Grafik zum EFQM-Modell

EFQM-Modell – einfach erklärt!

Jedes Unternehmen hat den Anspruch, die eigene Qualität weiterzuentwickeln. Nicht ausschließlich die Qualität von Produkten oder Dienstleistungen, sondern ebenfalls die Führungsqualität im Unternehmen oder die Qualität der Kommunikation sind wichtige unternehmensinterne Parameter. Vielen namhaften Unternehmen weltweit hilft das EFQM-Modell dabei, ihre Service- und Produktqualität sowie insgesamt ihre Effizienz und Effektivität signifikant und nachhaltig zu steigern. Doch was ist das EFQM-Modell überhaupt und wie funktioniert es? In diesem Artikel erkläre ich Ihnen das EFQM-Modell - von den sogenannten Befähiger- und Ergebnis-Kriterien über die praktische Anwendung bis hin zur Zertifizierung und den Vor- und Nachteilen.
Inhaltsverzeichnis

Was ist das EFQM-Modell?

Das EFQM-Modell kann als ein professionelles Rahmenwerk bezeichnet werden, das Organisationen als Werkzeug zur Verbesserung ihrer Service- und Produktqualität sowie zur Steigerung ihrer Effizienz und Effektivität dient. Das EFQM-Modell ist ein Beispiel für ein sogenanntes „Total Quality Management (TQM).“ Unter diesem Begriff versteht man in der Regel ein ganzheitliches Unternehmenskonzept, das sich auf die kontinuierliche Verbesserung der Qualität in allen Geschäftsbereichen konzentriert. 

Das EFQM-Modell basiert auf dem nachvollziehbaren Grundgedanken, dass Spitzenleistungen in der Wirtschaft ausschließlich erreichbar sind, wenn die Bedürfnisse aller beteiligten Interessengruppen: 

  • Mitarbeiter, 
  • Kunden, 
  • Partner, 
  • Lieferanten und 
  • Gesellschaft erfüllt sind. 

Das Modell besteht aus insgesamt neun Kriterien, die in Befähiger (Enabler) und Ergebnis-Kategorien unterteilt sind: 

Voraussetzungen / BefähigerErgebniskriterien
FührungErgebnisse mit Kundenfokus
Strategie und PolitikMitarbeiterbezogene Ergebnisse
MitarbeiterGesellschaftsbezogene Ergebnisse
Partnerschaften & RessourcenSchlüsselergebnisse
Prozesse, Dienstleistungen und Produkte

Die Befähiger-Kategorien richten sich auf die Fähigkeit einer Organisation, ihre Ziele zu erreichen, während die Ergebnis-Kategorien das Ergebnis der Aktivitäten der Organisation darstellen.

Was ist das Ziel des EFQM-Modells?

Das Ziel des EFQM-Modells besteht einfach zusammengefasst darin, Organisationen und Unternehmen durch individuelle Analysen und durch eine Selbstbewertung zu helfen, ihre internen Vorgehensweisen zu verbessern und auf diese Weise ihre Qualitätsstandards in unterschiedlichen Bereichen zu erhöhen.

Wie funktioniert das EFQM-Modell?

Das EFQM-Modell ermöglicht Organisationen, ihre Stärken und Schwächen, aber auch Herausforderungen zu identifizieren, indem es alle Unternehmensparameter betrachtet und somit einen ganzheitlichen Blick auf ihre Betriebsabläufe wirft. Dies erfolgt durch eine umfassende und systematische Bewertung der Organisationsleistung anhand von speziellen Kriterien.

Das EFQM-Modell besteht dabei aus neun Kriterien, die in weitere Unterkriterien aufgeteilt sind. Es gibt insgesamt fünf Befähigungs- bzw. Voraussetzungskriterien, die sich in die Unterpunkte Führung, Politik & Strategie, Mitarbeiter, Partnerschaften & Ressourcen und Prozesse untergliedern. Zusätzlich gibt es vier Ergebniskriterien, darunter mitarbeiterbezogene, kundenbezogene und gesellschaftliche Kriterien sowie Schlüsselergebnisse. 

Unternehmen, die ihre Umsatz- und Marktanteilsergebnisse verbessern möchten, wissen, dass eine tragfähige Kundenbeziehung essenziell für langfristigen Erfolg ist. Aus diesem Grund haben die Kundenbeziehungen und die kundenbezogenen Ergebnisse einen klaren Schwerpunkt im Modell und machen 20 Prozent der Bewertung aus. 

