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Energiemanagement nach ISO 50001: Pflicht für viele Unternehmen

Angesichts der dringenden Notwendigkeit, auf die Herausforderungen des Klimawandels zu reagieren, rücken die Themen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz immer stärker in den Fokus von Regierungen, Unternehmen und Privatpersonen. Vor allem Unternehmen und die Wirtschaft sind gefordert, ihren Beitrag zu leisten, indem sie Emissionen reduzieren und Energie effizient nutzen. Energiemanagement ist kein bloßer Trend, sondern eine unverzichtbare Praxis, um Energie und Ressourcen zu schonen und Kosten zu senken. Dieser Artikel beleuchtet die Grundlagen des Energiemanagements, erklärt die relevanten gesetzlichen Rahmenbedingungen wie das EDL-G und die ISO 50001, thematisiert die Pflicht von Unternehmen zur Einführung von Maßnahmen nach dem Energieeffizienzgesetz und bietet praktische Tipps, wie KMU und größere Unternehmen unabhängig von ihrer Branche Energie einsparen können.
Inhaltsverzeichnis

Was versteht man unter Energiemanagement im Betrieb?

Betriebliches Energiemanagement umfasst alle Maßnahmen zur Steuerung und Optimierung des Energieverbrauchs in einem Unternehmen. Energiemanagementsysteme bieten hierfür eine strukturierte Herangehensweise, indem sie den Energieverbrauch in Gebäuden und industriellen Prozessen überwachen, steuern und optimieren. Diese Systeme helfen, Energiekosten zu senken, Umweltbelastungen zu reduzieren und gesetzliche Vorschriften einzuhalten.

KMU und große Unternehmen, die ein effizientes Energiemanagement in ihre täglichen Abläufe integrieren, profitieren von geringeren Kosten für Energie, einem besseren ökologischen Fußabdruck und einem positiven Unternehmensimage. Dies steigert ihre Wettbewerbsfähigkeit und hat auch Auswirkungen auf das Employer Branding.

Info: In den letzten fünf Jahren haben Unternehmen in Deutschland erhebliche Schwankungen bei den Energiekosten erlebt, insbesondere während der Energiekrise 2022, die durch den Krieg in der Ukraine ausgelöst wurde. Diese Krise brachte viele Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten. Auch wenn sich die Kosten bis 2024 etwas beruhigt haben, bleiben die Preise für Energie auf einem hohen Niveau. Im zweiten Quartal 2024 lag der vbw Energiepreisindex fast 50 % über dem Durchschnitt von 2019, was die wirtschaftliche Bedeutung von Energiemanagement und Energieeffizienz für Unternehmen unterstreicht.

Energiemanagementsystem – eine Definition

Ein Energiemanagementsystem kann als ein strukturiertes Rahmenwerk definiert werden, das Unternehmen dabei unterstützt, ihre Energieeffizienz systematisch zu verbessern.

Ein Energiemanagementsystem hat vor allem zwei Mehrwerte. Es schafft:

  • die notwendige Transparenz über den Energieverbrauch und
  • ermittelt die daraus resultierenden Kosten und Einsparmöglichkeiten.

Zusammenfassend kann ein Energiemanagementsystem im Unternehmen zu fundierten Entscheidungen und effektiven Einsparmaßnahmen führen und gleichzeitig dabei helfen, ihre Pflicht in Bezug auf das EDL oder das Energieeffizienzgesetz (EnEfG) einzuhalten.

Tipp: Durch die Implementierung eines solchen Systems können Unternehmen zudem Zugang zu finanziellen Anreizen und Unterstützung durch staatliche Programme der BAFA erhalten.

Gesetzliche Grundlagen zum Energiemanagement im Betrieb – das ist wichtig zu wissen

In Deutschland gibt es eine Vielzahl von gesetzlichen Anforderungen im Bereich des Energiemanagements. Dazu gehört vor allem das Energiedienstleistungsgesetz (EDL-G) und das Energieeffizienzgesetz (EnEfG) die Unternehmen verpflichten, Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz umzusetzen.

Die DIN EN ISO 50001 ist die internationale Norm, die Anforderungen an Energiemanagementsysteme stellt. Sie bietet Organisationen einen Leitfaden, um ein integriertes Energiemanagementsystem zu entwickeln, das den Energieverbrauch überwacht, analysiert und optimiert.

Die Einführung eines Energiemanagementsystems gemäß ISO 50001 erleichtert es Unternehmen, die gesetzlichen und umweltrechtlichen Vorgaben zu erfüllen und gleichzeitig die Vorteile einer verbesserten Energieeffizienz zu nutzen.

Welche Unternehmen stehen in der Pflicht für ein Energiemanagementsystem?

Unternehmen, die nicht als KMU klassifiziert sind und mehr als 250 Mitarbeiter oder einen Jahresumsatz über 50 Millionen Euro haben, sind verpflichtet, regelmäßig ein Energieaudit gemäß § 1 EDL-G durchführen.

Unternehmen mit einem jährlichen Gesamtenergieverbrauch von über 5 Gigawattstunden (GWh) sind ebenso verpflichtet, ein zertifiziertes Energiemanagementsystem nach DIN EN ISO 50001 oder eine EMAS-Validierung nachzuweisen.

Erklärung: Die EMAS-Validierung ist ein Prozess, bei dem ein Unternehmen ihre Umweltmanagementpraktiken gemäß dem Eco-Management and Audit Scheme (EMAS) der Europäischen Union überprüft und zertifiziert. Eine Gigawattstunde (GWh) Strom entspricht einer Milliarde Wattstunden (1,000,000,000 Wh) oder einer Million Kilowattstunden (1,000,000 kWh). Eine Gwh Strom kostet aktuell ca. 250.000 Euro.

