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Depressionen am Arbeitsplatz: Prävention und Umgang mit depressiven Mitarbeitern

Depressionen am Arbeitsplatz sind ein ernstes Problem, das sowohl die betroffenen Mitarbeiter als auch das gesamte Unternehmen beeinflussen kann. Arbeitgeber sollten sich demnach um eine Prävention kümmern und zugleich auch Führungskräfte und Arbeitnehmer schulen, depressive Kollegen zu erkennen. So kann ein Unternehmen einen geeigneten Umgang mit Depressionen am Arbeitsplatz sicherstellen.
Inhaltsverzeichnis

Was sind die Ursachen von Depressionen am Arbeitsplatz?

Nahezu jeder Arbeitnehmer erlebt im Laufe eines Jahres depressive Verstimmungen oder Episoden. Ob der Tod eines nahen Angehörigen, eine Krankheit, ein Konflikt – Ursachen für Depressionen sind vielfältig und oft das Ergebnis mehrerer belastender Faktoren. Doch nicht nur private Faktoren können Depressionen begünstigen, sondern auch berufliche Faktoren.

Berufliche Einflussfaktoren, die zu Depressionen führen können, sind beispielsweise folgende:

  1. Übermäßige Arbeitsbelastung: Ständige Überforderung durch unrealistische Ziele, lange Arbeitszeiten oder ein hohes Arbeitspensum kann auf Dauer zu Erschöpfung und einem Gefühl der Überforderung führen.
  2. Mangelnde Unterstützung: Fehlende Wertschätzung, unzureichendes Feedback oder ein Mangel an Unterstützung durch Kollegen und Vorgesetzte verstärken das Gefühl der Isolation und Hilflosigkeit.
  3. Dauerhafter Stress: Anhaltender Druck, insbesondere durch hohe Verantwortlichkeiten oder fehlende Pausen, kann die mentale Gesundheit stark beeinträchtigen und langfristig zu Depressionen führen.
  4. Konflikte am Arbeitsplatz: Zwischenmenschliche Spannungen, Mobbing oder ein schlechtes Betriebsklima können eine erhebliche psychische Belastung darstellen.
  5. Unklare Rollen und Verantwortlichkeiten: Wenn Mitarbeiter nicht genau wissen, was von ihnen erwartet wird oder sich ständig in unklaren Situationen befinden, kann dies Unsicherheit und Stress auslösen.
  6. Mangel an Kontrolle: Ein Gefühl der Ohnmacht oder fehlende Einflussmöglichkeiten auf die eigene Arbeitssituation tragen oft zu Frustration und Resignation bei.
  7. Fehlende Work-Life-Balance: Eine ungesunde Balance zwischen Berufs- und Privatleben, bei der kaum Zeit für Erholung bleibt, kann auf Dauer zu emotionaler Erschöpfung und schließlich zu Depressionen führen.

Diese Faktoren wirken oft zusammen und verstärken sich gegenseitig, was das Risiko einer Depression erheblich erhöht. Es ist daher wichtig, präventive Maßnahmen zu ergreifen, um das Arbeitsumfeld gesund zu gestalten.

Welche Folgen haben Depressionen am Arbeitsplatz?

Depressionen am Arbeitsplatz können weitreichende Folgen für die betroffenen Mitarbeiter und das Unternehmen haben. Während Mitarbeiter vor allem mit langfristigen gesundheitlichen Folgen zu kämpfen haben, begegnen Unternehmen wirtschaftlichen Herausforderungen.

Leistungseinbußen: Depressionen führen oft zu Konzentrationsstörungen, Entscheidungsproblemen und einem allgemeinen Leistungsabfall. Betroffene Mitarbeiter haben Schwierigkeiten, ihre gewohnte Arbeitseffizienz und Produktivität aufrechtzuerhalten.

Erhöhte Fehlzeiten: Menschen mit Depressionen neigen zu häufigeren Fehlzeiten aufgrund von Krankheit, da sie sich psychisch und körperlich erschöpft fühlen. Dies kann zu längeren Krankschreibungen führen und den Arbeitsablauf im Unternehmen beeinträchtigen. Gemäß der DAK waren im Jahr 2023 16,1 Prozent der Fehltage auf psychische Erkrankungen zurückzuführen.

Erhöhte Fluktuation: Mitarbeiter, die sich am Arbeitsplatz überlastet oder emotional ausgelaugt fühlen, neigen häufiger dazu, das Unternehmen zu verlassen, was zu einer erhöhten Mitarbeiterfluktuation führen kann.

