Betriebliche Gesundheitsförderung: Maßnahmen, Beispiele, Zuschuss & Vorteile
- Definition: Was ist betriebliche Gesundheitsförderung?
- Warum ist betriebliche Gesundheitsförderung wichtig?
- Was ist das Ziel der betrieblichen Gesundheitsförderung?
- Pflicht: Sind Arbeitgeber zur betrieblichen Gesundheitsförderung verpflichtet?
- Welche Vorteile entstehen durch die betriebliche Gesundheitsförderung?
- Maßnahmen: Wie wird die betriebliche Gesundheitsförderung umgesetzt?
- 10 Berufsgruppen mit einer hohen körperlichen Belastung
- 10 Tipps, um die Gesundheit am Arbeitsplatz in den Fokus zu rücken
- Wie hoch sind die Kosten der betrieblichen Gesundheitsförderung?
- Welchen Zuschuss bieten Krankenkassen bei der betrieblichen Gesundheitsförderung?
- Sind Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung steuerfrei?
Definition: Was ist betriebliche Gesundheitsförderung?
Die betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) ist eine Strategie im Rahmen Ihrer Fürsorgepflicht als Arbeitgeber, die darauf abzielt, die Gesundheit Ihrer Arbeitnehmer durch verschiedene Maßnahmen gezielt zu fördern. Durch diese gesundheitsförderliche Maßnahmen sollen Berufskrankheiten vorgebeugt und das allgemeine Wohlbefinden und die Gesundheit auf der Arbeit gestärkt werden.
Die Umsetzung der Gesundheitsförderung erfolgt dabei unter Berücksichtigung der Arbeitsmittel, der Arbeitsplatzumgebung sowie der Arbeitsorganisation. Dazu gehören auch die persönliche Lebenssituation der Mitarbeiter und die Sozialbeziehungen im Betrieb.
Was ist der Unterschied zwischen BGF und BGM?
Die betriebliche Gesundheitsförderung ist ein einzelner Baustein beziehungsweise eine Säule des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM). Während das BGM die Planung und Schaffung eines betrieblichen Rahmens umfasst, der sich positiv auf die Gesundheit aller Mitarbeiter auswirkt, beinhaltet das BGF konkrete Maßnahmen und praktische Ansätze zur Umsetzung der Gesundheitsförderung.
Warum ist betriebliche Gesundheitsförderung wichtig?
Gesundheit ist für jeden Menschen das höchste Gut. Jeder, der überraschend erkrankt ist weiß, wie essenziell Gesundheit und das persönliche Wohlbefinden sind. Gesundheit aus betrieblicher Sicht konzentriert sich grundsätzlich auf zwei Aspekte – den Körper und die Psyche. Der Arbeitsalltag kann beide Ebenen auf vielfältige Weise beeinträchtigen.
Beispiele für psychische Faktoren:
- Stress während der Arbeit durch fehlerhafte Arbeitsbedingungen oder Arbeitsintensität
- Schlafstörungen, die durch den Arbeitsstress entstehen
- Mobbing durch Kollegen
- Über- oder Unterforderung, die zu Depressionen und psychischen Problemen führen kann
- Burnout
- Boreout
Beispiele für körperliche Faktoren:
- Schlafstörungen, die durch einen langfristig erhöhten Stresslevel entstehen
- Ein gestörter Tag- und Nacht-Rhythmus durch Schichtarbeit
- Rückenbeschwerden durch langes und häufiges Sitzen
- Schmerzen durch langes und häufiges Stehen
- Kopfschmerzen und Nackenschmerzen aufgrund von Verspannungen
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch mangelnde Bewegung
- Gelenkschmerzen durch schwere körperliche Arbeit
Körperliche und psychische Faktoren, die die Gesundheit von Mitarbeitern betreffen, können korrelieren, was eine eindeutige Diagnose schwierig macht.
