Infografik zum Jahresarbeitszeitvertrag

Jahresarbeitszeitvertrag: Jahresarbeitszeit in Arbeitsvertrag vereinbaren + Muster

Haben Sie in Ihrem Unternehmen nicht immer einen gleich bleibenden Arbeitskräftebedarf und müssen Sie deswegen flexibel planen, dann sollten Sie auf einen Jahresarbeitszeitvertrag setzen. In diesem Artikel erkläre ich Ihnen, was ein Arbeitsvertrag mit Jahresarbeitszeit ist, welche Vorteile diese Vertragsform birgt und welche Inhalte der Arbeitsvertrag aufweisen muss. Darüber hinaus finden Sie hier ein vollständiges Muster eines Jahresarbeitszeitvertrages.
Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Jahresarbeitszeitvertrag?

Ein Jahresarbeitszeitvertrag ist eine Form des Arbeitsvertrages, bei dem nicht die wöchentliche Arbeitszeit, sondern die Jahresarbeitszeit vertraglich definiert wird. Demnach wird vorab festgelegt, wie viele Stunden der Arbeitnehmer in einem Jahr zu leisten hat. Oftmals erfolgt auch bereits die Angabe einer durchschnittlichen Arbeitszeit pro Woche, anhand derer die Jahresarbeitszeit berechnet wird. Allerdings wird nicht die exakte Verteilung der Arbeitszeit angegeben. Dadurch wird dem Arbeitgeber ermöglicht, die Arbeitszeiten flexibel anzupassen, basierend auf dem unternehmerischen Bedarf.

Das bedeutet, dass die Arbeitsintensität in bestimmten Phasen höher sein kann, beispielsweise während saisonaler Spitzenzeiten, und in anderen Zeiten entsprechend geringer.

Inhalte: Welche Angaben muss ein Jahresarbeitszeitvertrag beinhalten?

Ein Arbeitsvertrag mit Jahresarbeitszeit sollte neben den üblichen Angaben eines klassischen Arbeitsvertrages, wie zum Beispiel die Vertragsparteien, der Arbeitsort und Arbeitsinhalt sowie die Kündigung- und Urlaubsregelungen, auch folgende Inhalte klären:

  • Vergütung: In dem Jahresarbeitszeitvertrag wird nicht – wie erwartet – ein Stundenlohn angegeben, sondern ein fixes Monatsgehalt. Dieses fixe Gehalt wird also unabhängig von der tatsächlich geleisteten Arbeitszeit im Monate bezahlt.
  • Jahresarbeitszeit: Der Arbeitsvertrag muss selbstverständlich auch die Jahresarbeitszeit, also die Anzahl an Stunden, die im Jahr vom Arbeitnehmer geleistet werden müssen – und mit dem Gehalt vergütet werden, angegeben werden.
  • Ankündigungsfrist: Da die wöchentlichen und monatlichen Arbeitszeiten flexibel nach dem Unternehmensbedarf eingeteilt werden können, ist es wichtig, eine Ankündigungsfrist für den Dienstplan zu definieren. Schließlich muss der Arbeitnehmer rechtzeitig über seine Arbeitszeit informiert werden.

Muster für ein Jahresarbeitszeitvertrag

Jahresarbeitszeitvertrag

zwischen Firma … (Arbeitgeber) und Herrn/Frau … (Arbeitnehmer)

§ 1 Der Arbeitnehmer verpflichtet sich zur Erbringung einer Arbeitszeit von … Stunden im Kalenderjahr.

§2 Der Arbeitnehmer erhält ein festes monatliches Gehalt von … € brutto.

§3 Der individuelle Einsatz des Arbeitnehmers erfolgt entsprechend dem Dienstplan. Bei der Dienstplanung sollen die zeitlichen Wünsche des Arbeitnehmers berücksichtigt werden, soweit es die betrieblichen Belange zulassen.

§4 Der Arbeitgeber teilt dem Arbeitnehmer seine Arbeitszeit mindestens 4 Tage im Voraus mit.

§5 Die Dauer der durchschnittlichen wöchentlichen Arbeitszeit beträgt mindestens … Stunden. Bei jedem Arbeitseinsatz wird der Arbeitnehmer für mindestens 3 aufeinander folgende Stunden in Anspruch genommen. Darüber hinaus und ergänzend finden die Regelungen des Arbeitszeitgesetzes Anwendung.

