Absentismus: Gründe, Folgen, Prävention & Maßnahmen
- Definition: Was versteht man unter Absentismus?
- Gründe: Was sind die Ursachen von Absentismus?
- Was fällt nicht unter Absentismus?
- Welche Konsequenzen hat Absentismus für Unternehmen?
- An welchen Anzeichen erkennt man Absentismus?
- Mit welchen Maßnahmen kann man Absentismus vorbeugen?
- Gegenmaßnahmen: Was tun bei akutem Absentismus?
- Exkurs: Was ist der Präsentismus?
Definition: Was versteht man unter Absentismus?
Absentismus kann als eine bewusste, nicht krankheitsbedingte Abwesenheit von Arbeitnehmern am Arbeitsplatz definiert werden. Der Wortstamm des lateinischen Wortes „absentia“ drückt eine Neigung zur Abwesenheit und zu Fehlzeiten aus.
Im Gegensatz zu einer Erkrankung, die plötzlich und unbeabsichtigt auftritt, kennzeichnet Absentismus ein bewusstes Arbeitnehmerverhalten. Das heißt, der Arbeitnehmer entschließt sich ganz gezielt zu Fehlzeiten.
Umgangssprachlich wird Absentismus als „Krank machen“ oder „blaumachen“ bezeichnet.
Gründe: Was sind die Ursachen von Absentismus?
Die Ursachen für Absentismus sind vielfältig. Absentismus ist im Arbeitsumfeld häufig auf eine fehlende intrinsische oder extrinsische Motivation oder Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen zurückzuführen. Die Ursachen können dabei sowohl im beruflichen als auch im privaten Umfeld liegen. Neben Mobbing oder Stress mit Kollegen oder Vorgesetzten können ebenso unzureichend empfundene Arbeitsbedingungen oder private Suchtprobleme Auslöser für Absentismus sein.
Demnach lassen sich die Gründe für Absentismus in arbeitsplatzbezogene Ursachen und personenbezogene Ursachen differenzieren:
Arbeitsplatzbezogene Ursachen für Absentismus | Personenbezogene Gründe für Absentismus |
Negativ empfundene Arbeitsbedingungen | Langfristige gesundheitliche Probleme |
Mangelnde Anerkennung und Wertschätzung | Persönliche oder familiäre Schwierigkeiten |
Hoher Arbeitsdruck und Stress | Fehlende Motivation und Engagement |
Konflikte und Probleme mit Vorgesetzten oder Kollegen | Psychische Belastungen |
Unzufriedenheit mit dem Job und den eigenen Aufgaben | Suchterkrankungen (Alkohol, Tabletten, Drogen) |
Offensichtliche Ungerechtigkeiten und Ungleichbehandlung | |
Mobbing am Arbeitsplatz |
Was fällt nicht unter Absentismus?
Nicht jede Form von Fehlzeiten kann als Absentismus gewertet werden. Sonderurlaub aufgrund einer Hochzeit oder eines Todesfalls sind keine Abwesenheiten, die als Gründe für Absentismus gelten.
Derartige Abwesenheiten sind in der Regel vorher mit dem Arbeitgeber abgesprochen. Sie unterscheiden sich vom Absentismus durch einen nachvollziehbaren Grund.
Welche Konsequenzen hat Absentismus für Unternehmen?
Mit dem Absentismus gehen schwere Konsequenzen für Unternehmen einher – und zwar sowohl organisatorische und rechtliche Schwierigkeiten als auch wirtschaftliche Folgen.
- Produktivitätsverlust: Absentismus führt zu einer geringeren Gesamtarbeitsleistung im Unternehmen. Durch die Fehlzeiten können geplante Aufgaben nicht erledigt werden, sodass sich Projekte verzögern.