Beispiel: Ein leitender Angestellter in einer Vertriebsorganisation berichtet von unterschiedlichen Gesundheitsproblemen. Anhaltende Kopf- und Nackenschmerzen, ein Gefühl ausgebrannt zu sein, Herzprobleme sowie Schlafstörungen hindern ihn daran, seine gewohnte Arbeitsleistung zu bringen. Bei körperlichen Untersuchungen der inneren Organe und der Muskulatur können keine wesentlichen Erkrankungen festgestellt werden. Vielmehr rühren die körperlichen Symptome aus einer langfristig erhöhten Arbeitsintensität und Stressfaktoren im Rahmen seiner Tätigkeit. Die Führungskraft leidet aufgrund dauerhafter erhöhter Belastung im Arbeitsalltag an einem Burnout. Dieser zeigt sich neben psychischen Faktoren vor allem durch Symptome, bei denen keine körperliche Erkrankung festgestellt werden kann.
Am Beispiel wird deutlich, wie wichtig es für Angestellte und Vorgesetzte ist, die Gesundheit am Arbeitsplatz und mögliche Warnzeichen für eine Erkrankung im Blick zu behalten. Gesundheitsprobleme durch eine fehlerhafte Arbeitsorganisation, eine langfristig erhöhte Arbeitsintensität oder durch mangelhaften Arbeitsschutz entstehen, können zu ernsthaften Erkrankungen auswachsen.
Im Beispiel könnte die Führungskraft langfristig ausfallen oder aufgrund schwerer rezidivierender Depressionen und Burnout im schlimmsten Fall frühverrentet werden. Frühzeitige Vorbeugung von Gesundheitsproblemen sowie präventive Maßnahmen in Bezug auf den Arbeitsschutz und die Arbeitssicherheit im Betrieb sind zielführend, um schwerwiegenden körperlichen oder psychischen Erkrankungen vorzubeugen. Der Arbeitsmedizin und Betriebsärzten kommt im Rahmen der Prävention eine entscheidende Rolle zu.
Hinweis: Die Arbeitsmedizin ist ein eigener Bereich der Medizin. Sie befasst sich ausschließlich mit dem Zusammenhang von Arbeitsbedingungen, Anforderungen sowie der Organisation der Arbeit und den Auswirkungen auf den Menschen, seine Gesundheit, Krankheiten und seine Arbeitskraft. Die Gefährdungsbeurteilung einer Tätigkeit, Empfehlungen zu Gesundheitsschutz und Vorsorge, Beratungen zum ergonomischen Arbeiten und vieles mehr basieren grundsätzlich auf arbeitsmedizinischen Forschungen, Beurteilungen und Empfehlungen.
Was ist das Ziel der betrieblichen Gesundheitsförderung?
Die betriebliche Gesundheitsförderung verfolgt primär das Ziel, die Gesundheit aller Arbeitnehmer eines Betriebs langfristig aufrechtzuerhalten und durch verschiedene Maßnahmen nachhaltig zu fördern. Daneben verfolgt die betriebliche Gesundheitsförderung die folgenden Ziele:
- Stärkung der Arbeitsfähigkeit, Leistungsfähigkeit und persönlichen Ressourcen,
- Vermeidung bzw. Prävention von Berufskrankheiten und Verminderung von Fehlzeiten,
- Verbesserung und Stärkung der psychischen Gesundheit zur Prävention von Burn-Out,
- Förderung einer gesunden Work-Life-Balance.
Pflicht: Sind Arbeitgeber zur betrieblichen Gesundheitsförderung verpflichtet?
Nein, die betriebliche Gesundheitsförderung ist nicht gesetzlich verankert und somit eine freiwillige Leistung des Arbeitgebers. Anders verhält es sich mit dem Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie mit dem BEM, dem betrieblichen Eingliederungsmanagement. Hierbei handelt es sich um rechtliche Grundlagen, dessen Umsetzung für Sie als Arbeitgeber verpflichtend sind.
Welche Vorteile entstehen durch die betriebliche Gesundheitsförderung?
