Elektrounfall

Elektrounfall: Gesundheitliche Folgen, Prävention & Erste Hilfe

Der Schutz vor elektrischen Gefahren ist ein Gebiet, das zum Arbeitsschutz gehört, aber eine Sonderrolle einnimmt. Dies zeigt sich schon daran, dass die Fachkraft für Arbeitssicherheit hier auf die Zusammenarbeit mit einer Elektrofachkraft bauen darf. Angesichts dessen erfordert der Arbeitsschutz die Implementierung geeigneter Sicherheitsvorkehrungen und Schutzmaßnahmen, um die Elektrosicherheit im Betrieb zu gewährleisten. Wie Sie Ihre Mitarbeiter vor Elektrounfällen schützen können und welche Erste Hilfe-Maßnahmen Sie bei solchen Unfällen ergreifen müssen, verraten wir Ihnen im folgenden Artikel.
Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Elektrounfall?

Ein Elektrounfall im Betrieb tritt auf, wenn Personen durch den Kontakt mit elektrischer Spannung verletzt werden oder es zu Schäden an Anlagen kommt. Dies kann durch direkte Berührung stromführender Teile, fehlerhafte elektrische Installationen oder den Einsatz defekter Geräte verursacht werden. Zu den typischen Folgen eines Elektrounfalls zählen Stromschläge, Verbrennungen, Muskelkrämpfe oder sogar Herzrhythmusstörungen. In schweren Fällen kann ein Elektrounfall tödlich enden.

Ursachen für Elektrounfälle sind oft unsachgemäßer Umgang mit elektrischen Anlagen, unzureichende Wartung oder fehlende Schutzmaßnahmen wie Erdungen oder Sicherungen. Solche Unfälle können durch präventive Maßnahmen wie regelmäßige Prüfungen, die Schulung der Mitarbeiter und den Einsatz von Schutzgeräten vermieden werden.

Welche Arten von Elektrounfällen gibt es?

Es gibt verschiedene Arten von Elektrounfällen, die sich nach der Art des Kontakts mit Elektrizität unterscheiden. Die häufigsten Arten sind:

  1. Stromunfälle durch direkten Kontakt: Hierbei kommt eine Person direkt mit stromführenden Teilen wie Kabeln oder Leitungen in Berührung, was zu einem Stromschlag führen kann. Dies ist besonders gefährlich bei hoher Spannung.
  2. Stromunfälle durch indirekten Kontakt: In diesem Fall berührt die betroffene Person ein leitfähiges Objekt, das durch einen Fehler in der elektrischen Anlage unter Spannung steht. Typische Beispiele sind defekte Gerätegehäuse.
  3. Lichtbogenunfälle: Diese entstehen, wenn ein Lichtbogen zwischen zwei Leitern überspringt. Die Folge sind extrem hohe Temperaturen, die schwere Verbrennungen und Sachschäden verursachen können.
  4. Statische Elektrizität: Elektrounfälle durch statische Entladungen treten meist in Umgebungen auf, in denen leicht entzündliche Stoffe verarbeitet werden. Ein Funke durch statische Aufladung kann Brände oder Explosionen auslösen.

Häufigkeit von Elektrounfällen in Betrieben

Viele Menschen haben Respekt vor Hochspannungsanlagen. Doch rund 9 von 10 Elektrounfällen in Betrieben und Unternehmen passieren im Niederspannungsbereich, das bedeutet bei Wechselspannungen von bis zu 1.000 V. Die Zahl der Stromunfälle ist in den letzten Jahrzehnten zwar zurückgegangen, doch Jahr für Jahr kommen Menschen in Deutschland durch elektrischen Strom ums Leben.

Die Berufsgenossenschaft (BG) Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse unterhält das Institut zur Erforschung elektrischer Unfälle. Diese Einrichtung erfasst alle Elektrounfälle im Zuständigkeitsbereich der gewerblichen Berufsgenossenschaften. Die Datenbank des Instituts umfasst inzwischen mehr als 110.000 (!) Unfälle durch elektrischen Strom. Diese Zahl belegt, dass Elektrounfälle nicht so selten sind wie oft angenommen.