- Erhöhte Kosten: Unternehmen sind gesetzlich zur Lohnfortzahlung verpflichtet. In Deutschland beläuft sich die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall auf bis zu 42 Tage oder 6 Wochen. In dieser Zeit entstehen Arbeitgebern Lohnkosten, ohne eine entsprechende Gegenleistung zu erhalten. Dies erhöht die Betriebskosten.
- Überlastung des Teams: Absentismus wirkt sich negativ auf Teams aus. Die verbleibenden Mitarbeiter müssen zusätzliche Arbeit übernehmen, was zu Stress, Fehlern und Gründen für weitere Probleme führen kann. Langfristige Überlastungen können zu Burn-out, psychischen Probleme und langen Krankheitsphasen führen.
- Negatives Betriebsklima: Die wiederholte Abwesenheit von Mitarbeitern ohne nachvollziehbaren Grund beeinflusst die Moral und Motivation des Teams negativ. Die Mitarbeiterzufriedenheit, die vor allem in Zeiten eines voranschreitenden Fachkräftemangels wichtig ist, wird nachhaltig gestört.
- Erschwerte Personalplanung: Unvorhersehbare Abwesenheiten durch Absentismus erschweren die Einsatzplanung. Dies kann zu ineffizienten Arbeitsabläufen und Fehlern im Arbeitsbetrieb führen.
- Reputationsschäden: Häufige Fehlzeiten können das Image des Unternehmens als zuverlässiger Arbeitgeber und das Employer Branding beschädigen. Die Attraktivität des Unternehmens für Talente und Auszubildende nimmt ab.
- Rechtliche Risiken: Gehen Arbeitgeber gegen Absentismus vor, kann dies zu langfristigen arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen und hohen Kosten führen.
An welchen Anzeichen erkennt man Absentismus?
Ein erstes Anzeichen für Absentismus sind wiederholte Fehlzeiten ohne eine ärztliche Bescheinigung. Fehlt ein Mitarbeiter regelmäßig montags oder freitags, kann dies ein Hinweis auf unentschuldigtes Fernbleiben sein. Ein weiteres Indiz für Absentismus ist die Krankmeldung direkt vor oder nach einem geplanten Erholungsurlaub oder während des Urlaubs.
Auch die Häufigkeit und Dauer von Krankmeldungen eines Mitarbeiters, die sich nicht mit bekannten gesundheitlichen Problemen erklären lassen, können auf Absentismus hindeuten. Manchmal erhalten Arbeitgeber während der Krankheitsphase eines Mitarbeiters Hinweise darauf, dass dieser trotz Krankmeldung in sozialen Medien aktiv ist oder Freizeitaktivitäten nachgeht, die seiner Krankmeldung widersprechen.
Weitere Indizien, die für Absentismus sprechen:
- regelmäßige Verspätungen
- frühe Feierabende
- Aufbauen von Minusstunden
Mit welchen Maßnahmen kann man Absentismus vorbeugen?
Es gibt verschiedene Maßnahmen im Bereich der Prävention, um Absentismus im Unternehmen vorzubeugen:
- Verbesserung des Arbeitsumfelds: Achten Sie darauf, im Gesamtunternehmen eine positive Arbeitsatmosphäre zu schaffen, in der sich Mitarbeiter wohl und wertgeschätzt fühlen. Wünschen Sie einem Arbeitnehmer bei Abwesenheiten eine gute Besserung und kommunizieren Sie aktiv und wertschätzend.
- Aktive Gesundheitsförderung: Bieten Sie Gesundheitsprogramme und Kurse zur Stressbewältigung an, um das Wohlbefinden der Mitarbeiter zu fördern.
- Flexibilität: Ermöglichen Sie flexible Arbeitszeiten und Homeoffice-Optionen.
- Kommunikation und Feedback: Fördern Sie eine offene und positive Kommunikation und regelmäßige Feedbackgespräche.
