Kirchensteuer für Selbstständige: Das müssen Sie wissen

Kirchensteuer für Selbstständige: Das müssen Sie wissen

Seit 1990 hat die Kirche in Deutschland mehr als 25 Prozent ihrer Mitglieder verloren. Für viele Menschen ist ein Grund für den Austritt die Kirchensteuer, die dann nicht mehr gezahlt werden muss. Doch wie hoch ist die Kirchensteuer überhaupt? Und wie viel Kirchensteuer müssen Selbstständige zahlen?
Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste zur Kirchensteuer in Kürze

  • Definition: Mit der Kirchensteuer wird in Deutschland die Institution Kirche mit all ihren Leistungen finanziert.
  • Prozentsatz: In Bayern und Baden-Württemberg werden 8 Prozent der Lohnsteuer als Kirchensteuer fällig. In den anderen Bundesländern sind es 9 Prozent.
  • Berechnungsgrundlage: Die Kirchensteuer wird auf Basis der Einkommensteuer bei Angestellten bzw. Lohnsteuer bei Selbstständigen erhoben.
  • Vermeidung: Um keine Kirchensteuer mehr zu zahlen, müssen Sie aus der Kirche austreten.

Wann muss ich als Selbstständiger Kirchensteuer zahlen?

Wer als Selbstständiger in der Kirche ist, muss auch Kirchensteuer an das Finanzamt zahlen. Die Steuerpflicht gilt dabei für natürliche Personen. Die Kriterien, um als Selbstständiger Kirchensteuer zu zahlen, sind:

  • Mitglied einer Religionsgemeinschaft sein, die Kirchensteuer erhebt
  • Einen Wohnsitz in Deutschland haben
  • Lohnsteuerpflichtig sein

Falls Sie selbstständig und nicht in der Kirche sind, müssen Sie sich unter Umständen trotzdem mit dem Thema Kirchensteuer befassen. Falls Sie nämlich Mitarbeitende beschäftigen, die Kirchenmitglieder sind, müssen Sie für diese die Kirchensteuer einbehalten und an das Finanzamt abführen.

Wer erhebt Kirchensteuer?

Nur staatlich anerkannte Körperschaften dürfen eine Kirchensteuer erheben. Das sind in Deutschland die protestantische/evangelische sowie die katholische Kirche. Auch Mitglieder jüdischer Gemeinden müssen eine Abgabe leisten. Für Christlich-Orthodoxe, Anhänger des Islams, des Hinduismus oder Buddhismus gibt es in Deutschland keine vergleichbare Abgabe.

In welcher Höhe muss Kirchensteuer gezahlt werden?

Die Höhe der Kirchensteuer hängt von dem Bundesland ab, in dem Sie wohnen.

  • 8 Prozent auf die Einkommensteuer- bzw. Lohnsteuerlast in Bayern und Baden-Württemberg
  • 9 Prozent auf die Einkommensteuer- bzw. Lohnsteuerlast in allen anderen Bundesländern

Somit hängt die zu zahlende Kirchensteuer als Selbstständiger nur indirekt mit Ihrem Bruttoeinkommen zusammen.

Schließlich können Sie von Ihrem Einkommen in der Steuererklärung Ausgaben absetzen, was Ihre persönliche Lohnsteuerabgabe reduziert. Dadurch reduziert sich dann auch die Kirchensteuer.

Zusätzlich zur prozentualen Abgabe gibt es in Bayern noch ein sogenanntes Kirchgeld und in den Bistümern Limburg und Speyer noch eine Kirchengrundsteuer.

Wie können Sie die zu leistende Kirchensteuer berechnen?

Für die Berechnung der Kirchensteuer als Selbstständiger müssen Sie die Höhe Ihrer Lohnsteuer kennen. Mit dieser Formel geht es dann ganz leicht:

  • Lohnsteuer x 0,08 (in Bayern und Baden-Württemberg) = Höhe der Kirchensteuer
  • Lohnsteuer x 0,09 (in allen anderen Bundesländern) = Höhe der Kirchensteuer

Beispiel-Rechnung: Höhe der Kirchensteuer bei Selbstständigkeit

Alexander, selbstständig, geboren 1970, wohnhaft in Nordrhein-Westfalen, hat keine Kinder, ist freiwillig gesetzlich krankenversichert und verdient im Jahr 2024 50.000 Euro brutto. Die Höhe seiner Lohnsteuer auf dieses Bruttoeinkommen, wenn er keine Ausgaben abzieht oder weitere Einkünfte hinzurechnet, beträgt 7.409 Euro. Auf diesen Betrag muss er 9 Prozent Kirchensteuer zahlen. Das sind 666,81 Euro. Auf sein gesamtes Einkommen gerechnet, beträgt die Kirchensteuerlast 1,33 Prozent.