Von einer betrieblichen Gesundheitsförderung profitieren nicht nur Arbeitnehmer, sondern auch Arbeitgeber. Folgende Vorteile ergeben sich aus dem BGF:
Vorteile des BGF für Arbeitgeber | Vorteile des BGF für Arbeitnehmer |
---|---|
Motivationssteigerung | Arbeitnehmer |
Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit | Langfristige Verbesserung des Gesundheitszustandes |
Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter bleibt erhalten | Arztbesuche werden deutlich weniger |
Identifikation mit dem Unternehmen | Gesundheitliche Bedingungen im Unternehmen verbessern sich |
Steigerung der Qualität und der Produktivität | Senkung der physischen und psychischen Belastungen (Prävention von Berufskrankheiten) |
Weniger Ausfälle und Fehltage der Mitarbeiter, dadurch = Kostensenkung | Verbesserung der Qualität der eigenen Arbeit |
Aufwertung des allgemeinen Images des Unternehmens | Zunahme der eigenen Leistungsfähigkeit |
Eine gesteigerte Leistungsfähigkeit und Motivation kann sich positiv auf die eigene Karriere auswirken. Aus Sicht des Arbeitgebers werden Unternehmensziele schneller und effektiver erreicht und das Employer Branding verbessert. Unter dem Begriff Employer Branding fasst man alle Maßnahmen zusammen, mit denen die Mitarbeiterbindung gefördert wird. Ein funktionierendes betriebliches Gesundheitsmanagement und die daraus resultierenden Mehrwerte können sich positiv auf das Employer Branding auswirken.
Eine bedeutende Herausforderung besteht darin, dass Methoden und die konkrete Umsetzung von Maßnahmen in Betrieben noch nicht ausreichend erforscht sind. Gleichzeitig gibt es konkrete und erfolgversprechende Maßnahmen, die in vielen Unternehmen umgesetzt werden und zu den häufigsten Methoden der Gesundheitsförderung im Betrieb zählen.
Maßnahmen: Wie wird die betriebliche Gesundheitsförderung umgesetzt?
Es gibt zwei Arten von Maßnahmen, wie die betriebliche Gesundheitsförderung im Betrieb eingesetzt wird:
- Verhaltensprävention: Hierbei handelt es sich um Maßnahmen, die auf das Verhalten der Beschäftigten abzielen.
- Verhältnisprävention: Hierunter fallen Maßnahmen, welche die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter untersuchen.
Die folgenden zehn Beispiele zeigen als Leitfaden, welche gesundheitsförderlichen Maßnahmen und Leistungen Sie im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung zur Stärkung der physischen Gesundheit und Verbesserung der psychischen Gesundheit umsetzen können. Welche dieser Maßnahmen sich für Ihr Unternehmen eignet, hängt von der Größe Ihres Betriebes sowie von Ihren finanziellen Ressourcen bzw. Ihr Budget ab.
1. Maßnahme: Flexible Arbeitszeiten für die Mitarbeiter ermöglichen
Die optimale Vereinbarkeit von Familie und Beruf hat für Mitarbeiter heutzutage einen hohen Stellenwert. Wenn Sie Ihnen die Möglichkeit geben, ihre Arbeitszeiten flexibel zu gestalten und Kernarbeitszeiten vorgeben, stärken Sie damit das Wohlbefinden sowie die Leistungsfähigkeit und die Motivation Ihrer Beschäftigten.
2. Maßnahme: Home-Office-Regelungen treffen
Die Arbeit im Home Office hat nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie stark an Bedeutung gewonnen. Doch auch nach der Pandemie haben zahlreiche Unternehmen die Home-Office-Regelung beibehalten und entsprechende Regelungen getroffen.
Mit der Arbeit im Home Office können Ihre Beschäftigten Arbeit und Privatleben besser vereinen. Darüber hinaus fällt der Arbeitsweg weg. Somit sind Ihre Mitarbeiter deutlich leistungsfähiger. Zudem helfen die neuen Kommunikationstechnologien für eine entspannte Arbeitsatmosphäre in den heimischen vier Wänden.
