Aufbau der Gefahrstoffunterweisung

Gefahrstoffunterweisung mit Erfolg durchführen – Inhalte & Tipps

Werden in Ihrem Betrieb Gefahrstoffe hergestellt, verwendet, gelagert, transportiert oder entsorgt, müssen Sie Ihre Mitarbeiter über die Gefahren und Schutzmaßnahmen aufklären. Dies tun Sie in der jährlichen Gefahrstoffunterweisung. Welche Inhalte diese aufweisen muss und wie Sie eine gute Gefahrstoffunterweisung aufbauen und durchführen, erfahren Sie in diesem Ratgeber.
Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Gefahrstoffunterweisung?

Eine Gefahrstoffunterweisung ist eine Schulungsmaßnahme, die darauf abzielt, Mitarbeiter über den sicheren Umgang mit Gefahrstoffen zu informieren und zu sensibilisieren. Diese Unterweisungen sind gesetzlich vorgeschrieben und sollen sicherstellen, dass alle Beschäftigten die potenziellen Gefahren der verwendeten Stoffe kennen und wissen, wie sie sich im Arbeitsalltag richtig verhalten.

Die Hauptziele der Gefahrstoffunterweisung sind der Schutz der Gesundheit der Mitarbeiter und die Vermeidung von Unfällen.

Was sind Gefahrstoffe überhaupt?

Unter Gefahrstoffen stellen sich viele Menschen übel stinkende, grünliche Brühen oder ätzende Säuren vor. Selbstverständlich gelten die meisten Säuren als Gefahrstoffe, doch in Ihrer Gefahrstoffunterweisung sollten Sie deutlich machen, dass auch viele ganz andere Substanzen, mit denen wir im Alltag und am Arbeitsplatz in Kontakt kommen, im Arbeitsschutzrecht unter Gefahrstoffe fallen.

Dazu gehören etwa Benzin, Holzstäube oder Schweißrauche. Aber auch viele Inhaltsstoffe in Haushaltsprodukten wie Reinigungsmittel, Farben oder Klebstoffen gelten als Gefahrstoffe. Jedem Unterweisungsteilnehmer sollte klar werden: Nur weil eine Chemikalie in einer Drogerie oder im Baumarkt frei erhältlich ist oder in einer Werkstatt oder auf einer Baustelle herumsteht, bedeutet das noch lange nicht, dass sie ungefährlich ist. Um diesem Trugschluss vorzubeugen, müssen Gefahrstoffe bzw. gefahrstoffhaltige Produkte mit Warnsymbolen und Warnhinweisen gekennzeichnet werden.

Ist eine Gefahrstoffunterweisung Pflicht?

Ja, eine regelmäßige Gefahrstoffunterweisung ist für jedes Unternehmen, welches Gefahrstoffe einsetzt, verpflichtend.

Laut § 14 Abs. 2 Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) muss der Arbeitgeber sicherstellen, dass seine Beschäftigten „anhand der Betriebsanweisung (…) über alle auftretenden Gefährdungen und entsprechende Schutzmaßnahmen mündlich unterwiesen werden.“ In diesem Satz stecken 2 zentrale Verpflichtungen:

  1. Zu Gefahrstoffen muss eine Betriebsanweisung vorliegen! Deren Mindestanforderungen sind in der GefStoffV genannt.
  2. Sie müssen zu Gefahrstoffen mündlich unterweisen. Sie können Ihre Unterweisungspflicht nicht allein an eine Software oder ein Online-Tool delegieren.

Außerdem schreibt die GefStoffV eine „allgemeine arbeitsmedizinisch-toxikologische Beratung“ als Teil der Unterweisung vor.

Wie oft muss eine Gefahrstoffunterweisung durchgeführt werden?

Die Gefahrstoffunterweisung muss vor Aufnahme der Beschäftigung erfolgen und mindestens einmal pro Jahr wiederholt werden. Zeitpunkte und Inhalte sind mit Unterschrift der Teilnehmer schriftlich festzuhalten.

Wer darf eine Gefahrstoffunterweisung durchführen?

Eine Arbeitsschutzunterweisung obliegt dem Arbeitgeber. Demnach ist der Arbeitgeber dazu verpflichtet, sich um die Durchführung einer Gefahrstoffunterweisung für seine Mitarbeiter zu kümmern. In der Praxis übergibt der Arbeitgeber diese Aufgabe einem Spezialisten mit nötiger Fachkunde. Dies ist rechtlich erlaubt .

Aufbau: Welche Inhalte muss die Gefahrstoffunterweisung behandeln?

Die Gefahrstoffunterweisung sollte regelmäßig und zielgruppenspezifisch durchgeführt werden. Neue Mitarbeiter müssen vor Beginn ihrer Tätigkeit umfassend unterwiesen werden, und bestehende Mitarbeiter sollten mindestens einmal jährlich eine Auffrischungsschulung erhalten. Die Unterweisung kann in verschiedenen Formaten erfolgen, darunter Präsenzschulungen, E-Learning-Kurse oder praktische Übungen.

