Dies ist eine Infografik mit der Aufschrift: "Fluchttüren im Betrieb - Diese Vorschriften sind zu beachten".

Fluchttüren im Betrieb: Vorschriften in Deutschland

Wenn es brennt, müssen die Fluchtwege und Rettungswege frei sein, damit sich die Mitarbeiter im Betrieb rechtzeitig in Sicherheit bringen können. Dabei kommt es entscheidend auf die Fluchttür an und wie sie ausgestattet ist.
Inhaltsverzeichnis

Was sind Fluchttüren?

Fluchttüren sind speziell konzipierte Türen, die im Notfall wie bei Bränden, Explosionen oder anderen Gefahrensituationen einen schnellen und sicheren Fluchtweg für Menschen gewährleisten sollen. Sie befinden sich an Flucht- und Rettungswegen und Notausgängen. Fluchttüren sind mit einer Euro-Norm belegt und müssen demnach spezielle Voraussetzungen erfüllen.

Die Hauptanforderung an Fluchttüren ist, dass sie sich schnell und einfach sowie in Fluchtrichtung öffnen lassen. Dafür sind sie mit spezifischen Fluchttürverschlüssen ausgestattet, also einem leicht bedienbaren Mechanismus, wie z.B. einem horizontalen Druckbalken (Panikstange). Fluchttüren dürfen niemals blockiert oder verschlossen sein, da sie im Ernstfall jederzeit zugänglich sein müssen.

Als Notausgänge werden alle Ausgänge in Gebäuden bezeichnet, die sich auf Fluchtwegen befinden.

Fluchttüren Vorschriften Deutschland

Zur Sicherheit im Betrieb schreibt das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) vor, dass die Arbeit, Leben und Gesundheit der Arbeitnehmer möglichst nicht gefährden darf oder, dass die Gefährdung so gering wie möglich zu halten ist. Dazu gehört es auch, dass sich die Beschäftigten, wenn Gefahr droht, unverzüglich in Sicherheit bringen können und eine schnelle Rettung möglich ist (siehe § 4 Arbeitsstättenverordnung, (ArbStättV)).

Nicht nur Brände, auch andere Arten von Paniksituationen spielen beim Schutz von Menschen, die sich in einem Gebäude aufhalten eine wichtige Rolle. Der Einsatz von Fluchttüren ist demnach zwingend notwendig. Fluchttüren gewährleisten, dass in besonderen Notfällen ein Verlassen der Räumlichkeiten durch Durchgänge in Fluchtrichtung jederzeit möglich ist.

Wie viele Rettungswege und Fluchttüren in einem Betrieb oder Unternehmen vorhanden sein müssen, welche Breite von Fluchttüren nötig ist und die Lage der Notausgangstüren, kommt auf die Betriebs- oder Unternehmensgröße und der Anzahl der arbeitenden Personen in diesen an.

Die wichtigsten Anforderungen an Fluchttüren sind:

  • Leichte Bedienung: Fluchttüren und Notausgänge müssen sich durch eine leichte Bedienung beim Öffnen ohne fremde Hilfsmittel auszeichnen.
  • Zugänglichkeit: Weiterhin dürfen Notausgangstüren und Fluchtwege nicht eingeengt oder verstellt sein – sie müssen immer frei zugänglich sein.
  • Kennzeichnung: Notausgänge und Fluchttüren sind immer klar zu kennzeichnen. Dies erfolgt im Normalfall durch Leuchtschilder, welche gut sichtbar für jeden angebracht werden müssen.
  • Öffnungsrichtung: Kommen manuelle Fluchttüren bei Notausgängen (Notausgangstüren) zum Einsatz, müssen diese zwingend in Fluchtrichtung öffnen.

Achtung: Drehtüren dürfen bei Notausgängen nicht eingebaut werden. Dies ist nach § 21 ASchG (Arbeitsschutzgesetz) §§ 17, 18 und 20 AStV (Arbeitsstättenverordnung Österreich) strengstens verboten.

Wie breit müssen Fluchttüren sein?

Notausgänge und Fluchttüren müssen je nach Personenanzahl zudem mit einer speziellen Breite in Gebäuden ausgestattet sein. So sieht es das ASR A2.3 vor.