Welche Anforderungen stellt die DIN EN ISO 50001 an Unternehmen?

Die Anforderungen der DIN EN ISO 50001 können in den folgenden acht Punkten zusammengefasst werden:

  1. Allgemeine Anforderungen an die Energiepolitik: Die Organisation muss eine Energiepolitik formulieren, die sich zu einer kontinuierlichen Verbesserung der energiebezogenen Leistung verpflichtet.
  2. Verantwortung des Managements: Das oberste Management muss sich aktiv an der Umsetzung und Verbesserung des Energiemanagementsystems beteiligen und die notwendigen Ressourcen bereitstellen.
  3. Energieplanung: Die DIN EN 50001 Norm fordert eine systematische Planung im Energiemanagement. Dies beinhaltet vor allem die Ermittlung relevanter rechtlicher Vorschriften. Zudem müssen wesentliche Energieeinsatzbereiche identifiziert und bewertet werden.
  4. Energetische Bewertung: Organisationen sind verpflichtet, die aktuelle energiebezogene Leistung zu bewerten und eine Basislinie für die zukünftige Verbesserung inkl. Maßnahmen festlegen.
  5. Energieleistungskennzahlen: Um Energieeffizienz zu garantieren, müssen geeignete Kennzahlen zur Überwachung und Messung der energiebezogenen Leistung definiert werden. Darüber hinaus müssen die Fortschritte und Verbesserungen systematisch verfolgt werden.
  6. Einführung im Unternehmen: Die Organisation muss sicherstellen, dass die erforderlichen Prozesse und Verfahren zur Erreichung der Energieziele wirksam implementiert werden.
  7. Überwachung und Bewertung durch Energieaudits: Regelmäßige Überprüfungen und interne Energieaudits stellen sicher, dass die Wirksamkeit des Energiemanagementsystems gewährleistet ist. Zusätzlich können durch Energieaudits Verbesserungspotenziale identifiziert werden.
  8. Kontinuierliche Verbesserung: Die DIN EN 50001 Norm fördert eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung im Energiemanagement. Sie regt die Organisation dazu an, ihre energiebezogene Leistung regelmäßig zu überprüfen und anzupassen.

Energiespartipps für Unternehmen

Energieeinsparungen sind für Unternehmen nicht nur aus Kostensicht vorteilhaft. Sie sind auch entscheidend für eine nachhaltige Unternehmensführung. Hier sind einige bewährte Tipps, wie Unternehmen ihre Energieeffizienz steigern können:

  • Effiziente Beleuchtung: Der Einsatz von LED-Beleuchtung kann den Energieverbrauch erheblich senken. Bewegungsmelder und Zeitschaltuhren helfen zudem, unnötigen Stromverbrauch zu vermeiden.
  • Regelmäßige Wartung: Eine regelmäßige Wartung von Maschinen und Anlagen sorgt für einen effizienten Betrieb und verhindert Energieverluste.
  • Schulung und Coaching zum Thema Energieeffizienz: Schulungen und Workshops sensibilisieren die Mitarbeiter für energieeffizientes Verhalten und fördern ein umweltbewusstes Arbeitsumfeld.
  • Gebäudedämmung verbessern: Eine moderne Gebäudedämmung hilft, Heiz- und Kühlkosten zu senken.
  • Heizungsanlage optimieren: Stellen Sie Ihre Heizungsanlage optimal ein und nutzen Sie moderne Thermostate zur Einzelraumregelung. Ein Senken der Raumtemperatur um 1 °C kann bis zu 6 Prozent an Heizkosten einsparen.
  • Bürogeräte effizient nutzen: Schalten Sie Geräte nach Gebrauch aus oder in den Energiesparmodus. Nutzen Sie energieeffiziente Geräte mit entsprechenden Energielabels.
  • Erneuerbare Energien einsetzen: Prüfen Sie die Möglichkeit, erneuerbare Energiequellen wie Solarenergie oder Geothermie zu nutzen. Dies kann langfristig Kosten senken und den CO2-Fußabdruck reduzieren.
  • Homeoffice forcieren: Mitarbeiter im Homeoffice sparen CO2 ein, da der Pendelverkehr mit dem Auto oder dem ÖPNV reduziert wird. Gleichzeitig kann der Energieverbrauch im Office gesenkt werden, da Geräte im Büro oder die Beleuchtung nicht benötigt werden.

Welche Vorteile hat eine Zertifizierung nach DIN EN ISO 50001?

Die Einführung und Zertifizierung eines Energiemanagementsystems nach DIN EN ISO 50001 bietet Unternehmen eine systematische Struktur zur kontinuierlichen Verbesserung der Energieeffizienz. Die Mehrwerte hieraus sind zum einen erhebliche Kosteneinsparungen und gleichzeitig eine hohe rechtliche Sicherheit in Bezug auf die Einhaltung des EnEfG und das EDL.

Darüber hinaus stärkt eine Zertifizierung das Unternehmensimage, bietet einen Wettbewerbsvorteil und eröffnet Zugang zu BAFA-Förderprogrammen sowie besseren Kreditkonditionen.

Eine Zertifizierung unterstreicht das Engagement für Nachhaltigkeit und verantwortungsvolle Geschäftspraktiken, indem sie den Umweltschutz im Unternehmen mit wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit verknüpft.