Risiken: Warum sind Elektrounfälle so gefährlich?

Elektrounfälle sind besonders gefährlich, weil der menschliche Körper elektrischen Strom gut leitet, was zu schweren gesundheitlichen Schäden führen kann. Bereits geringe Stromstärken können Muskelkrämpfe, Atemstillstand oder Herzrhythmusstörungen auslösen. Bei höheren Spannungen besteht das Risiko von lebensgefährlichen Verletzungen wie Herzstillstand oder Verbrennungen, die durch die Hitzeentwicklung des Stroms entstehen.

Ein weiteres Risiko ist, dass der Betroffene oft die Kontrolle über seinen Körper verliert und es dadurch zu Stürzen oder weiteren Verletzungen kommt. Zudem können innere Organe geschädigt werden, da der Strom durch den gesamten Körper fließt. Besonders gefährlich sind Elektrounfälle in feuchten Umgebungen, da Wasser die Leitfähigkeit erhöht und somit die Gefahr eines Stromschlags verstärkt.

Zusätzlich führen Elektrounfälle häufig zu Bränden oder Explosionen, wenn elektrische Anlagen überlastet oder Kurzschlüsse verursacht werden. Die unmittelbaren Folgen reichen von schweren Verletzungen bis hin zu Todesfällen, während die betrieblichen Auswirkungen teure Ausfallzeiten und Reparaturen nach sich ziehen.

Welche gesundheitlichen Folgen drohen bei Elektrounfällen?

Bei den gesundheitlichen Folgen von Elektrounfällen unterscheidet man zwischen:

  • die chemisch-physikalischen Wirkungen: innere Verbrennungen, äußere Verbrennungen an den Körperstellen, wo der Strom ein- und austritt (Strommarken), Flüssigkeitsverluste aufgrund Verkochungen, Blendungen durch Lichtbögen und
  • ihre möglichen physiologischen Folgen: Schock, Atemnot, Muskelkontraktionen und Krampfgefühle bis hin zur akuten Erstickungsgefahr, Steigerung des Blutdrucks, Kreislaufstillstand, Vorhofflimmern, Herzkammerflimmern, Herzrhythmusstörungen, Herzstillstände.

Bei Stromunfällen im Niederspannungsbereich treten eher elektrophysiologische Effekte auf, ein Hochspannungsunfall hat eher elektrothermische Folgen (Verbrennungen).

Strom ist vor allem für das Herz gefährlich!

Besonders empfindlich reagiert unser Herz. Vor allem Wechselstrom ist für das Herz aufgrund der Polaritätswechsel besonders gefährlich. Herzrhythmusstörungen sowie Herzkammerflimmern treten infolge von Stromunfällen mit Wechselstrom besonders häufig auf. Anders verhält es sich bei Gleichstrom. Wenn es zu einem Elektrounfall mit Gleichstrom kommt, treten Muskelkontraktionen (Zuckungen) auf, und es kann zu Verkrampfungen des Körpers (andauernde Muskelkontraktionen) kommen. Darüber hinaus nimmt die Wahrscheinlichkeit von Herzrhythmusstörungen und Herzkammerflimmern bei Gleichstrom zu – abhängig von der Stromstärke und der Durchströmungsdauer. 

Welche Folgen drohen bei Niederspannungsunfällen?

Niederspannungen liegen im elektrischen Spannungsbereich bis 1.000 V. Meistens werden nur bis zu 400 Volt genutzt. Bei regulären Steckdosen im Haushalt oder in Büroräumen liegt eine Spannung bis 230 V an. Bei Niederspannungsunfällen kommt es zu kurzen Kontakten mit einer Stromquelle und einer kurzen Stromflussdauer – zu dem berühmten “Wischer”. Kurze Kontakte mit der Stromquelle sind allerdings nicht zu unterschätzen. 