Folgende Inhalte sollten Sie bei der Gefahrstoffunterweisung vermitteln:

  1. die Definition von Gefahrstoffen,
  2. die unterschiedlichen Erscheinungsformen von Gefahrstoffen,
  3. die verschiedenen Aufnahmewege durch Einatmen, Verschlucken oder über die Haut,
  4. wie Mitarbeiter Zugang zum Gefahrstoffkataster erhalten und welche Informationen sich aus dem Verzeichnis ergeben,
  5. wie Gefahrstoffe gekennzeichnet werden und was man aus den Kennzeichen auf dem Gefahrstoffetikett ablesen kann,
  6. wie Gefahrstoffe am Arbeitsplatz aufbewahrt werden,
  7. was die Lagerklassen und die Zusammenlagerungstabelle bedeuten,
  8. welche Informationen man einem Sicherheitsdatenblatt entnehmen kann,
  9. mit welcher PSA sie sich schützen können,
  10. welche allgemeinen Verhaltensregeln im Umgang mit Gefahrstoffen gelten,
  11. wie man Sicherheitsregeln in einer Betriebsanweisung findet,
  12. ob es Verwendungsbeschränkungen und -verbote (insbesondere für besondere Personengruppen wie Frauen im gebärfähigen Alter, werdende und stillende Mütter oder Jugendliche) gibt und
  13. was man bei der Entsorgung gefährlicher Stoffe beachten muss.

Stellen Sie auch sicher, dass im Rahmen der Unterweisung eine allgemeine arbeitsmedizinisch-toxikologische Beratung durchgeführt wird. Durch die Vermittlung von Hintergrundwissen über die gesundheitsschädigende Wirkung von Chemikalien sollen die Sensibilität und die Eigenverantwortung Ihrer Mitarbeiter für ihre Gesundheit gefördert werden. Soweit aus arbeitsmedizinischen Gründen notwendig, sollte dieser Teil der Unterweisung durch Ihren Betriebsarzt durchgeführt werden.

Wie erfolgt die Dokumentation der Gefahrstoffunterweisung?

Die Dokumentation der durchgeführten Unterweisungen ist ebenfalls von großer Bedeutung. Dies umfasst:

  1. Teilnehmerlisten: Namen der geschulten Mitarbeiter und deren Unterschriften zur Bestätigung der Teilnahme.
  2. Unterweisungsinhalte: Detaillierte Aufzeichnung der behandelten Themen und verwendeten Materialien.
  3. Datum und Dauer: Angaben zum Zeitpunkt und zur Dauer der Unterweisung.
  4. Unterweisender: Name und Qualifikation der Person, die die Unterweisung durchgeführt hat.

Was sind die Vorteile einer effektiven Gefahrstoffunterweisung?

Eine gründliche und regelmäßig durchgeführte Gefahrstoffunterweisung bietet zahlreiche Vorteile:

  1. Erhöhung der Arbeitssicherheit: Durch das Wissen über die richtigen Sicherheitsmaßnahmen wird das Risiko von Unfällen und Gesundheitsgefahren reduziert.
  2. Rechtliche Absicherung: Unternehmen erfüllen ihre gesetzlichen Verpflichtungen und minimieren das Risiko von Strafen oder Haftungsansprüchen.
  3. Sensibilisierung der Mitarbeiter: Geschulte Mitarbeiter sind sich der Gefahren bewusst und verhalten sich verantwortungsbewusster im Umgang mit Gefahrstoffen.
  4. Verbesserung des Arbeitsklimas: Ein sicheres Arbeitsumfeld trägt zu einem positiven Betriebsklima und einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit bei.

3 Tipps für unschlagbare gute Gefahrstoffunterweisungen

Damit die Inhalte Ihrer Gefahrstoffunterweisung auch in Erinnerung bleiben, ist es wichtig, eine möglichst mitreißende Gefahrstoffunterweisung durchzuführen. Wie Ihnen dies gelingt, zeigen die folgenden drei Tipps:

  1. Interaktive und praxisnahe Gestaltung: Zeigen Sie den Mitarbeitern den sicheren Umgang mit Gefahrstoffen durch praktische Demonstrationen. Nutzen Sie echte Beispiele aus dem Arbeitsalltag, um die Relevanz zu verdeutlichen. Integrieren Sie ebenfalls Workshops und Übungen, bei denen die Teilnehmer selbst aktiv werden und das Erlernte anwenden können. Dies fördert das Verständnis und die Erinnerung.
  2. Nutzung moderner Medien: Ergänzen Sie die Präsenzschulungen durch interaktive E-Learning-Module. Diese bieten den Vorteil, dass Mitarbeiter in ihrem eigenen Tempo lernen und die Inhalte bei Bedarf wiederholen können. Nutzen Sie auch Videos und Animationen, um komplexe Themen anschaulich zu erklären. Visuelle Inhalte bleiben oft besser im Gedächtnis als reine Textinformationen.
  3. Einbindung der Mitarbeiter: Ermutigen Sie die Mitarbeiter, ihre eigenen Erfahrungen und Best Practices im Umgang mit Gefahrstoffen zu teilen. Dies fördert den Austausch und das Lernen voneinander. Bitten Sie die Teilnehmer am Ende jeder Unterweisung um Feedback. Dies kann Ihnen helfen, zukünftige Schulungen zu verbessern und auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter besser einzugehen.