Schutzhandschuhe Betrieb

Schutzhandschuhe: Arten, Normen, Auswahl, Kennzeichnung und Regeln zur Nutzung

Schutzhandschuhe sind im betrieblichen Alltag unersetzlich! Unsere Hände sind mitunter die wichtigsten Hilfsmittel, die wir haben. Mit Ihnen können wir die verschiedensten grob und feinmotorischen Tätigkeiten ausführen. Umso wichtiger ist der Schutz unserer empfindlichen, komplexen Konstruktion aus Knochen, Muskeln und Sehnen.
Inhaltsverzeichnis

Was sind Schutzhandschuhe?

Schutzhandschuhe sind spezielle Handschuhe, die entwickelt wurden, um die Hände vor verschiedenen Gefahren und Risiken am Arbeitsplatz zu schützen. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil der persönlichen Schutzausrüstung (PSA) und werden in vielen Branchen eingesetzt, um Verletzungen und gesundheitliche Schäden zu verhindern.

Anwendungsbereiche von Schutzhandschuhen

Schutzhandschuhe finden in vielen verschiedenen Arbeitsbereichen Anwendung, darunter:

  • Bau- und Handwerksarbeiten: Schutz vor mechanischen Gefahren wie Schnitten und Stichen.
  • Chemische und pharmazeutische Industrie: Schutz vor gefährlichen Substanzen.
  • Medizinische Berufe: Schutz vor biologischen Risiken.
  • Elektrische Arbeiten: Schutz vor elektrischen Schlägen.
  • Kälte- oder Hitzearbeiten: Schutz vor extremen Temperaturen.

Schutz-Funktionen von Schutzhandschuhen

Schutzhandschuhe bieten Schutz vor einer Vielzahl von Gefahren, die in unterschiedlichen Arbeitsumgebungen auftreten können. Je nach Material und Design bieten sie spezifische Schutzfunktionen:

  1. Mechanischer Schutz: Schutzhandschuhe bewahren die Hände vor mechanischen Einwirkungen wie Schnitten, Stößen, Abrieb oder Stichen. Sie werden häufig in der Bau- und Metallindustrie, im Handwerk oder bei Montagearbeiten verwendet.
  2. Chemischer Schutz: In Branchen wie der Chemie- oder Pharmaindustrie schützen Schutzhandschuhe die Hände vor gefährlichen Chemikalien, Säuren, Laugen und anderen ätzenden oder toxischen Substanzen. Diese Handschuhe bestehen meist aus speziellen, chemikalienbeständigen Materialien wie Nitril, Latex oder PVC.
  3. Thermischer Schutz: Schutzhandschuhe mit thermischer Schutzfunktion schützen die Hände vor extremen Temperaturen, sei es Hitze oder Kälte. Diese Handschuhe sind unerlässlich für Arbeiten in Gießereien, in der Metallverarbeitung oder in Kühlhäusern.
  4. Elektrischer Schutz: Elektrisch isolierende Schutzhandschuhe schützen vor elektrischen Schlägen und werden in der Elektroindustrie und bei Arbeiten an Stromleitungen eingesetzt. Sie bestehen aus isolierenden Materialien, die verhindern, dass Strom durch den Körper geleitet wird.
  5. Biologischer Schutz: In medizinischen oder laborbasierten Umgebungen schützen Schutzhandschuhe vor biologischen Risiken wie Viren, Bakterien oder anderen infektiösen Stoffen. Diese Handschuhe sind oft steril und werden nach dem Gebrauch entsorgt, um eine Kreuzkontamination zu vermeiden.

Welche Arten von Schutzhandschuhen werden unterschieden?

Schutzhandschuhe sind ein wesentlicher Bestandteil der persönlichen Schutzausrüstung und bieten je nach Einsatzbereich spezifischen Schutz für die Hände. Hier sind vier wichtige Arten von Schutzhandschuhen, die in verschiedenen Arbeitsumgebungen unverzichtbar sind:

  • Schutzhandschuhe für mechanischen Schutz
  • Schutzhandschuhe für chemischen Schutz
  • Thermohandschuhe (bei Kälte oder Hitze)
  • Handschuhe für Elektroarbeiten

Handschuhe für den Schutz vor mechanischen Einwirkungen

Schutzhandschuhe für mechanischen Schutz sind speziell entwickelt, um Ihre Hände vor Verletzungen durch mechanische Einwirkungen wie Schnitte, Stöße, Abrieb und Stiche zu bewahren. Diese Handschuhe kommen in einer Vielzahl von Materialien, darunter schnittfeste Fasern wie Kevlar, Leder oder synthetische Stoffe, die alle für ihre Widerstandsfähigkeit gegen mechanische Belastungen bekannt sind.