3. Maßnahmen: Förderung von werdenden Eltern
Verschiedene Studien haben ergeben, dass die Mehrheit der Mütter nach der Geburt ihres Kindes für mindestens ein Jahr in Elternzeit geht. Bei den Vätern sind es oft nur zwei Monate, die sie in Elternzeit verbringen. Darüber hinaus verdeutlicht eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung, dass 78 Prozent der in Vollzeit arbeitenden Väter ihre Arbeitszeit reduzieren möchten. Sie als Arbeitgeber können dahingehend darüber nachdenken, wie Sie eine Unternehmenskultur schaffen können, in denen die vorherrschenden Geschlechternormen nicht existieren und sowohl Mitarbeiterinnen als auch Mitarbeiter von der Elternzeit vollumfänglich profitieren.
4. Maßnahme: Gesundheitsbefragungen
Mit regelmäßigen und anonymen Gesundheitsbefragungen erhalten Sie einen Ist-Zustand über die aktuellen Arbeitsbedingungen Ihrer Mitarbeiter. Darüber hinaus lassen die anonymen Befragungen nicht nur Rückschlüsse auf die Gesundheit, sondern auch auf die Motivation und die allgemeine Zufriedenheit Ihrer Mitarbeiter zu.
Die Befragungen sind für Arbeitgeber eine Qualitätskontrolle und ein Indikator dafür, wie sie die betriebliche Gesundheitsförderung im Betrieb weiter voranbringen können. Zudem schaffen Sie durch die Befragungen eine Feedback-Kultur in Ihrem Unternehmen. So haben Ihre Mitarbeiter die Möglichkeit, Ihre Sicht der Dinge zu schildern und an der Optimierung der Gesundheit am Arbeitsplatz mitzuwirken.
5. Maßnahme: Gefährdungsbeurteilung durchführen
Laut § 5 des Arbeitsschutzgesetzes (ArbSchG) sind Sie als Arbeitgeber zur Durchführung der Gefährdungsbeurteilung verpflichtet. Es gilt als das wichtigste Instrument im Arbeitsschutz, Gefährdungen am Arbeitsplatz zu erkennen. Mit entsprechenden Maßnahmen im Rahmen des Arbeitsschutzes sollen die Gefährdungen beseitigt beziehungsweise auf ein Minimum reduziert werden.
Die psychische Gefährdungsbeurteilung beschäftigt sich, wie der Name bereits verrät, mit den psychischen Gefährdungen am Arbeitsplatz. Zu den psychischen Belastungen zählen zum Beispiel allgemeine Arbeitsüberlastung, Burn-out und Vereinsamung im Homeoffice. Darüber hinaus zählt Mobbing zu den psychischen Belastungen, was Sie in Ihrer Gefährdungsbeurteilung berücksichtigen müssen.
6. Maßnahme: Aktives Verhalten im Rahmen des BEM
Mitarbeiter, die länger als ein Jahr aufgrund einer Erkrankung ausgefallen sind, müssen nach ihrer Genesung angemessen im Betrieb eingegliedert werden. Sie als Arbeitgeber sind maßgeblich für das betriebliche Eingliederungsmanagement verantwortlich. Gemeinsam mit dem Betriebsarzt sollte das BEM einem vorher festgelegtem Zeitplan folgen. Dabei hat die Qualität des BEM maßgeblichen Einfluss auf die weitere gesundheitliche Entwicklung des Mitarbeiters.
Im Rahmen des BEM sollten Arbeitgeber die Arbeitszeiten des betreffenden Arbeitnehmers zunächst geringhalten und schrittweise erhöhen. So kann die wöchentliche Arbeitszeit über einen bestimmten Zeitraum zunächst acht bis zehn Stunden betragen. Dabei sollten die Mitarbeiter keinen großen körperlichen Belastungen ausgesetzt sein. Zudem sollten Sie immer das persönliche Gespräch mit den Beschäftigten führen. In beiderseitigem Einvernehmen können Sie die Arbeitszeit erhöhen.