Für das Unternehmen bedeutet dies nicht nur höhere Kosten durch krankheitsbedingte Ausfälle und möglicherweise den Verlust qualifizierter Mitarbeiter, sondern auch eine Schwächung der allgemeinen Arbeitsmoral und Produktivität. Es ist daher entscheidend, frühzeitig Unterstützung anzubieten und ein gesundes Arbeitsumfeld zu fördern.

Welche Pflichten hat der Arbeitgeber in Bezug auf Depressionen?

Arbeitgeber haben die gesetzliche Pflicht, nicht nur die körperliche, sondern auch die psychische Gesundheit der Mitarbeiter zu schützen und zu fördern. Dies umfasst auch die Vorbeugung von Depressionen am Arbeitsplatz. Zu diesem Zweck sind Unternehmen gesetzlich dazu verpflichtet, die Arbeitsbedingungen regelmäßig auf mögliche psychische Belastungen zu überprüfen (Gefährdungsbeurteilung). Diese Gefährdungsbeurteilung sollte neben physischen auch psychische Belastungsfaktoren erfassen, wie übermäßigen Stress, mangelnde Erholung oder Konflikte im Team.

Basierend auf der Gefährdungsbeurteilung für psychische Belastungen sind zielgerichtete Schutzmaßnahmen im Betrieb zu implementieren. Es empfiehlt sich, sowohl Präventionsmaßnahmen als auch Unterstützungsangebote im akuten Fall einer Depression einzuführen.

10 Präventionsmaßnahmen: Wie Depressionen am Arbeitsplatz vorbeugen?

Um Depressionen am Arbeitsplatz vorzubeugen, sollten Unternehmen proaktive Maßnahmen ergreifen, die auf die Förderung eines gesunden und unterstützenden Arbeitsumfelds abzielen. Die nachfolgenden 10 Präventionsmaßnahmen kosten wenig und bringen viel. Zögern Sie deshalb nicht. Sorgen Sie dafür, dass durch diese Prävention schon vorab Depressionen vermieden werden und Sie den richtigen Umgang mit Depression erfolgreich meistern.

Präventionsmaßnahme 1: Schulen Sie Ihre Führungskräfte zum Thema Depression

Nur, wenn Führungskräfte in der Lage sind, eine Laune von einer Depression zu unterscheiden, können sie geeignete Maßnahmen einleiten. Sehr hilfreich sind hier auch die Informationen und Schulungsmaterialien der Deutschen Depressionshilfe (www.deutsche-depressionshilfe.de). Sie können hier beispielsweise eine DVD erwerben und sie den Führungskräften zur Verfügung stellen.

Binden Sie das Thema unbedingt in Ihre laufenden Führungskräfte-Schulungen mit ein.

Präventionsmaßnahme 2: Informieren Sie die Mitarbeiter zu Depressionen am Arbeitsplatz

Ein Schutz vor einer Depression erfordert auch immer ein aktives Handeln und Tun. Deshalb macht es Sinn, wenn Ihre Mitarbeiter z. B. bei einem Gesundheitstag auch dieses Thema kennen lernen und erfahren, wie sie sich selbst helfen können bzw. wo sie Unterstützung finden.

Bei dem nächsten Gesundheitstag kann ein Experte der Krankenkasse zu diesem Thema sicher einen kompetenten Vortrag halten.

Präventionsmaßnahme 3: Bieten Sie Schulungen zum Stressmanagement und Resilienzförderung an

Schulungen zum Stressmanagement oder Programme zur Resilienzstärkung helfen Mitarbeitern, besser mit Belastungen umzugehen. Regelmäßige Workshops oder Coachings können dabei helfen, Stress frühzeitig zu erkennen und Strategien zur Bewältigung zu entwickeln

Präventionsmaßnahme 4: Überprüfen Sie die Verhältnisse nach ISO 10075

Es gibt eine ISO-Norm, die ISO 10075, die ganz konkret auf das Thema „psychische Belastung“ eingeht. Dort werden die Schwerpunkte „psychische Ermüdung“ und „psychische Erschöpfung“ betrachtet und ausgewertet. Für Sie bedeutet dies, dass Sie bei jedem Arbeitsplatztyp fragen sollten:

  • Welche Verhältnisse führen dazu, dass der Arbeitnehmer resigniert, innerlich kündigt, frustriert und zynisch wird? Das könnten z. B. eine mangelnde Anerkennung, kein vorhandenes Vorschlagswesen, fehlende Kommunikation etc. sein.
  • Welche Verhältnisse führen dazu, dass der Arbeitnehmer überfordert, überlastet oder erschöpft ist? Das könnten beispielsweise falsche Einstellungsvoraussetzungen, falsche Abläufe oder unrealistische Vorgaben sein.