Wichtig: Für die Berechnung Ihrer Kirchensteuerabgabe nutzen Sie am besten einen Lohnsteuerrechner. Die persönlichen Faktoren wie Wohnort, Kinder, Familienstand, Steuerklasse, Einkommen, zusätzliche Einnahmen, steuermindernde Ausgaben und mehr sind so individuell, dass auf dasselbe Bruttoeinkommen bei zwei Personen nicht zwingend Kirchensteuer in derselben Höhe fällig wird.

Hohes Einkommen als Selbstständiger: Kappung der Kirchensteuer möglich?

Die Kirchensteuer bedeutet für viele Menschen einen dreistelligen Betrag im Jahr. Bei einem hohen Einkommen kann sie auch vier- oder gar fünfstellig ausfallen. Denn Selbstständige mit einem hohen Einkommen müssen eine hohe Lohnsteuer zahlen, wodurch auch ein hoher Betrag für die Kirche fällig wird. Es ist möglich, eine Kappung der Kirchensteuer zu beantragen. Dann ist nicht mehr die Lohn- bzw. Einkommensteuer die Berechnungsgrundlage, sondern das zu versteuernde Einkommen.

Die sogenannte Kappungsgrenze muss überschritten werden, damit die Kappung greift. Sie gibt an, wie viel Prozent des Einkommens maximal für die Kirchensteuer aufgewendet werden müssen. Liegen Sie darüber, wird dafür keine weitere Kirchensteuer berechnet.

Die Kappungsgrenze liegt je nach Bundesland und Kirche bei 2,75 bis 4 Prozent. Bei einem hohen Einkommen sorgt die Kappungsgrenze dafür, dass die zu zahlende Kirchensteuer niedriger ist, als wenn der normale Satz von 8 oder 9 Prozent auf die Lohnsteuer erhoben wird.

Ist die Kappung überall möglich?

Nicht in allen Bundesländern ist die Kappung möglich und wie hoch sie ausfällt ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. In Bayern ist zum Beispiel keine Kappung möglich, in anderen Bundesländern wie Hamburg, Niedersachsen oder Berlin erfolgt sie automatisch. In Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz oder dem Saarland müssen Sie die Kappung beantragen.

Tipp: Prüfen Sie, ob sich eine Kappung der Kirchensteuer für Sie lohnt. Schreiben Sie dann an Ihre Landeskirche oder Diözese einen formlosen Antrag und fügen Sie eine Kopie Ihres letzten Steuerbescheides bei.

Lässt sich die Kirchensteuer von der Steuer absetzen?

Ja, die Kirchensteuer können Sie von der Steuer absetzen. Sie ist ebenso wie das Kirchgeld als Sonderausgabe abzugsfähig.

Um die gezahlte Kirchensteuer geltend zu machen, müssen Sie sie in der Steuererklärung in der Anlage Sonderausgaben eintragen. Dadurch reduziert sich Ihre Steuerlast und Sie holen sich auf diese Weise einen Teil der Steuern „zurück“.

Eine eventuelle Erstattung der Kirchensteuer müssen Sie dort ebenfalls eintragen.

Hinweis: Falls Sie Einkünfte durch Kapitalerträge erzielen, wird auf diese ebenfalls Kirchensteuer fällig. Diese Steuer können Sie nicht als Sonderausgabe geltend machen.

Wie können Sie als Selbstständiger aus der Kirche austreten?

Um die Kirchensteuer nicht mehr zu bezahlen, gibt es nur eine Möglichkeit: Sie müssen aus der Kirche austreten. Dafür müssen Sie in Ihrer Stadt zum Amtsgericht, Kreisgericht oder Standesamt gehen. Nehmen Sie Ihren Ausweis mit und füllen Sie das Formular zum Kirchenaustritt vor Ort aus.

In einigen Gemeinden kostet der Kirchenaustritt Gebühr – fällig werden zwischen 25 und 100 Euro, die Sie vor Ort zahlen müssen. Anschließend erhalten Sie eine Bestätigung über Ihren Kirchenaustritt, die Sie gut aufbewahren sollten. Sie dient Ihnen als Nachweis, dass Sie nicht mehr zur Zahlung der Kirchensteuer verpflichtet sind.

Der Austritt aus der Kirche gilt dann in der Regel ab dem nächsten Monat oder dem Monat darauf.

Sollten Sie aus finanziellen Gründen aus der Kirche austreten?

Ein Austritt aus der Kirche ist für viele Menschen eine Glaubens- und Gewissensfrage – schließlich erfüllen Kirchen in Deutschland auch viele soziale Funktionen. Überlegen Sie sich für sich persönlich, aus welchen Gründen Sie zu einem Austritt motiviert sind und bedenken Sie dabei nicht nur den finanziellen Aspekt und die Steuern.

Gemeinsam mit dem Ehepartner veranlagt: Was gilt bei der Kirchensteuer?

