Kennzeichnung bei Sicherheitsschuhen: Schutzklassen und Zusatzkennzeichnungen
- Wie werden Sicherheitsschuhe gekennzeichnet?
- Kennzeichnung von Sicherheitsschuhen: die Schutzklassen im Überblick
- Auswahl: Welche Schutzklasse bei Sicherheitsschuhen brauche ich?
- Zusatzkennzeichnungen gemäß Norm EN ISO 20345 für Sicherheitsschuhe
- Wann eignen sich welche Sicherheitsschuhe je nach Arbeitsumgebung?
- Exkurs: Sicherheitsschuhe, Schutzschuhe und Berufsschuhe – der Unterschied
- FAQ – Sicherheitsschuhe
Wie werden Sicherheitsschuhe gekennzeichnet?
Sicherheitsschuhe sind mit verschiedenen Kennzeichnungen versehen, die wichtige Informationen über ihre Schutzfunktionen und Einsatzmöglichkeiten liefern. Diese Kennzeichnungen helfen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, die richtigen Schuhe für spezifische Arbeitsumgebungen auszuwählen und sicherzustellen, dass sie den erforderlichen Sicherheitsstandards entsprechen.
Wichtige Kennzeichnungen und Symbole auf Sicherheitsschuhen, die Sie auf einem eingenähten Label oder als Prägung finden:
- das CE-Zeichen mit Nummer der Zertifizierungsstelle,
- die Angabe der Norm EN ISO 20345,
- die jeweilige Schutzklasse des Schuhes,
- Zusatzkennzeichnungen,
- die Schuhgröße (ggf. Weite),
- den Hersteller und seine Produktkennzeichnung sowie
- das Datum der Herstellung mit Monat und Jahr.
Achtung: Für die Beurteilung, welche Sicherheitsschuhe Sie für Ihre Mitarbeiter benötigen, sind vor allem die folgenden beiden Angaben heranzuziehen: die Schutzklasse und mögliche Zusatzkennzeichnungen.
Kennzeichnung von Sicherheitsschuhen: die Schutzklassen im Überblick
Sicherheitsschuhe werden nach internationalen Normen in verschiedene Schutzklassen unterteilt, um den unterschiedlichen Anforderungen und Gefahren am Arbeitsplatz gerecht zu werden. Diese Klassifizierung hilft dabei, die passenden Schuhe für spezifische Arbeitsbedingungen auszuwählen und sorgt dafür, dass die Füße optimal geschützt sind.
Die Schutzklasse, wie SB, S1, S2, S3, S4 oder S5, ist die grundlegende Kennzeichnung, die angibt, welche Sicherheitsmerkmale der Schuh bietet. Sie wird in der Regel auf dem Etikett des Schuhs oder in der Produktbeschreibung angegeben.
Kennzeichen | Merkmale |
---|---|
SB | Grundanforderungen lt. Norm (u. a. Zehenschutzkappe) |
S1 | Zehenschutzklappe, Zusatzanforderungen (A+FO+E) |
S1P | Zehenschutzklappe + Durchtrittschutz, Zusatzanforderungen (A+FO+E+P) |
S2 | wie S1, zusätzlich bedingte Wasserdichtigkeit (A+FO+E+WRU) |
S3 | wie S2 und zusätzlich durchtrittsicher (A+FO+E+WRU+P) |
S4 | wie S2, aber als wasserdichter Stiefel |
S5 | wie S4, zusätzlich durchtrittsicher |
Die Schutzklassen S1 bis S5 definieren den Sicherheitsstandard und die spezifischen Schutzfunktionen von Sicherheitsschuhen. Schauen wir uns die einzelnen Schutzklassen an:
Schutzklasse SB
Die Klasse SB (Safety Basic) bezeichnet die grundlegendste Schutzkategorie für Sicherheitsschuhe. Schuhe dieser Klasse erfüllen die minimalen Anforderungen an Sicherheit und sind besonders in Arbeitsumgebungen geeignet, in denen keine extremen Gefahren bestehen. Schuhe der Klasse SB eignen sich für einfache handwerkliche Tätigkeiten, Lagerarbeiten oder Arbeitsplätze in der Produktion, wo die grundlegende Sicherheit der Zehen im Vordergrund steht, ohne dass zusätzliche Schutzfunktionen erforderlich sind.