Die Überprüfung ist Teil Ihrer psychischen Gefährdungsbeurteilung. Sprechen Sie also Ihre Sicherheitsfachkraft darauf an, dass nur Verfahren angewandt werden, die eben diese ISO-Norm erfüllen.

Präventionsmaßnahme 5: Führen Sie ein unterstützendes Arbeitsklima ein

in positives Arbeitsklima, in dem Wertschätzung und Respekt im Mittelpunkt stehen, reduziert das Risiko für psychische Belastungen. Offene Kommunikation, regelmäßiges Feedback und die Förderung von Teamarbeit tragen dazu bei, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich die Mitarbeiter wohlfühlen.

Präventionsmaßnahme 6: Fördern Sie eine gesunde Work-Life-Balance

Arbeitgeber sollten sicherstellen, dass die Arbeitslast angemessen verteilt ist und regelmäßige Pausen sowie flexible Arbeitszeiten ermöglichen. Dadurch können Mitarbeiter ausreichend Zeit für Erholung und ihr Privatleben finden.

Präventionsmaßnahme 7: Setzen Sie auf klare und transparente Kommunikation

Unklare Erwartungen oder widersprüchliche Anforderungen können zu Verunsicherung und Stress führen. Unternehmen sollten deshalb klare Ziele und Verantwortlichkeiten festlegen, um den Mitarbeitern Orientierung und Sicherheit zu bieten.

Präventionsmaßnahme 8: Eröffnen Sie Angebote zur Förderung der psychischen Gesundheit

Der Zugang zu psychologischen Beratungen, Präventionsprogrammen oder betrieblichen Gesundheitsangeboten sollte niedrigschwellig sein. Diese Angebote können Betroffenen helfen, rechtzeitig Unterstützung zu erhalten und präventiv gegen eine Verschlechterung des psychischen Wohlbefindens vorzugehen.

Präventionsmaßnahme 9: Beobachten Sie ständig die Personal- und BGM-Kennzahlen

Ihre Krankenkasse wird Ihnen regelmäßig Material zur Verfügung stellen, das Ihnen zeigt, ob es grundsätzlich depressive Tendenzen im Unternehmen gibt. Vor allem das gesetzlich vorgeschriebene betriebliche Eingliederungsmanagement zeigt sehr deutlich auf, ob Depressionen zunehmen.

Auch eine Überlastungsanzeige oder ein anderer schriftlicher Hinweis ist ein Indikator dafür, dass sich eine Depression entwickelt. Sollten Sie einen Suchtberater in Ihrem Unternehmen ausgebildet haben, kann auch er eventuell eine beginnende Depression erkennen, da diese oft mit zunehmender Sucht einhergeht. Dieser weiß möglicherweise auch ergänzende Schritte zum richtigen Umgang mit Depressionen!

Präventionsmaßnahme 10: Schulen Sie Ihre Fach-Experten zu Depressionen im Büro

Es gibt mittlerweile auch Schulungen für Sicherheitsfachkräfte, Betriebsräte und engagierte Mitarbeiter, die sich genau dieses Themas annehmen. Sorgen Sie dafür, dass auch hier das Wissen präsent ist, und achten Sie darauf, dass es regelmäßig aktualisiert wird.

Hilfreich ist es auch, wenn Mitarbeiter lernen, Depressionen im privaten Umfeld zu erkennen, denn so werden Folgebelastungen vermieden. Auch dazu werden immer wieder Schulungen der Krankenkassen angeboten. Wenn Sie mehr dazu wissen wollen, rufen Sie die Internetseite www.BGF-Koordinierungsstelle.de auf. Hier wird Ihnen sofort ein Ansprechpartner der Krankenkasse angegeben.