Hierbei ist die Schwere des Unfalls von dem Kontakt mit dem jeweiligen Körperteil abhängig:

  • Kontakt mit der Hand: Zerrungen, Abrisse von Sehnen oder Muskeln
  • Kontakt mit der Brust oder dem Rücken: Atem- und Herzrhythmusstörungen bis hin zu Kammerflimmern und Herzstillstand

Wichtig: Niederspannungsunfälle kommen deutlich häufiger vor als Hochspannungsunfälle. 

Welche Folgen drohen bei Hochspannungsunfällen?

Hochspannung ist die elektrische Spannung, die höher als 1.000 Volt (V) ist. Allerdings gilt diese Definition nicht für alle Anwendungsbereiche. In manchen Bereichen, wie beispielsweise in der Raumfahrt, liegt die Hochspannungsgrenze bei 150 V. Wenn Energie über weite Distanzen übertragen wird, kommt Hochspannung zum Einsatz.

Wer in Kontakt mit einer Hochspannung kommt, der kann folgendes erleiden:

  • Muskelverkrampfungen, sodass der Gegenstand nicht losgelassen werden kann, bis der Stromfluss unterbrochen ist
  • Verkrampfungen der Atemmuskulatur
  • Herzrhythmusstörungen, Kammerflimmern oder Herzstillstand
  • schwere Verbrennungen, Schädigungen des Nervensystems sowie Muskulatur

Welche Faktoren beeinflussen die Schwere der Verletzungen?

Die Schwere der Verletzungen hängen einerseits von der Stromstärke, andererseits von der Dauer bzw. Einwirkungsdauer (Zeit des Stromflusses) ab. Zudem ergibt sich die Stromstärke aus der Spannung und dem Übergangswiderstand. Der Übergangswiderstand wiederum hängt einerseits von der Art der Kontaktfläche und andererseits davon ab, wie leitfähig der Untergrund ist. Es macht etwas aus, wenn man zum Beispiel Schuhe mit Gummisohlen trägt oder auf Parkett oder Fliesenfußboden läuft. Auf einem Teppichboden beispielsweise ist eine elektrostatische Entladung ungefährlich, da die übertragende Energie klein ist. Anders stellt sich dagegen der Sachverhalt dar, wenn die elektrostatische Entladung auf nassem Fliesenboden geschieht. 

Darüber hinaus besteht ein Zusammenhang zwischen der körperlichen Verfassung und der Einwirkungsdauer des Stromschlags. Zudem hat auch der Körperwiderstand etwas damit zu tun. Der Körperwiderstand setzt sich aus dem Hautwiderstand sowie aus dem Körperinnenwiderstand zusammen. Außerdem wird der Körperwiderstand vom Stromfluss bestimmt – also welchen Weg der Strom durch den Körper nimmt.

Arme und Beine haben einen Körperwiderstand von 500 Ohm. Der Torso dagegen hat einen Körperwiderstand von 100 Ohm. Darüber hinaus gibt es die sogenannten Übergangsspannungen – der Stromeintritt und Austritt durch die Haut. Hier beträgt der Körperwiderstand 1.000 Ohm. Der Übergangswiderstand kann allerdings auf null Ohm sinken, zum Beispiel bei nasser Haut. 

Die Ausmaße der Schäden, die ein Stromschlag auf den menschlichen Organismus haben kann, hängen damit insgesamt von verschiedenen Faktoren ab:  

  • Stromstärke
  • Stromart (Gleichstrom und Wechselstrom)
  • Frequenz
  • Körperwiderstand
  • Dauer des Stromflusses
  • Stromweg durch den Körper
  • Größe der Kontaktfläche

Ab wann sind Stromschläge tödlich? 

Die Stromwirkung auf den menschlichen Körper unterteilt sich in vier Bereiche. In Bereich 1 besteht keine Gefahr bei einem Stromunfall. In Bereich 4 fallen die Stromschläge mit tödlichem Ausgang. 