§6 Der Arbeitgeber führt für den Arbeitnehmer ein Arbeitszeitkonto. In das Arbeitszeitkonto wird zu Beginn des Kalenderjahres (bzw. mit Vertragsschluss) die (anteilige) Jahres-Soll-Arbeitszeit gemäß § 1 eingestellt. Die Jahres-Soll-Arbeitszeit wird im Rahmen der regulären Dienstplangestaltung abgearbeitet. Die Buchung der Stunden auf dem Arbeitszeitkonto durch den Arbeitgeber erfolgt monatlich und wird im Folgemonat ausgewiesen. Hierbei werden die insgesamt abzuarbeitende Arbeitszeit, die bereits geleisteten Arbeitsstunden und der daraus resultierende fiktive Saldo dargestellt.

§7 Bei einer Arbeitsunfähigkeit im Zeitraum des jeweiligen Dienstplans wird die Arbeitszeit nach dem Dienstplan zu Grunde gelegt. Ist der Arbeitnehmer im jeweils geltenden Dienstplan arbeitsfrei eingeteilt, wird auf dem Arbeitskonto keine Arbeitszeit angerechnet. Ist der Arbeitnehmer arbeitsunfähig und wird ein neuer Dienstplan erstellt, ist der Arbeitnehmer mit der durchschnittlichen Arbeitszeit der letzten 13 Wochen zu erfassen.

§8 Bezahlte Urlaubstage sind mit der durchschnittlichen täglichen Arbeitszeit zu erfassen.

§9 Für die Inanspruchnahme des Arbeitszeitkontos zur Erlangung einer beschäftigungsfreien Zeit

  • von bis zu 2 Tagen ist eine Ankündigungsfrist von 4 Tagen erforderlich,
  • von 3–10 Tagen, eine von 2 Wochen,
  • ab 11 Tagen, eine von 4 Wochen.

§10 Das Arbeitszeitkonto soll am Ende des Kalenderjahres ausgeglichen sein. Andernfalls erfolgt ein Übertrag ins nächste Kalenderjahr. Zeitguthaben sind bis zum 31.3. des nächsten Kalenderjahres in Freizeit umzuwandeln. Kann das Zeitguthaben aus betriebsbedingten Gründen nicht ausgeglichen werden, ist es abzugelten. Können Zeitschulden aus betriebsbedingten Gründen nicht ausgeglichen werden, verfallen sie.

§11 Bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses ist das Arbeitszeitkonto bis zum Austritt auszugleichen.

§12 Weist das Arbeitszeitkonto Zeitschulden aus und wird das Arbeitsverhältnis seitens des Arbeitgebers außerordentlich oder seitens des Arbeitnehmers gekündigt, sind die nicht geleisteten Arbeitsstunden mit den ausstehenden Vergütungen zu verrechnen bzw. vom Arbeitnehmer zurückzuzahlen.

Was sind die Vorteile eines Jahresarbeitszeitvertrags?

Der große Vorteil eines Jahresarbeitszeitvertrags liegt in seiner Flexibilität. Arbeitgeber können auf schwankende Arbeitsvolumina besser reagieren, indem sie die Arbeitszeiten ihrer Mitarbeiter entsprechend anpassen.

Für die Mitarbeiter bietet dieses Modell die Möglichkeit, ihre Arbeits- und Freizeit besser nach persönlichen Bedürfnissen und den Anforderungen des Arbeitsplatzes zu planen.

Allerdings erfordert dieser Vertragstyp auch eine gute Planung und Koordination seitens des Managements, um sicherzustellen, dass die Arbeitszeiten gerecht und effizient verteilt werden und die gesetzlichen Vorgaben hinsichtlich maximaler Arbeitszeiten und Ruhephasen eingehalten werden.

Wann eignet sich ein Arbeitsvertrag mit Jahresarbeitszeit?

Ein Arbeitsvertrag mit Jahresarbeitszeit eignet sich stets für ein Unternehmen, wenn dieses die Arbeitszeit seiner Mitarbeiter frei im Jahr verteilen möchte. Dies ist wiederum vor allem bei Betrieben wichtig, die:

  • saisonalen Schwankungen oder
  • unstetigen Auftragslagen

unterliegen.

So ermöglicht ein Jahresarbeitszeitvertrag im Tourismus, im Einzelhandel oder auch in landwirtschaftlichen Produktionsbetrieben eine kontinuierliche und betriebswirtschaftliche Anpassung der Arbeitszeiten an den realen Bedarf. Während in der Hauptsaison mehr Stunden geleistet werden, profitieren Arbeitnehmer in der Nebensaison von geringen Arbeitszeiten ohne finanzielle Einbußen zu riskieren. Unternehmen wiederum müssen sich nicht um zusätzliche Arbeitskräfte in der Hauptsaison kümmern, nur um in der Nebensaison Entlassungen vorzunehmen.