Depressive Mitarbeiter erkennen – eine Checkliste

Depressive Mitarbeiter zu erkennen, kann herausfordernd sein, da die Symptome oft schleichend auftreten und individuell unterschiedlich ausgeprägt sind. Dennoch gibt es einige typische Anzeichen, die darauf hindeuten können, dass ein Mitarbeiter an einer Depression leidet. Die nachfolgende Checkliste hilft Ihnen bei der frühen Erkennung von depressiven Verstimmungen am Arbeitsplatz.

er ist eine Übersicht der Anzeichen für Depressionen bei Mitarbeitern in Tabellenform:

AnzeichenBeschreibung
LeistungsabfallPlötzlicher oder andauernder Rückgang der Arbeitsleistung, Konzentrationsschwierigkeiten, Schwierigkeiten bei der Erledigung von Aufgaben.
VerhaltensveränderungenRückzug aus dem sozialen Umfeld, weniger Teilnahme am Teamleben, Desinteresse an Arbeit und früheren Hobbys.
Emotionale LabilitätStimmungsschwankungen, Reizbarkeit, häufige Traurigkeit oder plötzliche Frustration ohne erkennbaren Grund.
Anhaltende ErschöpfungStändige Müdigkeit und Erschöpfung, unabhängig von der Arbeitsbelastung, häufige Krankmeldungen.
Körperliche BeschwerdenWiederkehrende physische Symptome wie Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder Magen-Darm-Probleme ohne klare medizinische Ursache.
Fehlzeiten und UnzuverlässigkeitZunehmende Fehlzeiten, häufiges Zuspätkommen oder Vermeiden von Verpflichtungen.
Anzeichen einer depressiven Verstimmung am Arbeitsplatz

Umgang mit depressiven Mitarbeitern

Der richtige Umgang mit depressiven Mitarbeitern erfordert Empathie, Verständnis und klare Unterstützung. Es ist wichtig, das Thema behutsam anzusprechen, ohne den Mitarbeiter unter Druck zu setzen. Zeigen Sie Verständnis und bieten Sie ein vertrauliches Gespräch an, in dem der Mitarbeiter seine Situation schildern kann. Vermeiden Sie dabei Vorwürfe oder Schuldzuweisungen.

Bieten Sie aktiv Unterstützung an, wie etwa den Zugang zu betrieblichen Gesundheitsdiensten oder externen Beratungen. Geben Sie dem Mitarbeiter das Gefühl, dass er nicht allein ist und dass professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden kann. In Absprache mit dem Mitarbeiter sollten vorübergehende Entlastungen angeboten werden, wie angepasste Arbeitszeiten, die Reduzierung von Aufgaben oder flexible Modelle zur Arbeitsrückkehr. Dies kann dazu beitragen, den Druck zu mindern und den Heilungsprozess zu unterstützen.

Wenn der Mitarbeiter nach einer längeren Krankschreibung zurückkehrt, sollte ein Wiedereingliederungsplan erstellt werden. Dieser kann schrittweise Rückkehrmodelle beinhalten, um den Übergang zurück in den Arbeitsalltag zu erleichtern.

Diskretion und Geduld beim Umgang mit Depressionen am Arbeitsplatz

Der Umgang mit der Erkrankung sollte stets vertraulich behandelt werden. Es ist entscheidend, die Privatsphäre des Mitarbeiters zu respektieren und sicherzustellen, dass keine unnötigen Informationen im Team geteilt werden.

Ebenso wichtig: Depressionen sind keine kurzfristigen Erkrankungen, und die Genesung kann Zeit in Anspruch nehmen. Führungskräfte sollten Geduld haben und den Mitarbeitern den nötigen Raum geben, sich zu stabilisieren, ohne unrealistische Erwartungen an ihre Leistungsfähigkeit zu stellen.

FAQ zu Depressionen am Arbeitsplatz

Sie entstehen häufig durch eine Kombination aus beruflichen und persönlichen Faktoren, wie Überlastung, fehlende Unterstützung, Konflikte im Arbeitsumfeld oder auch private Herausforderungen.
Betroffene Mitarbeiter erleben dabei anhaltende Symptome wie Erschöpfung, Konzentrationsprobleme, Antriebslosigkeit oder Gefühle von Wertlosigkeit, die ihre berufliche Leistungsfähigkeit erheblich einschränken.
Für Unternehmen ist es wichtig, das Thema Depression offen und sensibel anzugehen. Frühzeitige Prävention, zum Beispiel durch Stressmanagement-Programme, ein gesundes Arbeitsklima sowie eine Kultur der Unterstützung und Offenheit, können helfen, das Risiko für psychische Erkrankungen zu verringern. Ebenso entscheidend ist es, betroffenen Mitarbeitern den Zugang zu professioneller Hilfe zu erleichtern, etwa durch betriebliche Gesundheitsdienste oder externe Beratungsangebote.