7. Maßnahme: Richtige Arbeitsmaterialien und Büromöbel
Insbesondere Menschen, die dauerhaft sitzend am Schreibtisch arbeiten, haben ein erhöhtes Risiko, mit den Jahren körperliche Beschwerden des Bewegungsapparates zu entwickeln. Zu den häufigsten Gesundheitsproblemen gehören:
- Rückenschmerzen
- Nackenverspannungen
- Schulterverspannungen
- Kopfschmerzen
Um Gesundheitsproblemen vorzubeugen, sollte eine gesunde Schreibtischarbeit von jedem Unternehmen fokussiert werden. Die falsche Sitzhaltung und unergonomische Büromöbel führen langfristig zu Krankheiten, die das Wohlbefinden der Mitarbeiter reduzieren und eine Erhöhung von Fehlzeiten zur Folge haben.
8. Maßnahme: Stress im Job reduzieren
- Prozesse und Aufgaben bei hoher Arbeitsintensität proaktiv optimieren.
- Konkrete Regeln für Abstimmungen und Besprechungen einführen.
- Bei Hard- oder Softwareproblemen können neue und verbesserte Arbeitsmittel helfen, Stress zu reduzieren.
- Eine sinnvolle Pausengestaltung sowie praxisorientierte Arbeitszeitregelungen können in Phasen mit einer hohen Arbeitsbelastung Druck reduzieren.
Ein weiterer Tipp, um psychische Belastung zu vermeiden, ist das Einführen von störungsfreien Arbeitsphasen. So kann zum Beispiel die erste Stunde des Arbeitstages ausschließlich für E-Mails reserviert werden. Eine weitere Möglichkeit, um Ablenkungen zu vermeiden, kann das Abstellen des Telefons für zwei vorab definierte und kommunizierte Zeitspannen am Tag sein.
9. Maßnahme: Gesunde Schreibtischarbeit
Arbeitgeber müssen ihren Mitarbeitern eine ergonomische Ausstattung des Büroarbeitsplatzes ermöglichen, um gesunde Schreibtischarbeit zu fördern. Diese soll das Skelett bestmöglich schonen und unterstützen.
Dazu gehört ein Bürostuhl, der verschiedene Kriterien erfüllen sollte:
- Er sollte höhenverstellbar sein
- Verstellbare Armlehnen sorgen für Entlastung der Rückenmuskulatur
- Die Rückenlehne sollte flexibel sein
Dem Mitarbeiter einen Stuhl zur Verfügung zu stellen, der nicht den ergonomischen Grundsätzen der gesetzlichen Unfallversicherung genügt, ist nicht gestattet.
Ein höhenverstellbarer Schreibtisch ist das zweite wichtige Möbelstück, um ein rückenfreundliches Arbeiten zu ermöglichen. Bei Bedarf und Gesundheitsproblemen können Mitarbeiter einen Arbeitstisch erhalten, der automatisch in einen Stehtisch verwandelt werden kann. Arbeitsmediziner bestätigen, dass ein Wechsel zwischen einer stehenden und sitzenden Tätigkeit die Wirbelsäule enorm entlasten kann.
Unternehmen können ihre Mitarbeiter beispielsweise im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements darin schulen, wie sie rückenschonend am Schreibtisch arbeiten und wie sie ihre Büromöbel korrekt auf ihre Bedürfnisse einstellen können.
10. Maßnahme: Psychische Gesundheit ernst nehmen und proaktiv vorsorgen
Bei der beruflichen Tätigkeit spielt neben der körperlichen Gesundheit die psychische Gesundheit ebenfalls eine wesentliche Rolle. Psychische Leiden können zu langfristigen Arbeitsausfällen führen.
Eine Vielzahl von Faktoren kann eine hohe psychische Belastung bei Mitarbeitern begünstigen.