  • Bereich 1: 0,1 bis 0,5 mA: Stromschläge werden nicht oder kaum wahrgenommen.
  • Bereich 2: 1 bis 100 mA: Stromschläge werden wahrgenommen. Es erfolgen jedoch keine Schäden. 
  • Bereich 3: 100 bis 1.000 mA: In diesem Bereich kommt es bereits zu Muskelkrämpfen bei einem Stromschlag. 
  • Bereich 4: 1.000 bis 10.000 mA: Herzkammerflimmern und Atemstillstand sind oft die Folge bei Stromschlägen.

Prävention: Wie beugen Sie Elektrounfällen vor?

Um Elektrounfällen effektiv vorzubeugen, sind präventive Maßnahmen unerlässlich, die sowohl technische als auch organisatorische Aspekte berücksichtigen.

  1. Regelmäßige Prüfungen und Wartungen: Alle elektrischen Anlagen und Geräte sollten in festgelegten Intervallen von Fachkräften geprüft und gewartet werden, um Defekte oder Verschleiß rechtzeitig zu erkennen.
  2. Schulung der Mitarbeiter: Alle Beschäftigten, die mit elektrischen Geräten oder Anlagen arbeiten, müssen regelmäßig in Sicherheitsrichtlinien und im korrekten Umgang mit diesen Geräten geschult werden. Dies umfasst auch das Verhalten im Notfall.
  3. Sicherheitsvorkehrungen treffen: Die Installation von Fehlerstrom-Schutzschaltern (FI-Schaltern) sowie Erdungen und Schutzisolierungen sind wichtige technische Maßnahmen, um das Risiko eines Stromschlags zu minimieren. Zudem sollten elektrische Gefahrenbereiche gut sichtbar gekennzeichnet und der Zugang eingeschränkt werden.
  4. Verwendung geeigneter Schutzausrüstung: Mitarbeiter sollten je nach Gefahrenpotenzial persönliche Schutzausrüstung wie isolierende Handschuhe oder Sicherheitsschuhe tragen.
  5. Einhalten von Vorschriften: Alle Arbeiten an elektrischen Anlagen sollten ausschließlich von qualifizierten Elektrikern durchgeführt werden. Zudem müssen gesetzliche Sicherheitsstandards und Normen, wie die DIN VDE-Vorschriften, stets beachtet werden.

Wichtigste Schutzfunktion vor Elektrounfällen: die Persönliche Schutzausrüstung

Wichtigste Schutzfunktion der Persönlichen Schutzausrüstung (PSA) für Elektrofachkräfte ist die elektrische Isolierung. Sie soll einen Stromübertritt von unter Spannung stehenden Teilen auf den menschlichen Körper, die gefährliche Körperdurchströmung, verhindern. Die wichtigsten Komponenten der Schutzkleidung für Elektroarbeiter sind Jacke, Hose, Kopfbedeckung, Handschuhe und Stiefel oder Überschuhe nach VDE 0682-301. Je nach Aufgabe und Gefährdung bietet der PSA-Markt hochfunktionelle Elemente wie isolierende Schutzhelme, Schutzstiefel und Handschuhe, oft kombiniert mit weiteren Schutzarten.

Elektrofachkräfte dürfen nur dann auf das Tragen von Schutzkleidung verzichten, wenn eine elektrische Gefährdung sicher ausgeschlossen werden kann und alle Sicherheitsregeln angewendet werden.

Bei der Auswahl geeigneter PSA für Elektroarbeiten können sich Ihre Elektrofachkräfte an der DGUV-Information 203-77 „Thermische Gefährdung durch Störlichtbögen“ (die frühere BGI/GUV-I 5188) orientieren.