Wenn Sie verheiratet sind und steuerlich gemeinsam veranlagt sind, dann gibt es im Hinblick auf die Kirchensteuer Besonderheiten. Unterschieden wird zwischen Partnerschaften, in denen beide Partner dieselbe Konfession haben, Partnerschaften mit unterschiedlichen Konfessionen sowie Partnerschaften mit unterschiedlichem Glauben.

Konfessionsgleiche Partnerschaft

Gehören beide Partner derselben Konfession an, also sind zum Beispiel beide ein Mitglied der katholischen Kirche, dann bemisst sich die Höhe der Kirchensteuer anhand der gemeinsamen Steuerlast.

Konfessionsverschiedene Partnerschaft

Gehört ein Partner der evangelischen und ein Partner der katholischen Kirche an, dann sind ebenfalls beide Partner kirchensteuerpflichtig. Für die Berechnung wird der sogenannte Halbteilungsgrundsatz herangezogen. Somit berechnet sich die Kirchensteuer aus der Hälfte der gemeinsamen Steuerbemessungsgrundlage und jede Kirche erhält jeweils 50 Prozent. In Bayern gilt der Halbteilungsgrundsatz nicht. Die Steuer wird dort auf Basis der einzelnen Steuerpflicht der beiden Ehepartner abgeführt.

Glaubensverschiedene Partnerschaft

Gehört nur einer der beiden Partner einer Kirche an, die in Deutschland Steuern erheben darf, so wird auch nur von diesem Partner Kirchensteuer erhoben. Das geht entweder über die fiktive Aufteilung der Einkünfte je nach Einkommen, wenn beide ähnlich verdienen oder über das Kirchgeld.

Dieses kann vom nicht- oder geringer-verdienenden Partner erhoben werden, wenn dieser das Kirchenmitglied ist. Es basiert auf dem zu versteuernden jährlichen Einkommen und ist in einer Tabelle zwischen 96 Euro und 3.600 Euro gestaffelt. Das Finanzamt setzt bei der Berechnung entweder die Kirchensteuer oder das Kirchengeld an – je nachdem, welcher Betrag der höhere ist.

Gemeinsam veranlagt – und ein Partner tritt aus?

Sind zu Beginn einer Ehe beide Partner in der Kirche und steigt dann einer der beiden aus der Kirche aus, so kommt dann die Regelung für eine glaubensverschiedene Partnerschaft zum Tragen. Steigen beide aus, so müssen sie gar keine Steuern mehr an die Kirche zahlen.

Exkurs: Welche Steuern müssen Selbstständige in Deutschland noch bezahlen?

Die Kirchensteuer ist nicht die einzige Abgabe, die Selbstständige in Deutschland leisten müssen. Weitere Steuern, die in der Selbstständigkeit auf Sie zukommen können, sind:

Einige Steuern wie zum Beispiel die Körperschaftssteuer betreffen nur juristische Personen, keine natürlichen Personen. Damit sind Genossenschaften oder Kapitalgesellschaften gemeint. Haben Sie zum Beispiel für Ihr Unternehmen eine GmbH als Unternehmensform angemeldet, so unterliegt der Gewinn dieser GmbH der Körperschaftssteuer.

Gewerbesteuer müssen Sie erst ab einem Jahreseinkommen von 24.500 Euro bezahlen. Darunter oder wenn Sie Freiberufler sind, fällt sie für Sie nicht an. Auch für die anderen Steuern gibt es weitere Besonderheiten, mit denen Sie sich gegeben Ihrer persönlichen Umstände beschäftigen müssen. Mittels einer jährlichen Steuererklärung legt das Finanzamt Ihre Abgaben fest.

FAQ: Kirchensteuer als Selbstständiger

Die Kirchensteuer ist nicht nur ein finanzielles, sondern auch ein emotionales Thema. Rund um diese Steuerabgabe gibt es viele Fragen:

Die Gelder aus der Kirchensteuer werden für den Betrieb der Kirchen und Gottesdienste, für die Seelsorge sowie für die Caritas eingesetzt. Verschiedene Bildungsangebote und die Diakonie werden ebenfalls von der Kirchensteuer bezahlt.
Wenn Sie im Juni aus der Kirche austreten, dann entfällt die Kirchensteuerpflicht je nach Bundesland entweder im Juni oder im Juli. Das bedeutet, dass Sie für die ersten fünf bzw. sechs Monate des Jahres noch Kirchensteuer auf Ihre Lohn- bzw. Einkommensteuer bezahlen müssen und diese bei der Steuererklärung dann anteilig berechnet wird (5/12 bzw. 6/12). Für die restlichen Monate des Jahres wird keine Kirchensteuer mehr erhoben.
Die Kirchensteuer wird vom Finanzamt im Rahmen der Einkommensteuer mithilfe der Steuererklärung berechnet. Sie wird zusammen mit der Einkommensteuer an das Finanzamt abgeführt. Die Weiterleitung der Steuer an die jeweilige Kirche erfolgt dann ebenfalls durch das Finanzamt – darum müssen Sie sich nicht selbst kümmern.