder persönlich mit den anderen zusammenarbeiten zu müssen.

Das ist auch genau der Punkt, worin sich Freelancer und Beschäftigte eines Mikrojobs unterscheiden. Während der externe Mitarbeiter meistens im engen Kontakt mit dem Team eines Auftraggebers oder zumindest einem Ansprechpartner steht, gerade auch, um sich fachlich abzustimmen, ist das bei Crowdworkern anders. Und das hängt auch mit der Art der Aufträge und Mikrojobs zusammen.

Denn: Mikrojobs, also beispielsweise die Online-Recherche von Preisen, braucht weniger Fachexpertise als die freiberufliche Unterstützung zum Beispiel im Bereich Grafik. Das bedeutet wiederum: Nur in Ausnahmefällen ersetzen Crowdworker die freiberufliche Unterstützung. Aber auch hier kommt es ganz auf die Art des Auftrags an. Einige Plattformen vermitteln ausschließlich Experten, wo der Übergang vom Crowdworker zum Freelancer fließend ist.

Vorteile des Crowdworking: Wie können Unternehmen davon profitieren?

Wie bereits beschrieben, hat Crowdworking einige wesentliche Vorteile – so vor allem die raumübergreifende und zeitlich unabhängige Komponente. Zeitliche Flexibilität nimmt in der Arbeitswelt einen immer größeren Stellenwert ein, gerade im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Familie sowie Beruf und im Hinblick auf familienfreundliche Maßnahmen. Entsprechend können sich Unternehmen und ihre eigene Arbeitgebermarke positionieren.

Der weitaus schwerwiegendere Vorteil ist jedoch die räumliche Flexibilität. Betriebe und Auftraggeber müssen nicht mehr extra Mitarbeiter in ganz Deutschland rekrutieren bzw. sogar internationales Personal finden oder auf Dienstreise senden, wenn über diverse Plattformen kleinere Jobs einfach vor Ort vergeben werden können. Bestes Beispiel ist hier die Supermarktkette REWE: Um die Attraktivität der Gemüseabteilungen unterschiedlichster Märkte im Auge zu behalten, kooperiert das Unternehmen mit Crowdworkern – mit digitalen Tagelöhnern, die bequem via Smartphone-Kamera einige Euros dazu verdienen können.

Was heißt das nun für Unternehmen? Eine Stärke des Crowdworkings ist ganz klar der verhältnismäßig einfache und somit günstige Einsatz von externem Personal. Und das fällt in das traditionelle Aufgabenfeld der Human Resources.

Nachteile des Crowdworking: Viele Unternehmen haben noch Bedenken

Die Zahlen sprechen für sich: Einer Befragung des Europäischen Zentrums für Wirtschaft (ZEW) zufolge nutzen bislang weniger als 5 Prozent der deutschen Unternehmen die Möglichkeiten des Crowdworkings. Zwar wurde diese Arbeitsmethode per se bekannter – vor allem in den digitalaffinen Branchen wie der Informations- und Kommunikationstechnologie – dennoch hegen die meisten Unternehmen Zweifel am Einsatz von Crowdworking.

Viele Firmen sind der Auffassung, dass unternehmensinterne Aufgaben nicht outgesourct werden können. Eine weitere Befürchtung ist der Erhebung zufolge, dass unternehmensspezifisches Know-how abfließen könne. Der dritte Punkt, den viele Unternehmen nennen, ist die mangelnde Qualitätskontrolle. Denn: Werden Aufgaben weitestgehend anonym per Crowdworking Plattformen vergeben, ist es nur schwer möglich, die Crowd zu kontrollieren. Letztlich wird erst beim Endergebnis sichtbar, ob der Crowdworker gut gearbeitet hat. Das stellt ein nicht unwesentliches Risiko dar – der Einsatz von Crowdworking ist also nur zu einem geringen Teil planbar.

Crowdworking Plattformen und Crowd managen: Kann das die Personalabteilung noch leisten?

Die oben aufgeführte Studie hat gezeigt: Bislang gilt Crowdworking eher als eine Nische, denn als eine echte Alternative. Dennoch sollten HR-Manager die Möglichkeit des Crowdworkings nicht gänzlich außer Acht lassen. In Zeiten des Fachkräftemangels hat sich der Arbeitsmarkt gewandelt: Fähige Arbeitskräfte stehen nicht unbegrenzt zur Verfügung. Auch flexible Arbeitszeiten und Agiles Arbeiten (z.B. Design Thinking oder OKR) gewinnen – insbesondere unter den jüngeren Generationen – zunehmend an Relevanz.

Das bedeutet: Womöglich können Microtasker bzw. Clickworker, die größere bzw. fachspezifischere Aufgaben und Aufträge übernehmen, den Mitarbeiter-Pool sinnvoll ergänzen.

Dafür muss aber gerade die Personalabteilung nicht nur „digitale Nachhilfe“ nehmen, sondern auch Methoden des Projektmanagements anwenden. In vielen HR-Abteilungen sind Zettel und Papier die bevorzugten Tools. Digitale Möglichkeiten, Software und Automatisierung sind noch nicht überall im Arbeitsalltag angekommen. Aber vor allem bei der Kooperation mit digitalen Tagelöhnern ist das Pflicht: Ortsunabhängige Crowdworker lassen sich meistens nur über spezifische Online-Plattformen finden. Diese wollen entsprechend bedient werden. Und dafür braucht es digitales Know-how oder zumindest eine offenes Mindset, das den verschiedenen technologischen Möglichkeiten gegenüber aufgeschlossen ist.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Crowdworking

Crowdworking, oftmals auch Crowdsourcing genannt, stellt eine neue Arbeitsform dar, die besonders während der Corona-Pandemie an Beliebtheit dazu gewann. Es bietet Unternehmen die Möglichkeit, bestimmte Aufgaben und Aufträge (z.B. Mikrojobs) gezielt auszulagern. Diese werden oftmals als Nebentätigkeit von Freelancern wahrgenommen und über Plattformen im Internet angeboten.
Vor allem die raumübergreifende und zeitlich unabhängige Komponente gereicht vielen Unternehmen zum Vorteil, dazu gehört auch die Flexibilität von vielen Crowdworkern. Eine weitere Stärke des Crowdworkings ist ganz klar der verhältnismäßig einfache und somit günstige Einsatz von externem Personal.
Viele Unternehmen sind darüber besorgt, dass unternehmensspezifisches Know-how abfließen könnte. Neben der Auffassung, dass viele Aufgaben nicht ausgelagert werden können, fürchten diese außerdem die mangelnde Qualitätskontrolle.