10 Regeln für mehr Elektrosicherheit und weniger Elektrounfällen

Mit diesen 10 Regeln können Arbeitgeber ihre Mitarbeiter vor einem Elektrounfall bewahren:

Maßnahme Beschreibung
Vom einwandfreien Zustand der elektrischen Geräte überzeugen Vor jeder Benutzung sollten elektrische Geräte auf Schäden, wie z.B. aufgescheuerte Isolierungen, überprüft werden.
Nur mit vorgesehenen Schaltern und Stelleinrichtungen bedienen Elektrische Geräte sollten nur mit den vorgesehenen Bedienelementen verwendet werden. Mitarbeiter sollten keine Einstellungen verändern.
Keine nassen elektrischen Geräte benutzen Nasse elektrische Geräte dürfen nicht benutzt werden, da die Gefahr eines Stromunfalls hoch ist. Nasse Hände sollten vermieden werden, außer bei Geräten für nasse Umgebungen.
Abschaltung / Außer Betrieb stellen Bei Störungen sofort die Spannung abschalten und den Stecker ziehen.
Schäden und Auffälligkeiten sofort melden Schäden an elektrischen Anlagen müssen sofort gemeldet und das Gerät nicht weiterverwendet werden. Mitarbeiter sollten andere auf Störungen hinweisen.
Keine eigenhändigen Reparaturen vornehmen Mitarbeiter dürfen keine Reparaturen vornehmen, wenn sie keine fachliche Kompetenz haben.
Über Sicherheitsmaßnahmen informieren Vor der Benutzung von Elektrogeräten sollten sich Mitarbeiter über besondere Sicherheitsvorkehrungen informieren und diese bei speziellen Bedingungen strikt einhalten.
Schutzabdeckungen und Zugänge nicht öffnen Schutzabdeckungen und Zugänge zu elektrischen Betriebsstätten dürfen nicht geöffnet werden. Mitarbeiter müssen auf Warnkennzeichnungen achten.
Arbeiten nur von Elektrofachkraft durchführen lassen Arbeiten in der Nähe elektrischer Anlagen dürfen nur von geschultem Fachpersonal durchgeführt werden.
Weitere Sicherheitsmaßnahmen treffen Besondere Sicherheitsvorkehrungen müssen getroffen werden, wenn in der Nähe von Freileitungen und Kabeln gearbeitet wird. Informationen dazu erhalten Mitarbeiter von Fachkräften.

Erste Hilfe: Was tun bei einem Elektrounfall?

Zu einem Elektrounfall kommt es immer dann, wenn der menschliche Körper in einen Stromkreis einbezogen wird. Die gesundheitlichen Folgen hängen von vielen Faktoren ab, u. a. der Isolationswirkung von Schuhen, der Kontaktdauer, der Feuchtigkeit und dem Stromweg im Körper. Erste Maßnahme ist daher, den Stromfluss zu unterbrechen.

Hier die wichtigsten Maßnahmen:

  1. Stromfluss sofort unterbrechen: ausschalten, Netzstecker ziehen, Sicherung betätigen.
  2. Unfallopfer aus Gefahrenbereich retten – Eigenschutz beachten!
  3. Notarzt per 112 anfordern (lassen).
  4. Bewusstsein prüfen, in stabile Seitenlage bringen, Puls und Atem kontrollieren.
  5. Bei Herzstillstand Herz-Lungenwiederbelebung durchführen.
  6. Schaulustige wegschicken oder einbeziehen, z. B. zum Absichern der Unfallstelle.

Das große Risiko bei einem Stromunfall lautet Herzkammerflimmern. Das Herz gerät „aus dem Takt“, vermindert seine Pumpleistung, und das Gehirn erhält keinen Sauerstoff mehr. Entscheidend sind daher schnelle Wiederbelebungsmaßnahmen. Gut, wenn ein Defibrillator verfügbar ist.

Bei einem Elektrounfall im Betrieb sollten neben dem Notarzt unverzüglich Ersthelfer gerufen werden. Denn jeder Ersthelfer hat Beatmung und Herz-Druckmassage in seiner Ausbildung gelernt.

Eigenschutz bei Stromunfällen bedenken!