  • bis zu 5 Personen 87,5 cm
  • bis zu 20 Personen 100 cm
  • bis zu 200 Personen 120 cm
  • bis zu 300 Personen 180 cm
  • bis zu 400 Personen 240 cm

Beispiel: Die Mindestbreite eines Fluchtweges von 21 bis 200 Personen liegt bei 120 cm. Bei einer nach außen öffnenden Fluchttür liegt die Breite bei 105 cm. Anhand dieses Beispiels kann man die Breite der Fluchttüren für jede Personenanzahl berechnen. Möchte man auf Nummer sicher gehen, so erfragt man dies beim zuständigen Amt.

Welche Öffnungsrichtung ist bei Fluchttüren vorgeschrieben?

Bei der Anlage von Notausgangstüren, die ins Freie führen ist die Öffnungsrichtung entscheidend – diese muss nach außen zu öffnen sein. Zu diesem Urteil kam ein Gericht, in welchem der Richter entschied, dass es zwingend notwendig ist. Die Anforderungen, die die ArbStättV (Arbeitsstättenverordnung) an Betriebe und Unternehmen stellte sind einzuhalten. Weiterhin hieß es, dass es dabei egal sei, wie viele Personen sich in den Räumen befänden.

Nach Nr. 2.3 des Anhangs der ArbStättV ist die Sachlage also klar: Fluchttüren auf Flucht- und Rettungswegen in Arbeitsstätten müssen in Fluchtrichtung, also nach außen aufschlagen.

Denn: Fluchttüren, die sich im Gebäude nach innen öffnen lassen, stellen immer eine Gefahr dar und erhöhen das Stresslevel und die Paniksituation. Im schlimmsten Fall kann es zu Menschenansammlungen vor einer nach innen öffnenden Fluchttür kommen und der Rettungsweg ist ebenfalls gestört.

Welche Arten von Fluchttüren werden unterschieden?

Wie eine Fluchttür ausgestattet ist, bestimmt die Norm. Zu unterscheiden sind zwei Arten von Fluchttüren:

  • Fluchttüren mit Notausgangsverschluss (Notausgang) – unterliegt der DIN-Euro-Norm 179
  • Fluchttüren mit Panikverschluss (Paniktüren) – unterliegt der DIN-Euro-Norm 1125 (Abkürzung EN)

Allerdings legen die Euro-Normen nur die Anforderungen der Verschlusssysteme und deren CE-Kennzeichnung einer Fluchttür fest. Welche Fluchttüren wo eingebaut werden dürfen, legt die zuständige Behörde fest.

Wichtig: Alle Arten von Fluchttüren und deren Fluchttürverschlüssen unterliegen einem Kontrollverfahren und einer Qualitätsprüfung seitens des Herstellers.

Mit welchen Schlössern müssen Fluchttüren ausgestattet sein?

Fluchttüren werden anhand der Schlösser unterschieden. So gibt es Fluchttüren, die als Schloss einen Notausgangsverschluss besitzen und Türen, die mit einem Schloss als Panikverschluss versehen sind.

Notausgangsverschlüsse DIN EN 179

Räumlichkeiten, die mit wenigen Personen belegt sind, besitzen in der Regel Fluchttüren mit Notausgangsverschlüssen. Der Einsatz dieser Fluchttüren kommt vor:

  • Wohnanlagen privater Natur
  • Einzelne Klassenräume
  • Nicht öffentliche Zugänge in Flughafen oder Banken

Ein Notausgangsverschluss besteht aus einem Beschlag und einem Schloss. Auch muss gewährleistet sein, dass die Fluchttür mit einer Handbetätigung in einer Sekunde zu öffnen ist.

Mechanische oder elektrisch gesteuerte Notausgangsverschlüsse

Ein weiterer Unterschied von Fluchttüren mit Notausgangsverschluss liegt in der Mechanik. Hier ist zu unterscheiden, ob ein mechanischer Notausgangsverschluss oder ein elektrisch gesteuerter Notausgangsverschluss Anwendung findet.

Mechanische Notausgangsverschlüsse wie gerade erwähnt. Die Besonderheit liegt bei elektrisch gesteuerten Notausgangsverschlüssen. Diese werden zwar auch in Gebäuden eingesetzt, wo keine Paniksituation zu erwarten ist. Durch die Mechanik unterliegt sie zusätzlich noch der prEN 13637. Fluchttüren, die mit diesem System ausgestattet sind, verfügen über eine elektrische Verriegelung, einer Steuereinheit und einem Notschalter. Alle drei können miteinander gekoppelt werden.