Zu den möglichen Auslösern gehören:
- Arbeiten unter einem hohen Zeitdruck
- Eintönige Tätigkeiten
- Unterforderung
- Überforderung
- Überstunden
- Kein einheitlicher Arbeitsrhythmus, sondern stark wechselnde Arbeitszeiten
- Fehlende Informationen
- Fehlende Flexibilität
- Mangelnde soziale Kontakte
- Negatives Führungsverhalten
- Mobbing
- Konflikte mit Kollegen oder dem Vorgesetzten
- Sorge vor einer Kündigung
- Fehlende Wertschätzung durch den Vorgesetzten
Eine Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz kann zu Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Bauchschmerzen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder im schlimmsten Fall zu Depressionen führen.
10 Berufsgruppen mit einer hohen körperlichen Belastung
Nicht ausschließlich durch Dauersitzen, sondern ebenfalls bei körperlich anstrengenden Tätigkeiten, kann es schnell zu Rückenschmerzen kommen.
Betroffen sind zum Beispiel die folgenden Berufsgruppen: Paket- und Postzusteller, Bäcker, Kellner, Frisöre oder auch Pfleger und Gärtner. Doch selbst Einzelhandelsverkäufer sind einer hohen Belastung auf der Arbeit ausgesetzt.
Insbesondere Handwerker oder Bergarbeiter setzen sich im Rahmen ihrer Tätigkeit großen Gefahren aus, um ihre handwerkliche Arbeit auszuführen. Dies gilt es im Rahmen der Gesundheit am Arbeitsplatz zu berücksichtigen, da der Themenschwerpunkt Arbeitsschutz ebenfalls in diesen Bereich fällt. Zuletzt sind auch Mitarbeiter der Abfallbeseitigung einer hohen körperlichen Belastung ausgesetzt.
Bei vielen Menschen resultieren Rückenbeschwerden aus einer Überbelastung beziehungsweise aus einer einseitigen Belastung der Wirbelsäule und dem gesamten Skelett.
Gesundheit fördern: Unterschiedliche Tätigkeiten benötigen spezifische Angebote
Für Arbeitgeber liegt die Herausforderung in Bezug auf die Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz darin, die Bedürfnisse der Mitarbeiter zu erkennen. Während ein Schreibtischjob ein Bewegungsangebot wie Lauftreffs oder Rückengymnastik nötig macht, haben Fliesenleger oder Pfleger abweichende Bedürfnisse.
Um angemessen zu reagieren, sollten Verantwortliche die gewählten Maßnahmen auf die Mitarbeiter zuschneiden und die jeweilige Natur der Arbeit und die gesundheitlichen Einschränkungen der Mitarbeiter berücksichtigen.
10 Tipps, um die Gesundheit am Arbeitsplatz in den Fokus zu rücken
Um sowohl körperlich und ebenso psychisch gesund zu bleiben, kann jeder Angestellte, abseits von Arbeitsbedingungen, der Arbeitsorganisation und der Arbeitsumgebung seinen persönlichen Beitrag zur Gesundheit am Arbeitsplatz leisten.
1. Gesunde Ernährung: Sich selbstgekochtes Essen mitzubringen oder in der Kantine an die Salatbar zu gehen, statt Schnitzel und Pommes zu wählen, wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus. Mittags nicht schwer zu essen, macht die folgenden Arbeitsstunden produktiver. Als gesunde Snacks am Arbeitsplatz werden Obst oder Gemüse wie zum Beispiel Karotten oder geschnittene Paprika empfohlen.
2. Bewegung integrieren: Wer viel am Schreibtisch arbeitet, sollte regelmäßig aufstehen und einige Schritte gehen. Eine persönliche Besprechung mit den Kollegen statt eines Telefonats oder eine kurze Bewegungspause im Treppenhaus sind zielführend. Bewegung ist zum einen gut für den Körper. Der Abstand vom Schreibtisch kann sich gleichzeitig positiv auf die Kreativität auswirken. Die besten Ideen entwickeln sich in den meisten Fällen nicht am Schreibtisch, sondern wenn der Kopf frei ist, um nachzudenken.