Kennzeichnung von Schutzhandschuhen für mechanischen Schutz

Handschuhe zum Schutz vor mechanischen Einwirkungen sind durch ein Hammersymbol gekennzeichnet. Die Prüfung solcher Handschuhe erfolgt gemäß der DIN EN 388. Unter dem Hammersymbol ist immer eine 4-stellige Zahlenkombination, die die Eigenschaften des Handschuhs wiedergibt, abgebildet.

  • Die erste Ziffer gibt an, wie abriebfest der Handschuh ist. Hier kann ein Wert zwischen 0, für nicht abriebfest, bis 4 für sehr abriebfest erreicht werden.
  • Die zweite Ziffer gibt die Schnittfestigkeit des Materials an. Der Wert für die Schnittfestigkeit kann zwischen 0 für geringe bis 5 für hohe Schnittfestigkeit liegen.
  • Die dritte Ziffer kennzeichnet die Weiterreißfestigkeit des Materials (Wert zwischen 0 und 4).
  • Die vierte Ziffer gibt an, wie stichfest der Handschuh ist. Diese Ziffer kann ebenfalls einen Wert zwischen 0 und 4 haben.

Bestimmte Handschuhe können einen zusätzlichen Schutz gegen Stöße besitzen. Dies wird durch ein „KP“ am Ende der 4-stelligen Zahlenkombination kenntlich gemacht.

Handschuhe zum Schutz vor chemischen und biologischen Einwirkungen

Schutzhandschuhe für chemischen Schutz sind unerlässlich, wenn Sie mit gefährlichen Chemikalien, Säuren, Laugen oder anderen toxischen Substanzen arbeiten. Diese Handschuhe bestehen aus speziellen Materialien wie Nitril, Latex, Butyl oder PVC, die beständig gegen eine Vielzahl von Chemikalien sind und Ihre Haut vor schädlichen Einflüssen schützen.

Sie werden häufig in Laboren, der chemischen Industrie, in der Pharmazeutik und in der Reinigung eingesetzt, wo der Kontakt mit aggressiven Substanzen unvermeidlich ist.

Wie wähle ich den richtigen Schutzhandschuh gegen Chemikalien aus?

Die Auswahl und das Angebot von Schutzhandschuhen gegen Chemikalien und Biostoffe gestaltet sich deutlich komplexer. Demnach sind unbedingt die folgenden drei Faktoren zu berücksichtigen:

  • Beständigkeit: Für Chemikalienschutzhandschuhe gilt grundsätzlich, dass kein Handschuh gegen alle Chemikalien schützt. Um also den richtigen Handschuh auswählen zu können, ist zwingend eine Gefährdungsbeurteilung zu erstellen, in der sämtliche Gefahrstoffe bzw. Chemikalien, die am Arbeitsplatz vorhanden sind und mit denen der Beschäftigte in Kontakt treten kann, ermittelt werden.
  • Penetration: Penetration bedeutet die Durchdringung der Chemikalie durch kleinste Löcher und Nähte des Handschuhs. Penetration wird in die Klassen 0 bis 3 eingeteilt, wobei 3 der beste Wert ist.
  • Permeation: Die Permeation hingegen beschreibt die Durchdringung des Handschuhmaterials auf molekularer Ebene und ist in 6 Klassen eingeteilt. Die Klassen geben dabei an, wie lange das Handschuhmaterial gegen einen bestimmten Stoff beständig ist. Klasse 1 bedeutet 10 Minuten Beständigkeit, Klasse 6 480 Minuten.

Wie werden Chemikalienschutzhandschuhe gekennzeichnet?

Chemikalienschutzhandschuhe lassen sich an der Kennzeichnung mit einem Becherglas oder Erlenmeyerkolben erkennen.

  • Becherglas: Schutzhandschuhe mit einem Becherglas sind wasser- und luftdicht. Gegebenenfalls können so gekennzeichnete Handschuhe gegen bestimmte Chemikalien schützen. Dies ist unbedingt den Herstellerinformationen zu entnehmen.
  • Erlenmeyerkolben: Das Kennzeichnungselement Erlenmeyerkolben sagt aus, dass der Handschuh gegen 3 Chemikalien aus einer Liste nach DIN EN 374-1 geprüft worden ist. Auch hier sind bezüglich der Beständigkeit gegen Chemikalien zwingend die Herstellerangaben zu beachten.

