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Mit 50+ selbstständig machen: Chancen & Risiken der Existenzgründung im Alter

Eine Existenzgründung ab 50 kann der Start in eine neue, erfüllende berufliche Phase sein. Dieser Beitrag zeigt, wie Menschen im Alter von ihrer Erfahrung und ihrem Netzwerk profitieren können, welche Chancen und Risiken eine Gründung in den späteren Jahren birgt und welche Tipps den Weg in die Selbstständigkeit erleichtern.
Inhaltsverzeichnis

Senior Entrepreneur: Warum mit 50+ noch zum Gründer werden?

Eine Existenzgründung ab dem 50. Lebensjahr (auch “Senior Entrepreneurship” genannt) wird heute zunehmend als realistische und lohnende Möglichkeit angesehen, beruflich neue Wege zu beschreiten.

Menschen, die in diesem Alter über eine Gründung nachdenken, gehören längst nicht mehr zum „alten Eisen“. Denn oft bringt die berufliche Erfahrung dieser Altersgruppe besondere Stärken mit sich, die für den Aufbau eines Unternehmens wertvoll sind.

Auch bei vielen beruflichen Karrieren zeigt sich, dass der Schritt in die Selbstständigkeit gerade ab 50 zu einer erfüllenden Herausforderung werden kann. Zwar liegt das Rentenalter für diese Gründer nicht mehr in weiter Ferne, doch bietet eine Existenzgründung in den späteren Lebensjahren zahlreiche Vorteile und Perspektiven.

Denn, der Weg als “Senior Entrepreneur” in die Selbstständigkeit mit 50+

  1. eröffnet oft neue Möglichkeiten zur beruflichen Selbstverwirklichung und
  2. fördert die Nutzung wertvoller Erfahrungen und Kompetenzen.

Vorteile: Welche Chancen bietet die Existenzgründung im Alter?

Die Gründe für eine Existenzgründung im Alter sind vielfältig und oft mit spezifischen Chancen verbunden. Die folgenden Möglichkeiten veranschaulichen, wie eine Unternehmensgründung für ältere Gründer neue berufliche Perspektiven eröffnen kann:

  1. Gründung aus der Arbeitslosigkeit: Ältere Menschen sind statistisch häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen als jüngere Generationen. Für viele bietet die Existenzgründung im Alter die einzige Möglichkeit, beruflich wieder Fuß zu fassen. Allerdings sollte eine solche „Notgründung“ gut abgewogen und kritisch hinterfragt werden, um die damit verbundenen Risiken realistisch einzuschätzen.
  2. Verbesserung der finanziellen Situation: Eine Gründung im Alter wird oft auch aus dem Wunsch heraus gestartet, die finanzielle Lage zu verbessern und die Rente aufzubessern. Angesichts des wachsenden Risikos der Altersarmut in Deutschland spielt die Sorge um finanzielle Sicherheit bei vielen eine wesentliche Rolle in der Entscheidung für die Selbstständigkeit.
  3. Verwirklichung des Traums vom eigenen Unternehmen: Viele Menschen, die jahrelang als Angestellte tätig waren, wünschen sich die Freiheit, ein eigenes Unternehmen zu führen. Die Gründung im fortgeschrittenen Alter kann diesen Traum in die Tat umsetzen und bietet die Möglichkeit, selbstständig und eigenverantwortlich zu arbeiten.
  4. Neuanfang und Veränderung: Für Menschen, die beruflich nach neuen Wegen suchen, kann die Existenzgründung eine attraktive Chance zur Selbstverwirklichung darstellen. Die Gründung bietet zudem die Möglichkeit, den bisherigen Berufsalltag hinter sich zu lassen und ein neues Lebenskapitel aufzuschlagen. Dennoch sollten alle potenziellen Veränderungen und Herausforderungen einer Gründung im Alter gründlich geprüft werden, um langfristig zufriedenstellende Ergebnisse zu erzielen.

Nachteile: Welche Risiken birgt die Existenzgründung im Alter?

Immer mehr Menschen wagen die Existenzgründung im Alter und möchten mit einer Geschäftsidee in die Selbstständigkeit starten. Doch auch für erfahrene Gründer ab 50 Jahren gibt es einige Risiken, die eine erfolgreiche Unternehmensgründung erschweren können.