Anhand dieser systematischen Bewertung werden Unternehmen dazu befähigkeit, Handlungsempfehlungen und sogar konkrete Maßnahmen, wie die Organisation ihre Leistung verbessern kann, abzuleiten.

Was sind die Befähiger-Kriterien?

Zu den Befähiger-Kriterien gehören die Faktoren, die für eine erfolgreiche Organisation von Bedeutung sind. Als Befähiger-Kriterien werden definiert:

  • Eine strategische Ausrichtung, die sicherstellt, dass die Organisation eine Vision hat und über eine klare Strategie verfügt, um ihre Ziele zu erreichen. Der Leitgedanke des Unternehmens und der Wertekodex müssen fortlaufend überprüft und bei Bedarf aktualisiert werden.
  • Eine Führung, die sicherstellt, dass das Top-Management die Organisation erfolgreich leitet. Beim EFQM-Modell geht das Qualitätsmanagement von der Führung aus, da die Führungskräfte die Vision des Unternehmens entwickeln und aus ihr Ziele und Zielvorgaben ableiten. 
  • Eine Belegschaft, die bedarfsgerecht und strategisch eingesetzt wird, um die Fähigkeit der Organisation zu verbessern. Ohne eine schlagkräftige Belegschaft kann kein Unternehmen erfolgreich wirtschaften. Aus diesem Grund ist es essenziell, die bestehenden Mitarbeiter zu managen, zu motivieren und zu entwickeln. 
  • Prozesse müssen von der Unternehmensführung gesteuert werden. Das Ziel jedes Prozesses besteht darin, alle betroffenen Steakholder und Interessengruppen wie Kunden oder Mitarbeiter zufriedenzustellen. 
  • Partnerschaften zu Lieferanten und Geschäftspartner sind entscheidend, um ein Unternehmen langfristig professionell aufzustellen. Die Fähigkeit der Organisation, Partnerschaften mit anderen Organisationen und Branchen aufzubauen, um Ziele zu erreichen und sicherzustellen, dass die richtigen Ressourcen vorhanden sind, gehört zu Recht zu den fünf Befähiger-Kriterien. 

Was sind die Ergebnis-Kriterien?

Als Ergebnis-Kriterien werden alle Faktoren bezeichnet, die die Ergebnisse der Aktivitäten der Organisation beeinflussen. Dazu gehören:

  • Kundenorientierte Ergebnisse: Unternehmen haben ein valides Interesse daran, zu erfahren, wie ihre Kunden das Unternehmen wahrnehmen. Umso stärker der Kunde im Fokus des Unternehmens steht und Unternehmen wissen, wie der Kunde denkt und welche Verbesserungsmöglichkeiten er sieht, umso klarer kann die Organisation Verbesserungen initiieren. 
  • Mitarbeiterorientierte Ergebnisse: Bei einer umfassenden Qualitätsanalyse darf das Unternehmen nicht die mitarbeiterorientierten Ergebnisse vernachlässigen. Es ist wichtig, dass fähige Mitarbeiter Karrierechancen erhalten und dass die Chancengleichheit gewahrt bleibt.
  • Gesellschaftsbezogene Ergebnisse: Stakeholder, beispielsweise die Aktionäre einer Aktiengesellschaft haben einen direkten Einfluss auf die Organisation. Sie sind als wichtige Interessengruppen an der Ausschüttung von Dividenden interessiert. 
  • Schlüsselergebnisse: Zu den wichtigsten Ergebnissen, die das Management unterstützen, gehören die Überprüfung der Rentabilität und die Bestimmung des Marktanteils. Der Marktanteil ist im Besonderen wichtig, um nachvollziehen zu können, wie sich das eigene Unternehmen im Vergleich zum Mitbewerber entwickelt. Durch die Analyse dieser beiden wesentlichen Schlüsselfaktoren kann ein Unternehmen feststellen, wie effektiv seine Qualitätsmanagement-Maßnahmen in der Praxis und in welchen Bereichen nachgearbeitet werden muss.

Wo findet das EFQM-Modell Anwendung? 

