Grenzwerte im Strahlenschutz: So hoch darf die Strahlenbelastung sein
- Wo finde ich die Grenzwerte im Strahlenschutz?
- Welche Grenzwerte gelten im Strahlenschutz für beruflich exponierte Personen?
- Welche Grenzwerte im Strahlenschutz gelten für Jugendliche?
- Welche Vorschriften zum Strahlenschutz gelten in der Schwangerschaft?
- Welche Konsequenzen drohen bei der Überschreitung der Grenzwerte bei Strahlung?
- Wie erfolgt die Messung von Strahlung am Arbeitsplatz?
Wo finde ich die Grenzwerte im Strahlenschutz?
Gesetzlich sind die Grenzwerte in der Strahlenschutzverordnung für den Strahlenschutz (StrlSchV) festgeschrieben. Die Verordnung ist Teil des Strahlenschutzgesetzes (StrlSchG). Das reformierte Gesetz ist am 31.12. 2018 in Kraft getreten. Die Grenzwerte für beruflich exponierte Personen finden Sie im Paragrafen 78 des Strahlenschutzgesetzes.
Welche Grenzwerte gelten im Strahlenschutz für beruflich exponierte Personen?
Laut Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) beträgt der Grenzwert für Personen, die beruflich mit Strahlung zu tun haben, 20 Millisievert pro Kalenderjahr (siehe: § 78 StrlSchG). Zum Vergleich: In den USA liegt der Grenzwert bei 50 Millisievert pro Jahr. Neben dem Grenzwert für die effektive Dosis sind zum Schutz einzelner Körperteile unterschiedliche Grenzwerte für Organdosen pro Kalenderjahr definiert.
Welche Organ-Dosis-Grenzwerte sind einzuhalten?
Im § 78 Abs. 2 StrlSchG sind die Organ-Äquivalentdosis für beruflich exponierte Personen festgelegt. Welche Grenzwerte gelten, zeigt die nachfolgende Tabelle:
Organ-Grenzwerte | Organ-Äquivalent-Dosis pro Kalenderjahr |
---|---|
Augenlinse | 20 Millisievert |
Haut (lokal) | 500 Millisievert |
Hände, Unterarme, Füße und Knöchel | 500 Millisievert |
Welche Grenzwerte im Strahlenschutz gelten für Jugendliche?
Darüber hinaus unterscheidet der Gesetzgeber zwischen Jugendlichen unter 18 Jahren und Erwachsenen über 18 Jahren. Bei erster Gruppe liegt der Jahresgrenzwert bei 1 Millisievert. Für Ausbildungszwecke kann bei 16 bis 18-jährigen die zuständige Behörde einen Jahresgrenzwert von 6 Millisievert festlegen, falls dies zur Erreichung der Ausbildungsziele notwendig ist. Für Jugendliche gelten auch niedrigere Organdosisgrenzwerte.
Strahlenschutz bei Jugendlichen | Organ-Äquivalent-Dosis |
---|---|
Augenlinse | 15 Millisievert |
Haut (lokal) | 50 Millisievert |
Hände, Unterarme, Füße und Knöchel | 50 Millisievert |
Welche Vorschriften zum Strahlenschutz gelten in der Schwangerschaft?
Die Strahlenschutzverordnung sieht ebenso Grenzwerte für schwangere Frauen vor, die beruflich Strahlung ausgesetzt sind. Hier gelten die gleichen Werte wie bei den Männern. Laut BfS darf bei Frauen im gebärfähigen Alter die Organdosis der Gebärmutter 2 Millisievert pro Monat nicht überschreiten.
Sobald die Frau dem Arbeitgeber ihre Schwangerschaft bekanntgibt, darf das ungeborene Kind bis zu seiner Geburt keine höhere Strahlendosis als 1 Millisievert erhalten.
Welche Konsequenzen drohen bei der Überschreitung der Grenzwerte bei Strahlung?
Sollten beim Arbeitsschutz im Labor oder einem anderen Arbeitsplatz wo man Strahlungen einsetzt, die Jahresgrenzwerte der Beschäftigten überschritten werden, wird die zuständige Behörde des BfS Untersuchungen einleiten. Mit folgenden Konsequenzen müssen Arbeitgeber beziehungsweise Unternehmen dann rechnen:
- Auflagen
- Verbot von bestimmten Tätigkeiten
- Bußgeldern
- Entziehung von Genehmigungen
Wie das Bundesamt mitteilt, sind Grenzwertüberschreitungen sehr selten. So seien in den vergangenen Jahren weniger als zehn Überschreitungen pro Jahr festgestellt. In der Regel liegen die tatsächlichen Expositionen am Arbeitsplatz weit unterhalb der Grenze. Den Grund dafür sieht das BfS in der Optimierung. Bezüglich des Strahlenschutzes gilt in Europa zusätzlich zur Dosisbegrenzung auch das Gebot der Dosisvermeidung.
Darüber hinaus haben Arbeitgeber dafür Sorge zu tragen, dass auch unterhalb des Grenzwertes die Strahlenexposition so gering wie möglich zu halten ist. Das Optimierungsgebot in Deutschland funktioniert. Dies wird nicht zuletzt durch folgende Fakten belegt:
- 99 Prozent der Überwachten haben eine Jahresdosis von unter 3 Millisievert.
- Die durchschnittliche Dosis aller Exponierten beträgt 0,5 Millisievert.
- Der Grenzwert von 20 Millisievert wird im Durchschnitt nur zu drei Prozent ausgeschöpft.
Wichtig: Bei den Strahlenschäden wird zwischen zwei Arten unterschieden:
Wie erfolgt die Messung von Strahlung am Arbeitsplatz?
Die Strahlung am Arbeitsplatz wird mit amtlich zugelassenen Dosimetern gemessen. Diese Dosimeter geben die behördlich bestimmten Messstellen aus und wertet diese in der Regel monatlich aus. Von der gemessenen Dosis wird der Dosisanteil der natürlichen Umgebungsstrahlung abgezogen.
Sobald Beschäftigte am Arbeitsplatz radioaktiven Stoffen ausgesetzt sind, besteht die Möglichkeit, dass Radionuklide in den Körper aufgenommen werden. Dies geschieht beispielsweise über Mund und Haut.
Welche Messungsverfahren werden eingesetzt?
Diese Personen werden dann in regelmäßigen Abständen von den sogenannten Inkorporationsmessstellen überwacht. Diese Messstellen sind dafür zuständig und wenden im Wesentlichen zwei Verfahren an:
- In-vivo-Verfahren: Bestimmung der Aktivität im Körper und in den Organen
- In-vitro-Verfahren: Bestimmung der Aktivitätskonzentration in den Ausscheidungen
Die Messstellen werden von den jeweiligen Landesbehörden benannt. Insgesamt gibt es in Deutschland 30 Inkorporationsmessstellen.
Für Personal, das in der Luftfahrt tätig ist (Piloten, Stewards/Stewardessen) werden die Dosiswerte von den Fluggesellschaften mit zugelassenen Programmen ermittelt und an das Luftfahrt-Bundesamt gemeldet.
Dieses führt die Aufsicht über das fliegende Personal und überwacht unter anderem die Einhaltung von Dosisgrenzwerten. Das Luftfahrt-Bundesamt übermittelt jeweils die Monatsdosen der Beschäftigten an das Strahlenschutzregister des BfS.