Kann der Stromfluss nicht sicher unterbrochen werden, sollte versucht werden, den Verunfallten durch nicht leitende Gegenstände (Besenstiel, Holzbrett) von den Spannung führenden Teilen zu entfernen oder ihm das Elektrogerät aus der Hand schlagen. Jeder Helfer muss dabei selbst isoliert stehen, z. B. auf einem trockenen Holzbrett oder trockenen Textilien.

Insbesondere bei Elektrounfällen mit Hochspannung gilt höchste Vorsicht bei Rettungsversuchen. Die betroffene Anlage muss zunächst freigeschaltet werden.

Sorgen Sie dafür, dass eine Elektrofachkraft – am besten gemeinsam mit Ihrem Betriebsarzt – die Ersthelfer in Sachen Elektrogefahren und Selbstschutz unterweist.

Warum sollten Mitarbeiter nach einem Elektrounfall zum Arzt?

Wenig bekannt ist, dass auch „kleine“ Stromschläge schwere Folgen haben können. Ein Kribbeln oder ein kurzer „Wischer“ ist keineswegs immer harmlos.

Auch wenn viele leichte Stromunfälle glimpflich ablaufen und der Betroffene mit dem Schrecken davonkommt, sollten Sie wissen und in Ihren Unterweisungen klarstellen: Durch „Wischer“ sind schon Menschen zu Tode gekommen, weil die gesundheitlichen Wirkungen falsch eingeschätzt wurden. Denn auch bei einem leichten Stromschlag können sich Muskeln verkrampfen bis hin zur Atemlähmung.

Daher gilt: Nach einem Stromschlag sollte ein Mitarbeiter von einem Arzt untersucht werden. Der entscheidet dann über das weitere Vorgehen, z. B. ob ein EKG gemacht wird oder der betroffene Mitarbeiter einige Zeit zur Beobachtung bleiben muss.

Was sind häufige Ursachen für Elektrounfälle im Betrieb?

Potenzielle Ursachen für Elektrounfälle im Betrieb sind vielfältig und resultieren meist aus unsachgemäßer Handhabung oder mangelnder Wartung elektrischer Anlagen. Zu den häufigsten Ursachen zählen:

  1. Defekte oder veraltete elektrische Geräte: Schäden an Kabeln, Isolierungen oder Bauteilen können zu Kurzschlüssen und Stromschlägen führen.
  2. Unsachgemäße Installation: Fehlerhafte oder unzulässige Installationen durch nicht qualifiziertes Personal erhöhen das Unfallrisiko erheblich.
  3. Fehlende oder unzureichende Schutzmaßnahmen: Das Fehlen von Fehlerstrom-Schutzschaltern (FI-Schaltern), Erdungen oder Schutzeinrichtungen kann das Risiko eines elektrischen Unfalls steigern.
  4. Unvorsichtiger Umgang mit elektrischen Anlagen: Die Bedienung von Geräten mit nassen Händen oder ohne Berücksichtigung von Sicherheitsvorschriften birgt eine hohe Gefahr.
  5. Überlastung von Stromkreisen: Überlastete Leitungen können zu Überhitzungen und Bränden führen.
  6. Unzureichende Wartung und Prüfung: Werden elektrische Anlagen nicht regelmäßig geprüft und gewartet, können Defekte unentdeckt bleiben und zu Unfällen führen.

Wer haftet bei einem Stromunfall? ein Beispiel

Das folgende Beispiel macht deutlich, wer bei einem Stromunfall haftet. Prof. Dr. Thomas Wilrich, Fachanwalt für Arbeitsrecht, stellt den Elektrounfall vor. Vorab: Hierbei handelt sich um ein Beispiel für eine nicht “nur” arbeitsschutzrechtliche, sondern sogar strafrechtliche Haftung aufgrund einer nicht ordnungsgemäß betriebenen elektrischen Anlage. 