Das EFQM-Modell findet in einer Vielzahl von Organisationen Anwendung, einschließlich Unternehmen, Regierungsbehörden, Verwaltungen, Schulen und Hochschulen. Es ist ein anerkanntes und geschätztes Werkzeug zur Bewertung der Leistung von Organisationen. 

Beispiel: EFQM-Modell in der Lebensmittelindustrie

Die Lebensmittelindustrie steht unter starkem Wettbewerbsdruck. Um sich von anderen Anbietern auf nationalen und internationalen Märkten abzuheben und nicht von großen Einzelhandelsketten ausgelistet zu werden, ist es aus Sicht der Unternehmen ratsam, ein umfassendes Qualitätsmanagement zu implementieren. Dabei sollten sowohl die fünf Befähigungskriterien als auch die vier Ergebniskriterien berücksichtigt werden.

Dies bedeutet beispielsweise, dass ein verarbeitendes Unternehmen der Lebensmittelindustrie einen Verkaufspreis vorgibt, nach dem sich die Abteilung Einkauf und der gesamte Herstellungsprozess richten muss. Bei der Bewertung der Kriterien werden die einzelnen Faktoren unterschiedlich gewichtet. Zum Beispiel fließen Aufgaben der Führungsebene mit 10 % in das Endergebnis ein, während kundenorientierte Ergebnisse mit 20 % bewertet werden.

Gibt es eine EFQM-Zertifizierung?

Es ist möglich sich nach EFQM zertifizieren zu lassen. Eine Zertifizierung ist kostenpflichtig. Unter www.efqm.org finden interessierte Unternehmen sowohl zertifizierte Anerkennungsorganisationen und ebenso zertifizierte Trainingsorganisationen. 

Was sind die Vorteile des EFQM-Modells?

Das EFQM-Modell soll eine ganzheitliche Sicht auf Organisationen ermöglichen, indem es Menschen, Prozesse und Ergebnisse im Detail betrachtet. Doch welche Vorteile hat das EFQM noch – vor allem im Vergleich zu anderen Modellen?

  • Das Modell hilft Organisationen, ihre Leistung aus der Werteperspektive zu messen und zu verbessern.
  • Das EFQM-Modell betont die Bedeutung der Schaffung und Erhaltung von Partnerschaften und eines ausbalancierten Ansatzes bei der Erfüllung der Bedürfnisse aller Interessengruppen.
  • Das Modell fördert die kontinuierliche Verbesserung und eine klare Strategie für die Organisation.
  • Das Modell betont die Bedeutung der Führung und der Mitarbeitermotivation.

Was sind die Nachteile des EFQM-Modells?

Obwohl das EFQM-Modell zahlreiche Vorteile für Unternehmen birgt, erfordert das Verfahren viel Zeit, Kosten und Engagement. Mit folgenden Nachteilen haben Unternehmen bei dem EFQM-Modell zu rechnen:

  • Die Zertifizierung, Implementierung und Verwendung des Modells kann zeitaufwendig und teuer sein.
  • Das Ausrollen des EFQM-Modells im Unternehmen erfordert ein hohes Maß an Engagement auf allen Ebenen der Organisation. 
  • Die Bewertung von Menschen, Prozessen, Produkten und Dienstleistungen kann schwierig und subjektiv sein.
  • Das EFQM-Modell erfordert ein hohes Maß an Managementkenntnissen und -erfahrung, um effektiv angewendet werden zu können. 

Entwicklung und Hintergrund des EFQM-Modells

Das EFQM-Modell wurde 1988 von der European Foundation for Quality Management, einer gemeinnützigen europäischen Organisation, mit Unterstützung der Europäischen Kommission entwickelt. Die EFQM wurde von 14 europäischen Unternehmen unter anderem von Bosch, Renault, VW und British Telecom als niederländische Stiftung gegründet. Die EFQM versteht sich als Mentor und Förderer von Spitzenleistungen in Organisationen in ganz Europa und vergibt mit dem EFQM Excellence Award (EEA) einen europäischen Qualitätspreis, der auf dem EFQM-Modell basiert.

Das EFQM-Modell ist somit als ein Gegenentwurf zu dem in den USA populären Malcolm Baldrige National Quality Award (MBNQA) oder zum japanischen Deming-Preis zu verstehen. Der amerikanische Preis wird einmal jährlich vom amerikanischen Präsidenten für besondere Leistungen im Qualitätsmanagement verliehen.