Neben der Beständigkeit gegen Chemikalien kann ein Chemikalienschutzhandschuh zusätzlich die Kennzeichnung „bakteriologische Kontamination“ tragen. Solche Schutzhandschuhe sollen auch gegen Bakterien und Pilzsporen schützen, jedoch nicht gegen Viren, da Viren wesentlich kleiner sind als Bakterien.

Thermohandschuhe (bei Kälte oder Hitze)

Thermohandschuhe bieten Schutz vor extremen Temperaturen, sei es in kalten Umgebungen oder bei Arbeiten, die mit intensiver Hitze verbunden sind. Diese Handschuhe sind entweder wärmeisolierend, um Ihre Hände bei eisigen Temperaturen warm zu halten, oder hitzebeständig, um Verbrennungen bei hohen Temperaturen zu verhindern.

Thermohandschuhe gegen Kälte

Kältehandschuhe, eine Art von Thermohandschuhen, bieten Schutz vor Kälte und werden in Kühlhäusern, der Lebensmittelverarbeitung und bei Outdoor-Arbeiten im Winter verwendet. Die Anforderungen, die Kältehandschuhe erfüllen müssen, sind in der Norm DIN EN 511 zu finden.

Handschuhe gegen Kälte-Einwirkungen bestehen in der Regel aus isolierenden Materialien wie Thinsulate oder Fleece und sind häufig mit einer wasserabweisenden Beschichtung versehen.

Thermohandschuhe gegen Hitze

Hitzehandschuhe unterliegen der Norm EN 407. Sie schützen vor extremen Temperaturen und werden in Gießereien, bei Schweißarbeiten und in der Metallverarbeitung eingesetzt.

Hitzeschutzhandschuhe bestehen oft aus Leder, Nomex oder speziellen hitzebeständigen Fasern, die hohen Temperaturen standhalten können.

Handschuhe für Elektroarbeiten

Handschuhe für Elektroarbeiten sind speziell konzipiert, um Schutz vor elektrischen Schlägen zu bieten. Diese Handschuhe bestehen aus elektrisch isolierenden Materialien wie Gummi, die verhindern, dass Strom durch den Körper geleitet wird. Gesetzliche Grundlage bildet dabei die EN 60903.

Elektrohandschuhe werden bei Arbeiten an elektrischen Anlagen, in der Elektroindustrie und bei Wartungsarbeiten an Stromleitungen eingesetzt, wo das Risiko eines elektrischen Schlags besteht.

Regeln für die Nutzung von Schutzhandschuhen

So nützlich Schutzhandschuhe auch sein mögen, so schädlich oder gefährlich können sie auch sein. Daher gilt es, einige Regeln bei der Benutzung von Schutzhandschuhen zu beachten und im Rahmen der Unterweisung den Beschäftigten mitzugeben:

  • Grundsätzlich dürfen Schutzhandschuhe nicht bei Tätigkeiten an drehenden Teilen getragen werden. Es besteht die Gefahr dass sich der Handschuh an dem Teil verfängt und aufwickelt. Dabei kann sich der Mitarbeiter schwer verletzen.
  • Schutzhandschuhe dürfen nur auf trockener, sauberer Haut getragen werden.
  • Schutzhandschuhe dürfen nicht dauerhaft getragen werden. Insbesondere flüssigkeitsdichte Handschuhe können bei zu langen Tragezeiten zu Hautschädigungen führen, da mangels Abtransports des Schweißes die Haut aufquillt. Dies ermöglicht Gefahr- und Biostoffen ein wesentlich leichteres Eindringen in den Körper. Je nach Tragezeit muss eine Vorsorgeuntersuchung bzw. ab 4 Stunden Tragezeit eine Pflichtuntersuchung durchgeführt werden.
  • Ggf. hier nochmal den Betriebsarzt konkret benennen.
  • Es sind geeignete Hautpflegemittel nach dem Tragen anzuwenden (Hinweis auf den Hautschutzplan!)
  • Schutzhandschuhe sind vor Gebrauch auf sichtbare Beschädigungen hin zu prüfen und eventuell zu ersetzen.
  • Schutzhandschuhe müssen regelmäßig erneuert werden.
  • Einmalhandschuhe sowie kontaminierte Handschuhe sind nach Gebrauch fachgerecht zu entsorgen.