Paniktürverschlüsse DIN EN 1125

Paniktüren mit Paniktürverschlüssen werden in der Regel in Räumlichkeiten eingebaut, wo sich viele Personen aufhalten und es eventuell zu Paniksituationen kommen kann. Zu diesen Einrichtungen gehören beispielsweise:

  • Krankenhäuser,
  • Kinos,
  • Theater,
  • öffentliche Bereiche in Flughäfen sowie
  • öffentliche Gebäude und Verwaltungen.

Eine mechanische Paniktür verfolgt das Ziel einer schnellen Flucht mit minimaler Anstrengung der fliehenden Personen.

Bei mechanischen Paniktürverschlüssen unterscheidet man:

  • Paniktürverschluss Griffstange
  • Paniktürverschluss Druckstange

Türwächter bei Notausgängen: So beugen Sie Missbräuchen vor

Bei der Einrichtung von Notausgängen und Fluchttüren ist nicht nur zu beachten, dass die Türen in Fluchtrichtung zu öffnen sind, sondern auch, dass diese Wege auch ausschließlich als Fluchtwege genutzt werden. Niemand soll unbefugt von außen eindringen können oder von innen diese als Ausgang nutzen.

Damit Fluchttüren zum Beispiel als Abkürzung nicht genutzt werden können, installieren Unternehmen oftmals sogenannte Türwächter. Die Geräte werden an Klinken oder Panikstangen montiert. Ein schnelles Öffnen der Fluchttür ist weiterhin möglich, aber nicht mehr ungesehen. Denn jedes Öffnen der Tür wird nun bemerkt. Einfachste Türwächter-Modelle bestehen aus einer Plastikhaube über der Türklinke oder einem Riegel, der zum Drücken der Klinke weggedreht werden muss. Aufwendigere Systeme melden jedes Öffnen akustisch oder an eine Leitwarte.

Diese Sicherheitstechnik ist nicht nur für Notausgänge empfehlenswert. Sie können die Systeme für sämtliche Türen im Verlauf von Fluchtwegen, zu Notausstiegen, Deckenluken oder zu gefährlichen Arbeitsbereichen einsetzen. Mit einem Türwächter beugen Sie Missbrauch und unbefugtes Betreten vor, und zwar, ohne die Funktionalität der Tür im Gefahrenfall zu beeinträchtigen. Niemand außer berechtigte Personen können unbemerkt die Tür öffnen, dennoch genügt im Notfall ein Handgriff.

Checkliste: Erfüllen Sie die Anforderungen an Fluchttüren?

Checkliste Erledigt?
Sind sämtliche Notausgänge und Türen in Fluchtrichtung unverschlossen oder mit einem Notöffnungsmechanismus versehen?
Sind die Notausgänge jederzeit erreichbar?
Lassen sich alle Notausgänge jederzeit öffnen? Erfolgt das Öffnen leicht, ohne übermäßigen Kraftaufwand und ohne spezielle Hilfsmittel?
Funktionieren alle Entriegelungseinrichtungen einwandfrei und leichtgängig?
Sind die Notausgänge stets von innen freigehalten. d. h. nicht durch Gegenstände, Werkzeuge oder Materialien zugestellt?
Wenn die Möglichkeit besteht, dass ein Notausgang von außen verstellt wird, z. B. durch parkende Lieferanten-Fahrzeuge: Wird das Verstellen in diesen Fällen sicher unterbunden, z. B. durch Sperrbügel und Kennzeichnung o. Ä.?
Sind per Hand zu betätigenden Türen in Notausgängen so eingebaut, dass sie stets in Fluchtrichtung aufschlagen?
Sind die Notausgänge vorschriftsgemäß gekennzeichnet und die Kennzeichnungen sauber, sichtbar und lesbar?
Sind Notausgänge mit Sicherheitsbeleuchtung versehen oder durch lang nachleuchtende Schilder gekennzeichnet?
Ist bei Türen mit einer Zutrittskontrolle (Codezutritt, Magnetkarte o. Ä.) gewährleistet, dass die Räume auch bei Stromausfall verlassen werden können?

Fazit zu Fluchttüren für die Praxis

Damit Beschäftigte im Notfall schnell die Arbeitsstätte verlassen können, um sich in Sicherheit zu bringen, muss die Fluchttür zwingend nach außen aufgehen. Auch wenn nur wenige Mitarbeiter in den Räumen arbeiten, ändert das nichts. Fluchtwege und Fluchttüren sind in regelmäßigen Intervallen einem Prüfverfahren zu unterziehen. Zeitgleich sind die Sicherheitsbeleuchtung, Länge und Breite der Fluchtwege und die Öffnungsrichtung zu überprüfen.