- Legen Sie klare Richtlinien für Krankmeldungen fest: Installieren Sie klare Richtlinien und Verfahren für Abwesenheit, die festlegen, wie und wann Mitarbeiter ihre Abwesenheit melden müssen, an wen sie sich wenden sollen und welche Anforderungen bezüglich ärztlicher Atteste gelten. Legen Sie Maßnahmen und Folgen fest, die greifen, wenn gegen die Richtlinien verstoßen wird.
- Vertrauen statt Angst bei der Arbeit: Absentismus entsteht im betrieblichen Umfeld, wenn Mitarbeiter Angst vor Fehlern oder Mobbing haben. Ein vertrauensvolles Miteinander unabhängig von der Hierarchieebene ist das beste Gegenmittel gegen Absentismus.
- Arbeitsplatzsicherheit hat Priorität: Empfinden Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz als unsicher, nehmen sie statistisch mehr Krankheitstage in Anspruch. Aus diesem Grund ist eine regelmäßige Überprüfungen der Gefahrenpunkte und ein unterstützender Umgang mit Sicherheitsfragen unerlässlich, um Absentismus zu reduzieren.
Gegenmaßnahmen: Was tun bei akutem Absentismus?
Fällt im Unternehmen auf, dass es Mitarbeiter gibt, die offensichtlich „krankfeiern“ oder das ganze Abteilungen von Absentismus betroffen sind, sollte schnell gehandelt werden. Damit Absentismus überhaupt auffallen kann, muss ein professionelles Fehlzeitenmanagement im Unternehmen implementiert werden. Eine Analyse der wichtigsten Kennzahlen zum Krankenstand bietet einen objektiven Blick auf die Realitäten im Betrieb.
Es ist zielführend, jederzeit Zugriff auf allgemeine Statistiken zu Krankenständen im Unternehmen zu haben. Ein wichtiger Parameter ist beispielsweise die durchschnittliche Fehlzeitenquote. Die statistischen Daten sollten im nächsten Schritt auf alle Geschäftsbereiche und Teams heruntergebrochen werden. Die Daten zu den Fehlzeiten können mit Gesundheitsberichten der Krankenkassen verglichen und interpretiert werden.
Zudem sollte die HR-Abteilung im Betrieb zusammen mit den Führungskräften daran arbeiten, spezifische Verhaltensmuster und Auffälligkeiten zu untersuchen, wie etwa „Montag-Freitag-Erkrankungen“.
Zusammenfassend sind die folgenden drei Punkte entscheidend, um Absentismus zu erkennen und einzudämmen:
- Analyse der Ursachen
- Implementierung von Maßnahmen
- Dokumentation und Monitoring
Wichtig: Die arbeitsrechtlichen Folgen von Absentismus und dem unentschuldigten Fernbleiben vom Arbeitsplatz sind alternativlos. Eine Abmahnung gehört zu den wesentlichsten Folgen und Maßnahmen, die Betroffene fürchten müssen, wenn sie “blaumachen.”
Exkurs: Was ist der Präsentismus?
Präsentismus beschreibt das umgekehrte Phänomen von Absentismus. Beim Präsentismus erscheinen Mitarbeiter aus einem hohen Pflichtbewusstsein, aus Angst vor einem Verlust des Arbeitsplatzes oder aufgrund einer fehlenden Vertretung trotz Krankheit oder anderer Beeinträchtigungen bei der Arbeit.
Präsentismus kann langfristig genauso schädlich sein wie Absentismus. Mitarbeiter, die trotz Krankheit arbeiten, riskieren, dass sich ihr Gesundheitszustand weiter verschlechtert. Gleichzeitig beeinträchtigt Präsentismus die Produktivität, aufgrund fehlender Leistungsfähigkeit.
Präsentismus ist in Deutschland weit verbreitet. Der Fehlzeiten-Report des Wissenschaftlichen Instituts der AOK zeigte im Jahr 2021, dass 13,2 Prozent der befragten AOK-Versicherten entgegen dem Rat des Arztes krank zur Arbeit gegangen sind. In der Pflegebranche waren es sogar 36 Prozent der Führungskräfte.