Schutzklasse S1
Diese Klasse umfasst Sicherheitsschuhe mit einer Zehenschutzkappe, die einem Druck von bis zu 200 Joule standhält. Sie sind antistatisch und besitzen einen geschlossenen Fersenbereich, der Energie absorbiert. Zudem bieten sie Schutz gegen Kraftstoffe wie Öl und Benzin. Schuhe dieser Klasse eignen sich vor allem für trockene Arbeitsumgebungen, etwa in der Industrie oder im Handwerk.
Schutzklasse S1P
Sicherheitsschuhe der Klasse S1P bieten dieselben Merkmale wie S1, sind jedoch zusätzlich mit einem Durchtrittschutz ausgestattet. Dieser Schutz verhindert, dass scharfe oder spitze Gegenstände die Sohle durchdringen und den Fuß verletzen.
Schutzklasse S2
Neben den Eigenschaften der S1-Klasse bieten S2-Schuhe zusätzlichen Schutz vor Nässe. Sie bestehen aus wasserabweisendem Material und sind ideal für Arbeitsumgebungen, in denen Feuchtigkeit eine Rolle spielt, wie in der Landwirtschaft oder in Außenbereichen.
Schutzklasse S3
Sicherheitsschuhe der Klasse S3 kombinieren die Eigenschaften von S2 mit einem zusätzlichen Durchtrittschutz und einer profilierten Sohle. Sie bieten maximalen Schutz in anspruchsvollen Arbeitsumgebungen wie auf Baustellen oder im Baugewerbe.
Schutzklasse S4
Schuhe dieser Klasse bestehen vollständig aus wasserundurchlässigem Material und bieten alle Vorteile der S2-Klasse. Darüber hinaus verfügen sie über eine rutschhemmende Sohle und sind häufig in der Lebensmittelindustrie im Einsatz.
Schutzklasse S5
Diese Schuhe bieten die gleichen Eigenschaften wie S4, sind jedoch zusätzlich mit einem Durchtrittschutz in der Sohle ausgestattet. Sie sind optimal für Arbeitsbereiche mit hohem Verletzungsrisiko durch scharfe oder spitze Gegenstände, insbesondere in Nassbereichen oder auf Baustellen.
Auswahl: Welche Schutzklasse bei Sicherheitsschuhen brauche ich?
Die Auswahl der richtigen Schutzklasse bei Sicherheitsschuhen ist entscheidend für Ihre Sicherheit am Arbeitsplatz. Je nach Arbeitsumgebung und den spezifischen Risiken, denen Sie ausgesetzt sind, benötigen Sie Schuhe mit unterschiedlichen Schutzfunktionen.
Nachdem Sie die Gefährdungen ermittelt haben, die an Ihrem Arbeitsplatz auftreten, können Sie die folgende Tabelle nutzen, um herauszufinden, welche Merkmale die jeweiligen Schutzklassen erfüllen und somit den richtigen Sicherheitsschuh finden.