Der Fall: Eine Gruppe von Musikern begleitete eine Feier in einer Kirche von der Empore aus musikalisch. Während eines „Friedensgrußes“ reichten sich dabei zwei der Musiker die Hand und erlitten einen Stromschlag. Als Ursache wurde eine fehlerhaft installierte Steckdose ermittelt, an die die Gitarrenanlage eines der Musiker angeschlossen war.

Wer war für den Stromunfall verantwortlich und musste Haftung übernehmen? Das Gericht ermittelte eine Pflichtverletzung des Pfarrers, der aufgrund seiner Garantenstellung verpflichtet gewesen wäre, die elektrischen Anlagen in der Kirche regelmäßig auf deren ordnungsgemäßen Zustand überprüfen zu lassen. Außerdem verurteilte das Gericht den Pfarrer als Hausherrn zu 60 Tagessätzen wegen fahrlässiger Körperverletzung.

Die zuständige Fachkraft für Arbeitssicherheit hatte den Vorgesetzten des Pfarrers, das Bischöfliche Ordinariat, auf den fehlerhaften FI-Schalter hingewiesen. Das Bischöfliche Ordinariat wies daraufhin den Pfarrer an, die Elektroverteilung sofort von einer Elektrofachkraft überprüfen zu lassen. Dass der Pfarrer dies unterließ, wertet das Gericht als Fahrlässigkeit.

Gesetzliche Forderungen für den Schutz vor Elektrounfällen

Aufgrund der unzähligen Gefahren, die von Elektrounfällen ausgehen, hat der Gesetzgeber strenge Vorgaben für das Nutzen des elektrischen Stroms geschaffen. Diese betreffen zum einen die Elektrosicherheit der Infrastruktur wie etwa Elektroinstallationen von Gebäuden. Zum anderen bestehen hohe Anforderungen an die Produktsicherheit elektrischer Geräte und Anlagen, sodass von diesen bei betriebsgemäßer Nutzung normalerweise keine Gefahr ausgeht. Diese Vorgaben finden sich z. B. in den Normen des Verbandes der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V. (VDE-Normen) oder der europäischen Niederspannungsrichtlinie. Sie betreffen eher Architekten und Baugewerke sowie die Hersteller elektrischer Geräte.

Wichtiger für Sicherheitsverantwortliche im Unternehmen sind die Vorschriften zum Umgang mit elektrischen Installationen sowie elektrischen Geräten und Maschinen im Betrieb. Hier hat der Gesetzgeber im Rahmen des Arbeitsschutzes streng geregelt, wer im Betrieb unter welchen Bedingungen und mit welcher Qualifikation welche Elektroarbeiten durchführen darf. Diese Vorgaben gelten für jedes Unternehmen – gleich welcher Branche oder Größe.

FAQ zu Elektrounfälle

Die häufigsten Ursachen sind defekte Elektrogeräte wegen beschädigter Kabel oder die Berührung der Steckdose unbeaufsichtigter Kinder. Aber auch Überlandstromleitungen führen häufig zu schweren Unfällen.
Bei Unfällen mit niedrigen Spannungen kommt es oft zu einem kurzen Stromschlag, wobei es bei stärkeren Spannungen zu schwerwiegenden Verbrennungen sowie Schäden am Herzen kommen kann.
Zunächst sollte der Verletzte abgesichert werden, wobei der Helfende unbedingt auf den Selbstschutz achten sollte. Weiterhin sollte der Stromkreis unterbrochen und die Stromquelle abgeschaltet werden. Bei Unfällen mit dem Strom ist umgehend der Notruf zu tätigen. Erst dann ist Erste Hilfe zu leisten und eine ärztliche Versorgung zu gewährleisten.
Hier gilt zunächst, 20m Abstand zu der betroffenen Person einzuhalten, denn der Strom kann unter dieser Distanz auf andere Menschen überspringen. Informieren Sie das Fachpersonal, das den Bereich freigeben muss. Erst dann ist die Erste Hilfe möglich.