Abfallkataster im Unternehmen

Abfallkataster erstellen – Inhalte & Beispiele

Abfallkataster oder auch Abfallverzeichnis genannt, sind nicht nur rechtliche Pflicht für verschiedene Behörden oder Betreiber diverser Abfallentsorgungsanlagen. Sie sind vor allem eine unschätzbare Hilfe zur Dokumentation der Abfallströme in Ihrem Betrieb. Der Nutzen eines Abfallkatasters ist dabei deutlich höher einzuschätzen als der Aufwand, den Sie betreiben müssen, um das Kataster zu führen. Dieser Artikel erklärt Ihnen, was ein Abfallkataster ist, welche Inhalte hineingehören und wie Sie ein vollständiges Abfallverzeichnis erstellen.
Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Abfallkataster?

Ein Abfallkataster ist ein systematisches Verzeichnis, das detaillierte Informationen über die Art, Menge und Herkunft von Abfällen innerhalb eines Unternehmens oder einer Organisation erfasst. Das Abfallverzeichnis dient dazu, die anfallenden Abfälle zu identifizieren, zu klassifizieren und vor allem zu quantifizieren. Damit erlaubt es, den gesamten Abfallstrom von der Entstehung bis zur Entsorgung nachzuvollziehen und zu dokumentieren.

Das Abfallkataster ist ein zentrales Instrument im Umweltmanagement, das Unternehmen dabei unterstützt, ihre Abfallströme transparent darzustellen und ihre Umweltleistung kontinuierlich zu verbessern. Wenn Sie es auf geeignete Art und Weise aufbauen, stellt es zudem einen wesentlichen Teil der Planungsbasis für den weiteren Entsorgungsablauf dar. Außerdem kann das Kataster zusätzliche Hinweise für die Handhabung der Stoffe geben, z. B. hinsichtlich des Gefährlichkeitsgrades und der damit verbundenen Gefährdungsbeurteilungen.

Welche Inhalte umfasst das Abfallverzeichnis?

Wenn Sie alles eingestellt haben und Ihr Kataster auch regelmäßig pflegen, können Sie dem Abfallverzeichnis viele Informationen entnehmen, die Sie bei Entsorgungsfragen im Arbeitsalltag benötigen. Voraussetzung dafür ist, dass das Abfallkataster alle Daten beinhaltet, die im internen Abfallfluss und beim weiteren Entsorgungsweg anfallen.

InformationBeispiel
BereichProduktionshalle
AnlageDrehbank
Abfallart (interne Bezeichnung)Eisenspäne
GGVSEB-Klasse (Gefahrgutverordnung Straße, Eisenbahn und Binnenschifffahrt) 8 (Schwefelsäure)
AVV-Abfallschlüssel und -bezeichnung12 01 01 – Eisenfeilspände und Eisendrehspäne
Physikalische Eigenschaftenfest, flüssig
Gefahrstoffklassefeste, entzündbare Stoffe
WGK-Klasse (Wassergefährdungsklasse)WGK 2 (wassergefährdend)
Gefährlicher Abfall(ja/nein)
Menge pro Jahr (evtl. auch pro Monat, pro Produkt etc)
SammelbehälterAlle: dezentral an der Anlage

Im Bereich: zentral für den Standort
Entsorger
Transporteur
Bemerkungen„Erfassung der Gesamtmenge nur kumuliert am Zentralbehälter“
Beispielhafter Aufbau für das Abfallkataster

Wie erstelle ich das Abfallverzeichnis?

Gehen Sie zur Erstellung des Verzeichnisses am besten möglichst pragmatisch vor: Untersuchen Sie für jede Anlage im Betrieb, welche Abfälle dort anfallen, über welchen internen Abfallfluss diese transportiert werden und wie der weitere Entsorgungsweg organisiert ist.

Wichtig: Fassen Sie mehrere artgleiche Anlagen nur dann zusammen, wenn diese Anlagen als Abfallquelle exakt die gleichen Eigenschaften vorweisen und die Notwendigkeit späterer Vergleiche zwischen den Anlagen ausgeschlossen werden kann.

Weisen Sie dann jeder an dieser Anlagen anfallenden Abfallart eine eigene Zeile in der Katastertabelle zu, in die sie dann regelmäßig die genauen Abfallmengen und Entsorgungspartner ergänzen.

Folgende Schritte sing zusammengefasst für die Erstellung des Abfallkatasters zu gehen:

  1. Bestandsaufnahme der Abfallquellen: Identifizieren Sie alle Bereiche und Anlagen, in denen Abfälle entstehen, z. B. Produktionshallen, Labore oder Büros.
  2. Kategorisierung der Abfallarten: Ordnen Sie die erfassten Abfälle den entsprechenden Abfallarten zu, z. B. Metallspäne, Chemikalienreste, Verpackungsmaterialien. Notieren Sie die interne Bezeichnung sowie die spezifischen Abfallarten gemäß den Vorgaben der Abfallverzeichnis-Verordnung (AVV).
  3. Ermittlung von Gefahrstoff- und Wassergefährdungsklassen: Prüfen Sie, ob die Abfälle als gefährlich eingestuft werden müssen und ermitteln Sie die entsprechenden Gefahrstoffklassen. Bestimmen Sie die Wassergefährdungsklassen (WGK), wenn die Abfälle wassergefährdend sind.
  4. Erfassung von Mengen und Entsorgungsmethoden: Dokumentieren Sie die Menge der anfallenden Abfälle, entweder pro Jahr, Monat oder pro Produkt. Notieren Sie die Sammelbehälter und -orte für die jeweiligen Abfälle (z. B. dezentral an der Anlage oder zentral für den Standort).
  5. Auswahl von Entsorgern und Transporteuren: Legen Sie fest, welche Entsorgungsfirmen und Transportdienste für die fachgerechte Entsorgung der Abfälle zuständig sind. Stellen Sie sicher, dass alle beteiligten Dienstleister die gesetzlichen Anforderungen erfüllen.
  6. Dokumentation und Verwaltung: Erfassen Sie alle Informationen in einer zentralen Datenbank oder einem speziellen Dokument, das regelmäßig aktualisiert wird. Integrieren Sie das Abfallkataster in das bestehende Umweltmanagementsystem, um eine lückenlose Überwachung zu gewährleisten.
  7. Kontinuierliche Überprüfung und Aktualisierung: Überprüfen Sie regelmäßig das Abfallkataster, um sicherzustellen, dass alle Informationen aktuell und korrekt sind. Passen Sie das Kataster bei Änderungen in den Produktionsprozessen oder bei neuen gesetzlichen Vorgaben an.

Abfallkataster manuell oder automatisiert erstellen?

Die Datenaufnahme für das Abfallkataster wird bei der erstmaligen Erstellung in der Regel rein manuell erfolgen. Sie kann bei hoher Komplexität der Abfallflüsse im Betrieb zu einem späteren Zeitpunkt aber auch teilautomatisiert oder automatisch mit EDV-Hilfe durchgeführt werden.

Die Entscheidung für eine der Möglichkeiten beruht auf den zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln, der Anzahl und Art der aufzunehmenden Daten sowie den Planungen zur weiteren Auswertung und/oder Verwendung der Daten. Optimierungsmöglichkeiten ergeben sich z. B. durch die Verwendung maschinenlesbarer Fragebögen oder mobiler Datenerfassungssysteme.

Aktualisierung des Abfallkatasters

Die regelmäßige Aktualisierung des Abfallkatasters ist entscheidend, um die Genauigkeit und Relevanz der erfassten Daten zu gewährleisten. Dies stellt sicher, dass das Unternehmen stets über aktuelle Informationen zu seinen Abfallströmen verfügt und seine Umweltmanagementziele effektiv umsetzen kann.

Bei einem umfangreichen Abfallverzeichnis kann das Kataster jährlich neu erstellt werden, um die Übersichtlichkeit nicht zu gefährden. Ansonsten ist auch eine laufende Fortschreibung der Daten und Mengen über die Jahre hinweg möglich.

FAQ zum Thema Abfallkataster

Ein Abfallkataster ist ein systematisches Verzeichnis, das detaillierte Informationen über die Art, Menge und Herkunft von Abfällen in einem Unternehmen oder einer Organisation erfasst. Es dient als zentrales Instrument im Umweltmanagement, das hilft, Abfallströme transparent darzustellen, gesetzliche Vorgaben einzuhalten und die Umweltleistung kontinuierlich zu verbessern. Durch das Kataster wird der gesamte Entsorgungsprozess besser nachvollziehbar und optimierbar.
Ein Abfallkataster sollte umfassende Daten zu allen im Unternehmen anfallenden Abfällen enthalten. Dazu gehören Angaben zu den Abfallquellen, den spezifischen Abfallarten, den physikalischen und chemischen Eigenschaften, den Gefahrenklassen (z. B. Wassergefährdungsklasse), den Mengen der Abfälle sowie den Sammelbehältern und Entsorgungspartnern. Diese Informationen helfen bei der Planung und Umsetzung eines effektiven Abfallmanagements.
Ein Abfallkataster sollte regelmäßig überprüft und aktualisiert werden, um sicherzustellen, dass es stets aktuelle und korrekte Informationen enthält. In der Regel wird das Kataster mindestens einmal jährlich aktualisiert. Bei Änderungen in den Produktionsprozessen, neuen gesetzlichen Anforderungen oder veränderten Abfallströmen kann eine häufigere Aktualisierung erforderlich sein.
Ja, ein Abfallkataster kann, insbesondere bei komplexen Abfallströmen, teilautomatisiert oder vollständig automatisiert mit Hilfe von EDV-Systemen erstellt werden. Dies ist besonders sinnvoll, wenn große Datenmengen verarbeitet werden müssen. Die Automatisierung kann durch den Einsatz von maschinenlesbaren Fragebögen, mobilen Datenerfassungssystemen oder spezieller Software zur Abfallmanagementunterstützung erfolgen.
Ein Abfallkataster bietet zahlreiche Vorteile für das Umweltmanagement: Es ermöglicht eine klare Übersicht über alle Abfallströme und deren Entsorgungswege. Durch die Dokumentation aller relevanten Daten wird die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften gewährleistet. Die gesammelten Daten helfen, ineffiziente Prozesse zu identifizieren und Verbesserungen im Abfallmanagement umzusetzen. Ein Abfallkataster trägt dazu bei, Abfallmengen zu reduzieren und wertvolle Ressourcen effizienter zu nutzen.