Merkmal | SB | S1 | S1P | S2 | S2P | S3 | S4 | S5 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Zehenschutzkappe (200 Joule) | X | X | X | X | X | X | X | X |
Antistatisch | X | X | X | X | X | X | X | |
Geschlossener Fersenbereich | X | X | X | X | X | X | X | |
Energieaufnahme im Fersenbereich | X | X | X | X | X | X | X | |
Kraftstoffbeständigkeit | X | X | X | X | X | X | X | |
Durchtrittschutz | X | X | X | X | ||||
Wasserabweisend (60 Min.) | X | X | X | X | X | |||
Vollständig wasserundurchlässig | X | X | ||||||
Profilierte Laufsohle | X | X | X | X | X | X | X | X |
Zusatzkennzeichnungen gemäß Norm EN ISO 20345 für Sicherheitsschuhe
Zusätzliche Symbole oder Buchstabenkombinationen geben Auskunft über spezielle Schutzfunktionen der Sicherheitsschuhe. Die Tabelle zeigt, was die Zusatzkennzeichnungen bedeuten:
Kennzeichnung | steht für | und bedeutet |
---|---|---|
A | Antistatic | Schuhe sind antistatisch. |
AN | Ankle Protection | Schutz der Knöchel |
C | Conductive | Schuhe sind leitfähig |
CI | Cold Insulated | Sohlenkomplex ist kälteisoliert. |
CR | Cut Resistance | Schuh ist schnittfest. |
E | Energy Absorption | Der Fersenbereich kann Energie aufnehmen. |
ESD | Electrostatic Discharge | Schuh ist ableitfähig, verhindert elektrostatische Aufladung des Trägers. |
HI | Heat Insulated | Sohlenkomplex ist wärmeisoliert. |
HRO | Heat Resistant Outsole | Verhalten der Sohle gegen Kontaktwärme. |
I | (Electrically) Isolated | Schuhe sind elektrisch isolierend. |
M | Metatarsal Protection | mit Mittelfussschutz |
ORO (FO) | Oil Resistance Outsole | beständig gegen Öl und Benzin |
P | Penetration Resistance | Durchtrittssicherheit |
SRA, SRB, SRC | Slip Resistance | Rutschhemmung: SRA: Rutschhemmung auf Keramikfliesen, SRB: Rutschhemmung auf Stahlboden & SRC: kombinierte Rutschhemmung von SRA & SRB |
WR | Water Resistance | Wasserdichtigkeit |
WRU | Water Resistance Uppers | Wasserdurchtritt und Wasseraufnahme |
Wann eignen sich welche Sicherheitsschuhe je nach Arbeitsumgebung?
Sicherheitsschuhe mit den Zusatzkennzeichnungen gemäß EN ISO 20345 bieten spezifische Schutzfunktionen, die für verschiedene Arbeitsumgebungen und Gefahren ausgelegt sind. Hier ist eine detaillierte Übersicht darüber, wann welche Zusatzkennzeichnungen sinnvoll sind:
WRU – Water Resistance Uppers: Diese Schuhe verhindern das Eindringen von Wasser durch das Obermaterial und sind geeignet für Arbeiten, bei denen Nässe eine Rolle spielt, aber keine vollständige Wasserdichtigkeit erforderlich ist, wie in der Lebensmittelverarbeitung oder der Landwirtschaft.
A – Antistatic: Sicherheitsschuhe mit dieser Kennzeichnung sind antistatisch. Sie eignen sich für Arbeitsumgebungen, in denen es wichtig ist, elektrostatische Aufladungen abzuleiten, z.B. in der Elektronikfertigung oder in Bereichen mit Explosionsgefahr.
AN – Ankle Protection: Diese Schuhe bieten zusätzlichen Schutz für die Knöchel und sind ideal für Arbeitsumgebungen, in denen die Gefahr besteht, dass schwere Gegenstände auf den Knöchelbereich fallen, z.B. in der Bauindustrie oder beim Umgang mit schweren Maschinen.
C – Conductive: Leitfähige Schuhe sind für Bereiche geeignet, in denen statische Aufladung schnell abgeführt werden muss, etwa in der chemischen Industrie oder in explosionsgefährdeten Bereichen, um Funkenbildung zu verhindern.
CI – Cold Insulated: Schuhe mit kälteisolierten Sohlen sind ideal für Arbeiten in kalten Umgebungen, wie in der Lebensmittelindustrie, im Kühlhaus oder bei Arbeiten im Freien bei niedrigen Temperaturen.
CR – Cut Resistance: Schnittfeste Schuhe sind besonders geeignet für Arbeiten, bei denen die Gefahr besteht, dass scharfe Gegenstände die Schuhe durchdringen, z.B. in der Metallverarbeitung oder beim Umgang mit Glas.
E – Energy Absorption: Schuhe mit energieabsorbierendem Fersenbereich reduzieren die Belastung auf die Gelenke und sind ideal für Tätigkeiten, die langes Stehen oder Gehen erfordern, z.B. in der Logistik oder im Einzelhandel.