3. Viel trinken: Bleiben Sie im Büro gut hydriert. Wer sich direkt morgens eine große Flasche (1,5 L) oder Karaffe Wasser (1 Liter) an den Platz stellt und diese über den Tag verteilt austrinkt oder nachfüllt, der nimmt genügend Flüssigkeit zu sich. Kaffee sollte nicht als Durstlöscher eingesetzt werden, da das enthaltene Koffein nur bis zu einem gewissen Grad positive Effekte auf den menschlichen Körper hat.
4. Atemübungen: Bei hoher Arbeitsintensität oder bei Problemen mit Kollegen helfen gezielte Atemübungen. Fünf Mal tief ein und auszuatmen, beruhigt das Nervensystem und schützt darüber hinaus vor Kopfschmerzen, Verspannungen oder unbedachten Handlungen.
5. Lüften: Egal ob im Einzel- oder im Großraumbüro – ohne frische Luft geht es nicht. Sie belebt, macht wach und sorgt dafür, dass Bakterien und Viren weniger Chance haben sich zu verbreiten. Nicht umsonst gehört Stoßlüften in der Corona-Pandemie zu den wesentlichen Präventionsmaßnahmen, um eine Ansteckung mit Covid-19 zu verhindern. Im Besonderen in Großraumbüros ist Stoßlüften von großer Relevanz, um einen fortlaufenden Luftaustausch möglich zu machen.
6. Treppen steigen: Statt mit dem Aufzug in den vierten Stock zu fahren empfiehlt es sich, die Treppe zu nehmen. Auf diese Weise wird die tägliche Bewegung gleich automatisch stärker in den Tagesablauf integriert und das Herz-Kreislauf-System freut sich.
7. Dehnübungen: Wenn der Nacken sich versteift und die Schultern krampfen, können Sie mit geringen Mitteln entgegenwirken. Die Schultern vor- und zurück kreisen zu lassen, den Kopf zu drehen und die Arme einmal hoch in die Luft zu recken hilft dabei, die Muskeln zu lockern. Anschließend fällt das Arbeiten leichter.
8. Die Augen entspannen: Wer viel auf den Bildschirm schaut, sollte den Blick in regelmäßigen Zeitabständen aktiv in die Ferne schweifen lassen. Das entspannt die Augen und wirkt Kopfschmerzen, Verspannungen und gereizten Augen entgegen.
9. Musik hören: Nicht für jeden oder für jede Tätigkeit ist Musikhören geeignet. Ruhige Hintergrundmusik in bestimmten Arbeitsphasen kann gleichzeitig das Stresslevel senken und zu mehr Wohlbefinden beitragen. Im Großraumbüro empfiehlt sich das Tragen von Kopfhörern, im Einzelbüro kann leise Musik alternativ über die PC-Lautsprecher oder Radio gehört werden. Sie wirkt entspannend und kann die Produktivität steigern.
10. Gelegenheiten für soziale Interaktion nutzen: Sich an der Kaffeemaschine über das letzte Wochenende auszutauschen fördert den Teamgeist und das Wohlbefinden und Zusammengehörigkeitsgefühl im Büro. Mit den Kollegen gemeinsam Mittagspause zu machen, kann die Kommunikation untereinander fördern. Soziale Interaktion beugt Stress vor und kann Burnout oder Boreout entgegenwirken.
Wie hoch sind die Kosten der betrieblichen Gesundheitsförderung?
Es gibt keine konkreten Angaben zu den Kosten für die BGF. Vielmehr hängt die Höhe der Kosten von den gesundheitsförderlichen Leistungen ab, die Sie in Ihrem Betrieb umsetzen möchten – sowie von der Dauer der gesundheitsförderlichen Maßnahmen. Investitionen, beispielsweise in den täglichen Obstkorb oder in gemeinschaftliche Gesundheitstage mit internen Schulungen und Präventionskursen, werden eher gering ausfallen. Betriebssportangebote und -kurse hingegen können lediglich mit einem höheren Budget umgesetzt werden.
