
Haben Arbeitnehmer ein Recht auf Hitzefrei im Büro?
- Gibt es ein Recht auf Hitzefrei im Büro?
- Ab wann gibt es Hitzefrei im Büro?
- Welche Maßnahmen müssen Arbeitgeber bei einer Raumtemperatur über 26 Grad ergreifen?
- Welche Gesetze regeln die Temperatur am Arbeitsplatz?
- Was sind die gesetzlichen Vorgaben für Temperaturen am Arbeitsplatz?
- Welche Vorgaben gelten zur Luftfeuchtigkeit am Arbeitsplatz?
- Motivation der Arbeitnehmer trotz Hitze steigern: Wie Arbeitgeber davon profitieren
Ab wann gibt es Hitzefrei im Büro?
Maßnahmen durch den Arbeitgeber müssen ab einer bestimmten Höchsttemperatur in den beruflich genutzten Arbeitsräumen ergriffen werden:
- Temperaturen > 26 Grad Celsius: Ab einer Raumtemperatur von 26 Grad Celsius am Arbeitsplatz ist der Arbeitgeber verpflichtet die Gesundheit seiner Angestellten durch geeignete Maßnahmen zu schützen.
- Temperaturen > 35 Grad Celsius: Überschreitet die Lufttemperatur im Raum 35 Grad Celsius ist der Raum für die Zeit der Überschreitung nicht als Arbeitsraum geeignet.
Schon ab 26 Grad Celsius müssen geeignete Maßnahmen ergriffen werden um die Temperatur nachhaltig zu senken. Bringen die eingeleiteten Maßnahmen nicht den gewünschten Effekt und steigt die Temperatur in Innenräumen weiter bis auf 35 Grad Celsius, ist der Raum für die Zeit der Überschreitung nicht als Arbeitsraum geeignet. Arbeitgeber können ihre Arbeitnehmer in diesem Fall in anderen Räumlichkeiten des Unternehmens unterbringen oder von ihrer Arbeit zeitweilig freistellen und ihnen Hitzefrei gewähren.

Alternativen: Was können Arbeitgeber tun, um Hitzefrei im Büro zu vermeiden?
Grundsätzlich wäre es in Absprache mit dem Betriebsrat ebenso möglich, von flexiblen Arbeitszeiten, wie Gleitzeitregelungen, Gebrauch zu machen und die Arbeitszeiten so zu verlagern. Dies kann bedeuten, dass in Hitzeperioden früh morgens oder spät am Abend gearbeitet wird, um die Zeiträume mit Temperaturen über 30 Grad auszusparen und so Hitzefrei zu vermeiden.
Die seit der Corona-Pandemie beliebte Verlagerung der Arbeit ins Homeoffice stellt ebenfalls eine Alternative dar. In Hitzeperioden ist es in den meisten privaten Büros ebenfalls warm, sodass im Einzelfall geprüft werden muss, ob im Homeoffice günstigere Arbeitsbedingungen herrschen.
Langfristig kann der Einbau von Klimaanlagen oder Klimageräten das Problem langfristig erhöhter Raumtemperaturen am Arbeitsplatz ebenfalls lösen, sodass Hitzefrei erst gar nicht zum Thema wird.
Welche Maßnahmen müssen Arbeitgeber bei einer Raumtemperatur über 26 Grad ergreifen?
Bei einer Raumtemperatur von 26 Grad und mehr sind Arbeitgeber aufgrund ihrer Fürsorgepflicht verpflichtet, geeignete bauliche Maßnahmen vorzusehen, um die Temperaturen zu senken. Möglich sind zum Beispiel:
- Sonnenschutzvorrichtungen wie Markisen oder Jalousien sowie Sonnenschutzglas gegen die Sonneneinstrahlung,
- Im Zwischenraum der Verglasung angeordnete reflektierende Vorrichtungen,
- Innenliegende hochreflektierende oder helle Sonnenschutzvorrichtungen,
- Effektive Steuerung des Sonnenschutzes und der Lüftungseinrichtungen zum Beispiel Nutzung von Klimaanlagen, Ventilatoren und Raumlüftern,
- Reduzierung der thermischen Lasten durch Elektrogeräte,
- Lüftung in den frühen Morgenstunden und Lockerung der Kleidungsvorschriften,
- Pflicht zur Bereitstellung geeigneter Getränke (z. B. Trinkwasser) ab 30 Grad Raumtemperatur.
- Nutzung von Gleitzeitregelungen zur Verlagerung der Arbeitszeiten.
In vielen Fällen kann eine Kombination, der in den Regeln für den technischen Arbeitsschutz enthaltenen Maßnahmen dazu beitragen, die Raumtemperatur auf ein erträgliches Maß zu senken.
Welche Gesetze regeln die Temperatur am Arbeitsplatz?
Neben der allgemeinen Fürsorgepflicht geht der Gesetzgeber in weiteren Gesetzen im Detail darauf ein, welche Temperaturen am Arbeitsplatz zulässig sind. Während das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) im § 4 verfügt, dass „eine Gefährdung für das Leben sowie die physische und die psychische Gesundheit möglichst vermieden und die verbleibende Gefährdung möglichst gering gehalten werden sollte,“ wird die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) konkreter.