Die folgenden Punkte beleuchten die sieben größten Herausforderungen und Hürden, denen sich ältere Gründer gegenübersehen:

  1. Finanzierung und Kreditzugang: Die Beschaffung von Geld ist oft eine der größten Hürden für Gründer ab 50 Jahren. Banken schätzen das Risiko höher ein und gewähren Menschen in dieser Altersgruppe Kredite häufig nur unter erschwerten Bedingungen. Zusätzlich kann die Altersvorsorge gefährdet sein, wenn Eigenkapital für die Gründung investiert wird.
  2. Gesundheitliche Risiken und Belastbarkeit: Mit dem Alter steigen auch gesundheitliche Risiken. Der Aufbau eines Unternehmens erfordert oft hohe Arbeitsbelastungen, die für viele Menschen ab 50 Jahren zu einer physischen und psychischen Herausforderung werden können.
  3. Schwierige Absicherung in der Rente: Eine gesicherte Altersvorsorge bleibt ein zentrales Thema bei der Existenzgründung im Alter. Ohne stabile Einkommensquellen kann die Rente gefährdet sein. Viele Gründer in dieser Altersgruppe sorgen sich deshalb um ihre finanzielle Absicherung im späteren Leben.
  4. Hohes finanzielles Risiko und wenig Rücklagen: Ein Unternehmen zu gründen, bringt immer das Risiko finanzieller Verluste mit sich. Viele Gründer ab 50 Jahren haben möglicherweise weniger Zeit, um finanzielle Rücklagen wieder aufzubauen, falls die Geschäftsidee scheitert.
  5. Technologischer Wandel und Anpassungsprobleme: In schnelllebigen Branchen stellt der technologische Fortschritt eine Herausforderung dar. Gründer älterer Altersgruppen fühlen sich oft weniger sicher im Umgang mit neuen Technologien, was den Zugang zu modernen Geschäftsmodellen erschwert.
  6. Zweifel an der Wettbewerbsfähigkeit: Viele Menschen in den höheren Altersgruppen empfinden den Start in die Selbstständigkeit als riskant, da sie die Konkurrenzfähigkeit jüngerer Gründer und die Flexibilität im Marktumfeld als zu stark empfinden.
  7. Erhöhte Anforderungen an den Businessplan: Gründer über 50 sehen sich oft mit höheren Anforderungen an den Businessplan konfrontiert. Banken und Investoren verlangen detaillierte Prognosen, um das Risiko besser einschätzen zu können, was den Planungsaufwand zusätzlich erhöht.

Geschäftsidee: Was ist bei der Existenzgründung im Alter zu beachten?

Der Schritt in die Selbstständigkeit im Alter eröffnet Gründern verschiedene Optionen und Geschäftsideen, die geprägt sind von

  • dem bisherigen beruflichen Werdegang,
  • den persönlichen Interessen oder
  • den Marktbedürfnissen.

Existenzgründer in dieser Altersgruppe können dabei auf spezifische Stärken zurückgreifen. Denn:

  1. kennen sie die Anforderungen und Erwartungen der Generation 50+ besonders gut und sind
  2. in der Lage, gezielte Angebote für diese Zielgruppe zu entwickeln.

Ein solide Geschäftsidee bietet zudem die Möglichkeit:

  • die Bedürfnisse einer klar definierten Zielgruppe detailliert herauszuarbeiten und
  • die Unternehmensstrategie darauf auszurichten.

Businessplan als Erfolgsfaktor der Existenzgründung im Alter

Ein gut ausgearbeiteter Businessplan ist für Gründer im höheren Alter besonders wertvoll, da er es ermöglicht, die langjährige Berufserfahrung gezielt in die Planung der Geschäftsidee einzubringen. Auf diese Weise können spezifische Praxiserfahrungen und tiefgehende Marktkenntnisse, etwa über Marktnischen oder ungenutzte Potenziale, systematisch in die Geschäftsidee integriert werden.

Ein überzeugender Businessplan, in dem ältere Gründer Ihre altersspezifischen Stärken gezielt zum Ausdruck bringen, hilft ihnen auch dabei, potenzielle Kreditgeber und Banken von ihrer Geschäftsidee zu überzeugen.

Stärken von älteren Existenzgründern

Durch ihre beruflichen Erfahrung zeichnen sich ältere Existenzgründer durch folgende drei Stärken aus:

  1. Lebens- und Berufserfahrung: Gründer ab 50 oder älter verfügen meist über fundierte Lebens- und Berufserfahrungen. Diese Erfahrungen bieten ihnen wertvolle Perspektiven und Kenntnisse, die in das Unternehmen eingebracht werden können. Sowohl positive als auch negative Erlebnisse aus der eigenen beruflichen Laufbahn ermöglichen es, realistische Strategien für das Unternehmen zu entwickeln und Herausforderungen besser einzuschätzen.
  2. Führungsqualitäten: Ältere Gründer profitieren oft von ihren Führungskompetenzen, die sie im Laufe ihrer Berufstätigkeit aufgebaut haben. Diese Fähigkeiten erleichtern es ihnen, Mitarbeitende effektiv zu leiten und als vertrauenswürdige Führungsperson wahrgenommen zu werden. Die natürliche Autorität älterer Gründer schafft zudem eine stabile Vertrauensbasis sowohl innerhalb des Unternehmens als auch im Kontakt mit Geschäftspartnern.
  3. Starkes Netzwerk: Durch die langjährige berufliche Tätigkeit haben viele ältere Gründer ein gut ausgebautes Netzwerk aus Kontakten, die als Partner, Kunden oder auch Berater für die Unternehmensgründung in Frage kommen. Diese Kontakte können den Aufbau eines Kundenstamms erleichtern und bieten Zugang zu Kooperationsmöglichkeiten, die eine erfolgreiche Geschäftsidee unterstützen.

Tipps für einen erfolgreichen Start in die Selbstständigkeit 50+

Im Folgenden finden Sie vier wertvolle Tipps, um eine Unternehmensgründung in den späteren Lebensjahren strategisch anzugehen und das Beste aus den eigenen Möglichkeiten zu machen.

Tipp 1: Ihre Lebenserfahrung ist Ihr Kapital

Im Laufe der Jahre gesammelte berufliche und private Erfahrungen stellen ein wertvolles Kapital dar, das junge Gründer oft nicht vorweisen können. Nutzen Sie Ihr Fachwissen und Ihr Netzwerk, um Ihre Geschäftsidee erfolgreich umzusetzen. Die Existenzgründung im Alter bietet Ihnen die Möglichkeit, gezielt auf Ihre Stärken und Kompetenzen zurückzugreifen und Ihre Unternehmensgründung damit zu beschleunigen. Diese Erfahrung kann Ihnen auch helfen, potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden, was den Erfolg Ihrer Gründung langfristig sicherstellt.

Tipp 2: Lernen Sie den Umgang mit Social Media für Ihr Online-Marketing

Im digitalen Zeitalter ist eine starke Online-Präsenz unverzichtbar, auch für ältere Gründer. Eine gute Social-Media-Strategie eröffnet Ihnen neue Möglichkeiten, Kunden zu erreichen und Ihre Geschäftsidee bekannt zu machen. Selbst wenn Sie noch keine Erfahrung mit Online-Marketing oder sozialen Medien haben, gibt es zahlreiche Schulungsangebote und Workshops speziell für Gründer. Durch gezieltes Social-Media-Marketing können Sie Ihr Unternehmen erfolgreich am Markt positionieren und den Kundenkontakt direkt und authentisch gestalten.

Tipp 3: Greifen Sie nicht auf Ihre Altersvorsorge zurück

Der Gedanke, in die Selbstständigkeit zu investieren, kann verlockend sein, doch Ihre Altersvorsorge sollte unangetastet bleiben. Die Existenzgründung birgt immer gewisse Risiken, und ein Rückgriff auf die Ersparnisse für das Alter kann zu finanziellen Engpässen im späteren Leben führen. Stattdessen sollten Sie vorrangig auf externe Finanzierungsmöglichkeiten zurückgreifen und ein solides Finanzkonzept, wie einen Businessplan, erstellen, um Ihre Unternehmensgründung sicher zu starten.

Tipp 4: Nutzen Sie alternative Finanzierungsmöglichkeiten

Die Finanzierung kann für ältere Gründer eine Herausforderung darstellen, da Banken oft zurückhaltend sind, wenn es um die Kreditvergabe an Menschen in späteren Lebensjahren geht. Nutzen Sie daher alternative Finanzierungsmodelle, wie Crowdfunding, Business Angels oder Förderprogramme für Existenzgründer. Diese Optionen bieten oft flexible Konditionen und ermöglichen es Ihnen, Ihre Gründungsidee zu realisieren, ohne Ihre Altersvorsorge zu gefährden oder auf hohe Bankzinsen angewiesen zu sein.

Welche Fördermöglichkeiten gibt es für Gründer im Alter?

Die Existenzgründung, insbesondere im Alter, erfordert finanzielle Mittel, die zur Sicherung der Altersvorsorge nicht aus eigenen Ersparnissen aufgebracht werden sollten. Externe Finanzierungsmöglichkeiten sind daher gerade für viele ältere Gründer unverzichtbar.

Eine altersspezifische Förderung für Gründer über 50 gibt es aber nicht. Selbstständige im Alter sollten die verfügbaren Förderprogramme nutzen. Diese Förderprogramme stehen grundsätzlich allen Existenzgründern zur Verfügung.