ESD – Electrostatic Discharge: Schuhe mit ESD-Kennzeichnung verhindern elektrostatische Aufladung des Trägers und sind besonders wichtig in der Halbleiterfertigung oder in der Herstellung von hochempfindlichen elektronischen Geräten.
HI – Heat Insulated: Wärmeisolierte Sohlen eignen sich für Arbeiten in Umgebungen mit hohen Temperaturen, z.B. in Gießereien, der Glasherstellung oder in der Metallverarbeitung.
HRO – Heat Resistant Outsole: Schuhe mit hitzebeständiger Sohle sind ideal für Arbeiten, bei denen die Sohle kurzfristig hohen Temperaturen ausgesetzt sein kann, wie auf heißen Metallflächen oder Asphalt.
I – (Electrically) Isolated: Elektrisch isolierende Schuhe sind für Arbeiten an elektrischen Anlagen oder in Umgebungen mit hohem Stromrisiko konzipiert, um den Träger vor elektrischen Schlägen zu schützen.
M – Metatarsal Protection: Schuhe mit Mittelfußschutz bieten zusätzlichen Schutz für den Mittelfußbereich und sind geeignet für Arbeiten, bei denen das Risiko besteht, dass schwere Gegenstände auf den Mittelfuß fallen, z.B. in der Bau- oder Schwerindustrie.
ORO (FO) – Oil Resistance Outsole: Öl- und kraftstoffbeständige Sohlen sind ideal für Arbeitsumgebungen, in denen der Kontakt mit Öl, Benzin oder anderen Chemikalien häufig ist, z.B. in der Automobilindustrie oder in Werkstätten.
P – Penetration Resistance: Schuhe mit Durchtrittschutz sind für Arbeitsplätze geeignet, an denen die Gefahr besteht, auf spitze oder scharfe Gegenstände zu treten, wie auf Baustellen oder in der Abfallwirtschaft.
SRA, SRB, SRC – Slip Resistance:
- SRA: Rutschhemmung auf Keramikfliesen, geeignet für Küchen, Laboratorien oder Kliniken.
- SRB: Rutschhemmung auf Stahlboden, ideal für Arbeiten in der Metallindustrie oder auf Baustellen.
- SRC: Kombination von SRA und SRB, bietet umfassenden Rutschschutz in verschiedenen Arbeitsumgebungen.
WR – Water Resistance: Wasserdichte Schuhe sind ideal für Arbeiten im Freien, in nassen Umgebungen oder in Bereichen, in denen der Kontakt mit Wasser unvermeidlich ist, wie in der Landwirtschaft oder im Bauwesen.
Exkurs: Sicherheitsschuhe, Schutzschuhe und Berufsschuhe – der Unterschied
Jeder Mitarbeiter sollte am Arbeitsplatz Schuhe tragen, die mindestens ergonomisch und rutschfest sind. Spannend wird es bei den höheren Anforderungen, insbesondere beim Zehenschutz.
Dieser ist maßgeblich für die folgende Einteilung der Schuhtypen:
- Berufsschuhe (Kategorie O), auch Arbeitsschuhe genannt: bieten einen Basisschutz gegen Fußverletzungen hinsichtlich mindestens einer Zusatzanforderung
- Schutzschuhe (Kategorie P) sind mit Zehenkappen nach DIN EN ISO 20345 ausgestattet, d. h. für mittelstarke Belastungen geeignet.
- Sicherheitsschuhe (Kategorie S) besitzen eine doppelt so starke Zehenkappe (nach DIN EN ISO 20345) für hohe Belastungen.
Fazit: Berufsschuhe, die nicht zu den PSA gezählt werden (Kennzeichnung O), verfügen im Unterschied zu Sicherheitsschuhen nicht über einen Zehenschutz. Sie sind aber mit mindestens einem anderen schützenden Bestandteil (z. B. Durchtrittschutz) ausgestattet. Sicherheitsschuhe unterscheiden sich von Berufsschuhen durch ihre Zehenschutzkappe aus Metall oder Kunststoff, die in den vorderen Teil des Schuhs integriert ist.