Unter dem Unterpunkt „Technischer Arbeitsschutz“ finden Arbeitgeber in den Technischen Regeln für Arbeitsstätten (ASR), die die Verordnungen der ArbStättV präzisieren (ASR A3.5 „Raumtemperatur“) unmissverständliche Hinweise zu Raumtemperaturen am Arbeitsplatz. Die Technischen Regeln für Arbeitsstätten gelten für Arbeits-, Pausen-, Bereitschafts-, Sanitär-, Kantinen- und Erste-Hilfe-Räume, an die betriebstechnisch keine spezifischen raumklimatischen Anforderungen gestellt werden (z. B. Kühlräume oder medizinische Bäder).
Was sind die gesetzlichen Vorgaben für Temperaturen am Arbeitsplatz?
Aus der oben genannten gesetzlichen Grundlage sind folgende Vorgaben für Arbeitgeber bindend:
1. Allgemeine Bestimmungen zur Temperatur im Büro
Allgemeine Bestimmungen zur Temperatur am Arbeitsplatz sind:
- Der Arbeitgeber hat bereits beim Einrichten der Arbeitsstätte darauf zu achten, dass die baulichen Voraussetzungen an den sommerlichen Wärmeschutz nach den anerkannten Regeln der Technik (nach geltendem Baurecht) gegeben sind
- Eine gesundheitlich zuträgliche Raumtemperatur liegt vor, wenn die Wärmebilanz des menschlichen Körpers ausgeglichen ist. Die Wärmebilanz des Körpers errechnet sich wie folgt: (Wärmezufuhr + Wärmeerzeugung – Wärmeabgabe).
- Für die meisten Arbeitsplätze reicht die Lufttemperatur zur Beurteilung aus. Arbeitsplätze mit hoher Wärmestrahlung oder Luftgeschwindigkeit müssen im Gegensatz nach Klimasummenmaß berechnet werden (Zusammenfassung von mehreren Klimagrößen (Lufttemperatur, Luftfeuchte, Luftgeschwindigkeit, Wärmestrahlung).
2. Mindestraumtemperaturen
Die Arbeitsstättenverordnung legt folgende Mindestraumtemperaturen in Büros fest:
- 19 Grad Celsius bei mittelschwerer, sitzender Tätigkeit
- 20 Grad Celsius bei leichter, sitzender Tätigkeit
- Beim stehender oder flexibler Tätigkeit gelten folgende Werte: 12 Grad schwere Tätigkeit / 17 Grad mittelschwere Tätigkeit / 19 Grad leichte Tätigkeit
3. Besondere Vorgaben
Daneben gibt es noch besondere Vorgaben für verschiedene Räume in Büros:
- In Pausen-, Bereitschafts-, Sanitär-, Kantinen- und Erste-Hilfe-Räumen muss während der Nutzungsdauer eine Lufttemperatur von mindestens +21 °C herrschen.
- In Waschräumen, in denen Duschen installiert sind, soll die Lufttemperatur während der Nutzungsdauer mindestens +24 °C betragen.
Welche Vorgaben gelten zur Luftfeuchtigkeit am Arbeitsplatz?
Folgende Vorgaben gelten für die relative Luftfeuchtigkeit in Büros:
Lufttemperatur | Relative Luftfeuchtigkeit |
+ 20 Grad Celsius | 80 % |
+ 22 Grad Celsius | 70 % |
+ 24 Grad Celsius | 62 % |
+ 26 Grad Celsius | 55 % |
Wichtig: Technische Maßnahmen, die die Lufttemperatur reduzieren, dürfen die absolute Luftfeuchte nicht erhöhen.
Motivation der Arbeitnehmer trotz Hitze steigern: Wie Arbeitgeber davon profitieren
Hohe Temperaturen im Büro können die Arbeitsmotivation stark beeinträchtigen. Auch wenn es keinen rechtlichen Anspruch auf Hitzefrei gibt, können Arbeitgeber viel tun, um die Produktivität trotz sommerlicher Hitze zu steigern. Es genügt oft schon, einfache, aber effektive Maßnahmen zu ergreifen, um das Arbeitsklima zu verbessern und die Motivation zu fördern.
Möglichkeiten wie flexible Homeoffice-Regelungen, Ventilatoren am Arbeitsplatz, das Bereitstellen von kostenlosen, gekühlten Getränken oder erfrischendem Eis können das Wohlbefinden der Mitarbeiter bei Hitze steigern und das Teamgefühl stärken. Auch bauliche Anpassungen wie Klimaanlagen oder mobile Kühlsysteme sorgen für angenehme Arbeitsbedingungen.
Indem Arbeitgeber ein empathisches, lösungsorientiertes Vorgehen zeigen und individuell auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter eingehen, können sie nicht nur die Arbeitsmoral in heißen Zeiten aufrechterhalten, sondern auch langfristig die Zufriedenheit und Leistung ihrer Arbeitnehmer steigern. So profitieren Unternehmen von einem hochmotivierten, konzentrierten und effizienten Mitarbeiter – auch bei extremen Temperaturen.