Größere Kostenfaktoren wiederum sind die Installation von Lärmschutzwänden im Büro oder die Anschaffung von ergonomischen Arbeitsplätzen. Auch die Umgestaltung zu barrierefreien Arbeitsplätzen und Büroräumen ist ein großer Kostenfaktor, den Sie nicht unterschätzen dürfen.
Welchen Zuschuss bieten Krankenkassen bei der betrieblichen Gesundheitsförderung?
Die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) unterstützen Unternehmen bei der BGF. Die Kosten für die einzelnen Maßnahmen werden – zumindest teilweise – übernommen. Den gesetzlichen Rahmen zur finanziellen Unterstützung seitens der GKV bildet das Sozialgesetzbuch (SGB), genauer gesagt der § 20 des SGB V. Auf der Grundlage von § 20b SGB V fördern gesetzliche Krankenkassen Sie mit Leistungen zur Gesundheitsförderung in Betrieben – vor allem den Aufbau und die Förderung von gesundheitsstärkenden Strukturen.
Bei der Unterstützung seitens der Krankenkassen zur Etablierung gesundheitsfördernder Strukturen hat der Gesetzgeber im Sozialgesetzbuch (SGB) festgelegt, dass die Ausgaben pro Versicherten und pro Jahr bei 3,15 Euro liegen (§ 20 Abs. 5 SGB V).
Im Rahmen der Unterstützung erfassen die Krankenkassen die gesundheitliche Situation im Unternehmen und beziehen dabei Sie als Arbeitgeber und Verantwortlichen im Betrieb und Ihre Mitarbeiter mit ein. Bei der Erfassung des gesundheitlichen Ist-Zustandes im Betrieb berücksichtigen die Krankenkassen auch die Einschätzung des Betriebsarztes sowie die der Fachkraft für Arbeitssicherheit.
Sind Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung steuerfrei?
Spezielle Maßnahmen der BGF können Arbeitgeber steuerlich geltend machen – dies gilt insbesondere für gesundheitsförderliche Aktivitäten, die von den Krankenkassen zertifiziert sind. Pro Mitarbeiter und Jahr gilt dabei ein Freibetrag von 600 Euro für die betriebliche Gesundheitsförderung. Allerdings sind nicht alle gesundheitsförderlichen Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung steuerfrei.
Welche Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung sind steuerfrei?
Die folgenden Maßnahmen im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung sind bis zu dem Freibetrag von 600 Euro pro Jahr je Mitarbeiter steuerfrei:
- Änderung der Ernährungsgewohnheiten
- Vermeidung von Mangel- und Fehlernährung
- Reduktion von Übergewicht
- Sportliche Aktivitäten
- Bewegungsmangel reduzieren
- Förderung von Stressbewältigungskompetenzen
- Förderung des Nichtrauchens
- Risikoarmer Alkoholkonsum / Reduzierung von Alkoholkonsum
Welche Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung sind steuerpflichtig?
Die folgenden Maßnahmen der Gesundheitsförderung werden explizit von der Steuerbefreiung ausgeschlossen. Obwohl auch diese Leistungen der Prävention von Berufskrankheiten dienen und gesundheitsförderlich sind, kann kein Freibetrag von 600 Euro angesetzt werden.
- Mitgliedsbeiträge in Fitnesscentern und Sportvereinen
- Trainingseinheiten einer Sportart
- Investitionen in Nahrungsergänzungsmitteln
- Massagen
- Medikamente zur Gewichtsabnahme
Wer ist an der BGF beteiligt?
An der betrieblichen Gesundheitsförderung sind neben Ihnen als Arbeitgeber weitere Akteure beteiligt. Dazu gehören Ihre Beschäftigten sowie der Betriebsarzt und die Fachkraft für Arbeitssicherheit. Darüber hinaus sollten Sie den Betriebsrat in die BGF mit einbeziehen. Zudem sollten Sie den Qualitätsmanager und die Schwerbehindertenvertretung als Partner für die BGF mit ins Boot holen.